Bőripari Szemle, 1920 (19. évfolyam, 1-24. szám)

1920-08-01 / 15. szám

12. oldal. BŐRIPARI SZEMLE 1920. augusztus 1. und Exportartikel unterliegen viel grösseren Beschränkun­gen, als in den kritischesten Tagen des Weltkrieges. Ex­portbewilligungen, Inkamerationsgebühren, Rekompensa­­tionen: das sind auch heute noch die lebendigen Regeln, vor denen alle die Knie beugen müssen, die mit der Einfuhr oder mit der Ausfuhr von Waren irgendetwas zu tun haben. Während ich diese Zeilen schreibe, erhalte ich den Bericht über die Sitzung einer unserer Lederhandel-Kör­perschaften. Nicht Staatsmänner, einfache, für ihr Fach begeisterte Lederhändler sind zu einer Beratung zusam­mengetreten, um ihre Lage zu besprechen. Ich zitiere aus diesem Bericht die klugen Worte eines Redners: „... Un­bestreitbar begünstigt das heutige System in besonderem Masse die Genossenschaften, so dass der Handel mit endgültigem Niedergange bedroht wird, wenn er nicht rechtzeitig seine Massregeln trifft. Dieser Zustand ist un­haltbar, wird aber auch auf den Staat zurückwirken, da mit dem Aufhören des Handels auch die steuerzahlen­den Subjekte aufhören müssen, weil weder die grosse Vorteile geniessenden Genossenschaften, noch die Staats­beamten imstande sein werden, die fürchterlich hohen Steuern zahlen zu können.“ Diese kluge, die Lage scharf beleuchtende Rede, die wir als würdige Ergänzung der höher oben zitierten Worte, wie auch der am 14. Juli verklungenen Rede des Barons Josef v. Szterényi betrachten können, ist mit ihnen fast gleichzeitig verklungen. Wir haben in grossen Umrissen die Ursachen be­leuchtet, die die pulsierende Kraft unseres wirtschaftlichen Lebens gefesselt halten. Doch die Auffrischung, Ermuti­gung und Erweckung aus dem lethargischen Schlafe des Wirtschaftslebens wäre für sich allein eine mit allem an­deren wetteifernde Tat unserer Regierung. Wir wissen, dass unsere oft erhobene Stimme viel zu schwach ist, als dass sie in naher Zukunft Gehör finden könnte. Wir kennen die Hemmnisse, die den Weg zum wahren Wirt­schaftsleben versperren. Wir kennen auch das wahre Auf­sprudeln der Quellen und die unmöglichen Werkzeuge, die mit einer einfachen Handbewegung entfernt werden könnten. Doch niemand will dem Wagen des freien Ver­kehres in sein normales Geleise verhelfen und man ist noch immer des Glaubens, unser stagnierendes, verkom­menes volkswirtschaftliches Leben mit allerhand Surro­gaten und Verordnungen aufrechterhalten und entwickeln zu können. Den Verkündern dieser Hoffnung möchten wir mit dröhnender Stimme zurufen: Unmöglich!! Frei­handel: dies und nur dies ist die einzige Panazee, das einzige Wundermittel, das unser so schwer darniederlie­gendes Wirtschafts-, Finanz- und soziale Leben mit einem Schlage heilen könnte. Ein anderer Balsam hierfür wächst auch in Gilead nicht. . . J. H. Konstituierung des Ungarischen Ver­bandes für Aussenhandel. > Am 14. v. M. hielt der Ungarische Verband für Aus­senhandel seine konstituierende Generalversammlung ab, der die Créme des ungarischen Handels beiwohnte. Die­ser Schöpfung harren grosse Aufgaben, unter anderen auch die, unsere Einschaltung in den internationalen Ver­kehr zu fördern, alle jene Kreise, Körperschaften, Unter­nehmungen und Firmen zu vereinigen, deren näheres Interesse die Entwicklung der Export- und Importgeschäfts­zweige, die günstige Ausnützung der Export- und Import­möglichkeiten bildet, die also mit einem Worte ein stän­diges Wahrzeichen jenes grossen Interessenkreises bilden soll, der die Gründung dieses neuen Verbandes ins Le­ben gerufen hat. Wenn je, so bedürfen wir jetzt einer solch grossangelegten Schöpfung, die sicherlich überall dort initierend auftreten wird, wo die richtige Lenkung der Export- und Importfragen notwendig erscheint. Eine besondere Bedeutung verleiht dieser Gründung der erfreuliche Entschluss des Barons Josef v. Szterényi, die Präsidentenstelle des Verbandes anzunehmen. Seine Tä­tigkeit, kluge Initiative und sein breiter Gesichtskreis bie­ten auch die Gewähr dafür, dass dieser Verband die be­rechtigten Erwartungen unseres gesammten Wirtschafts­lebens befriedigen werde. Seine Eröffnungsansprache weist dem Verbände viele wertvolle und ganz neue Bah­nen und wir können dem Baron auch im Namen unse­rer Branche nur Dank für diese grosslienige Rede sagen, die sicherlich auch hier dem begeistertsten Wiederklang erwecken wird. Die Rede lautet wörtlich: Sehr geehrte Generalversammlung! Der Bekundung des allgemeinen Vertrauens nachgebend (lebhafte Éljenrufe) nehme ich mit Dank die Präsidentenstelle an und danke auch im Na­men meines geehrten Freundes, des Herrn Vicepräsidenten Elias Russo für Ihr freundliches Vertrauen und Ihre Aufmerk­samkeit. Gestatten Sie mir aber, bevor wir zu den Wahlen fort­schreiten, mit einigen kurzen Worten meine Auffassung über die Frage unseres heimischen Handels, beziehungsweise unse­res Aussenhandels zu skizzieren, weil ich der Ansicht bin — obgleich ich vor der volkswirtschaftlichen Meinung Ungarns nicht erst mein wirtschaftliches Glaubensbekenntnis darzulegen brauche, das aus meiner 30jährigen öffentlichen Tätigkeit nur zur Genüge bekannt ist — dass die geänderten Verhältnisse denn doch in unseren Auffassungen einige Änderungen her­vorgerufen haben. Nicht darin, dass wir uns hinsichtlich un­serer Prinzipien'den Konjunkturen anpassen sollten — nein, geehrte’Herren, hierin ist bei mir von einem Nachgeben keine Rede (lebhafter Beifall). — Doch die geänderten Verhältnisse erheischen ein geändertes Vorgehen und hierüber möchte ich kurz sprechen. (Hört! Hört!) Die heutige Lage, die nicht so sehr vom unglückseligen Ausgange des Krieges, als vielmehr von den dadurch hervorgeru­fenen traurigen Ereignissen hervorgerufen wurde, die Störung des Gleichgewichtes der Gemüter und daraus folgend die ganze Umwandlung der allgemeinen öffentlichen Auffassung können auch aufs wirtschaftliche Leben ihren Eindruck nicht verfehlen. Fesseln wurden dem Handel und der Industrie auch schon während des Krieges angelegt, weil die Kriegswirtschaft be­treffend der Glaube verbreitet war, dass der beschränkte Ver­kehr am besten die Bedürfnisse des Wirtschaftslebens sicher­stellt. Unser mächtigster wirtschaftlicher Faktor: die Landwirt­schaft wurde mit den gleichen Fesseln in ihrer freien Bewe­gung gehemmt. Und wenn im Wirtschaftsleben des Landes Opfer gebracht werden mussten, so müssen wir auch mit offe­ner Mannbarkeit eingestehen, dass die Landwirtschaft infolge der Preismaximierung, infolge des Systemes der Zentralen, in­folge der Auswüchse die stellenweise neben der in vielen Hin­sichten nützlichen Tätigkeit der Zentralen vorkamen, einen sehr hohen Preis bezahlt hat und es nur der langen, bedauer­licherweise langen Dauer des Krieges zuzuschreiben ist, wenn

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