Der Spiegel, 1829. július-december (1. évfolyam, 52-104. szám)

1829-09-16 / 74. szám

586 Es war in den ersten Tagen des Mai's, als Rosaura mit einem Male heftig erkrankte und kurze Zeit darauf verschied. Die ganze Residenz nahm innigen Antheil an diesem unerwarteten Todes­fälle ; jung und alt strömte herzu, die noch vor Kurzem im üppigsten Jugendglanze prangende Rose zu sehen, und gefesselt stand die gaf­fende Menge vor dem noch im Tode unendlich schönen, von Juwelen strahlenden Marmorbild. Auch der Graf von Karli fand sich hier, wie überall, wo es etwas zu sehen gab, am Abend des zweiten Ta­ges ein; doch mochte er nicht, wie die Andern, stundenlang im An­­schauen versunken weilen, nur minutenlang betrachtete er das Zau­berbild , dann wollte er sich wieder entfernen. Da trat ihm Fräulein Gabriele, Rosaura's Gesellschaftsdame, in den Weg und siüsterte ihm zu: „Verweilen Sie, Herr Graf, bis sich die Beschauer entfernt ha­ben, die lezten Worte meiner theuern Gebieterin waren ein Auftrag au Sie. Sage ihm, sprach sie mit matter Stimme, wie hoch ich ihn vor Allen geachtet habe, und bitte ihn, einen Ring von meinen er­starrten Fingern zu ziehen, umzuweilen durch ihn an die früh gewelkte Rosaura erinnert zu werden. „Erfüllen Sie," fuhr Gabriele fort, „die Bitte einer Tobten, die Sie im Leben nicht beachteten und den­noch von ihr verehrt wurden." Gabriele entfernte sich wieder und überließ den auf's höchste überraschten Alexis seinem eigenen Jdeen­­gang. Endlich wurde der Trauersaal leer und der Graf kniete vor dem Paradebett nieder, mit des Fräuleins Hilfe einen einfachen Gold­reif den gefalteten Händen zu entziehen. Da fühlte Alexis einen leisen Druk von der Todten Hand, der sich noch einmal und stärker als der erste wiederholte. Mit einem Schrei des Entsezens sprang der Graf auf; doch sieh, da regte sich, wie von elektrischem Schlag berührt, die ganze Gestalt, und mit noch immer geschlossenen Augen sich empor­­richtend, sprach sie mit leisem, seelenvollem Tone: ,,O wie so wohl, unendlich wohl mir ist! „Ich höre seiner Stimme süßen Klang, „Sein starker Arm trägt rettend mich empor „Ins lichte Reich der ewigfrohen Engel." Sie schwieg, schlug die Augen auf, blikte mit dem Ausdru k des innigsten Gefühls nach Alexis und sank dann wieder matt, doll­­sanft athmend, auf die Polster zurük. Laut jubelte Gabriele; die Saalthüren flogen auf und die hereinstürzende Dienerschaar umringte mit froher Rührung die neubelebte Herrin. Mit Hilfe des herbei« geeilten Arztes kam die Fürstin bald völlig zur Besinnung; doch als 2.

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