Keleti Szemle 19. (1920-1922)

Bernhard Munkácsi: Sechzigerrechnung und Siebenzahl in den östlichen Zweigen der finnisch-magyarischen Sprachfamilie

Keleti Szemle — Revue Orientale XIX. No. 1. Sechzigerrechnung und Siebenzahl in den östlichen Zweigen der finnisch-magyarischen Sprachfamilie — Von Bernhard Munkácsi — Bekanntlich wird die uralte dezimale Zählmethode der indo­­germanischen Völker in allen europäischen Sprachen, die litu­­slawische ausgenommen, von einem Sechzigersystem durchkreuzt. So werden im Gotischen die Zehner bis 60 gleichartig mit -tigjus gebildet (z. B. fidwor-tigjus 40, fimf-tigjus 50, saihs-tigjus 60), von hier ab aber wird zur Bezeichnung der Zehner eine ganz andere Zählweise gebraucht (vgl. sibunte-hund 70, ahtáute-hund 80, niunte­­hund 90). Eine Anzahl von ,60 Stück‘ wird noch heute im Deutschen mit einem spezifischen Worte Schock genannt. Das Doppelte von 60, nämlich 120 heisst ,Grosshunderl‘, aber im Altnordischen be­­deutete in der vorchristlichen Zeit auch das einfache Wort hundraP (= hundert) das ,Grosshundert‘ und noch jetzt versteht man in Island unter liundraP nur das duodezimale Hundert (s. hierüber Fr. Kluge’8 Etym. Wb. d. deutschen Sprache0 153, 182, 351). Mit dieser Art des Zählens hängt es zusammen, dass elf und zwölf (got. ain-lif, twa-lif) nicht so wie vier-zehn und fünf-zehn (got. fidwör-taihun, fimf-taihun) gebildet sind. Im Griechischen unter­­scheiden sich die Zehner bis 60 und die von da ab dadurch, dass jenen die Kardinalzahlen, diesen aber die Ordinalia zu Grunde liegen (vgl. rcsvT7i־xovTa, sbj-xovta : eßöo;j.1׳i-xov׳ra, ofSo^-xovta). Des­­gleichen folgen im Lateinischen nach den Zehnerzahlen quadrä­­ginta, quinquä-ginta, sexä-ginta die aus Ordinalzahlen gebildeten septuä-ginta (-= *septumä-ginta), nonä-ginta. Auch im Irischen, also in einer keltischen Sprache sind andere Bildungselemente in cöica (50), sesca (60), als in secht-moga (70), ocht-moga (80). ,Die Ausbildung dieser neuen Eechnung‘ — schreibt H. Hirt in seinem trefflichen Werke ,Die Indogermanen‘ (Strassburg, 1907; S. 747) — Keleti Szemle. XIX.

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