Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1918. január (65. évfolyam, 2-26. szám)

1918-01-02 / 2. szám

wLhnen. daß bei dieser Unterrâmg avch der'fvairMsche Mimsim deS AeußM, Hsve Mchan, zu­­gegeir war. Von Herrn Pichon weiß man, daß er vor i-emer KammervSde, m dar er dem Vorschl^ von Bvest- Litowèk sein Niemals entgegendonnerte, mit den damals in Paris anwesenden englischen Staatsmännern Lord Robert Cecil und Lord Milner Rücksprache gepflogen hatte. Herr Pichon hat also den Anstzorn zu seiner Stel-­­lungnahme nicht aus dem Willen der Kammer, sondern aus den Einflüstemngen der beiden englischen Krieg^etzer ge­schöpft. Da ninmrt es denn nicht wunder, daß Männer wie Thomas, Renaudel, Cochin und Longuer das Bedürfnis empfanden, persönlich sich nach Ruß. land zu begeben rmd dort mit eigenen Augen nach dem Rechten zu schauen. Herr Pichon war bei der Demarche der Vereinigten Sozialisten zugegen, aber das amtliche Telgramm berichtet nichts darüber, daß er an der Unterredung sich beteiligt hätte. Sein Süll­schweigen ist sedenfalls ebenso bezeichnend wie es die ver­legenen Ausflüchte Clemenceaus waren. Aber auch der letztere selbst hat nicht den Mut aufgebracht, die Ver­treter der Gruppe der Vereinigten Sozialisten mit ganz leeren Händen heimzuschicken. Er fühlte sich bemüßigt, zu betonen, daß die französische Regierung in der Frage des Friedens eine' Verständigung mit den Alliertm anstreben werde. Auch in Frankreich hat also die Regierung die En^ndung, daß man dem "^Volke wenigstens die Hoff­nung geben nmß, es werde innerhalb der Entente nun end­lich doch zu einer Aussprache über die Friedensfrage kom­men. Gewiß wäre es töricht, ernste Hoffnungen auf diese Haltung Llopd Georges und Clemenceaus zu setzen. Nicht diese beiden Regierungschefs werden es sein, von denen ihre Völker ein besonnenes Einlenken erhoffen dürfen. Are neue Taktik, die nicht mehr so schroff ist wie die bis­herige, läßt aber immerhin erkennerr, daß ihre Stellung im eigenen Volke weniger fest und ihr Trotz mürber ge­worden ist. Der Druck' von unten, der in England itnd Frankreich sich bereits zu vegen beginnt, wird noch viel stärker werden, wird die jetzt am Staatsruder stehenden Männer über Bord schleudent müßen, ehe die Friedens­sehnsucht der Welt gestillt werden kann. A m st e r d a m, 31, DezemL«. Das Reuter-Bureau^ meldet miS London: Daill) News berichten, daß der ausführende Ausschuß der Arbeiterpartei mrd das Par - s lantentarische Komitee des Gewerk-s sckaftskong^esses nach der freitägigen Konferenz s den Premierminister besuchten, der deir lebhaften j Wunsch zeigte, sich mir dem Standpunkt der Arbeiter in der Kriegs ziel frage unter be­sonderer Bezitgnahme aus das Arbeiterntemorandnm ver­traut zu machen. Die Unterredung verlief ruhig. Man wünschte allge­mein, sich auf die nackten Tatsachen zu beschran^m Das^ dellt sch e Friedensangebot an Rtrßland wurde erwitzchnt und der Abordn uirg wurde ZU v'rrstehen gegeben, daß die alliierten Regierungen wahrschcikllich Antwort geben würd e ir. Bei der Besprechung der Friedensziele tmd Kriegsziele betonte der Pre­­,nierministe r, Laß die Regierung sich verpflichtet halte, imEin vernehmen mitdenalliterten Regierungen zu handeln. Die Unterredung Seschräilkte sich auf die Kriegsziele und die Fragen des Menschenmaterials. Die Lebensmittelprèise und der Wucherhandel wurden nicht erwähnt. vlich als ausgelernter Uhrnracher vorstellte. Auch bekannte ich ihm».gleich, daß ich vorläuflg nicht imstande sei, das halbe Zimmer zu bezahlen, und er meinte, daß sich dazu wohl noch die Gelegenheft schicken würbe. Und nun er­fuhr ich auch von ihm, daß er vier Tage auf der Wan­derung geivescn sei, weil sein Eisenbahnbilleft nicht mehr bis daher gelängt hatte. Später wollte er weiter, nach Lausanne, wo es keinen Schnee und überhaupt keinen Winter gäbe, um seine kraifte Brust zu rcharieren und auf die Universität zu gehen. Das Geld, das er auf der Post behoben hatte, war Hoirorar für Politische Artikel, die er für Zeitungen schrieb. Ich ltesz die Dinge nun schon über mich ergehen, legre mich gänzlich ausgewickelt in mein reines, weißes, lächerlich schaukelndes Federnbett, dreht« vorher über Ser­gejs Weisung unser Licht ab und kam weiter mit ihm ins Reden, bis er es wieder mit dem Husten Md einer argnr Lttemlosigkeft zu tun hatte und ich erschrocken znivarten nrußte, daß er ioieder in Ordnung kam. EL ivar NM übrigens schon spät geworden, vonr Feuer im Kamin lief zuweilm ein stumm flackernder Lichtschein irber die rot und grün verblichmen Teppichrosen, draußen irr der frenr- Sen Stadt schlug langsam und klagend eine Uhr die nächt­liche Stunde und über die Dächer kam von fernher ver­hallend wie das Spiel einer Windharfe der dreistimmige Uhrenschlag der Münsterglocken. Unter Liesen frernden .Klängen schlief ich in einen wuudexlichm und traurigen Traum hinüber, der mich bis znm Morgen mit seltsamen Bilden: einspaim... ' In den nächsten Tagen, in denen der November zu Rand ging und der Dezember mit Eiszapfen und Schlit­­tenschellen über unsere Stadt kam, ging weiter nichts Er­hebliches vor. als daß ich einen Meister fand, der Ulrich Ziegerli hieß und in dessen Uhrenladen im StMnen­­gäßchen ich mich nun sieden Morgen MN halb acht einstellte. Bei den Damen Roßberghe versah ich hinfort nur die Rolle eines Schlafgängers, da Herr Ziegerli ais einschich­tiger und weiberfeindlicher Junggeselle selber kochte und uiich in Pension nahm. Den Russen Sergej aber durfte ich nun wohl meinen FreunL nennen, wenn auch weiter nickM vorfiel, als daß er <M de« Abenden gereizt, müde und täglich kränker schien, worüber man aber mit ihm nichts reden durfte. Ich hatte ihm schon am zweiten Lag von einein Vorschuß, den mir Herr Ziegeblr auf mein Ansuchen ausfolgts, meirre Schuld bezahlt, worüber er die Augeiünauen hochzog, ironisch lächelte mrd das Geld verachtungsvoll eine halbe Woche auf dem Tisch, wo ich es hingelegt hatte, liegen sieß. Ich aber lernte, trotz mancher Launen, unter denen rnan von Sergej zu leiden hatte, Geduld mit ihm zu haben, denn soviel sah ich mit meinen zwei Augen, daß eS nicht zum besten mit ihm stand und daß er mich arrf seine Weise gewiß brauchte, was er freilich wenig gcnrrg merken ließ und mit Hochmut in der hintersten Schublade verschloß. ! Und so wurden wir wirklich Freunde. Abends, wenn ich kam, saß er krumm und zusauunen­­gebogen wie ein Staatsschreiber am Tisch beim Ofen und schrieb mit seinen kyrillischen Buchstaben einen Bogen rnn den andern voll. Ich setzte mich rn eirren unserer alt­modischen, mit geblumtem Kreton überzogenen Stühle, sah von weitem zu und er ftagte dann wohl in Gnaden, was ich tagsüber machte Md wie ich mit dem Monsieur Ziegerli zufnedm sei. Ich aber hätte gern einiges über seinen Zustand in Erfahrung gebracht, worüber indessen mit ihm nicht zu reden war, und so steckte ich mich hinter unsere Pensioirsmütter,^ da ich wohl sal). daß Sergej von Tag zu Tag mehr herunterzukommen schien. Unsere Unter­­.haltung war aber wenig ersprießlich, weil wir zwei Spra­chen redeten nrrd immer etwas Verkehrtes dabei heraus­kam. Dafür entdeckte ich eines Abends auf unserem Staatsteppich einen violettrarbenen Briefumschlag und ivar auch gleich im Bild, daß ich an jenem ersten Abend im Postamt auf der Gerechtigkeitsgasse akkurat ein solches Billettchen in Sergejs Händen gesehen hatte. Ich reimte mir in meiner Knabendumniheii allerhand auf diesen Um­schlag zusammen und -muß dazu kein besonders glückliches Gesicht vollführt haben, denn Sergej wurde aufmerksam, sah nnch forscherrd und etwas spöttlsch an, wie das seine Art ivar, hob dann das Papierchen vom Teppich auf und zerriß es mit seinen weißen Fingern, indessen ich schuld­bewußt in sein schmerzhaft blasig, hpHmütigeS und von de» Mei Falten MschnittemS GeMt schaut«. Gerss^ wurde über die Sache kein Wort, hingegen bat mich Sergej, für ihn einen Brief aufzugeben, der an eins Zeitungsredaktion in Warschau adressiert war und noch heute abgehen sollte. Ich nahm meinen Hut und ging, machte auch einen Umweg durch die kleinen, stockfinstere« Gassen beim Münster, in denen das Eis unter meinm Füßen wie Glas zersprang, und nrußte immerfort an Sergej, seine Krankheit Md den violetten Umschlag auf dem Teppich denken. Wie ich nach Hause kam, ftnnken wft Tee miteinander, Md obwohl mir nicht danach zumute war, erzählte ich irgendeine Schrulle meines wunderlichen und eigen­sinnigen Meisters Ziegerli. Dabei sah ich mit Angst und Schrecken zu. wie verfallen und reglos mein Freund in seinem Stuhl saß. Ich fragte ihn. ob er sich nicht zu Bett legen wolle, was er verminte, so daß unter Schweigen und Zuwarten eine bange Nachtstunde verging. Das Feuer im Karnin erlosch und siel in graue Asche, draußen im Vorzimmer tickte die.alte Wanduhr, und^ wenn ich ss nur anzustellen vermocht hätte, wäre ich ztk! den Damen Roßberghe gegangen, um sie herüber zu! meinem bleichen und gänzlich verstummten Kameraden*! zu holen. Da ich daran aber doch nicht wohl denken durfte, denn im Grunde war Sergej heute kaum anders als je» stand ich wenigstens leise auf und machte mitten in der Nacht ein neues Feuer im Kamin an. Wie ich das mit allerhand Schwierigkeiten sertiggebracht hatte/und mich nach Sergej umsah, lächelte er und sah mir mit seinen zwei dunkelglanzenden, schwermütigen Augen gerade iM8 Gesicht. Dann fragte er völlig unerwartet und so leise« daß man ihm auf den Mund Wen mußte, um ihn über« Haupt zu verstehen: « „Bist Du eiMwl sverliebt gewesen, Kleiner?" Ich dachte gleich an das violette Briefchen und konnte es nicht hindern, daß ich ohne Notwendigkeit rot wurde. Dunkel und halb uiäewußt empfand ich aber wohl, daß ! diese Stunde vielleicht wichtig sei und daß ich später noch oft an sie zurückdenken würde. Ich sagte also nicht mehx als die Wahrheit, nämlich: „Nein." Sergej aber gab noch nicht nach nrrd fragte: „Und wrS alt bist Du eigentlich. Du?" oSs 2.3sLE ISIârusr«« LLoro Der derrtsche Meudvericht. Das Ung. Tel.-Korr.-Bureau meldet aus B erli n: Das Wolff-Bureau meldet am 1. Januar abends: Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues. GMKralstabsMeld«r»ge». — Rus dem Abendblatt Wiederholt.--­­Amtlicher Bericht unseres Generalstabes. Das Ung. Tel.°Korr.-Bureau nreldèt: Am'^licherBe­­richt. Ausgebers am 1. Januar mittags, eingetrvffen M 1 Uhr 10 Minjsten. Oestliche, KriegSschanplaff. DasfenstillstaNd. JMlirnischer Srikasjcha-Plâ Auf der Hochfläche Von Asiago und im Gebiete deS Mont« Tomba herrschte ta^über heftige Feuertätigkeit. Der Chef des Generalstabes. Meldimg der deutsche« Obersten Heeresleitung. Das Ung. Tel.-Kvrr.-Buoea« meldet aus Berlin: Großes Hauptquartier, 1. Januar. Westlicher SriegSschauplirtz. Heere sgruppeSron­­prinz Rupprecht: Am Houthoul^sterwalde und veiPasschendaele war dsS Artrüerieferm: vorüberg^nd gesteigert. Sin starker englischer Erkundungsvorstoß südöstlich von Monchy scheiterte. Südlich von Ma re sing wurde in kleineren Kämpfen der Geländegewinn vom 30. DezeruLer erweitert. Die Gefangenenzohl hat sich um einige Offiziere lmd 70 Mann erhöht. , Heeresgruppe deutscher Kronprinz und Herzog Albrecht von Württemberg: Nördlich von ProsneS und beiderseits von Ornes sowie nöMich und östlich von St. Mihiel war die Artillerietätigkeit zeit, wellig lebhaft. Oestlicher Kriegsschanplatz. Nichts Neues. Makcdouksche Front. Keine besonderen Sreigrtisse. Italienische Front. Im.Tom Hage bi et« dauerte» tagsüber heftig FeiErkämpw an. sWolff-Bureau.) D«r erste Generalquartiermeister Ludendorff. Die Kage ««f de« Kriegsfcha«plLtze». sudap « st, 1. Jimuar. Uèber die letzten Kämpfe im Gebiete des Monte Tomba liegt nunnlehr auch der italienische Bericht vpr. Er klärt die Lage insofern, als er den Angriffèrannr zivischen der Osteria Menfenrra mrd Naranziire begrenzt. Letzteres ist auf der Karte nicht zu finden. Die Osteria aber liegt im Sattel zwischen dem Dèonte Tomba und dem rnehr westlichen Rionte Pallone. Aus diesem Arrgriff sei gleich konstatiert, daß wir gar nicht niutzten, wie weit vorn unsere Truppen in diesem Gebiets­teil eigentlich stände». Den Angriffserfolg be» treffend enthält aber der feindliche Bericht in räumliche» Hinsicht gar keine Angaben'. Hieraus ist ersichtlich, daß uns die Franzosen nllr sehr wenig von dem erstrittenen Boden wieder nehmen konnten. Unser heutiger Bericht meldet starke Feuerkämpfe in diesem Raume, was als ein Zeichen dafür angesehen werden kann, daß die Kämpfe noch nicht abgeschlossen sind. Bekanntlich Hai der gestrige amtliche Bericht gesagt, daß eigene Gegenmaßnahmen im Gange sind. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz sind nur örtliche Kämpfe im Gange, die vorwiegend den Deutschen Vorteile bringen. 8». Die Lriedrusverhaud­­luuge« mit Rußtaud. Ruffischer Bericht über die Friedensverhandlung. PeterLtArI, M. D-zemL«. (P. D-A.) Das Preßbureau des Kommisss^i! rrats für auswärtige Angelegenheitew teilt mit: Die deutsche Abordnung inBrest-LitowsL^ hat der russischen Abordnung em Schriftstück vorgelegt^! das einen genaueren Plan der deutschen Bedingungen enthält. Die deutsche Regterimg spricht in dem Schriftstücke die Versicherung aus, daß dieVolks­­massenin Kurland, Polen, Litauen und inTeilen Estlands und Livlands sich schon zugunsten der politischen Unab­hängigkeit ausgesprochen hätten und daß' die russische Regierung, da sie stch auf den Standpunkt des fteien Bestimmungsrechtes^ der Nationalitäten sMtze, darin den Ausdruck des Willens des polnischen, litauischen und lettischen Volkes einpsangen habe. Die nlsiische Wordmlng hat erwidert, daß sie eine Willens­äußerung, die unter dem Drucke der Kriegslage erfolgt sei, nicht anerkennen könne. Der Rat der Volks« beauftragten hat die deutsche Erklärung zur Kenntnis ge­nommen und den Standpunkt der russischen M-irdnun» vollkommen gebMgt. In der ersten Sitzung der Konferenz über die Kriegs­gefangenen legte Genoffe Radek im Namen der rufst, schm Abordnuna gegen die Verhaftung von Internate­­nalisten in Deutschland Einspruch ein.' Alle Schriftstücke werdm morgen veröffentlicht werden. Der WaffenstNftaud für die Meere. Berlin, 1. Jarm«. Mch russischen Nachrichten stich Konteradmiral Ze« lensij und drei Seeoffiziere zur Waffenstillstands, kommisfion für die Ostsee, Kapitän I. Ranges Klykow und zwei Seeoffiziere zur Waffmstillstandskommission für dos Schwarze Meer kommandiert. Mese Kommis­sionen fmchen entsprechende deutsche Komissionen unter Führung der Konteradmirals Frârrn v. Dalwigh für die Ostsee und des Vizeadmirals HspmanfördaK Schwarze Meer vor. Neben diesen Kommissionen ist eine Sondermission, an deren Spitze Konteradmiral Freiherr v. Kayserlingk steht, nach Petersburg Mt. sandt worden, um die Regelung der im Waffenstillstandr-, vertrag offengebliebenen Frage deS Eismeeres, der Mur«, manküste und einiger weiteren Einzelheiten vorzunehme». Diese Kommission bat ihre Aârt in Petersburg bereits ' aufgenommm. ' Gedmrkènsustaufch zwifchen den Erüeniestaat«. ! i 3 o »do», 1. Jarw«. ! Der Parlamenisberichterstatter deSDailhEhrs» nicle schreibt: In Regierungskreisen wird anerkannt, daß die in Brest - Litowsk gemachten Vorschläge ei« ernstes Novum bilden, von dem offiziell Kenntnis genommen werden muß. Sogar die beschränkte Annahme der russischen Formeln durch den Grafm Czemin deutet auf eine neue Gemütsstimmung hin. ZwischenGroß. britannien, Frankreich, den Vereinig, ten Staaten und Italien ist ein dieS. bezüglicher Gedankenaustausch bereit­­im Gange.

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