Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1918. november (65. évfolyam, 256-281. szám)

1918-11-01 / 256. szám

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Daß eL eine starke Bvlksregiermlg sei, ist der Wunsch, den die Oeffentlichkeit des Landes den Männern ciügegenbringt, die in der ernsten Stiurde der ungarischen Geschichte, die jetzt heran­gebrochen ist, die Leitung des Volkes und die Führung der Staatâgeschäfte übernommen haben. Männer von Ueberzeugung und potttischcr Erfahrung, scharf ausge­prägte Charakterköpse haben in dem Ministerium des Grafen Károlyi Platz genommen. Die Tragkraft, die Talent und Arbeitseifer einer Regierung verleihen, tvird dem Dülismirâfteriuul nicht fehlen. Den Männern, die von der jungen Volksfreiheit die Verfügungsgewalt über die Machtnrittel und die Verwaltung erhalten haben, darf zugemuiet werden, daß sie in ihrem innersten Gewissen die gewaltige Verantwortung fühlen, die sie mit der Uebernahme der Regierung auf'sich geladen haben. Die Begeisterung, die, aus den Tiefen der Volksseele hervor­­strmnerld, den Antrieb nl der siegreichen Unnvälzung lieferte, Ivird in den Herzen der Mitglieder des Polls­ministeriums mit tlnvernrinderter Kraft weiterglühen. Allein der Führer einer Volksbewegung, die nach dem ersten Sieg ihrer Sachs zur Regierung gelangt sind, wartet eine härtere, aber allerdings um so dankbarere Aufgabe als die, sich vom Sturm des Frciheitscnihusiasmus tra­gen zu lassku. Ihnen ist die Hut der jungen Freiheit in die Hand gegeben, sie müssen beivahren, gegen Wind und /Eettcr schützen, was inr frohen Anlauf der Schwung der Mas'sen rasch erworben hat. Das Glück wollte daß die ilmwälzung in der Hauptstadt, die in das c^piel des oflentlichen'Lebens für alle Zukunst den Willen der brei­testen Schichten der Nation eingesügt hat, ohne Erschütte­rungen verlaufen ist. Ter jungen ungarischen Demokratie war ein Sieg ohne schweren Kampf bejchieden. Was jo leicht errungen wurde, bedarf jedoch, wenn es dauernder und sicherer Besitz sein soll, verdoppelter llmsicht^ und verdreifachter Entschlossenheit derer, die es auf sich genommen haben, für das Volk zu handeln. Beweg''.ngen aus der Tiefe der Masten, zumal wenn fre mit überwältigender Plötzlichkeit zum Triumphe gelangen, surd von inneren und äußeren Gefahren schwer umdroht. Die Not, die von außen mahnt, ist die Gefahr, daß ireutelüstcrne ?rachbarvölker durch innere Helfershelfer die Koniolidierirng unseres Staates zu stören bemüht sem werden, unr ihren Nutzen aus irnserem Verfall zu zieheir. Jnl Innern kann aus einer allzu stiirmisch vorwärts­drängenden Entfaltung des ungestümen Freihe'.tâdranges die Gefahr entstehen, daß die Brandung ü.ber die Ufer flutet, daß die Dämme, die Zügellosigkeit von Freiheit scheiden, durchristen werdetu Der Läufer, der un brennenden Elfer, vorivärtszukommen, dahi-npgt, NMß die eigene Kraft zir zügeln verstehen, wenn er Nicht durch das eigene Ilnaestüm über sein. ZiK hinausgejagt iverden will. .Hundertfältig, muß die Kraft derer sein, dw den aus­­gepeitschten Wellenschlag einer großen Volksbewegung rechtzeitig in die Stetigkeit eines starken, aber gleichmäßig i ruhigen Flustes ül>erleilen sollen. Die ungarische Volks­­regicrung, die, sich heut- gebildet hat. wird stark sein müssen, stark gegen die Feinde, die die ungarische Demo­kratie von der Peripherie her bedrängen koniwn, stark auch gegen die inneren Feinde jeglicher r^rei^heits­­bèmeguna, gegen die Ausschreitungen einer Maßlosigkeit, die, weil sie wider jede Orbnuiig rebelliert, auch der neuen, auf dem Willen des schaffenden Volke» ruhenden Ordnung gefährlich werden muß. Schon ist ein Sämtten auf den jungen Tag der un­garischen Volksbewegung gefallen. Graf Stefan Tißa ist kn seinem Hause von Soldaten überfallen und getötet worden. Es wird erzählt, daß die Mitglieder der neuen Neaierung die Kunde von dem Morde mit Bes^nrzung an'nab'nen, und in-m d-ri glaub-en, d.-n di-seZ GefüU s und onfrichiig oewèsen ist. Aus der Etuwicil der russischen Revolution sind die Exzesste einer Leidenschaft.Bie ent­­ciegeii dem allgemcineii Willen einzelne Individuen oder gewisse Gruppen zu blutigen Gewalttätigkeiten'hiiireisjt. nur zu wohl bekannt. Für solche Ausbrüche falmtischer Gärung, für solche Taten Vereinzolter/ die für M ein Richtcramt in Anspruch nchmen. daS niu: deur ganzen Volke gukommt, ist gewiß niemarrd verantwortlich. Allein ersckütternde Fälle dieser Art sind immerhin ein Sym­­ptorn lauernder vulkanischer Spannungen, sie sind War-­­nungssignale, die schwere Gefahren anzeigen mrd zur Acht­samkeit mahnen. Graf Stefan Tißa war aus tiefinnerster Ueberzeugmlg ein Gegner der Volksherrjchaft, weil er den breiten Volksschichten die Fähigkeit absprach, sich selbst zu regieren. Als mit dem Sturz des Zarismus ein nrächtiger Strom demokratischen Willens über Europa hinwogte, blieb er skeptisch gegen das Neua und starr in seinen konservativen Anschauungen, be­fangen, unberührt und ungerührt. Er wollte sich nicht bekehren, und mit . denr persönlichen Wut, der eine der stärksten Triebkräfte seiner hart gehäm­merten Natur war, bekanrrte er sich auf, dem offenen Markte, unbekümmert um Volkstümlichkeit, zu seinen Grundsätzen von einer Staatsordnuirg, die in den Rtassen nicht Träger der Mitregierung, sondern nur. Objekte der ObrigkeitÄegierung sehen wollte. Gleichwohl blieb auch âaf Stefan Tißa nicht völlig blind gegen die Zeichen der Zeit. Er war nicht bewußt verstockt, die Wahrheit ver­mochte sich auch in die Quadern seiner Gedankenwelt Eingaug zu verschaffen, nur leider allzu langsam und unter stetigem Widkrstrcben der Überkommeyen An­schauungen. So vermochte sich Graf Stefan Tißcr, uur zögernd abzuringen, was das Wohl des Landes und de: Nutzen seiner Partei forderte. Schrittweise nur ruiherte er sich dem Gedanken der Teilnahme des gesäurten Volkes an der Gesetzgebung, und als er in den allerjüugsten Tagen endlich sich zu-er Einsicht durchgekämpft Haire, daß das uneingeschräirkte allgemeine Wahlrecht und eine durchgreifende Demokratisierung unausweichlich geworden seien,' weil sie allein die ungarische Nation aus den Fährlichkeiten einer großen Krise heraussührcn könnten, war unendlich kostbare Zeit versäumt worden. Graf Stefan Tißa hatte vermeint, den eigenen reckenhaften Willen der Sehnsucht eine: ganzen Epoche entgegen­stellen zu können. Die Zeit war jedoch stärker als cr,,^ und es ist die tiefe Tragik seines LebenH daß er eben in den Tagen, da er sich den Ideen, die in den Masten ein unwiderstehliches Leben entfalteten, uirtcrworfen hat, als ein blutiges Opfer der Volksbewegung gefallen ist. Möge es der jungen Freiheit und Demokratie in Ungarn beschiedcn sein, daß dieser gewaltsame Tod der einzige schauerliche Zwischenfall bleibe, daß Leidenschaften und Haß sich nicht neue Opfer suchen, daß in der Freude über den vollen Sieg der neuen, zukunffslrächtigen Ideen alles der Vergcsseicheit anheimgegeben werde, waS an die Kämpfe mit den allen Mächten des Widerstandes gegen freies Voltstum erinnert. Die junge Volkâherrschaft aber senke in menschliäj edler Teilnahme ihre siegreiche Fahne vor dem Sarge, in dem der größte ihrer Gegner ruht. Tapfer, stark, ein granitner Charakter, wie in seinen: ganzer: Erdemvallen, blieb Stefan Tißa bis zum letzter: Atemzug. Er hat nicht glcu­­ber: wollen an die Jrnpouderabilien in der Politik; Zeit­ideen, Gedankenströrnungen waren seirrem allzu nüchtern rechnenden Wirklichkeitssinn Hirngespinste, die der Real­politiker außer acht lasser: zrr könnei: wähnte. Und er hat der: Tag erleben rnüssen, da der Sturnrhauch einer neue.': Zeit das historisch Gewordene irr einer einzigen Nacht über dm Haufen warf. Das Weltbild, das er sich gestaltet hatte, uu: daruit seine Seele ganz auszrrfüllern brach b?>w Anblick dieses Trüinnrerhauferrs zusarrrmen. -Ltefar: Tißa starb dm Tod des tragischen Helden. Erschütterr wird drc Naiioi: ihr: zum Grab geleiten. Der grelle Blitzschein, dm der tödliche Anschlag arif den Grafen Tißa für eiiicii Augerrblick verbreitet, niahiit die neue Vollsrcgrerung, daß große Pflichten gegen die Gesellschaft und gegen die Nolksgesamchert ihrer harren Das russische Beispiel warnt. Nicht einen Augenblick dürfeii die gewalttägigen Instinkte, wie sie hinter jeder edlen Aufwall-ng der Volksmassm , emvorziiwuchern > irachicn» das Ei-jnü gewinnm, d.:;j ihnen ern freier Tummelplatz offen steht'. Unbeugsarn wird die Regierung sicherlich allein entgegentreten, was die neue demokratische Ordnung beflecken'rvürde. was den Zweifel zrr erwecken verniöchte, als ob diemneiubehrlichsten Güter des Staats­­bwsers» sein Lchenë Me MlndM W .MKex- t heit des Vermögens und des geregelten wiâ schaftlichen Lebens gefährdet sein ronn^ Hinter jeder Volkserhebung, die ihr Ziel, eine Ordnung der Volksgesellschaft auf neuer Grundlage, no^ nicht voll erreicht hat, lauern die Mächte des Gegenschla.^ ges. Aus seiner Geschichte, besonders aus den ^orreichenj Erinnerungen des Jahres 1848, kennt jeder Ungar di^ zerstörenden Kräfte, die wider die ungarische Freiheit ins Bewegilng gesetzt werden können. Auch heute droht die Möglichkeit, daß von der Peripherie her die Nationali-s täten gegen den ungarischen Kern des Landes sich erheben können. Die Gefahr ist herfte um so ernster, weil an den! Grenzen des Landes auswärtige Gegner, Ztammesver»! wandte der innerhalb der ungarischen Grenzen siedelnden Völker, gerüstet sind, in die Nationalitäten­distrikte einzufallen und sie zu insurgieren. Eine gewaltige Energie in der Organisierung der Verteidigung gegen die Gewalt von außen, aber auch Klugheit uè Geschmeidigkeit in der Behandlung! des NatioMlitätenproblemè im Jmrern wird das Volks-s . kabinéit aufbieten müssen, wenn es seine Rolle als Paladin­­der freien ungarischen Nation zmd des unabhärrgigen un-I garischen Staates erfttllen will. Die Oeffentlichkeit deL^ ganzen Landes wird der Regierung alle moralischen und' physischen Kräfte zur Verfügung stellen. Die Parteiungen der Vergangenheit werden schweigen. Die ganze Natwn wird sich mit Vertrauen hinter die Regierung stellen, weiur diese die Gesamtheit zum Schutze ihrer nationalen, und kulturellen Güter auftust. Die Nation wird mn so williger und mit um so größerer Zuversicht folgert, je mehr sie die Ueberzeugung gewinNtL, daß das Volkskabinett nicht nur den Willen hat, die Nation nach aufwärts zu führen, sondern auch die Kraft, den Widersachern der werdenden Ordnung, den Feinden von außen, die den Frieden bedrohen, den das Land erstrebt, und den Gegnern im Jrrnenr, die das Werk des Volkes durch Ausschrsitun­­gen miterwühlen mi'chteu, mit Entschlosiercheit entgegen­­zutreten. Steinig wird der Weg des Volksrninisteriums fein, auf den blühenden ersten Tag der ftrschen Erhebung werden Wochen der Sorge und zäher Arbeit folgen müssen. Wenn jedoch die Männer, die die Umwälzung zur Leitung der Geschicke des Landes gerufen hat, die Sache der Na­tion zum dauernden Siege führen, wird die Geschichte Ungarns ihrer mit Stolz und Daick gedenken. Wir grüßen die'erste ungarische Volksregierung und wünschen ihr volles Gelingen. ___________ Ultch der r^eV0lutionkH:en UwWklMng. Die ersten Stnnden der neuen Uolksregiernng. Gin dlutiges Nachspiel zur unt»lutigen Revolntion. Grmsvdrrng des Gvafen Stefan Tiß^a. Gnts ProkisMatro« der rre«ett NeMruttH stt das Uslk Urrgarms. Unter dem Vorsitze des Grasen Micha el Kärolhil hat heute abends um 10 Uhr ein Ministerrat stattgefulL- den, der sich mit den zur Aufrechterhaltung dep öffent­lichen Otzonung notwendigen dringendsten Verfügungen beschäftigte. Der Ministerrat dauerte bis in die späten Nachtstunden. Aus diesem Ministerrät erging der folgende Aufruf an das mrgarische Volk: Mitbürger! Ruhm und Ehre dem siegreichen Volke Budapests! Die Revolution des Volkes hat gesiegt. 'Die erste Volls­­regierung Ungarns ist gebildet irnd hat die Führung der Geschäfte des Larrdes üLernomnien. Ihre erste und dringendste Pflicht wird der- Abschluß des Friedens sein. Alles wird sofort geschehen, daß der Waffenstillstand in einigen Tagen zustande komme und die Soldaten in ihre Heimat zurückkehren können. Air vertrauen-darauf, in sehr kurzer Zeit das Volk aus den Qualen des Krieges hinauszuführen, und hoffen, daß wir die Unversehrtheit unseres Gebietes werden bewahren können. i Die vollständige staatliche Unabhängigkeit Ungarns l ist gesicherc. ein besonderer ungarischer Minister des Aeußern wird ernannt werden. Wir sind ftei. Als freie Nation reichen wir den mlbcren Ièationen. die in uvsercin Vaieânde leben, di- Brudechanp. n

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