Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1919. szeptember (66. évfolyam, 182-182. szám)

1919-09-28 / 182. szám

GrklärMg. Nach längerer Unterbrechung seines Erscheinens tritt der Pester Lloyd wieder vor seine Leser. Am 22. März sind die Staatsgewalten in die Hände des umstürzendcn Bolschcivismus iibcrgegangen. Das Morgenblatt des Pester Lloyd vom 22. März, Nummer 68 dieses Blattes, war nicht mehr von der Pester Lloyd-Gesellschaft und von den leitenden Funktionären der Redaktion gezeichnet. Die Rätcrcgicrung hatte die bürgerliche Presse, damit auch unser ^llatt, rechtsbeugend in Besitz genommen und den so enteigireten Apparat gewalttätig in den Dienst der kommunistischen'Bestrebungen gestellt. Länger als vier Dèonate dauerte dieser verwerfliche GesiniM^gsschmuggel. Am d. Liugust konnte die Pester Lloyd-Gesellschaft endlich wieder rcchtsgemäß von ihrem Blatte Besch ergreifen. Inzwischen hatte jedoch der Bolschewismus die materiellen Md die technischen Grundlagen der ungarischen Zeitungs­betriebe so sehr zerrilttet, daß ein Wiedererscheinen der Blätter, also auch des Pester Lloyd, bis zum heutigen Tage hinausgeschoben werden mußte. Was in der !Zeitvo m 2 2. Bi ä rzbiszum b. Augustunter dein Zcitungskopse Pester Lloyd in Budäpest erschienen ist, hat, Wiedas in wiederholten Budapester und Wiener Kundgebungen der Pester Lloyd-Gesell­­isch a f t rr n o d e s G h c f r e d L k t e u r s f e st g e st e l l t âst, natürlich nrit dem Wesen und Inhalte ^unseres Blattes nichts gemein, usurpiert nur den Namen des Pe st er Lloyd, ohne au-b nur im c n t f c r n t c st e li mit dessen Gesinnung und Bestrebungen irgendwie stdentisch zusein. Indem wir diese Feststellung einer gemeinhin be­kannten und selbstverständlichen Tatsache, die übrigens auch in diesen Spalten schon am 5. August, im ersten Auf­­chämmern geordneter Zustände, berufenen Ausdruck gefun­­den hat, wiederholen, verweisen wir noch darauf, daß die gegebene Lage es noch nicht gestattet, unser Blatt, wie früher, morgens und abends, das heißt täglich zweimal, erscheinM zu lasten. Der „Pester Lloyd" wird bis zur hoffentlich bald erfolgenden Sicherung der völligen Er­scheinungsmöglichkeiten der ungarischen Presse vor­läufig nur als Morgenblati herausgegeben. In diesem leider noch beschränkten Umfange, jedoch in unverminderter Prinzipienfestigkeit und Arbeitsfteude, wird unser Blatt, seiner ehrenvollen Tradition getreu, die Fahne des imtional gerichteten liberalen Bürgertums hochhalten und dem Ideal, das uns in dieser schiveren Zeit, entscheidend bcherrscht, zustreben: der ehesten Gesundung des heißgeliebten ungarischen Vaterlandes. Die Pester Lloyd-Gesellschaft: Baron Adolf Kohner, Präsident. Die Redaktion des Pesber Lloyd: Josef Vèß i, Chefredakteur. Aas Kahrgericht der Weltgeschichte. Amtliche llrkunden über Ungarns Verhalten vor dem Ausbruch des Weltkrieges. Busapest, 27. September. Allmählich lichtet sich der blutige Nebel, den der Weltkrieg über Europa zurückgelassen; die gewitzigten Völker erüegen dem Drange, die Kabinettgeheininisse zu lüften, m die die Vorgänge in der Zeit zwischen der Dèord­­tat von Sarajevo und dbm Emporzüngeln'der ersten Stich­­flamlne des WeltbranLes bisher eingehüllt waren. Es teizt die Völker, zu ergründen, welchen Teil der Schuld an diesem düstersten Unglück der Menschheit man auf das eigene Schuldkonto zu buchen hat. Man will Lügen­gespinste zerreißen und mutig bis zum innersteir Kem der bisher verborgenen Wirklichkeit Vordringen. Und so scheut man nicht'den Weg zu den geheimsten Fächern der Archive, in denen die Akten aus jenen Tagen aufge­speichert liegen. Aus dem Halbdunkel werden sie hervor­gestöbert, und in das volle Sonnenlicht der schonungslos waltenden Oeffentlichkeit werden sie gerückt, diese Ur­kunden, in denen die den Völkem bisher vorenthaltene Wahrheit aufgcspeichert worden ist durch Hände, die dabei geleitet ivarén von der Erwartung, daß auch in diesem Falle erst nachkommende Geschlechter Einblick in die wirk­lichen Vorgänge gewinnen, die Verantwortlichen aber in der bisher üblichen Weise den Urteilsspruch der Geschichte über ihr Walten nickt mehr erleben werden. Solche Schonung entspräche der in der Geschichtschreibung bisher getibten Ueberlieferung, dem Selbsterhaltungstriebe der so bitter heimgesuchten Völker entspricht sie nicht. Der Wahr­­heft^drang, der sie die Panzerpforten der Geheimarchive s^^reugen läßt, entspringt ihrem Selbsterhaltungstriebe. Sie wsÄen und müssen den Weg erkennen, der sie in den Abgrund geführt hat, um, belehrt über die Ursachen ihres Unglücks, für immer gegen die Wiederkehr einer derartigen Heimsuchung gefeit zu sein. Das Staatsamt für Aeußeres der deutschöstcrreichischen Regierung hat in solche^Abjrcht jüngst ein Rotbuch veröffentlicht, das die SdW âg aller Urkunden enthält, die sick auf die un­­mntWree Vorgeschichte des Weltkrieges beziehen. Der Ballplatz vollzieht damit eine Tat von reuiger Selbst­kasteiung, denn aus dieser Urkundeirsanmilung entfaltet sich in plastischer Klarheit der Anteil, der von der Schuld am Ausbruch des Weltkrieges auf die Männer entfällt, die die auÄvärtigen Schicksale der eheinaligen österreichisch­ungarischen Monarchie geleitet haben. Kurzsichtige Be­schränktheit in dec Benrteilung der Weltlage, verstockte Selbstiibcrijebung in der i'lbschätzung der eigenen Macht­mittel, das groteske Selbstvertrauen einer schlauen Ein­falt, die alle Welt übertölpeln zu können lvähnt, dünkel­hafte Besserwisserei, die über alle Mahnungen des Ge­wissens und der Vernunft sich init höhnischem Läckx'ln hinwegsetzt-» und endlich ein maßloser Zlinismus, der alle moralischen Hemmungen von sich abstrcift. um, am ent­fachten Weltbrande das Bettel suppte in des eigenen Macht­zuwachses zu kochen: das find die Schuldfakten, die sich mit erschreckender Gewißheit aus dieser Ilrkundensamm­­lung ergeben. Berchtold, 'Conrad, Stürgkh, Bilinski, Krobatin, diese Männer alle, die am Steuerruder der österreichisch-ungarischen Monarchie standen, sie haben mit vereinter Kraft und in schweißtriefendem Wettbewerb air dLm gleichen Strange gezerrtj-Sie alle waren bes-elr :-a:: dem Drange, aus dem Verbrechen, dem Franz Ferdinand Md seine Gattin zum Opfer gefallen waren, um jeden Preis einen Machtprofit fstr Och^reiH herauszuschlagen. Ein einziger Mann stand auf der Höhe seiner ver­antwortungsvollen Stellung und jRer verantwortungs­schweren Zeit, stand da wie ein Granitfels, der, umbran­det von feindlichen Wogen, unerschüttert bleibt in seinem Vorsa^, dieser Brandung bis zum Letzten standzuhalten. In der ganzen Welt, vielfach auch in lilngarn sogar, galt Tißa bis zu der Stunde, in dec das jüngste Rotbuch Wiens das Licht der Oeffentlichkeit erblickte, als einer der Hauptträger, vielleicht als der entscheidendste Faktor der Kriegspolitik Oesterreich-Ungarns. Die ganze Welt, nicht in letzter Linie viele auch in Ungarn, wird jetzt dies­falls umlernen müssen. Aus der Wiener Urkundensamm­lung geht hervor, daß Stefan Tißa während der ganzen Dauer der Krise des Weltftiedens sich mit aller Kraft der bewaffneten Lösung entgegengestemmt, einer Beilegung des serbischen Konflikts mit friedlichen Mitteln das Wort geredet und einem diplomatischen Erfolge, dessen man sicher sein konnte, vor dem Wagnis einer kriegerischen Auseinandersetzung den Vorzug gegeben hat. Das hat er getan nicht allein bis zum letzten Augenblick, sondern auch noch darüber hinaus, auch noch in den Stunden, da die Absendung des Ultimatums an Serbien beschlossen war und damit die Würfel eigentlich bereits gefallen waren. Hier die Tatsachen, wie sie sich ergeben aus den Protokollen der gemeinsamen Ministerberatungen, die am 7. und am 19. Juli im Auswärtigen Amte zu Wien stattgesunden haben. Im gemeinsamen Ministerrate vom 7. Juli rührten Berchtold, Stürgkh, Bilinski, Krobatin und Conrad mit rührigster Beflissenheit die Werbe­trommel für den Krieg. Alle diese Herren traten nüt ungeschminkter Offen­­mütigkeit für den Präventivkrieg ein. 'Berchtold sprach „von ei.ner unbedingten Unter­stützung Deutschlands", die der Monarchie- „mit allem Nachdruck zugesichert sei". Wohl gab er die Möglichkeit zu, daß der Wasfengang nut ^erbten auck- denKriegmit Rußland zur Folge haben könnte. Aber auch diese Perspektive ließ ihn nichr zurückbeben, ja gerade sie war ihm ein Ansporn zur Entfesselung des Präventivkrieges, mit der kläglichen Begründung, daß Rußland den Zu­sammenschluß der Balkanvölker anstrebe und unsere Situation sich einer solchen Politik gegenüber immer mehr verschlechtern würde, wenn die Monarchie, statt jetzt zuzugreifen, sich, wie bei ftüheren Anlästen, zm^einem wei­teren Zuwarten verstehen wollte. „Energisches Ein­greifen" war das Losungswort Bercktolds, und die übri­gen, mit der »inzigen Ausnahme Tißas, leisteten ihm unbedingte Heeresfolge. Stürgkh, der in der inneren Politik Oesterreichs stets die Politik des Zauderns und der Schwäche betrie­ben hatte, spielte sich in diesem Ministerrate auf den Nu­tz ugsamen aus und warnte vor der Gefahrr /.durch eine Politik des Zauderns und der Schwäche die der öfter­­reichisch-ungarischen Monarchie jetzt bedingungslos zu-s gesagte Unterstützung Deutschlands zu einem späteren Zeitpunkte nicht mehr erlangen zu können". Namentlich war dem ösierreicki'Nn„i, Ministerpräsidenten sehr viel a n der Volkswirtschaft Oesterreichs gelegen, die er „vor einer längeren Periode der Be­unruhigung" um jeden Preis zu bewahrerr wünschte. In Stürgk'hs Augen galt der Weltkrieg als die bequemste, und wohlfeilste Art, die österreichische Volkswirtschast vor einer längeren Periode der Beunruhigung zu bewahren! Auch gab er der Ansicht Ausdruck, daß vor allen Mngeu „das Ansehen und der Bestand dec Monarchieliäiaß­­gebend sein müssen und daß die diplomatische Aktii^^«en Serbien schon von vornherein in einer Weise sein müsse, daß sie „nur mit einemKriege dürfe". Der Pole Bilinski sties; mtbedenllich in dasselbe .Horn. Als gemeinsamer Finanzminister hatte er im Mi­nisterrate den bosnischen Standpmckt zu vertreten. Von diesem Standpunkt aus erhob er sich zu der folgenden Fest­stellung: „Der Serbe ist nur der Gewalt zugänglich, ein d i p l ö ttt a t i s ch e r Erfolg tvücdcin Bosuicift g ar k e i n e n E i n d ru ck m a ch c u u ndwäreeher s ch ä d l i ch a 1 s e t w a s a n d e r e s." Und uu'n Krobati n, der streitbare^riegsminister. Diplottiaftschcr Erfolg:' Imponiert keinem echten Sol­­dateii. Ihm uackzujagen, loäre sogar schädlich, dciui, so sprach der weise Krobatin, „ein solcher Erfolg würde nur als Schwäche auLgelcgt werden". Mithin: „mö g», l i ck ft h e i ur l i ck m ö b i l i s i c r e n und sofort nach ^vollendeter Mobilisierung eine Sommation an Serbien richten". Wie anders Stefan Tißa! In diese»: Mi­nisterrat. der über Oesterreich-Ungarns, aber arrch übea: der gesamten Iècnschheit Schicksal entschied, war er der cimzige, der sei.ne Worte durch die küifle, alles peinlich âvsioende VärrMift? und bücm o'as Gewissen des K'uliucmeuschc:! eiugeben ließ. Klipp urch klar sagte er cs heraus, daß er „einem überraschenden Angriff auf Ser­bien ohne vorhergehende diplomatische Aktion, wie dies beabsichtigt zu sei re s ch e i n c, b e d a u er l i ch e r w e i s c a u ck i n B e r l i n durch den Grafen Hoyos besprochen wurde, niemals zustimmenwürde, weil wir in diesem Falle in Len Augen Europas einen sehr schlechten Stand hätten und auch mit großer Wahrscheinlichkeit m i t d er F e i n d s ch a ft d es^ ganzen Balkans — außer Bulgariens — r-echner: mühten, ohne daß das gegenwärttg sehr geschwächte Bul­garien uns entsprechend unterstützen könnte." Daß wir uiüiedingt Forderungen gegen Serbien for­mulieren müßten, gab Tißa ohne weiteres zu, aber aus­drücklich erklärte er gleichzeitig, daß ein UItimatuuk erst gestellt werde:: dürfe, wenn Serbien diese Fordeumgen nicht erfülle. Wie diese Forderungen beschaffen sein sollten, darüber äußerte sich Gras Stefan Tißa in den Worten: sie rnüßten zwar „hart, aber nicht unerfüllt b a r" sein. Und er süßte hinzu, die Annahme der For­derungen durch Serliicn würde „einen eklatanten diplo­matischen Erfolg bedeuten und unser Prestige am Balkan steigern". Was aber, wenn Serbien unsere Forderungen ablehnt? Wohlan, für diesen Fall stimmte Stefan Tißa einer kriegerischen Aktion zu, doch fügte er eine Warnung hinzu, die uns heute noch seinen Seherblick be­wundern läßt und die auch späteren Geschlechtern ein leuchtendes Zeugnis sein yurd seiner ftaatsmännischen Voraussicht und seines Mannesmutes, den er aufwmUite, um das heranbrechende Unglück Oesterreich-Ungarns und der ganzen Menschheit noch im letzten Augenblick abzu­­wehren. Er warnte vor einer kriegerischen Aktion, „die die vollständige Vernich­tung Serbiens bezwecken würde, weil einerseits diese von Rußland ohne einen Kampf auf Leben und Tod niemals zu­gegeben werden könnte, und weil auch er als ungarischer Ministerpräsident es niemals zu geb en könnte, daß die M o n'­­>archie einen Teil von Serbien annek­­tiere". Nach einem Seitenhieb gegen Bilinski, dem er unter die Nase rieb, daß die Krise in Bosnien auch durch eine energische Verwaltungsreform im Innern saniert werden könnte, schloß Tißa seine Worte mit der Erklä­rung, 'daß er „sich nicht unbedingt für den Krieg entschließen wolle, sondern auch einen ent­sprechenden diplomatischen Erfolg, der eine starke Demütigung Serbiens mit sich brächte, für geeig­net halte, u n s e r e'St e l l u n g zu verbefsern und eine ersprießliche Balkanpolitik zu ermögliche n". So sprach Stefan Tißa am 7. Juli, als die Würfel noch im Schicksalsbechsr klirrten. Seine Worte verhallten wie ein Ruf in der Wüste. Der gemeinsame Ministerrat nahm mit allen Stimmen gegen die ft Dsnsunsls Vslesnu. âdoruLsarsLlr lLssratsurmLnsLiLv: 11» wtt «ellad .................... - —______ ft .. . . _ _______ . L» Vâpsst, iL ü« tsrnsr kür ⻫ lâLÄ vvä »««MI uQâ La üca Osstsrrolcd UL6 âdoLâd!»tt » Dnrsüus : siooknst', L. 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Kadapest» Sonntag» 28. Septemver 1919 Ur. 182

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