Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1919. október (66. évfolyam, 184-210. szám)

1919-10-09 / 191. szám

VovLvnstLS, 8. YLtod«r 1919 JLbiläuw. Wcrrenhause der Firma Jöfsf Kunz u. Komp, war heute ein treuer, alter Diener, Jakob Dietl­­rich, der seit fünfzig Jahren als Gesi^ftsdiener dem Hause angchört, Gegenstand emer erhebenden Mer. Vor dem vcr­­fmnmelten Personal und den F-estgästen begrüßte zuerst der Firmenchef, Kommerzialrat Roman K n n z, den Jubilar, der bereits seit drei Generationen der Firma Kunz treu und chr­­lich dient. Ein dem Jubilar überreichtes Dekret sichert ihm für Lebensdauer vollen Genuß seiner Bezüge ,zu. Im Namen ideâ Handelsani'ttsters hielt sodann Ministerialrat Gcza -Ädäm eine Begrüßungsrede, und übergab dem Jubilar ein Belobungsdekret des Handelsministeriums. Zum Schlüsse ^verdolmetschte Prokurist Müllner die Glückwünsche des iPersonals und überreichte ein Ehrengesct)euk. Eine Versammlung der Arbeitslosen. Im Lause des >M- tlgen Tages hat der llngarländische Gewcrkschastsrat solaeu­­den gedruckten Aufruf verteilen lassen: In Budapest und Üm­­gebl^ sind 160.000 Arbeiter, Bmmte und HandAs­­ongeswllte arbeitslos. Es bedarf rascher Hilfe, .denn den Massen ist das Geld ausgcgangen und wir schen einem fürchterlichen Winter entgegen. Wollen wir Hilfe, so müssen die Arbeitslosen selber ihre Stimme er­heben. Massenweise müssen sie in der am 10. Oktober 1919, um 10 Uhr vormittags, auf denz Orßäghäz-tèr abzuhalteiideii Vcrsanimlung von Arbeitslosen erscheinen. Jeder Arbeitslose erscheine mit seinen Angehörigeii und fordere Arbeit und Brot! Die tschecho-slowakischen istotcnobstempelvngen. Schon seit geraumer Zeit wurde die Wahrnehmung gemacht, daß in Budapest Banknoten mit falschen tschecho-slowakischeii Ab­stempelungen in Umlauf gesetzt werden. Tic Polizei ist nun der Fälscher habhaft geworden. Es sind dies der Handels­schüler Julius ?Nolnär und der Maschineiischlosser Ludwig Molnár. In ihrer Wohnung wurden nahezu 20.000 falsche Stempel vorgesr: u. Sie hatten die Stempel von ihrem 'Bruder Eugen . . al när bezogen, der in Pestújhely wohnt. Auch dieser wurde verl)astet uiid gestand bei seiner Einver­­piahmc, daß das bereits die zweite Lieferuiig der falschen Stenipel gewesen sei, die erste habe er nach Losonc geschafft, Ivo seine Mutter sic verwertete. Die falschen Steinpel wurden 'in der Steindruckerei Gëza Berger, Üllöi-ut 16, verfertigt. Ta lm Lause des Verhörs der Verdacht auftauchtc, daß die Idee der Fälschung aus deni ischecho-slowakischen besetzten Gebiete l)errührc, wird die Untersuchung auch ui dieser Rich­­stung sorlgesctzt. Anzeige g-^gen eine kommunistische Pensionsinhaberin. Frau Adolf Heged ü s verniietete die Pension Modern an den Sekretär des „-Hotels Tunapalota" Zoltán -Korányi und den Restaurateur des Journalistenheims Bèla Sommer. Dicse schassten große Mengen Lebensmittel in die Pnision. -Als dami die Sowjetherrschast kmn, versuchte Frau .hegedűs auf jede Art, die Pension zurückzubekonimcii. Sie erstattete eine sLlnzeigc nach der ondereii gcgeii die Pächter, i-erlcumdcte sic, jgab sich als übcrzciigtc Koiiiniunistin aus, dic das Einkonlmen der Pcnsion für die Zwecke der Rätercgierung opfern werde, ^o erreichte sie denn, daß sie die Pension zurückbckam, ober auch dann zeigte sie die Mieter wegen Tiebslahls an, weil sic nänilich ihre Lebensmittel aus der Pension wegschasften. Beide wurdeii auch dainals verhaftet u>id drei Tage laug gepeinigt. Nun. nach dein Sturz der Soivjetwirtschasl, erftatteteii beide dic Anzeige acgeii Frau -Hegedűs wegen Veruntreuung, Bc­­krugcs uiid Erpressung. Eine Rettiinosaktion mit Gasmasken. Die Wohnung deS -iechnischcn UnteiuelMcrs Franz Novak sollte, nachdeni die liiährcnd der Diklmur clnguaitierteii Proletarier sie verlassen hatten, voii Ungeziefer gesäubert werden, wozi'. Formaliii und -Schiriefelgas vcriveudct wurden. Iusolgc starken Luslziiges kntziiildclc sich das Gas. Tic Fciicrwchr und die Rettung-sgcscll­­'sihaft mußten sich mit Gasmaskeit veisccheii, iinr in die Wah­­-nung dlâiigeu zu kviiueii. In der Wvhiiimg N'iirde dann die ganze, aus sieben Mitgliedern bestehende Familie in bcwußt- Ooseiii Zustande vorgesunden. Es gelang, sic alle zum Bewußt­­,sein zu bringen und auch das Feuer zu löschen. Unfälle. Auf der Räkö^i-ut hat ein Automobil die Witwe Frau Wilhelm Klein ükerfahren und chr bcdcuiendc Ver­letzungen beigebrocht. — Aus dein Biarait-körut fiel der 2lr­­hcitcr Iuliu-s Hollo von einem clcktrischeii Wagen, Ivnrdc jübei-fahren und starb auf der Stelle. — Der löjährigc Schüler MichaZ Nagy fiel ebenfalls von einem Sttaßrnbahnnxigen, .die Räder schnitten ihm beide Beine ab. Verein der Privatlehrkräfte. Der Verein cisitcht feine Mitglieder, Lonniag, 11. d. M., nachmittags halb 4- Uhr, zur Besprechung ihrer Interessen im Vereinslokal sVlll., Csokonai-utea 6> zu erscheinen. Spende. Als Kraiizablösuiig für ,'zraii Gustav T i ck. Miitter des Tircktors Ldön Ten cs, sind uns von der Nnqarischen Allge­meinen Immobilieiibank K 300 für daS israelitische äuabcn­­'Waisenhaus zugckommcn. — Alle Aartar zu den diâvihigm AiHÄHrnngM vân Roftnnids sLskiök" M U n xi arisch en Theater sind bereits verkanst. Die Darstellâ der Hcmptrvllen des demnächst zur töO. Aikffiihrnng qelanqenden Stirckes — die Damen Fovmi, Báthory, Esther KrHcs, Andorsi und JanEovics Md die Herren Törzs, TarnM, Z..Molnar, Kürmendr, Vâgö, Urai usw. — werden allabsirdlich wann akklmmert. — Z» den Ausführungen von Kâtmäns kursunx tünâörs" im K ö n i g K th-eat e r gehen die Billette sirr alle Abende der Woche inr Vorverkauf reißend ab. Die .Hauptrollen spielen Frau Läbass und Fwl. Somogyi und die Herr'sn Király, Rätkai, Szirirrai, Latadär usw. — Die Herbstausstelk!ktlg des Nemzeti Szalon wird am 12. d., Sonntag, um 10 Ichr vonmltags crliffner. Presseschini am Samstag .poifchen 10 und 2 Uhr. -j-Konzerte RözsLvLlqyi. Das Streichquartett Wald­bau e r - K e r p e l y halt seine ztoeite Alatinee uirter Mit­­wirkmrg Ernst Dohnänyis am 12. Oktober vormittags ab. Programm: Weiner: Es-Dur, Kodály: Streichquartett, Tohnänyi: Erstes Klavierqitintett. .Haydns Oratorium „Die Schöpfung" am 12. Okto^r. Solisten: Har dorff, Szckclyhidy, Pußtai, Kal­man. Dirigent: Lichtenberg. Konzert Anna R. H ardor ff am 19. Oktober nach­mittags. Zweiter Alavierabeitd Ernst Tohnänyi anr 22. Ok­tober'. Erstes .Konzert Emerich K e èr i - Szän t â am 26. Ok­tober vormittags. Liederabend Frau Reynold Schmahl am 26. Oktober nachtnittags. ______ ' Theater fiir heute: Ratio nalthcater: ..OtbeUo'. — Ungarische Nationalvpcr: .öürös vaâs-je". — Lusr­­fpicltheatcr: ,.â talvsf". — Festuiigstbcator: .Lrclö 8-i6p6°. — Ungarisches Theater: ss.stioir". — Königs­theater: kaisLNß tiinâèrk". — Stadttheater: „Olli dârünö". — Budapester Theater: „./InKzLl kandi'. — Inner st ädter Theater: „Dsriire". — Theater auf der Audra fsy - IIt: Das neue Programul. — Revuetheater: .ll'svssr''. — M a d â ch - T h e a te r: Borspiel und „Holnap reggel". Natiotlal - Orpheum Erzsebet-körut 3t: ErstklaffigeS Theater und Barietèprogainm. Anfang hdg Uhr. Hauptstädtisches Orpheum (IV., Nagymezö-utca 17); Modernstes Rauchihealer. Anfang 7 Uhr. Theater, Kunst uni^ Literatur. Budapest, 8. Oktober. Konzert Tohuânhi. I'ii Schneit Uiiv Banaeir irach beficien­­der Kunst sind wir endlich bei Ernst Tohnänyi angelcurgt. Er gab heute eilt Konzert, und es war wirklich eine Erttill»iig. sTas erste Wort hatte Beethoven mit der Son-arc c>p. 26. Wie jfein verdüstert war der Trauerniarsch. und wie prachtvoll bc­­sflügelt der letzte Satz. Drei kleine Mcistcrsti'ickc von Bánták -folgten naä); sic zählten zu den kräftigsten seiner Muskeln. Hier wui-dc aimh der anwesende Komponist stünnisch geseiert. .Tann kamen nmi-me Bc.ziehuii.c^n zu-Brahms, zuletzt spielte Tohnänyi die Fis-Moll-Sonate von Schwnann nicht schwär­merisch verzerrt, wie wir sic oft erleben, soiidern auf jugend­frische Grnndlagc gestellt- Die Zuhöver l)abeii sich wieder zn chiescr Kimst bekannt nnd öfsnereii ihr ganzes Herz. Es ftröinic -dein Meister die Licbc iii allen Formen ciit-gegen,' cin Blumen­regen ci'goß sich über den Flügel nnd Kränze wurden gereicht mit inständig bittenden Lchlcisen: TohnäiU)i möchte uns lischt ^erlassen! Es scheint was vorzugehen. Wie kl-iiigt das Lied ini alten dtürnbcrg? „Es schivillt uiw schallt, es tönt der Wald lioii holder Stiinnien Gemenge." Maii -spricht, daß dieses Schivellen und Schallen uns geiwmmen lverden soll. Wir kölinen d-araii nicht glauben. Jedenfalls siiigt Walther von Stol­­zinig seine Lenzmotivc unbekümniert tveiter. Als er heute ani Podiuni crschiei! nnd Hunderte von Rosen geslogen kamen, fätztc er sich ans .Klavier und gab für jede Blume eineii schim­­'merndeii Fadcii seiner' Kunst iir echieni Goldc. 0. 4l. s — Nèorgen, Donnerstag, tvird im L u st s p i e l i he a t e r das T-räkiia „.4. tolvus" von -Henri Bern ss e i n mit dem Ehepaar Gör in den beideii Hauptrollen zur Aussührung ge­bracht. — Irr der Reprise von .Knoblochs „0 unxv'säZu rliLása" am Saurstag sind dic führenden Rollen den Damen !Haraßti, Leudvai und Dallos und den Herren Lukács, Kcr­­è, Szcrèmy und Pártos anve-r-trau-t. Freitag, Sonntag und MmüÄ'- ,7-^ iLLsrebb llnlkincl." viegenllü 5 nem mërgelülliit, k» osengöi nem srülnslr, mei-t srokst eronnsl msgjsvitja es jökssdsntsrtjs félévenként 30 kononteet vsso „vssngk" Irsi'dsnlsi'tâsi N.-K., ki-sn/ ^snvs-ulv» LS. Grrichtshalle. IttchttprechMg unter -er roten ^ UiremtUö­­herrschaft. ' Budapc st, 8. Oktober. Tie Hicgenrcvolution vom 24. Juni. -Von sänrttichen grgenredolutionären Aktionen, die sich zur Zeit der Schreckensherrschaft kundgabe.n, >v<ir die arn 24. Juni aiisciebrochene <Negenre.volution »nstrcilig die am besten organisierte. An dieser nahnten nicht'bloß die Biirger­­sck)aft und die gewesenen altiven Offiziere, sondern auch ein Teil der Arbeiter, die sogenannten „selbstbewußten Prole­tarier" Bála Kuns teil. Tic Anfänge dieser Aktion reichen bis zur Dormändyschen Gegenrevolution vo:n 2. Ntai zurück. Ursprünglich lzätte sie am 11. Juni ausbrcchcn sollen, doch infolge der mittlerweile vor­genommenen Verhaftungen mußte sie verschobeir werden. Die Fäden der Gegenrevolution liefen eigentlich in den Händen des im Gebäude der Noten Wache meuchlings erschossenen Haupl­­ntanues L c!n d c r k o v i t s zusammen, de'r bei der .Konstrii­­icrung sciiics .Kriegsplancs von den in die Rote Armee ge­preßten aktiven Offizieren in der werktätigsten Weife unter­­stüßt tvurdc. Am Nachmittag des 24. Fnui gegen halb 4 Uhr erteilte im Auftrage des Generalstabschcis des .Korp-rkommandanten .Haubrich Adjutant Salaez der Engelskaserue telephonisch die vereinbarte Weisung: „Das Auto kann nach Bvrösvär ab­gehen." Die in der .Kaserne in Bereitschaft stehenden Batterien gaben hierauf acht scharfe Schüsse auf die Margareteninsel ab, wo zu dieser Zeit die Volksbeanftragten Übersommerten. Gleich darauf gab die Schulbatteric der Ludovika-Atadeinie durch Signalschüsse kund, daß alles zur Aktion bereit flehe. Einige Minuten später- er-schicuett die Niouitorctt mit nationaler Flagge und bombardierten das Hotel Hungária. Einzelne Röte Wachen, so die in der Dimod-utca, standen Unter nationaler Flagge in Bereitschaft und die Nèannschast.saiig derr Hymnus. Eine Abteilung der Ludovika-Akademie besetzte die Josef- Telephonzenirale. Jedcrntann nmrtete auf die Fortsetzung, die jedoch ou,s­­blieb. Und doch ljattc diese Fortsetzung ftattsinden sollen. Dem-. nach hätte die irn gegenrevolutionären Plan organisierte Neii­­pcstcr Fabriksarbciterschait auf die Kanonenschüsse nach Pest strömten, sich hier mit deNr Militär vereinigten, die .Kom­­munisten verjagen, zu>n alleinigen militärischen Diktator Josef .Haubrich ai'-srufen und sodann aus der Mitte der alten Sozia­­listcu eine Regierung bilden sollen. Fnt letzteit Augenblicke l'caten jedoch die Arbeiter der Wolfner-Fabrik den :)!ückzug an. Die Arbeiter der Mautucr­­,Fabrik marschierten wol)l ab, doch wurden sie von den inittler­­weileserschieneneu kommunistischen Truppen entwaffnet. Diese besetzten die Eugels-Kaferne und, belagerten die Ludovika- Akadeniic und die Iosef-Telephonzentrale. Am Älbeud >var die > Gegenrevolution niedergeschlagen. An der Spitze der Bezwiu- ! gMtgsaktion stand Korpskommandant Haubrich selbst. ! Die Erhebungen haben bisher noch nicht festgestellt, wi-'­­viel Gegenrevolutionäre, Bürger und Ofsiziere, die Terro­­risten am Abend und in der daraiisfolgeiiden Nacht der Gegenrevolution hiugerichret !)abeit. Einige Ofsiziere. wurden? iin Zimmer -des Oberkommaudanlen der Roten Wacl-e Jancsik erschossen, darunwr einer der .tzauptorganisatoren der G^en-, Revolution, Hauptmann LembcrkovitS, der dem Kriegs-, nrinisterium zugeteilt war. Einer der Mörder schloß seitient Bericht über diesen blutigen Vorfall mit der teils sich brüsten-' den, teils sich entschuldigenden Phrase, daß ini Interesse derj Idee hinrdert Leichen nur eine ytull bedeuten. s Diejenigen, die in diesem .Kampfe nicht zugrunde gingen,, gei'icten ins Gefängnis, so die Artillerieoffiziere Franz Irnrey, Zoltán Osvált, nnr> Anton Waldinbrecht, sowie aie -»Offiziere der Ludovika-Akademie Stefair Kiss, Ladislaus, Szikora-Szabo und Josef Strassik. Diese wurdeti von denil ckm frühen Morgen aâ doe eingesetzten Statqrialgericht zum' )Tode vevurteilO Di« Vollftveckima dieses TÄiesurtellS wurde i sMoch cmf Intervention des Elhew der italienischen Militär» ^ntission Oberßtleutrlcntts RomaneIli vorläufig suspendiert. Ain nächsten Tclge setzte die Rerplutionäve Räteregierimg unter dein Vorchtze des Stadtkomincrnidon^ Nikolaus K i^s ein Ausnahmestatarialgericht ztisEmen. t Otto Kmwin Md ! Georg Szamuellt) ncchinen, obwohl sie keike eigentlichen Mü­­.glieder des Senats tvaveit, an den Verhandltmgen, ja auch aa 'll-rteilsfällmtgen regeit Airtöit. Dreizehit Tage lang währte die Verhandlung, und jedes Wort, das in dieser Verhandlung siel, wurde stenogrcychisch' sivievt. Tas Material erNneckt sich auch auf die Antez-edttttien der Gegenrevolution, insbesondere airf die attf den 11. JMi geplante Aktiv-ii, die vor der Zeit bekanilt geworden war, deren .Hanptteiluehiner der pensionierte Staatssekretär Baron Sig­­imlnd P ercit i; i, S z ö rtse y, .K rißtics nnd die .Haupt­­leute Tomcsv und VëcSe >i ivarén. Dagegeic wurden sorg­fältig aus dent Material des Strafprozesses alle Anspiislungen, auf die Rolle, die der Arbeiterschaft zugefallen war, ausge­schaltet. Das Gericht sprach in fern-ein Urteil 64 der Ange-­­klagten frei, vier wuâit zu läenslängl-icher, 50 zusomniLN zu 151 Jahren Zuchthaus verirrteilt. Wer wurden interniert, ivährend die 253 Zöglinge der Ludovika-Akademie ztt zwmtgs­­weiser Erziehung rwrhalten wâ-deu. j Von den ursprünglich gefällten sechs Todesurteilen änderte das Standgericht vier ab und die Todesstrafe wurde bloß bezüglich Ospät Hs und Szikora-Szabös be­stätigt. Außer ihnen iviirden noch zuin Tode yerurteilt: -ic j Offizicre Ladislaus Bartha, Franz Bayer, Ladislavs K.essei', Eugen Softics, Julius Galba, Rudolf Ócskái) und Johann Tomcsö, sowie die Zivilisten Franz Varga und Franz Csäßär. Alle diese Verurteilten . vcrncchinen vollkomnreit ruhig, einige vori il)ncn sogar mit überlegenein ironischem Läc^lir das Urteil. Tiefe Todesurteile wurden nicht vollstreckt. Zehn Tage später erschieic eine Verordinnig der Räteregierung, wonach diese Strafen in lebenslänglib^s Zuchthaus umgewandett ivurden. Im Interesse der Begnadigung der Verurteilten hatten die Verteidigung, die italienische und die amerikanische Mission, ferner aktive Offiziere nnd alte Sozialisten iiiter» veniert. Die im Jnleresse der Angeklagten entwickelte Berteidigimg bildet eines der glänzendsten Blätter des nngarisihen Mr­­remis. Die Verteidiger, die anfangs in ihrer Tätigkeit stark eingeschränkt lvaren, crztvangen sich später förmlich d-ie volle Freiheit der Verteidigung. Die Verteidigung hielt dem Gericht die Grvusainkeiten der komniunistischen Terrovisten, den zu er­wartenden Sturz der Proletarierdiktatnr vor und warnte die Richter davor, lmß sie ihre eigenen Jdttlie nicht beschmutzen und durch die VerkündigMg von Todesurteilen nicht auf ihr eigenes Haupt das Todesurteil heraufbeschwören sollen. Als Verteidiger wirkte Dr. Marzel Baracs, ihm zu« Seite stand Dr. Bèla Grün. Acht Todesurteile in fünfzehn Minuten. "" Am Mchinittag des 22. April fand vor deur Revolutions­­gevicht gegen den Poli-zeibeannrn Desider Nikolènyi Md dessen acht Genossen die Verhandlung stcrtt, die kaum fünfzehn Minuten wäWe nnd mit der Verurteilung von acht Ange­klagten zmn Tode endete. Zur Verhandlung tvurde auch der Verteidiger unter Androhung der sonstigen Vorführung ohne näl)ere Bezeiichnimg der Angelegenheit geladen. Ter «Ähtvur­­genchtssaai, tvo die VerlMdlung ftattfand, war von bewaff­­neten Terrorifterr-gestillt. Äuf der -für die Anklagekcmnnissärr brstimmien Estrade saßez: die AnklagekonunissäLe: Kram­­rner. Bücht er, Trattner nnd Kerekes, swvie der politische Bcauftvagie Dr. Eugen Läßlv. Den BoHitz fichrle der berüchtigte Terroristcnsül)rer Josef Cserny in sctWar­­zem Lederrock. In sei-uein Güvt-et fwken Dolche, und Brvw­­niugpisloleu. Als Kei'sitzer fiingiecteu Pvei gutge-sinntc Terro­­rist>c-u, von denen der eine, namens Gombos, sich damii brüstete, daß er auf dem Schlachtfelds innerhalb fünf Mnntcn zehn Menschen zum Tode ver'urteitt habe. Punkt scä)s Uhr tvnrven die Angeklagten in den Saal gestihrt. Als erster kam Dr. Karl Stenccl, Advokat, dann die UniversilätShörer Brüder 2 äghy, der Hauptmann Josef W i e s ing e r, der Pvlizeibeamte Tesider Nikol 6 nyi, und schließlich der -Oberloutu-aut ürge!. Airklagekvmmissär B ü cl) l e r sagte in seiner Aicktagerede, die Augetla-gteii hätten im „Gifä Baross" Zusammenkmrfte abgehalteu, bei welcher (»telegenheit sie beschlosseir hätten, die Räteregierung inil Waffengewalt zu stürzen. Keiner von ihneti verdiene Schonung, und er bat daher nnt ihre Verurteilung zum Tode. Während der Rede deS AnklagekvmmissärS nickte Csernlj ^istimmend Ulit deni Kopf und er richtete bloß eine, einzige »-rage an die Ängeklagten, ob sic bei der Besprechung zugegen wiiren. Die Angeklagten- bestritten aufs entschiedenste, daß sie eine gegenrevolutionäre Aktion verabredet lMten, sie sagten bloß, man könne die nationalen Ideen aus dem Ungartutn nicht ausrotten. Stcncel bemerkte, er l)crl>c die begeisterte Rede des Ilmvcrsitätshörërs bloß angel)ört, es sei ihm jedoch nicht eingefallen, eine Gegenrevolution in Szene zu fetzen. -Czerny sprang von seinem Sitze auf und brüllte: „Sie lügen! Alle lügen! Genug! Ich ipill kein Wort mchr hören!" Der von Arnts wegen bestellte Verteidiger' Dr. Eugen Gäl crsuchle den Anklagekommissär, den Tatbestmrd vorzu­­cragen. Die Anklagckommissäre, an- ihrer Spitze Eugen Läßlö, fchluaen hierauf einen großen Lärm und riefen: „Es bedarf hier keines Tatbestandes, es genügt', lvcnn wir wissen, daß die Angeklagten Gegcnrcvolulionärc sind!" Ter Verteidiger fordert l)rèrauf die Vorlage der Akten, ivoraiif der Präsident Czerity seine Browningpistole vor sich hinlegt nnd mit der Hand auf den Tisch, schlägt. Dann sagt er ziwi Verteidiger gewendet: „Sie dürfen nur eine Mimile lang reden. Die Angelegeiiheit > ist bereits verhandelt." Der Verteidiger will hierauf den ! Saal verlassen, auf Befehl Czernys verstelleit ihnl jedoch die ! Lcninbuben den Weg, während der Senat sich zur U'rteils» bcratung znrückzicht. Die Angeklagten springen von ihren Sitzen auf nnd einer von ihnen, Oberleutnant Görgei, rief dem (Berichte zu: „Ich ivar zusammen mit Bèla .Kun im Uralgcbirge. Mit uiir soll man so nicht sprechen!" Cserny wandte sich einen Aioment zurück, blickte. Görgei starr an und iixrndte sich sodann der Türe zu. Tie Angeklagten bestürinen jvährend der Pause den Verteidiger, er möge doch etwas in ihrem Juicrejse tun. Der politische Beauftragte Eugen Läßlö ließ jedoch die Angeklagten !)inansfül>ren nnd gestattete nicht, daß sie sich init ihrem Verteidiger beraten. Mittlerweile siel es einem der Anklagekommissäre ein, daß die Angeklagten ärzilich nicht uniersuchi ivurden. Ata» ivandte sich de^lb an das Gericht, uiw (fserny sagte, es möge ein Arzt sie unter­suchen. Dabei pfisf er einen Oiassenhaüer. Die unglücklichrn Angeklagten ivurden von einem jungen Aienschen, den urcm Dostor titulierte, aus die Weise unteHucht, daß er sie anblick^ und für gesund erklärte. NrMittelbar davaus folgte die UrbeikS'

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