Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1920. március (67. évfolyam, 53-78. szám)
1920-03-26 / 74. szám
Italien und die ungarischen Kriegsgefangenen. Don Sr. Exzellenz, dem Herrn italienischen Hochkommlsiär Cav. Cerruti erhalten wir die folgende Zuschrift: ,Hochgechrter Herr Chefredakteur! In der jüngsten Morgenausgabe des Pester Lloyd habe ich zu meirrem großen Erstaunen gelesen, daß nach den Berechnungen der Experten der ungarische» Friede»iK>elegation die Zahl der noch in Italien befindlichen ungcrrischen Kriegsgefangenen beiläufig 60.000 betragen soll. Nach den Mitteilungen, die ich vor eirrer Woche erhielt und die ich nicht verfehlte, der ungarischen Negierung zur Kenntnis zu bringen, befinden sich in Italien nunmehr insgesamt 603 (sechshnndertundrei) ungarische Kriegsgefangene, die meisten von ihnen in Spitälerrr. Ten Rest bildet eine Anzahl von Gefangenen, die sich zur rumäüisö^n Mtionalität bekannt und chre Repatriierung nach Rumänien verlangt haben. In Taranto angelangt und an Bord des Dcnnpfers „Meran" eingeschifft, erklärten sie jedoch, daß sie nicht nach Rumänien befördert zu werden, sondern über Ungcrrn nach Siebenbürgen zurückzukehren wünscheu- Da es die andauernd befolgte Verhaltungslinie der italienischen Negierung war, den Kriegsgefangenen, die einer nichtmagyarischen Nationalität angehören, die volle Freiheit der Wal)I in bezug auf das Bestimmungsland einzurSumen, wuvden die lster in Rede stehenden Kriegsgefangenen wieder susgeschifst und zeitweilig nach einem Konzentrationslager gebracht, wo sie zu weilen haben werden, bis die Formalitäten ihrer Rep«triierung nach Ungarn erledigt sirrd. Der Minister des Asußern Graf Somssich hat übrigens am 28. Februar in der Nationalversammlung die Erklärung abgegeben, daß Italien die Kriegsgefangenen aus Ungarn an ihr Heimatland bereits zurückerstattet habe. Ich wäre Ihnen mithin dankbar, wenn Sie die Güte haben wollten, die unzutreffende Mitteilung richiigzustellen, Lie sich in dem Bericht des Herrn Tr. Alexander Krißtics aus Neuilly findet, und zwar um so mehr, als die italienische Negierung Wert daraus gelegt hat, Unganr noch vor Unterzeichnung des Friodensvertrages die Kriegsgefangenen zurückzugeben, MN auf sinnfällige Art dem Wunsche Ausdruck zu verlechen, daß, wie Herr Ministerpräsident dies in seiner jüngsten Rede sagte, „nicht allein der Friede, sondern auchderGeist des Friedens und des europäischen Zusammenwirkens wiederhergestellt werde". Genehtnigen Sie, Herr Chefredakteur, die Versicherung nieiner ausgezeichneten Hochachtung P. C e r r u t t. österreichische Frage genau prüfen. Er erklärte weiter» einen TcP für die Äechandlung des Vertrages im Parlament zur Verfügung zu stellen, sllng. Tel..Korr..Bureau.) R o m, 26. März. fStefani.) In der gestrigen Sitzung des Senats fragte Macciotti cm, ob die Regierung darüber unterrichtet sei, aus welchen Gründen die verbündeten, Regierungen bei betreffenden Parlamenten die Ratifizierung des von der italienischen Regierung mit Dekret alsbald genehmigten Frie. densvertragc's mit Oesterreich noch nicht durchgesetzt hätten. Unterstaatssekretär des Aeustern Sforza legte dar, daß stch in Frankreich Schwierigkeiten hinstchtlich der parlamentarischen Arbeit ergeben hätten. Die italienische Regierung habe zu verstehen gegeben, daß Italien den Versailler Vertrag seinerseits rasch genehmigt habe, weil man Frankreich und England gefällig zu sein wünschte, und daß es auf eine gleiche Behandlung rechne. Der französische Botschaster habe nunmehr die Versicherung gegeben, daß der Friedensvertrag mit Oesterreich bald ratifiziert werden würde. Was England anbelangt, so habe dieses beschlossen, den Vertrag den beiden Häusern zur Genehmigung zu unterbreiten. Minister- Präsident Nitti habe bei seinem letzten Besuch in London vom Preniierminister Lloyd George günstige Zusicherungen erhalten. sUng. Tel.-Korr.-Bur^ Das Friedeaswâ Wilson und die Adriafrage. Washington, 26. MLrz. Woxld teilt mit, daß Präsident Wilson in seiner letzten drote über die Adrlafrage die Ministerpräsideuten von Engla n d, Frankreich und Italien ausgefordert habe,'ihre Ber^ndlungen offen und redlich zu führen, sllng. Tel.'Korr.-Burean.) Die Ratifikation des österrcichifchen Vertrages. Berlin, 25. März. Die Derlsiche Allczemeine Zeitung nieldet aus denl Haag: Nach einem Berichte'des Hollandsch Nieulvsburean erklärte 2 loydGeorge irn Unterhallsè, er glaube nicht, daß 'die Ratifikation des vf!erreichifche,r Friedeusoertrages durch Frairkreich rioch vor Ostern stattflNden könne. Auch das britische 'Parlament werde die Ta Wird er meuchlings schoir nach vorir gerissen Und soll um einen edlen Toten klagen, Wenn er das Lachen niühsam sich verbissen. Sehr lesenswert ist die scharsc. aber objektive un-d .Wohluwtivierte Kritik, die er ai'. Hebbel übt. IlnS klingen Label die gewichtigen Sätze 'RietzscheL in den Ohren, die gegen Euripides, den Töter der, wahren Tragödie, donnern. Er bekämpft Hebbels ästhLtische Prinzipien» die in der .Hauptsache von Segel atchängig sind. „Hegels ganzes philosophisches Verfahren oder seine Technik mit These. Antichese und Synthese war ihln ja geradezu aus der Seele gesprochen; und fast alle Einfälle .Hebbels, von denen seine „Tagebücher" strotzen, beruhen im letzten Grmid auf der Ailwendimg dieser erhabenen und lächerlichen Spielerei." Er wirst Hebliel seine allzu deutliche und eben deshalb nnpoerijche Moraltendenz vor, che sich (aut gebärdet und unzeitgemäße Predigten von Stapel läßt, just wenn sie angestchts der erschüttemden, alles erklärenden .Katastrophe verstummen sollte. ^Shakespeare hak es nicht fur nötig befunden, die Lehre aus seineiir „Hamlet". „Lear", „Othello" oder „Macbeth" in tönenden Worten zu ziehen: sie ergibt sich aus der Fschrung der Handlung, aus der letzten tragischen Wendung. -Hebbel fügt dem' Dmnca die Moral hinzu, so Ivie Acstop seinen '»ührreilljen Tierfcch^eln. „Die Helden .Hebbels werden sämtlich dialektisch von ihm umgebracht und nlir spitzen Thesen Mw Anrithesen totgestochen; nie werden sie einfach von dem Schicksal, in daS sie verknotet sind, abgewürgt, sondern !:iüt Gründen langsam, Glied mn Glied, von ihrem Dichter kalt oder snnmn^emacht." Eulenberg verwirft und verwünscht die vielgepriesene „Geradlmigkeii" in den Charakteren Hebbels und die strenge logische Gesetznüißigkeit im Aufbaik seiner Handlung: wie Nietzsche einst den Logtksr» den Sokrat-iker Euripides verdammt hat» der der Tragödie ihre mystische Kraft» ihren göttlichen Jrratiormlismus» ihre herrliche Unregelmäßigkeit nahm. Er preist den launenhaften» sprunghaften S^kespeare» der die Äienschen mit ihren unlogischen Verkürzungen in ihrem Charclkter imd den gelvaltsanien UebergängHn, mit ihrerc Schrullen und ihrem „Spleen", mit ihren sie selbst überraschenden plötzlichen Beränderungen in ihrem Wesen ausgezeichnet hat. Er beruft stch auf Percv. Lear. Ophelsir. Llber er hätte sich ebensowohl auf Coriolan, Julius Cäsar oder Othello berufen können. Tie reiche Fülle des Gebotenen würde uns noch zu längerem Verloeilen bei dem schönen Buâ) belvegen, wenn der Mangel an Raum nicht gebietend zu raschein Schluß drängte. Wir müssen uns damit zufrieden geben, die Aufmerksamkeit des Lesers auf einen ganz vorzüglichen kurzen Aufsatz zu lenrcu im b>)klits „Aus Shakespeares elvigent Figurenkabinett". Ncmen Horatio iHainler), JaaueS (Wie es euch geuillrsi Malvolio (Watz ihr ivollr), Ophelia erscheint da die Gestalt Tubals, des Juden, aus dem „Äauminmi von Venedig". Tuba! hat eine einzige Szene nüi seinem Bntöer in Israel, dein grausamen Shlstoch. Eulenberg zerlegt diese Szene mir der größten <oorgfalt und Liebe, man oürlie luohl sagen, inir einer genialell Spitzfindigkeit. glacl, dieser Arbeit der Analyse > aber,' die endlich jeder gediegene Kritiker leisten könnte. ! folgt die Synthese des Llmrakters. Da roächft die Gestalt ! zusehends in die Höhe, lie gelvinn: Farben des Lebens, ! das Gesicht wird ganz genau porirätiert, seiit Luchen, sein .Kichern, seiire tauzendelt Beioegimgen, scnne Gurmütig! teil >md seine Boshaftigkeit rreien init der Rraft der vollen ! Wirklichkeit ans Tageslicht. Was er nie ausgesproâwii, ! was er iin Innersten seines verachteten, gcn'etenen, miß! iranischen Judenherzens geisegt und gesponnen, das wird s da Iliit kühnem Blut ans Licht gezerrt, isiuvno iing'MKl Tasâst eine Leistung, die kein Analyiiker, kein Äesryeriler, am aüerlvenigsten der Kritiker zustande bringt. .Hier spricht der Dichter mit der warmen, slnnpachijchen, eittsühlenden Seele. lZr und sein Thema, sonst seiit Vorbild, sein Ideal sind wahlverwandt. Er hat das größte Recht, über den Größten zu sprechen. Uns liegt es ob, ihn mit gespannter Slufmerksamkeit zu lesen und dankbar zu bewundern. . 4 . Die Beseitigung des Unterseebootkrieges. London. 25. März. Der erste Lord der Adiniralität Long erklärte im Unterhaus» daß er init der Aufhebung des Unterseebootkrieges vollkonimen, âiverstanden wäre» jedoch sei es zweifelhaft, ob dieser Schritt durchführbar wäre. Die Pariser Konferenz hätte den Unterseebootkrieg deshalb nicht verboten, weil sie der Ansicht gewesen sei, der Völkerbund könne die armen und kleinen Völker nicht hindern, zu chrem Schutz Unterseeboote zu bauen, wenn sie nicht das Geld hätten, um Schlachtschiffe zu bauen. fUng. Tel.-Korr.-Biir.) Die Frosten der Besatzungstruppen in Deutschland. Berlin, 25. März. Ter Berliner Lokalanzeiger schreibt: Nach dem Intrarisigeant betragen die Kosten der Besatzungs - truppen im Rheinland und in den der Volksabstimmung unterworfenen Gebieten für das Jahr 1920 etwa 700 Millionen Francs. Davon fallen auf die Besatzu:-g der Rheinlande 566 Millionen Francs. sUng. Tel.-Korr.-Bureau.) Guglaud. Verstärkter Ausnahniezustand über Dublin. Berlin, 25. März. Die Tägliche Jiundschau meldet aus Zürich: Nach den Dnty Iiews ift über Dublin der verstärkte Ausn a hm ez I! sta n d verhängt worden. lUng. Tel.-51orr.-Bur.) Dnßlaud. Der Minister des Aeußern über das Sowjetsystem. Berlin, 25. März. Das Achtiihr-Abendblait ineldec aus .Kopenhagen: Die norwegische Zeitung Socialdemokraten hat beim r u s s i s ch en M in i ste r des A e u ß e r n angefragt, ob die Nsitteiluug der Associalsd Preß in London tvahr sei, daß Sowjet rußland in seinem letzten Friedensvorschlag an Amc 1 fka erklärt Habs, es sei bereit, bürgerlich-demokratische Prinzipien in Rußland einzuführen und eine konstituierende Versammlung einzubernfen. Ter Minister antwortete mit cineni Radiotelegramm, Sowjetrußland denke nicht im geringsten daran, das So!vjetsyste m abzuschafsen uii d zumbürgerlichenParlamentarismuszurückzukehren. Das wäre gleichbsdcuieird mit einer .Kapiiulätion. Die Sowjetregierung tverde jedoch nie kapitulieren. fUug. Tel.-Korr.°Bur.) ?râ?. 26. 1920 Amerika. Die Präsidentschastskandidatur HitchcoâS. Berlin, 25. März. DaZ Achl.Uhr.Abeâlatt berichtet aus PariS: Washingtoner Korrespondent des New HerM meldet, daß ernstlich von einer Präsidentschaftskandidatur Hitchcocks die Rede sei. Die Untersuchung gegen die Marine. Washingrvn, 25. März. Vor dem Untersuchungsausschuß deS Se, nats gab gestern Kapitän zur See Harris Lanning» während des Krieges stellvertretender Chef des Navigationsbureaus, cm, daß zur Zeit des Eintrittes der Vereinigten Staaten in den Krieg imMarineamte tatsächlich ein Chaos geherrscht habe. sUng. TeI..Korr..Bur.1 Ia-errrrsr«nK emes dertlsche« Mine«, suchers in Holland. A m st e r d a m, 25. Wârz. Wie die Blätter aus Nieuw Diep melden, ist der deutsche Minensucher „II. 2. 18" von einem niederlanmschen Torpedoboot eingebracht lind vorläufig interniert worden. sUng. Tel.-Korr.-Bureau.) Offener Kprechsaa!. Für Form und Inhalt des unrer dieser Rubrik Folgenden ist di<> Redaktion nicht verantwortlich. iSS O SL « oS.« KscißNLLiHtSKK sv»«veoci«8 vio sperlell von auslänüisolien lnoei-snion seit slisr reit ! «m meiste» dsnütrts snnonsönreituag SüsnUiasvisnz I .^imaneon kür lloxsro rverüsn nussodli'essliok ânroli II âis Ksoerolrertretuax tűr llnZsrn, äer Vei'^ II einigten /inrecher-Ksseüsotisfk, gudspest, VI.. I ----------KSrui 24,3,1eiepdvn 63- l S, vermittelt. 11 l^sgNvkv âusgskE 4S.N8O n»pl. ll kSssd«»vSrsns»»g. ILV-VOV Lxpl. II KKMVUÄ' SLWlWMM â tlmeisn, 8!Id«-, v«-.' 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