Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1920. szeptember (67. évfolyam, 207-227. szám)

1920-09-16 / 219. szám

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Die Budgetrede des Barons Korányi war ja ein Notschrei aus gequälter deele. ein Appell an den Selbsterl-altmrgs­­trieb des ungarischen L>taates, endlich einmal sich loszu­ringen aus den Verstriângen einer Poliüt, die über den Eingebungen der Leidenschaften die Lebensaufgaben der Stunde übersieht, und sich auf seirie Daseinsbedingungen zu besirmen, deren weirere Itichlbeachtung sich an der gan­zen Zutmlst unserer Nation bitter rächen, müßte. Der SchatzkaMer hat in seinem Expose auf einen Abgrund hing^Mlesen, an dessen Rand Ungarn geraten ist. Die Mfahr, die er aufzeigie, ist die des finanziellen Zusam­­»menbrucl)es. iltoch droht sie bloß, diese Gefahr. Noch K sie, glücklicherweise, nicht Wirklichkeit gewordeir. Aber der Abgmnd klafft zu mrseren Füßen, mrd eilige Umkehr tut rwt, soll der Absturz verliütet werden. Alles hängt davon ab, ob der Alarnnmf des Finanzministers dis Wir­kung haben wird', den inneren Hader, von denr unser Lmw auf politischenl wie auf wirtschaftlichem Gebiete Mr­­risien ist, zu beschwöreir, den Geist t^r Gehâssigkeft, der aus dem Boden der Parteikämpfe mid konfessionellen Reibungen emporwuchert, abzubaueir und — fast tragen wir Bedenken, das so oft vergeblich gebrauchte Wort loie­­der niederzuschreiben — die innere Einheitsftont herzu­stellen, die allein die Rückkehr zu Zucht mrd Ordnung und die Wiederaufnahme der produktiven Arbeit verbürgt. Ach, diese innere Einl-eitsftont! lftrgarn stand, ob­zwar furchtbar schwer im Welrkriege ringend,' noch aufrecht da; unerschüttert waren noch die gesetzlichen Autoritäten in diesem schwergeprüften,. aber in seiner blutigen Selbst­­befahung opferreich bcharrlick)en . Lande; Graf' Stefan Tißa sah noch das Sonnenlicht und ließ in Presse und Parlament seine'Mahnrufe aegen die ahnungsvoll erfühlte lli.ffru,zgesayr vernehnlen, und das kijGMnde Welterd­beben kündigte sich vorerst bloß noch ni ftisen Anfangs­stößen an. In dieser Zeit schon erscholl in diesen Spalten immer mW immer wieder der Schrei nach einer, Ordnungs­partei, die das II allen de llnglück aufzuhalten, sich dem Umsturz, desien erste Regungen sich eben vollzogen, ,ent­­gegenzuwerfcn, und alle aufbauendcn Kräfte — aber auch wirklich alle, ohm Nnterschied der politischen Gesinnung, der gesellschaftlichen Glieder-ma,. .der Raste . oder der religiösen Zugehörigtcft - zu cinnn geschlossenen Gänzen' zusâmntenzufassen haben würde. Des Nufts nach den Ein­heitsfront wurde nicht geachtet, der'rettende Deich blieb unaufgerichtet, uird hemmungslos ergoß sich die revolutio­näre Flut nach dem urrcsiückseligen Kriegsende über das Lairü. Der Geist der Zerklüftung aber, der jetzt die un­garische Politik kennzeichnet, ist das verhängnisvolle tleberbleibsel dieser düsteren Zeit. Er ist es, der immer noch die entfesselten Leidenschaften ftèi walten läßt, das Streben nach Konsolidierung verhindert, die wirtsck-aftliche Wiedcrerftarkrmg unmöglich macht und die Staatsfinan­zen weiter zerrüttet. Dem öffentlichen Leben Ungarns diesen Dämon auszutreiben, ist — das Zehnâilliarden- Defizit beseirigt diesfalls jeden Zweifel — heute oberste Pflicht und dringendstes Geboti Riche und Ordnung be­nötigt das Land, um sich imrerlich zu kräftigen, seinen nwralischen und wirtschaftlichen Kredit im Ausland wie­derzuerobern und die Bahn freizulcgen für die uirgestörte Gütererzeugung, die allein Retrung aus der Gefahr der finanziellen Katastrophe verheißt. In der Art und Weise, wie ein Tell der sich zum christlichen Kurs bekennenden Preste auf das Finanz­­ersiosè Baron Korânyis reagiert, glauben wir den ersten Dämmerstrahl einer vernünftigen Einkehr zu erkennen. Ein Organ dieser Presse, das von Stefan Milotay redi­gierte Uj Nemzedék. erörtert heute die sorgenvollen Fragen, die sich aus dem Zehn-Mlliarden-Defizit ergeben, und gelangt zu dem Schlüsse, daß die düstere Lage der Staatsflnanzen gebieterisch eine vorbehaltlose Hingebung mid Opferfreudigkeit von feiten aller Gesellschafts­­kkasten erfordere. Der Lchwerpunkr dieses richtig formu­lierten Gedmlkeris liegt auf dem Worte: ,mller". Kon­fessionelle oder Rassengegensätze dürfen keinen Aus­­schließnngsgrund bilden. Jedermann, der ungarisch denkt und patrioftsch fühlt, mag er welcher Gesellschäfrsklasse oder welcher Glaubensgemeinschaft innner angehören, mutz nach besterr .Kräften niittun an der wirt­schaftlichen Regenerierungsarbeit, weirn die drohende Katastrophe verhindert werden soll. Das ge­nannte Blatt fft freimütig genug, in seinen Aus­­fkihrungen zuztlgeben, daß die herrschende Politik „im Verlauf ihres Drängens nach proportionellem Gelteitd­­werden der konfessionellen oder Rassenelemente sich zu ge­­wisten Uebertrcibungen hat hinreißen lassen und daß hie­durch ein erhkHlicher Teil des natiMalen Vermögens iu eine passive Haltung getriebch»»>»»>orden ist". Diese passive Haltung aber, die mich der Artikelschreiber selbst als eine natürliche Folge der von ihm festgestellten Uebgrtreibungen kennzeichnet, steht der wirtschaftlichen und staatsfinan­ziellen Gesundung hindernd im Wege. Die Erkenntnis erscheint uns durchaus zutreffend, wenn sie auch leider etwas spät kommt. Es hätte nicht viel Menschenwitz dazu gehört, vorauszuseheu, daß Dinge, die hier etwas euphe­mistisch als „ftebertreibungen" hingestellt werden, den in Handel und Gewerbe angelegten, gewiß nicht unbeträcht­lichen Teil des nationalenVermögens, wie auch das Finanz­kapital —- wir wollen uns ganz gelinde ausdrücken — mit einem gewisten Unluftgefühl erfüllen würden, und daß Wirtschaftsfaktoren, oder Glaubensgemeinschasten, oder Rassenelemente, ^nen die aufgepeitschten Leidm­­schaften das Recht auf Leben streitig machen wollen, auf derartige Bestrebungen nicht mft opftrfreudigem An­schluß an das Lager ihrer Streitgcgner reagieren können. Leidtt fehlte aber diese Voraussicht, und die Folge davon ist der Zustaitd, der jetzt eMich erkannt wird und den zu bâgen man nunmehr den Mut findet. Jndesten bester spät als gar nicht. Es ist inunerhin schon etwas, daß im christlichen Regier-ungsblock die vernünftigere Auffassung sich zu Worte meldet. Der Artikel des Uj Nemzedék schließt mit folgenden Ausführungen: „Es erleidet keinen Zweifel, daß kein ehr­licher Politiker auf eine Politik verzichten kann, deren hauptsächlichster ProgrammPuM die Rettiurg des Landes, der Schutz der christlichsn Rasten gegen Ausbeutung, das Emporstreben der christlichen Unterschichten an die Sonne bildet. Eine andere Frage ist es aber, ob nicht nach dem Expose des /Finanzniinisters die Haltung des Staates und der Gesellschaft gegettüber allen sich darbietenLen und zu diesem Zwecke sich zuchmmenschlietzeitden rechtschaffenen und chrtriotischen Kraftfaktoren einer Revision zu unter­­zichen'wäre. Die schale Negation, darüber müsten wir rm klaren sein, kann nicht zum Erfolg sichren. Hier sind die noch so feurigen, begeisterten und entschlossenen Aufwal­lungen der bitteren und blinden Leidenschaften durchaus nutzlos, ja, sie kömren die auch sonst schon schwierige Lage nur noch mehr vtzrgisten. Zum Erfolg kaim bloß eine Po-^ ljftk fuhren, die verwirklichbare Ziele verfolgt. Die gegen­wärtige Lage> rückt das Unhaltbare de-r Staatswirtschaft in ent nur noch grelleres Licht, und zwar just in' ernein Augenblick, in dem wir vielleicht an die Schâvelle einer mächttgen nanonalm Kraftentfaltung ge­langt sind, die überschritten werden muß uird vor der nicht z-tlrückgescheut werden Lars." Das sind ja ganz kluge Worte. Und loertvolle Erkenntnisse, wenn hinter den Worten auch der Wille zur entsprechenden Tat bereft steht. Bittere und blinde Leidenschaften haben in der Tat durch chre feurigen Aufwallungen die ohnehin düstere Lage des Landes nur nock, ntehr verschlimniert. Sie haben, wie hier zugegeben wird, unt den Waffen dieser blindeir und bitteren Leidenschaften auch Faktoren bekämpft, die, rechtschaffenen Geistes und in patriotischer Willensbereitschaft, sich zur fteudigen und opferbereiten Mitarbeit an der staatlichen und nationalen Wiederauftichrung des schwergeprüften Vaterlandes dar­geboten hatten. Wenn nmn das in einer nachsichtsvollm Laune „schale Nogation" zu nennen beliebt, so meinen wir, die Gëschichffchreibung werde in ihrer sach­lichen Gerechtigkeitslicbe ein schärferes Wort dafür finden. Aber heute nit Einheit not, und darum sei Über dieses nülde Urteil nicht weiter gestritten. Die Hauptsache ist und bleibt, daß innerhalb des christlichen Kurses die Einsicht von der Unerläß' lichkeit FemllktM. Emen Jur will er sich umchLü. — Karl StsrnI^eimZ „E » r o p a" - R o m a n. — Gar mancher .Hohn und Schimpf wird dem Gelbe nachgerufen, zunml von jenen, die es nicht haben. Wenn man aber dem gleißenden Mammon immerhin verzeihen kann, daß er llntcr manchen unerfveulichen Dingen auch unerquickliche Millionäre zeugt, ist's kaum zu entschuldi­gen, das; die letzteren Söhne produzieren, die'sogenannten Millionärssöhne, die nachgerade ein Verhängnis für Kunst und Literatur in aller Welt werden. Solch ein Diillio­­närssöhnchen verachtet das Metier des Papas, kauft aber für Papas Geld sich alles und wird Schriftsteller, Maler, Musiker, in besonders feinen Familien sogar.Philosoph; kurz: ein Intellektueller, jedoch zumeist auf kaltem Wege. Er bezahlt nämlich die Kosten für den Druck seiner Werke, kauft Theater (und Schauspieler, eventuell Sänger), uin seine Dramen oder Openr aufzuführen, arrangiert Aus­stellungen, wo seine Pinseleien zur Schau gestellt werden, und erwirbt tvornöglich Zeitungen, in denen er sich selbst lobt. Weil aber das große Pul'likum, die ernste Kritik und die wertvolle Künstlerschaft den krassen Dilottannsmus des Millionärssöhnck>ens nicht respektiert, schließt er sich stets den ertreinsten, aüerneuesten Moden an, wftd Ex­pressionist, .Kubist, .Dadaist, füttert eine Schar hungriger, langhaariger .Himmelsstürmer, die ihn preiseiy iveit er ihnen Kredit bei Papa eröUnot, — allerdings bloß be­scheidenen Kredit, denn der Millionär bleibt vorsichtig, bei aller Affenliebe für seirren illachfahr. Da lebr in Berlin â solcher Millionärssohn iraikucns Karl Sternheim, der — fast uchchte man sagen: leider — schr viel Talent besitzt. Wäre er ein armer Teufel, die Literatur hätte mehr Freude an ihin. Doch fern Vermögen, sein geistiges.und msicr-elles Vermögen, gestartet ihm jcd: Marotte. Er kann die gsioagtesten 'Stücke schreiben, immer wird er Bühnen finden, die sie aufft'ihren; er mag .die 'bizarrstcn Romane verfassen, steis wird ihrn ein Verleger den Weg zum Biicherinarki ebmnr. Eine Anzahl kühner Lrfftspiclc, die den deiwschen Michel verchöhnten, flosten aus. der Feder Sternheims und erzielten jene eigen­­tümlichen Wirkungen sin The.arer, von denen man nie genau feststellen kann, ob sie' â unaargenehmer Erfolg oder ein angenehnier'Durchfall sind. Es sei nur an den jüngsten Skandal im Wiener Bnrgtcheater erinnert, wo ,.Die .Kastette" untr'r Pfeifen upd Johlen ab gelehnt ivurde. Hat Strricheim allerdings wenig erschüttert. Er tonsta­­tiierte mit der kalten Schnauze des auf den Berliner ge­pfropften Nèillionärs. daß „das Wiener Publikum dnrch­­gefalleu" sei, und schrieb sofort wied-er .einige Stücke mW einige Romane dazu, in denen er den Bourgeois „uzt" oder „frotzelt", kurz, dm ho-rmlosen Mitnrenschen, dm deutschen Bürger, der wahrhafrig ein anderes D'os ver­dient, lächerlich macht oder doch machen will. Der neueste Roman Sternheims führt den Titel ,.Europa" und ist im Musarion-Berlag zu München er­schienen. Trotz aller verstiegenen Originalitaissucht wer­den- diese zwei Bände viele Leser finden, llftcht etwa des­halb, weil die Handlung interessant rmd spannend wäre. Im Gegenteil; sie ist dürftig und armselig. „Europa Fuld ivar des bekannteu Amsterdarner Kunsthändlers Tochter," — mit diesen Worten beginnt der Roman, der uns Europas (auch Eura genannt) Liebschaften tn ost recht drastischer Art schildert. Die junge Dame ist wunder­schön, hat rotes Haar und besitzt enorm viel Geld. Wie in Lierbamns „Prinz Kuckuck", in Manns „.Herzogin von Asty", in Wassermanns „Christian Wahnschasfe" will auch Sternheiin zeigen, daß der Besitz von Millionen eine Oede und Leere in dm Menschen erzeugt, die zu allen möglichen Exzenirizitütm führen. Wie ihre genannten Vor­bilder in der deutschen Romanliteratur, rvill auch Eura Fuld die Sitten ihrer Zeit nicht anerkennen, lieben oder eigentlich liebeln nach Herzenslust — insofern hier das Herz überhaupt eine Nolle spielt — und von allen Ideen der Zeit nasc^ So kostet sie auch ein bißckM Sozialis­mus rmd Komnmnismus und gerät in einm Straßen­­kampf, wo sie, vorr einer Kugel getroffen, zu Boden.sinkt und stirbt. Ihr Ende beschreibt Sternheim mst folgenden Dortm, die eine Probe seines Stils gebm können: „Wollust ein letztes Rtal zu kulminieren, greift sie den Söldatenstiefel, der steil in ihren llnterleib fährt, zieht ihn tief in zuckmde Gedärme und entblättert in einem so gänzlichen Lächeln, daß der Sergeant seinen Tritt bremst und mit Hirrblick auf die ekstatische Tote unwillkürlich „Pardon" neuen Nachstürzendm zu­murmelt..." Dieser Satz, echtester Sternheim, fordert zum Spott heraus. Witzbolde kőimen die sogenannte Stichomantie, wie sie die Verehrer Virgils Anno dazunial übten, auch bei Stericheinl anwenden. Wo sie den „Europa"-Noinan aufschlagLn, überall werdm sie Rätsel finden, die Deutungen wid Mißdmtungen ermöglichen. Einige Beispiele: „In chre Hingabe hinein chürte sie steil, hier sei rn ihr hinter Großes ein Punkt." Oder: „Da zer^ß sie zum' andenrmal in Myriaden kreisende Teile, strudelnden Teig, der nicht abstieß, sich nnr kräuselte und immer tvieder von außen nach innen prachtvoll zusammen­stürzte." Oder: „Wie schön Frau ist," ftohlockte es Rs in letzte Nerve und er ächzte vor Glück. „Am Platz muß ich vor Süßigkeit sterben, merke bunten Tumult durchs Blut zum Hirn. Ich falle, Gott, vor Wollust um!" Usw. usw. Wie gesagt, diese neue Prosa bietet Witzbolden reichen Stoff. Und dennoch muß wiederholt werden, daß der Sternheimsche „Europa"-Rornan, der in Europa Fuld das dem Untergang geweihte Europa symbolisieren will, MLnck)e Stellen von ernster Schönheft bringt. Daß dabei Sätze mitunterlaufen, die von derbster Sinnlichkeit sind, und Worte, wie sic bloß in Kneipen und auch erst nach reich­lichstem Trunk gesprochen werden, gehört zu den Eigen­heiten der Millionärssöhne in der Literatur, die durchaus mit ihrer eigenartigen neuen Sprache prunken und ihren eigenartig neuen Stil glänzen lasten wollen. Gewiß, die deutsche Prosa ist eniwicklungsfähig, und sie soll und darf nicht erstarren. Von Goethe zu Heine und zu Nietzsche führt ein weiter Weg, aber jeder deutsche.Stilkünstler, leder Meister der Sprache war deutl-ch und klar und muß es auch bleiben. Unverständlichkeit ist kein Beweis von Tiefe. Wer sich auf den Kopf stellt, zeigt dadurch noch nicht, daß er ein starker Kopf ist. Das alles weiß Stern­heim so gut wie jeder andere. Aber er will seinen Launen frönen, den Leser bluffen, den Sittsamen entrüsten, Auf­sehen erregen. Mit einem Wort: Einen Jur will er sich machen. ___________ —2.

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