Pester Lloyd - esti kiadás, 1920. szeptember (67. évfolyam, 207-231. szám)

1920-09-16 / 219. szám

hast zmÄckgewiesen mit der BekrründimA, daß di« Landbe­völkerung dem Rätesystem schon deshalb Ägenetgt sei. weil es eineil allzu konfessionellen Charakter trage. Redner verlas sodann auch Stellen aus einem im Uj Magyar Szemle erschienenen Artikel des Grafen Julius Andrässy, jtvonach der Versuch mit der Assimilierung der Juderr sich nicht bewahrt habe. Abgeordneter Paul Sándor inachte hier den Zwi­schenruf: Verlesen Sie auch den Schluß des Artikels! Abgeordneter Karl Schon d l meinte in Fortsetzung seiner Rede, wenn die Frage, ob Konfession oder Natio­­jnalität auch bestritten sei, so könne dem christlichen Ungarn nicht das Recht abgesprochen werdeir» zu seiner Verteidi­gung den diuin6ru8 dnusus zu schaffen. Redner gab zu, daß ein großer Teil der Judenschaft sich mit der unga-ri­­schen Nation verschmolzen habe, doch ein gewisser Teil halte sich fern und bekuâ eine Solidarität, dir ilber das Maß Lessen hinauAgeht, das andere Konfessionen zusammenhalte. Durch außergesetzliche Mittel diese Frage zur Lösung bringen zu lvollen, schade der ungarischeir Nation viel mehr. Die Losung muffe im Zeichen des Liberalismus, aller­­dings eines geläuterten und geklärten Liberalismus, von dem nur der Gedanke des Humanismus bleibe, erfolgen. Er sei aber ein Gegner des ManchesterliberalismuL, der bewirkt habe, daß Hundert­tausende von kleinen Landwirten aus dem Lande aus­wandern mußten. Am Schluffe seimr von einem großen Teil des Hauses rnit Eljenrufen belohnten Ausfühnmgen ^erklärte Redner, daß er den Gesetzentwurf als eine wohl­serwogene, objektive und humane Maßnahme akzeptiere. Nunmehr erhob sich Bischof Ottokar Prohâßka Zum Wort. Wie das Sonnenlicht durch das Fenster auf idie hohe Gestalt dieses Kirchenfürfkn fiel, traim Erinne- Mngen vor unsere Seele. Rückschauend sal^n wir ihn, den Streiter für Fortschritt und mutige WahrhMsbendenz; wir sahen ihn verlassen von seiner kirchlichen Umgebung, ,in Ungnade Roms, verteidigt und unterstützt von dem ^ungarischen Liberalismus. Wir sahen den Tag vor uns, da er bei einem Festmahle des Ilngari­­ffchen Journalisten- und Schriftstellerverems Otthon ials Festredner die großen Verdienste der AuMrungsarbeit 'der Publizisten feierte und sie anspomte, rücksichtslos nur sder Wahrheit zu dieiwn. Ja. wir erinnern uns sogar noch, jwie Ottokar Prohâßka in der Streitfrage, ob fakultativer ioder obligatorischer Religionsunterricht in den Schulen ^Ängeführt werden sollte, gegen Joharm Vas entschieden ifirr den fakultativen Religionsunterricht cingetreten ist. lDann kam der ZusaminenbMch, und nach dcnr Zusammen­­^bmch sehen wir heute den Bischof von Székesfehérvár im ,Dienste ganz veränderter Tendenzen. Heute trat der Bischof von Székesfehérvár mit einer offenen Kampfansage an den Liberalismus auf. Radikal, wie die ganze Wesenheit dieses Mannes ist, durchdringend Lis zur letzieir Konsequenz und deshalb auch in dankens­­lvertester Weise austichtig ivar diese Kundgebung. Aus denr ganzen sozialen Programm des wiedererstehenden^ Ungarn riß er sich das Stück heraus, das die Neukräftigung des iMittelstmtdes anftrebt. Diese flleuerstarkunig des un­­'garifchen Mittelstandes mache, so führte er aus. Lie Maßnahmen, die die..Vorklge für., die Uni­­'versttäMudren vorsehe, notwendig. Er sprach da­­voir. daß es allerdings erforderlich sei, die Jugend dcnr Studium und dem Ernst des Studiums zuzu^hren. Er verteidigte auch nicht die Gewaltakte, die von der Üniversttätsjugend Sedauerlichevweiie verübt wor­den feien. Er müsse koirstatieren, daß die von den Fronten lwimkehrenden jungen Leute ein Ziecht darauf haben, von der Universität Brot zu verlangen. Dieses Recht der!^lbst­­iverteidigung müsse man anerkennen und sich solidarisch mit Entfchoidung tmeffsn wollten, zögerten sie auch jetzt, Farbe ZU bekennen, um sich nur ja nicht zu binden. Äali Pascha sagte zu Baron Testa, dem östorreichifchim Dolmetsch: „Dor Sultan kann nicht j a fagsn und will nicht mit nein antworten, verwahrt sich aber zuglieich feioMchst gegen die Auslegung, als ob dieser Beschluß ein Ne'in bedeute." Was aber vermochte der sonst so schivacheit Türkei Len Rücken zu einem solcheri Verhalt-en gegenüber Rußland und Oesterreich zu steifen? Woher nahm sie den Mut, durch dieses Hinhalten den Zorn der beiden nrächtigen Höfe von Wien und Petersburg auf sich zu ladeird EL ivar klar und entging auch Stünner nicht, Laß die aus­­weichen^n Redesarten nur Len Zweck verfolgten, sich mitt­­lertveile der Unterstützung Englands und dadurch auch Frankreichs zu versichern. Die Pforte suchte ihre Weige­rung im Geivandc des Mitgefühls für Besiegte ersä)einen zu lassen, wie sie denn auch sagte: „Das Tor ihrer Groß­mut und Menschlichkeit stche für Unglückliche, die Zuflucht suchen, offen." Unleugbar ist es, daß die Türken nrit der Frage der Ehre und MenschliGeit einen r-ligivfen Be­griff verbinden. Ausschlaggebend für ihre Haltung gegen, über den Höfen von Wien und Petersburg war jedoch die Erkenntnis, es durch Zustimmung nicht mit der liberalen .Partei Europas, besonders Englands, zu verderben, von h^er st« für gewisse, von Rußland ausgehende Möglichkeiten äusgichigen Beistand erwartete. Palmerston zögerre nicht, zuzugreifen,^ als er das Osmaneirreich in Bedrängnis sah Mtd dieses sich an ihn unl Hilfe wandte. Er. der noch 1831 ganz auf feiten Oesterreichs gestanden, hatte 1848 gegenüber der Habsburger Monarchie eine völlige Frontveränderung vorgenymmen. Erfüllt von Vorliebe für nationale Unab­hängigkeit und Nationalen Aufschwung, haßte er, wie nur er hassen konnte, die ausgesprochen illiberale Politik des ?Wièner Kabinetts, in dem er den unerbittlichen Feind jeder freiheitlichen Bewegung erblickte. Aus diesem Grunde schenkte er dem ungarischen Freiheitskampfe und deffen Führern seine ganze Sympathie. Er wußte, und dies bildete seim Starke, daß das malische Volk, mit Ausnahme weniger Konservativen, seine Gefilhle teile und wie ein jenen jungen Leuten erklören, -te heute durch diese Hand­lungen an der Universität die Erringung der nationalen Ziele erstrebem Diese Jugend sei niè mehr blasiert, sie sei auch nicht enerviert, nicht destruktiven Ten­denzen zugeneigt, und dÄlhalb sei cS unumgänglich erforderlich, die nationalen Ziele, die Tendenzen dieser Jugend zu unterstützen. Der dlumoruK eluvsv» be­deute in diesem Sinne ein nationales Jntereffe größter Dimensionen, doch wo ein dlumsrus vlausus sei, dort müsse auch eine Selektion vorgerwmin-en werden.. Diese Ssscktion solle sich in erster Reihe nach den Talenten rich­ten. Da aber die Auswahl der Talente eine schwierige sei^ dürst sie nicht nur den Fakultäten überlaffen bleiben, fon­óin es wäre wünschmswcrt. daß auch die Mittel, schullehrer zur Beurteilung der Mgnung, bei der übrigens jede Protekrion ausgèschloffen werden rnüffe, herangezogen iverpen sollen. Alles, ivas destruktiv erscheine, müsse bei dieser Selektion zurückgewiesen werden, ohne Nüchicht darauf, ob die betreffenden Personen bereits rmmatrikuliert stien oder nicht. Denn das oberste Jntereffe sei das Jnteresst der staatlichen Sicherheit. Bischof Prohâßka schritt dann weiter, indem er seine Ungriffe gegen die gesamte Staatsbürgerschaft jüdischer Konfession richtete. Er warf dem Judentum vor, im Handel in übermäßiger Weise VM den Posttioiren Besitz ergriffen zu haben. Er verwahrte sich gegen Las Ueber­­wiegen Letz jüdischen Elements in der Presse. Von den staatsdürgeüichen Michheitsprinzipien, die ohm Rück­sicht auf die Konfession das Recht jâ Staatsbürgers gewährleisten, nach seinem Talent, seiner Arbeit und Leistungen im Staate glücklich zu werden, hatte Bischof Prohâßka kein Wort M erwähneru Ganz ungerechtfertigt müssen die Angriffe erscheinen, mit denen sich Bischof Prohäßka gegen die ungarische- Litep ratur wandte. Er wollte konstatieren, daß die Juden in der Preffe einen entnationMsierenden Einfluß üben. Um Las beweisen zu können, zog er aber nicht dst Werke der ungarischen Preffe heran, sondern er berief sich auf einen Artikel, der seinerzeit in der soziologischen Monstsschrift 8u«rru1ik kLásack erschienen ist. Auf Grund dieses Artikels wollte er die gesamte ungarische liesse uunationaler Ten­denzen zeihen, die das Wesen der ungarischen Kultur verfälschten. Um das tun zu können, hob der Bischof von SzLkessthërvär auch hervor, daß die ungarische Literatur verjudet sei. Er schloß sich in dieser Argumentation, die di« WirVlichksit völlig iiüer­­sieht, den AAsführimgen dos Kultus- und Untsrvichts­­ininistsrs Haller an, Äsr vor oinigM Tagen «örkläA hatte, die ungarische Litsvotur sti eine jenritische, und sich zuün Böwsist dieser BohauMrug qpf die Auslaffumgon des be­kannten Hochverräters und Grohvumänein Octavian Goga berufen ^tte. Auch Vie A'rgumsrüation des Bischofs Pvo­­hâßka ist nicht glücklicher gswesym Um zu zeigen, wie sehr die ungarische Literatur verjudet sei. verwies sr darauf, daß Hâwich Heine -alles, lvas dsutschnational gewesen sei, vömnglimpft habe. Zur Mderlsguitg dieses Anwursies sind in Deutschland selbst ganze Bibliotheken geschriebsn worden, und so erübrigt os sich, auf diese Streitfrage hier -einzugshen. Wenn aber der Herr Bischof sagte, di-e Verjudung der ungarischen Literatur sei auch dadurch erwiesen, daß Andreas Ady alles, was ungarisch fei, verunglimpft habe, so müffen w:r zur Ehrenrettung tEs verblichenen Poeten sagen, daß Andreas Ady nicht alles, was ungarisch war, verunglimpft hat, wir müssen aber auch betonen, daß Andreas Adt) einer altaideligen und gut protestantischen Familie ent­stammte und mit der jüdischen Konfession nie etwas zu tun gohabt hat. Nach diesen: durchaus mißglückten, doch sehr eingehend unterirommenen Versuch, die ungarisch^ Literatur als verjudet zu kennzeichne. kam Bischof Prohäßka zu dem Schluß, daß die Gefährlichkeit des ungarischen Judentums darin bestehe, daß mit dem Zurückweichen der Gentry in der liberalen Aera an ihre Stelle nicht die Bauernsc^ft, sondern die Juden getreten seien. Es ist uns nicht bekannt, wie Bischof Prohäßka zu diesem Schluffe kommt, inlmerhin aber wnd die jetzt bevorstehende VerhaMung der Agrar­reform ja deutlich zeigen, wie weit die Staatsbürger jüdi­scher Konfession befleißigt sind, den Aufstieg des ungari­schen Bauern in wirtschaftlicher und kultureller Weise zu verhindern. Bischof Prohäßka schloß diestn Teil seiner Rede mit der Erklärung, daß die Lehrfreiheit wie alle Freiheiten nur eine Form sei; auch die Preß­freiheit sei gehenlmt durch den Willen des wirtschaftlich mächtigeren Verlegers. Nun wird ja die Agrarrefornr Gelegenheit geben, der ungarischen Bauernschaft durch wirtschaftliche Befreiung den Weg Zu ebnen zum kultu­rellen Aufstieg, und wir warten den Augenblick ab, in dem wir das Glaubensbekenntnis der heutigen Parla­mentsmehrheit auf diesem Gebiete erfahren lverden. Im Laufe der Debatte lfatte sich ein interessantes Zwiegespräch entfaltet. Bischof Prohäßka rief den Demo­kraten, direkt zu ihnen geivendet, zu: „Sie, meine Herren, sind nicht Feinde der ungarischen Kultur, aber Sie ver­­hrrrdern diese Kultur. Es ist also nicht die Rede von neuen Feffeln und Bindungen, sondem davon, dqtz wir den Geist freimachen." Abgeordneter Dr. Pethö unterließ es, den Bischof zu fragen, ob der dlumsrus eluusus geeignet sei. den Geist zu befreien. Er beschräEe sich daraus, dem Bischof zuzu­rufen, daß auch die Staatsbürger jüdischer Konfeffion teil­haben wollen LU den Segnungen der nationalen Kultur. Bischof Prohäßka antwortete: „Sie werden an dieser Kultur nur dann teilhaben» wenn sie sich aßi­­milieren." Gegen diese Bemeäng des Redners wandten sich .'scharst Zwischcnrust der Demokraten. T^r Bischof von «^èkesfèvvär setzte oder seine Rede fort. Er sagte, der Li^kwrMsmus sei ihnl BsichgAtig, denn «r sei erne ver­brauchte Tendenz, die ihre Lebenskräfte bereis ausgegâr habe. Osteâr sprach der Bischof aus dem subMtven Einpfinden, doch sollte ihn, dieists EmpfndNl nicht so weit fortreißerr, wie er es heute getan, festzustellen, daß der Jdealwert -der Werke 'der Koffuth. Eötvös usw. bereits unKeitgemäß g-etvor-deir s-et und heute keinesfalls mchr Geltung habe. Der Schluß -der Rede -des Mfchofs Prrchâßka war eine Vollendung -der prinzipiellen 3lnlagen sei-itcr Darbietungen, -a^chenL davon. Laß die lmgarist^ StaatsbÜMr israelitischer Konfessrotr ein Sprengkörper seien in diesem Staate, nicht Subjekte der ungarisch: Politik, sondern dereii Q-^ekte, nahm -er ein obs^eâ zionistisches Manistst zur Hand, um irgendwie daraus zu konstatieren, -daß die Juden diests Landes e -inebe - sondere Nationalität feien. Vergebens, so rief­­-er zu dem Adgeordneten Paul Sandor und zu den Demo­kraten gewendet, wenden sich die Inden in Ungarn -da­gegen, daß man sie zu den Zionisten wirft und sie jüdisch­nationaler Tendenzen zeiht. Die Richtung des Judentums müffe den Weg zum jüd i sch na t ionalen Prinzip nehmen. Was immer auch die Juden in diesem Lande sagen, der historische Weg und die Notwendicsteit sei, daß die Juden in jüdsschnationake-r Richtung sich entwickeln. In diesem Sinne erledigte der Herr Bischof die Eingabe der dreitausend -ungarischel: Studenten, die durch die Ärr-! gänge an der Universität betroffen worden sind. Er sprach vor: dem Memorandum der jüdischen Studenten, das durch statistische Daten auf den. F-rontdienst der jüdisches Studenteir hinweist und zeigt, in welch großer Zahl die jüdischen Studentm an der Front gedlmr und für das Land geblutet haben. Gegen dies^ Held von einem halben Dutzend Diners mit den Wgehö­­vigen aufteizenden Roden sein, um dann bald darauf in verhältnismäßige Dunkelheit zu versinken, während er als Staatsgefangener zum Märtyrer und zum Gegenstand fortwährenden Interesses würde. Die ganze Affäre aber erhielt in Palinerstons Augen ihre erhöhte Bedeutung erst dadurch, daß die Auslieferung .Kossuths mit der Unabhängigkeit des Sultans in Zusam­menhang gebracht worden war. Um keinen Preis wollte er die Beschränkung des Willens des türkischer: Herrschers gestatten und auch nicht zugeben, daß Oesterreich und- Rußland einen das Ansehen Englands bei der Pforte schmälernden moralischen Erfolg erringen. Deshalb war der englische Staatsmann entschlossen, falls milde Vor­stellungen in Wien und Petersburg keine Wirkung ausübe:: sollten," zu kräftigeren Mitteln zu greifen. Ein solches way das Erscheinen englischer Kriegsschiffe in den Dardanellen zum Schutze Konstantinopels. Dtit lliecht mußte er be­sorgen, daß eines schönen Tages die russische Flotte vor den Toren der türkischen Hauptstadt auftauchen könnte, um die Pforte durch Drohung mit den Schiffskanoncn zum Nachgeben zu zwingen. Denn schon war, als das Pfortenministerrurn zähe auf dem einmal eingenommenerr Standpunkt der Nichtauslieferung bcharrte, der diplomati­sche Verkehr mit dem Diwan von feiten der beiden Kaiser­höfe abgebrochen worden. Die militärische Willenskund­gebung Englands und des mit ihm verbundenen Frankreichs zeitigten ihre Früchte. Nikolaus I. erschrak vor den mög­lichen Folgen eines Zusmnmerrstoßes mit den Westntäch­­ten. Wie der Zar das Wiener Kabinett zu Drohungen gegen di« Pfort« veranlaßt hatte, so winkte'er jetzt ab. Es müffe, erklärte der russische Kanzler Graf Nesselrvde dem österreichischen Gesandten Grafen Buol, ein. Aus­kunftsmittel in Anwendung gebracht werden, wodurch dev Hauptzweck erfüllt werden könnte, ohne daß hiedurch das Ansthen der beiden Kaisermächte eine Beeinträchtigung erleide. Nikolaus I. und deffen erstem Berater war es nun­mehr vor allem darum zu tun. daß die Pfocke sich mcht gänzlich in die Arme Englands und Frankreichs werfe. Zur selben Ansicht bekannte sich auch Fürst Schwarzm- » rs * Mam: hinter ihm stehe. Vergebens sandte Fürst Schwar­zenberg den Grafen Anton Szècscn, den nachmaligen Obersthofnrarschall, nach London mit der geheimen Mission, die dortigen vomehmsten Zcitungeii zu einem Umschwung zugunsten Oesterreichs und gegen Pälmerston zu stimmen. Wit wahrer Gerinoschätzung sahen Palmerston und Schwrr­­zeicherg klufeinander herab. Der englische Lord nannte den österreichischen Premier einen „Regierer" (ruler) und ver­weigerte ihm das Epitheton eines ..Staatsmmmes . das er nicht verdien«, wofern er sich nicht geändert habe, Mtdem er ihn kennen gelernt. Schwarzenberg wieder suchte sich danüt zu entschädigen, daß er sich in verächtlicher Weise über den Marul äußerte, der, nach ihm, von voricherein entschioffen sei, sich nicht über­zeuge» zu lassen, und Lessen an den Wiener englischen Gesandten gerichtete, aber für ihn. schwarzen­­berg, bestimmte Weisungen er gar nicht beachten wollte. „Ich habe nicht nötig" -- schrieb er aii Gras Colloredo, den Londoner österreichischen Vertreter des Wiener Hofss —, „Sie zu versichern, daß ich die Weisuligön nicht gelesen, dettii ich habe airdere Dinge zu tKn, als Kenntnis zu nehmen von den Itachtarbeitvn Lord Palmerstons über ÄngelegeiMiten, die ihn nichts angehen und von denen er au^rdem Nichts versteht." Der österreichische Minister suAe überdies noch einen Tröster in dem Umstand« zu finden, daß, so oft Palmerston für eine Dache Sympathieir an Leit Tag lege, sie auch schon zum Teuftl gehr, und so hoffte er, Latz, wenn Gott seinen englischen Gegner noch la^e am Leben erhalüe, es auch nicht anders würde. Hläili aber sollte Schwarzenberg bitter enttäuscht werden und erfahren müffen. daß Palmerston seine und Rußlands Pläne auf Ergreifung der Flüchtlinge zuschanden zu inachen wußte. Kein Zweifel, daß der englische Staats­sekretär des Aeußem für Koffuthè und seiner Genossm trauri^s Schicksal tiefstes Mitgefühl empfand und firr deren Freilassung und Entfernung aus der Türkei eintrat. Die Furcht vor Koffuth erklärte er für „kindisch und albem". Was für Schaden, meinte er, könnte denn Oester­reich durch dèffen fteiön Aufmthalt in England o^r i^ankreich erleidm? Für kurze Zeit würde er Wohl der VOLNKrstÄL', Itj. vtzvtâdtzr 48«

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