Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1925. január (72. évfolyam, 2-25. szám)

1925-01-03 / 2. szám

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Präventivkriege sind imrner ein mißlich Ding; sie wollen den Teufel durch Beelzebub austreiben. MM be­teuert, den Krieg im allgemeinen zu scheue«, sogar zu ver­abscheuen, führt aber diesen einen, weil rnan einen für später erwarteten Angriff heute unter günftigeren Be­dingungen abschlagen zu könneri veraneint. Kluge Leute habén jedoch inriner vor Präventivkriegen gewarnt, dmn die Annahme der eigenen Ueberlegenheit kann leicht auf irriger Einschätzung der feindlichen Kräfte beruhen, die Sympathien der Unrwelr aber wenden sich faft inrmer dem in präventiver Absicht Angefallenen zu, und — der Welt­krieg hat dies ja erst kürzlich wieder einmal gezeigt — Liese Sympathien können iin Verlaufe des Kanrpfes sich zu werktätiger UnteiMtzung verdichten. Der Präventiv­krieg bleibt also immerhin ein riskantes Unternehmen, tlnd wer ihn vom Zauire bricht, hat allen Grund, sich auf einen ungünfligen Ausgang gefaßt zu tnachett. Buchstäblich Las gleiche gilt auch vorn prüvenOven Bürgerkrieg, wie solcher jetzt in Jtalietl entbrennen zu wollerr scheint. lieber dem Faszismus schwebte schon seit dem erfolg­reichen Marsch nach Roni das Dainoklesschwert eines drohendert Bürgerrrieges. Mit ausgesprochen und einbe­kannt revolutionärett Methoden hat Niussolini die Herr­schaft an sich gerissen. Um sich im Besitze ^der Macht be­haupten zu können, uilißre, nachdent er die reife Fnicht gepflückt, sein ganzes Streben sich darauf richten, die eigene Nevolurion mit größter Beschleunigung abzubauen ilnd das Land wieder zu norrnaleil Verhältnissen zurück­­zuführen. Das salj er auch wirklich ein, und aus dieser Erkenntnis heraus stellte er seine ganze Politik auf das Ziel der sogenannteti „Idormalisierung" ein. Wie der antike Windgott Aeolus, glaubte er durch eineti Wink seiner Äugelt erreichett ztt könneit, daß der 'Qrkari, der auf feilt Geheiß getobt, sich in blindent Gehorsam in seine Höhle Zllrückzieht, das ret>otmidnärr Gewölk vöM Firmä-^ lnent schwindet und wieder die Sonne Les Bürgerstiedens über Italiens blühenden Gefilden lettchtei. Aber die Geister, die er geruseit, ließeit sich nicht so leicht zurück­bannen, und Mussolini mußte die Erfalirung machen, daß die Revoltltion sich leichter entfesieln, ^als bändigen und entwafsiwn läßt. Äe aufcpehetztetl Massen, denen nrit Er­­solg gelehrt wordeit, das; sie sich nur gesetzliche .hemiitun­­gèn nicht zu kümmerlt braucheit, wolltm nicht begreifen, daß was gestern noch gestatrer und sogar r-ühinlich war, heute verpönt und strafbar seirr könne, llnd vollends versagten sie sich dent Glatchen, der Duce würde sie fortab mit unnachsichtlicher Strenge verfolgen für Dinge, die er ihnen bis nun als patriotisches Verdienst angerechnet. Lückenlos ivar die faszistische Disziplin nur so lange, als Mussolini seineir Leuten predigte, von den revolukio­­nären Mitteln irngehemmten Gebrauch zu machen. So­fort jedoch wies die Mänszucht Lücken auf, als Musio­­lini seiner Gefolgschaft ans Herz legte, fürderhin auf alle Ullgesetzlichkeiten zu verzichten und sich bedingungslos Len Geboten der Rechtsordnung zu fügen. Die entfessel­ten Winde wollten nicht in ihre Höhle zurückschlüpfen, und ihre Unbotmäßigleit verfehlte nicht, den in den Machtb<ltz gelangten Faszismus einer Krise zuzutreiben. Mit der Ermordung Matteottis trat diese Krise in chre Entscheidungsphase. In Italien selbst griff mehr und mehr das Gefühl unt sich. Laß ein Bürgerkrieg unaus­weichlich geworden sei, in dem sich die auf beiden Seiten aufgespeil^rten Höchstspannungen entladen müßten, nm dann über eine Militärdiktatur wieder normalen Ver­hältnissen Platz zu mackMl. Diese Vorahnung wurde auch in der Auslandpresie vielfach zum Ausdruck gebracht, und !nan kmM sagen, daß seit dein verflossenen Sommer die ganze Welt mit der größten Aufmerksainkeit die Entwick­lung der Dinge in Italien beobachtet und die Erwartung allgemein ist, Mrffsolini werde, wenn er die zunehmende moralische Macht der Opposition nicht zu brechen ver­­niag, das Scheiterir seines bisher so kühn durchgeführten Unrernehmens nicht aufhalten kömren. Auch der Duce selbst scheint sich keinen Illusionen über den Ernst.seircer Lage hinzugeben. Mit dem bei ihm gewohnten Scharf­blick scheint er in der Tat die 6)>esahrenmomente heraus­gefunden und richtig eingeschätzt zu haben. Der Opposi­tion, die, als Zeichen ihres Protestes in der Affäre Matteotti, das Parlanrent verlasseil und auf dein Aventin ihre Zelte aufgeschlagen hat, nmß er, koste es, lvas es kostet, das Wasser abzugraben trachten. Er weiß, daß er bestr'ebt sein muß, entiveder seine WidersackM wieder in den Sitzuiwssaal d<r KMiner. zw zwingen, , oder sie im Mwi:'Lmidd'' nNrW - Wn. ZÜs Wirksances Mittel hiezu hat Mussolini den über­raschenden .Handstreich ucir der Wahlrechtsreform erhonneic und ausgefiihrt. Borc denc Blart Papier,-auf dein sein Vorhaben bezüglich der Rückkehr zur frühereil Wahlrechtsordicung aufgeschrieberl stand, er­wartete er solche Zauberwirkung. Sein inc verflosserreir Jahr geschaffecces Wahlrechtssystem, durch das er sich die uicheschräiffte Herrschaft iir der Kamnier gesichert zu habéit wähiite, ivarf er ohite jßauderir über Bord, mn dainit der öffentlichen Mcinuirg eiir feierlick-es, deutliches und un­­> widerrufliches Iliiterpfand der Arffrichtigkeit seiner Nor^ malisierungspolitik zu geben. Die Sorge, wie sie zu dieser neuen Tatsache Stellung zu irehmen habe, glacibte er ruhig der streikenden Opposition überlassen zu dürserr. Kehrt sie in die Kammer zurück, um dieses nicht bloß für das Laicd, sonderil auch ftir sie selbst wichtige Reformwerck nicht ohne ihr Hinzutun Gesetz werden zu lassen, so hat damit Musso­lini das Aushören Les für ihn peinlichen und für das ita­­tienlsche Volk verhängnisvollen parlamentarischen Boykotts erreicht. Verbleibt aber die Opposition auch tveiterhin W ihrem Schnrollwinkel ans den: Aventin, so kann Mussolinii dem Lande sagen: . „Nun scht ihr klarer als bisher, wer von uns beiden im Unrecht ist: ich oder meine politischen Gegner? I ch sage mich los von dem Wahlrecht, das dre> Opposition als ein Mittel zur Sicherung meiner parla- > nientarischen Diktatur bezeichnet hat, und mit Lieser ein-; deutigen Tat biete ich, von chrlichem Versöhnunc^illen « durchdr-ungen, denen rneine Medensrechte, denen kein! Ungli'mpf zu schwer ist, um mir ihn zuzufügen. Nicht ich ! » bin es also, der die Ruhe und den inneren Frieden, deren! ! N das Land heute so dringend bedarf, unmöglich macht.^ » " Kein Zweifel, daß der Schackfzug MuMinis meister­haft ersonnen war. Wer der Papierform entspricht nicht! die Wirklichkeit. Die ganze Konzeption erweist sich als! verfehlt, weil der Duce bei ihr bloß seine politischenl Widersacher, ccichr aber auch sein eigenes Lager ins Wges gefaßt hat. Die unruhigen und nun auch schon Dtussolim! gegemiber widerhaarigen Elemente Les Faszismus reagie-> ren auf die jüngste Entwicklungsphase der Politik ihres Meisters mit mcerhörten Ausschreitmcgkn. Berichte crus Florenz wissen darüber haarsträubend Einzelheiten zu^ erzählen. Die Schwarzhemdeic dringen in Redaktionen! und Zeitungsdruckcreien ein, schlagen dort alles kcrrz und­­klein und krönen ihr ZerstörunKwerk obeâein auch noch! mit Brandstisturig. Aehnlichc Angriffe werden gegen^ das .Haus der Freirrcaurer und sogar gegen Woh-i nungen eirrzelrrer oppositionell gesinnten Männer richwlr..BeMUtlE'-hâ-ur .sich derlei Dinge auch -arri i actdererr Orten ereignet, imo da solche Beispiele nicht unbefolgt bleiben, wevdecc sich Zwisö^nfälle dieser Art' von jetzt ab noch l-äufiger tviederholen. Die Regienmgi hat dabei die .Harcid ganz gewiß nicht im Spiele. Auch! icc Florenz hat sie ja Polizei und Gendarmerie zum^ Schutze der durch die faszistischen Massen Bedrohten arff-! geboteir. Aber entivdder wareir die l^zedentecr zu zahl'-i reich und die acifgebotene Brachialgewalt zu schwach, oderi aber, und das ist der schlimncere Fall, auch in Polizei! und Gendarinerie wird der fortwirkende Geist der revo-! lutimiüren Betätigung seine Aichänger haben. Freilich' ist nicht gut abzusehen, wie dieser Geist die Segel Feuilkton. Leichte Reizungeu aus den Lrrttern. »— Nach dem großen Ballett — die kleine Revue. — Von Julian Weitz. Wien, Ende Dezember 1924. Zu decc icotweudigen leichteic Nsczungecc Les Thea­ters zählte der alte Laube in erster Linie das große Ballett, doch heutzutage genügen denc verchrungswürdi­­gen Publicum in Wien einige kleine Revuen. Während ehedem hundert Tänzerinnen in blendeildeir Kostümen aufrraten, bieten jetzt ein paar Damen ganz (oder fast ganz) ohne Kostüme anscheinend vollm Msatz. Wir alle müssen uns bei diewn schlechten Zeiten einschränken und kann cs den Theaterdirektoren verübeln, wenn sie M allecr Enden und Eckerc sparen. Lie fcrbrizieren ihre biDuen eigenhändig oder laßen sie von ihren c^chau­­spielcrn mit Zuhèfenahme älterer Jahrgänge bekannter Witzblätter zusammenleimen, entfernen Las teure Or­chester und verstärkecc blos; eiciecc oder zwei Klavcerspieler Lurch erotische Schlaginstrunccntc, schneien den weibli­­chen Mitgliedcric Lie Haare und die proben brutal ab — uicd das '„ZuMück" ist fertig. Wer tvird Len Bühnen­leitern deshalb Vorwürfe ncachcn? lllot bricht bekannt­lich Eisen. Schon früher mußten große und beruhinte Theater urctcr dem Zwairg der wivischafilichen Depression zu kicauserischecl Maßnahmen ihre Zuflucht nehncen, u>cnnaleich sie solche als moderne Bühnenreforinecc vor­­täuÄien wollten. Da sah man an Stelle der Dekorationen allerlei Treppecr, die Kirchen und Küchen, Wälder und Meere, Himmel und Hölle accdeuten säen. Kein Wun­der, daß Liese Treppen den Treppenwitz geraLczu hcraus­­fordertecr. Koimte man doch den Aus» und Abstiw der Küirstler genau verfolgecc und unter allen Umständen sorgsam abgestufle Vovstellnngen feststellen. Ein Gegen­stück der 'Wendel- und Hintertreppeic waren die Rätseldekorationen der Theater. V^er Säulen bedeuteten Griechenlanv, zwei Beck-er auf einem Holz­ti ich ein fürstliches Gastmahl, einige gemalte Blätter den Ucivald, zwei Ruder eine Galeere ccnd ein sadettscheiniges Nachthemd das Boudoir einer Lebedance. Dieses Nacht­hemd beherrscht nach wie vor hie Szene. EL ist gleichjotu der Stoff, aus denc die neuecr Jtevccen und Operetten verfertigt, und auch der Stoff, mit dem die Lilien auf dem Felde der neuen Kunst bekleidet werden. Einst trug jede Ballettänzericc ein Dutzend Diusselinröckchecc am Leibe, heute kann cici einziges dieser Musselinkleidchen als Garderobe für eiic volles Dutzend Tänzericmen dienen. Denn wahrhaftig, es gibt manche unter ihnen, die, auf jede noch so spärliche Vermummung verzichtend, sich bloß, lawohl bloß, in das ihnen in allen Farben zuströmende elektrische Licht hüllen, was dem einen als zu grelle, dem andec-ecc als zu bunte Wfmachung erscheinen mag, den Thcaterdirektoren indes reclst gut behagt. Man bedenke: ein, zwei SchMsPceler, ein halbes Dutzeicd Mädchen init schwiicgenden Tanzbeinen, eine Handvoll Kleider­­fraginente, elektrisches Licht und alte Witzblätter ergeben, müt Zoten gepfeffert, im Endresultat eine Revue. Hat ein Theaterdirektor recht viele Kinder, dann braucht er über­haupt keine Dichter, Kompoccistecc, Künstler und Künst­­leriimen. Er kann, wie die Würste beinr Schwecneschlach­­ten, alles im eigenen .Haus fertcgftellen und decc gairzcn Bedarf sozusagen aus dem Fainilicnfonds bestreiten. Mit Glücksgüterlc ioeniger, mit Kindern jedoch reichlicher gesegneten Bühnenlcitcrir cröffnot sich daher eine aus­sichtsreiche Perspektive, denn sic können aus der pcot eine Tugend machen, eine Tugend allerdings, die tvie ein Laster aussehen ucöchce und nur zu oft auch einem ab­­schreckeUden gleicht. Die Siot der Zeit zwang viele Kühnen förnrlicii dazu, Hilfe oder gar Rettung bei decc leichten Reizincocn der Bretter zu suchen. Selbst das Theater an der Wien mit der bereiis dreihundert Abende alr gewordeneic „Gräfin Maritza'' spielt jetzt, ucn dem stets streiklustigen Orchester eine Musiklektion zu geben, bei Klavierbegleitung Kâl­­mäccs Ophretie, was toohl weniger effektvoll, jedoch we­sentlich billiger ist. Mittlerweile hat die „Gräficc Maritza" ein Töchierleiic bekommen, eine Operette des ebenfalls aus Ungarn stamnccicden Komponisten Michael Krauß. Di: Kleine erhielt in der Taufe den suggestiven Namen „Pußtaliebchen" und tobt sich zurzeit im Csárdás bei Zigeunermuük aus, was ebenfalls gewisse Ersparnisse er­­cnvolichr, tveil die üblichen kostspieligen Massenchöre ani Ende des ersten und zweiten Arces vcmcwden werden können. Weniger Menschen, weniger Musik, weniger , Kostüme ist überhaupt die Losung. Selbst ciw witziger Possendichter wie Armin Friedmann muß dem verarm­ten Zeitgeist Konzessionen ucachen. Den sittsanien alten, Israeliten, die er sonst auf Lie Bühne brachte, hat cr dies-! mal in seiner neuen Posse „Sufanna iin Bade" noch enr! weniger sittsames, dafür aber ncehr ausgezogenes weib-i liches Wesccc beigesellt, eines jener Mädchecc, von denen! in der icc Budapest nicht ncehr unbekannten Operette „Dein süßer MunL"gesungen und gesagt wird: „Drei-, viertel Takt ccnd dreiviertel nackt". Diese Operette ist zcrr­­zcit der Gipfel der leichteic Reizungecc in Wim. Das, Pariser Publikum soll seit Jahr und Tag das Libretto' und desseic Verronung mit Emzückeic genießen. Hier weckte die Handlung, die gewissermaßen in einer Ehe-, quadrille kulminiert, m der die Ehencänner die Ehefrauen^ und die Ehefracceic die Ehemänner zuerst täuschm und hierauf tauschen, allgeineines Erstaunen, doch der Dialog rief gerndezu Entsetzen hervor. Derartige Dreiftig­­kciton hat inacr auf einenc Wiener Tl-eater kaum iioch ver-­­icocnmcn. Der liebersctzer schüttete offmsichtlich statt Wassers in decc Weccc Fcrsel in den Champagkcer. Was er bei wüstcic .Herrcnabcndcic vernahnr, legte cr, ohic: erst zu sichten und zu sondertc, vor, und ncan darf Lehauptecc, die selige „Waue Katze" wäre vor pleid erbleicht, hätte! sie diese Fülle vmc Frivolität zu höreic bekoinineic. Heine schildert eine Fran, aus dereii Mund ein Mäuschcic zu springeii scheint. Eiiceic ähiclicl-cn Eindruck macht Frau Vallentiii, einst eine voricehme Schauspielerin: die uc die solide Ehe flüchtete imd iccnc zirm Theater zurückgefun­­deic und aicf der Bühice die icicglaublichsten Tinge sprechen! muß. Und ivcnn es iiur cin Mäuschecc wäre, Los ihrem Mund entspringt. Es ist crber leider ci'.c Ferkel, und leider! nicht bloß eines. Wie gesagt, das Pvblikuin gerät all-, abendlich icc Entrüstung, und die Entrüstmcg gibt sich in^ Erstarrung kund, die das Publikum verhindert, fortzu-. gehen. Es gibt tauni Theaterbesucher — von decc vieleir Bcfuchcrinncn ganz zu schiveigeic —, die nicht die Absicht hätten, das Theater iiach dem ersteil Akt zu verlassen, aber niemand hat's bisher getan. Schließlich muß der ge­bildete Mensch doch wissen, wie weit die literarische Per­versität heuizütage geht. All diese abscheulicheic Schlüpsrig­­keitcn werdcic aber niit einer rcizcndcic, gcsckMaâollen! Musik aufgerischt. Der Koncponist Maurice Avaiic ist bc-l lairntlich ein würdiger Nachfahr der graziösen sranzöic- ^ schm Meister. Diese kuüivierte, feine Musik zu ihrem gro-.

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