Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1925. november (72. évfolyam, 247-271. szám)

1925-11-01 / 247. szám

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Eâ scheint mir geraten, auf die vor zwei Tagen in der Nationalversammlung stattgehabte Völkerbuirddebatte zurückzukehren; denn es ist im höchsten Grade wünschet^­­wert, daß die Welt von der Stimmung Kenntnis nehn^c, die hierzulande sich dieser großartig gedachten Jnstitutisn gegenüber immer mehr verbreitet und die, gelinde gesagt, eine in zunehmendem Dèaße skeptische ist. Ich tnöchte vor allem die merkwürdige Einheit dep Anschauungen hervorheben, die sich m jener denkwürdigen Aussprache kundgab. Zwischen den Erörterungen zweier der radikalen Opposition angehörigen Abgeordneten, jenen eines so gemüßigten, in der Wissenschaft verankerten Politikers wie Graf Paul Teleki und endlich den schwer­wiegenden Ausführungen des Ministerpräsidenten gab es kaum einen Nuancenunterschied. Von keiner Seite wurde der Antrag auf Austritt aus dem Völkerbunde gestellt, auf allen Seiten aber wurde dieser Gedanke als diskutier­bar anerkannt, ja der Ministerpräsident stellte sogar unter allgemeinern Beifall und mit großer Präzision die Fälle auf, in denen unser Austritt keine Frage inehr sein könnte und nur durch die statutenmäßige Zeitfrist Auf­schub erleiden würde. Angesichts dieser inerkwürdigen Uebcreinstinrmung hatte ich keine Veranlassung, und auch nach der Hausord­nung kein Recht, in die Diskussion einzugreifen, zumal ineines Einchtens alles gesagt worden war, was gesagt werden mußte, und ich rnich in dieser Frage, mit Aus­nahme eines vielleicht mißverstandenen Satzes, mit dem Ministerpräsidenten in vollkonmrener Meinungsgleichheit befand. Dieser eine Satz, bezüglich dessen ich Vorbehalte machen muß, war der, in dem Graf Bethlen sagte, es sei nicht Sache der Regierung, sondem nur dec gesellschaft­lichen Tätigkeit, in der Minoritätènfragc Propaganda zu inachcn. Nun gibt es freilicki eine Gattung interirationalèr Propaganda, zu der Negierungen weder Beruf noch Eig­nung besitzen; sollte aber damit die Passivität der Regie­rung zum Grundsatz erhoben werden, so müßte ichi mich entschieden gegen diese Auffassung aussprechen. Die Be­zugnahme auf die Minoritätenverträoc der Staaten der Kleinen Entente in jenen Kapiteln des Trianoner Ver­trages, die die Verpflichtungen des ungarischen Ttaares seinen Minoritäten gegenüber feststellen, gibt uns auch eine formale Handhabe, gegen die Verfolgung unserer Stammesbrüder in den llèachbarstaaten zu Protestich ren. Die moralische Berechtigung hiezu aber, ja die rnoralische Verpflichtung, es zu tun, wird wohl niemand bestreiten. Di« entschieden« Sprache, di« der Minister­präsident im Parlanieirt führte, läßt mich hoffen, daß auch er es so verstanden hat. Der ganze Verlaüf der Sitzung hat über jânfalls gezeigt, daß das, was twrt gesagt wubde, in der Tat die einmütige Stellungnahme der üfsentlichen Meinung Un­­ganis bsdeutel. «Schon als es sich uin den Eintritt in den Vökkcvbuiid handelte, erhüben sich gewichtige Stim­men dagegen, und zwar teilweise mit sehr triftigen Argu­menten. Wir (denn ich gchörte auch dazu), die für den Eintritt sprachen, hatten zwei Hauptgrürtde anzu-füHren: den Minbeilheitsschutz, für den wir als Mitglieder des Bundes viel erfolgreicher wirken könnten, und die Frage der allgemeinen Mrülstung, der Abstellung der entwür­digenden Ungleichheit Wischen Wgerüfteten und Ge­­vitsteten, aus deren Lösung wir dort beschleunigenden Einfluß nehmen könnten. In beiden Richtungen haben sich unsere Hosifnungen bis jetzt als trügerisch erwiesen. Das Schicksal unserer Stammesbrüder in den Nachbar­staaten verschlimmert sich von Tag zu Tag; keine Num­mer der Tagespresse, die nicht von irgendeinem neuen Gewaltstrcich Nachricht bringt. Der VAkerbund, zumin­dest dessen zur Kontrolle der Mindccheitsrechte berufenes Organ: der Völkerbundrat, sieht diesem Prozeß, den ein hochstehender französtscher ^w'litiker „LWmilation" nannte, mit olympischer Ruhe zu, als Ivollle er dieser „AKnrilation" kein Hindernis in den Weg legen. Von neunzehn ungarischen Eingaben wubde nur eine meri­­torisch behandelt, die der Banater und siebenbürgischen Kolonisten, und diese mit dain Erfolg, daß die evident vertragswidrige Spoliation dieser Ungliicklichen gegen ein erbärmliches Almosen, das die rumänische Regierung ihnen versprach, gutgeheißen wurde. Der Wlkerdundvat handelie iur guten Glauben — aber auf einseitige Infor­mation hip; bloß der DeLtrehex d«: rumänischen Regie­­'iüng wüEè angchört, und da? von ihm vorgsbrachte, gänzlich irrige Tatsachenmiaterial als Ausgangspunkt der Entscheiidung angenommen. Noch weniger Vertrauen flößt-âr die Minoritatensektion des BölkerbuNdsekre­­tariats.ein, desien Leiter zwar häufig in den Däridern erscheint, wo unsere stammesverwaiidten Minoritäten woh­nen, aber stets nahezu ausschließlich auf die amtlichen I Informationen Gewicht legt; Seine jüngste Reise nach s Belgrad fiel gerade in die Zeit, in der in Genf der ! Kongreß der Minoritäten tagte, der Vertreter von vimzig bis fündig Millionen Menschen, Li« in ihren Wndern Minoritäten biliden; offenbar interessierte es ihn nicht, diese seltene Gelegenheit zur Information itber die Verhältnisie der Minoritäten auszunützen. Ist demnach auf dem Geb ietc des Mi noritätenschutzes, soweit er unsere Stammesbrüder interessiert, ein völliges Versagen des' Völkerbundes zu konstatieren, so steht di« Sache irr der Mörüftungsfrage kaum -bester. Eine Vorfrage nach der anderen lvird aufgeworfen, teilweise solche, deren Löstung in absehbarer Zeit kaum denkbar ist (z. B. die der regionalen Sicherhertsabkommen in ganz.Europa und â darüber lsinaus), und der unerträgliche, entwüMgeâe, // in^Lie nationale Ehre einschneidende Zustand der Wchr-- 1 i/ losigkeit, in dem wir uns befinden, dauert fort. Die Tat- / fachen widerlegen also die Argumente der Freunde des Ein- / trittes in den Völkerbund, die Gegner behalten reckst; was / // Wunder, daß der Gedanke des Austrittes immer mehr ip den Vordergrund tritt? Graf Bsthlen hat die einzige Lichtseite unserer Vis­­hcrigc-n Beziehungen zum Völkerbünde hervorgehoben: die Mitwirkung an unserer finanziellen Sanierung. Das sm denn auch. d'anSdar anerkannt; aber als Entschädigung fiir das gänzliche Versagen iir jenen morallsâien Jnteresten des ungarischen Volkes, auf deren Schutz und Förderung wir nach den bestehenden Verträgen ein positives, vor-, brieftes Recht haben> kann cs nicht angenonrmen werden. Es muß da Wandel eintreten, wenn nmn die Institution nickst gänzlich diskreditieren will; denn tvir können unfereri Unzufriedenheit eine Motivierung geben, die weit über! die Grenzen Ungarns Mderhall finden müßte. Ich gebe zu, daß die kvitische Stimmung, die bei­­uns herrschend wird, sich vielleicht zur unrechten Stuiü^ äußert, zur Stunde eines Erfolges des Völkerbundes in der Schlichtung des griechisch-bulgarischen Konflikts. Nichts liegt mir ferner, als diesen Erfolg herabsetzen zu wollen; allein es muß doch hervoogehoben werden, daß es sich in diesem Falle um kleine Staaten handelt, von denen der eine — Bulgarien gleich uns bis zur Wohv« losigkeit entwaffnet, der andere aber durch seine Küsten­­entivicklung ein eventuelles Exekutionsverfahren leicht macht. Partielle Erfolge dieser Art bieten kein Gleich­gewicht gegen das Versagen in WeltfMgen, wie es dâ: Minoritätenschutz und die allgemeine Abrüstung sind. Allen diesen Erscheinmrgen gegenüber beharre ich auf meinem der Völkerbundidee freundlichen und auch der jetzigen Ausführung dieser Idee gegenüber nicht jeder Hoffnung entsagenden Standpunkt. Ich sage insbesondere: um was stünden wir bester, wenn wir außerhalb des Fenilleton. Tantalus. Don Bernhard Alerander. Goethe sagt im Diwan, in dem herriia,:.^ .-Sehnsucht": Nnid so lang' du das nicht hast, Dieses S t i r b un ü W e rSe! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erve. Stirb und Werd e, nie ist das pauthüstischc Glauoensbekenntnis prägnanter ausgcdrückt worden. Vorn Standpunkt des Ganzen betrachtet, sind Sterben und Wer­den Phasen des einen großen llkaturprozesses, das Sterben kein Ende, das Werden kein Anfang, nur für den indi­viduellen Standpunkt herausgegriffene Punkte, die, von höher gesehen, von verschwindender Bedeutung sind. Was unterscheidet bett Pantheisten vom Materialisten, der meint, jenem nahe verwandt zrr sein, und in seines Nichts durchbohrendem Gefühle sich mit dieser nobeln Verwandt­schaft gern brüsten möckste? Nur dieses: der Pantheist geht vorn Ganzen aus, als dein Realeir, der großen W«li­­iatsache; dieses Ganze ist das Eine, das Ewige, das Wahre; der Materialist geht vom Einzelnen aus und kommt eben deshalb nie zum Ganzen. Jhnr ist Tod ein Ende und Geburt ein Anfang, wenn er auch iibcr die Etvigkeit der Materie herztrechend deklarniert.^Der Pan­theist weiß, baß Tod und Geburt nur Worre imd: Stirb und Werde wird nur wegen der Stumpfheit der Hörer und Leser gesagt, denn Sterben ist ja ein Moment des Werdens. „Das Ew'ge regt sich fort in allen; denn Alles muß in Nichts zerfallen, wenn es im Sein beharren will", sagt wieder selbiger Goeche. Sein heißt Werden, Werden aber bedeutet das Auf und Ab von Tod und Leben. Solche Gedanken am Gedenktag der Toten sind viel­leicht unangebracht. Wenn ich die Gräber ineiner Teuren besuche, bann bin ich nicht Pantheist, dann bin ich Mensch und weine. Aber die Träne sucht nach Trost, lind eine Art des Trostes ist die Anschauung, dafz Tod und Leben, Sterben und Gebären^ nur Phcrfon des selbigen Pro­zesses sind. Was aber hat dabei Tantalus zu suchm'S ^ukââ- ist dh!hMW«.dpr,MWge,â NMlreiche, den aber die Götter strafen wegen seines Uebermuts» der immer fürchten muß, daß über ihm hängende Felsen auf sein .Haupt niedersausen werden (im Münchner Museum die schöne Vase- mit roter Figur auf schwarzenr Grunde), ivährcnb seine Strafe, nach anderen Quellen, darin be­steht, daß er von ewigem Durst und Hunger gequält wird, rrotzdem Speise und Trank im Bereiche seiner Hand zu lwgen scheinen, aber wenn er nach ihnen langt, immer zurückivèichen. Das Symbol des Menschen, im Leben und Sterben. Denn reich und mächtig ist er geworden, der Mensch, durch die Erbschaft vieltaus-enLjähriger Arbeit, und übermütig, frech, aber vb auch glücklich? Er fürchtet die überhängenden Felsen, die ihn bedrohen, und seine Gier kann nie gelöscht werden, denn alle Speise und aller Trank, nach denen er die Hand ausstreckt, weick-en zurück; oder werden sie zu Gift? Das Büchlein „Tantalus" von Dr. F. C. S. Schiller, Fellow iii Oxford, ein berühmter englischer Philosoph, gesellt sich zu Haldanc und Rüssel (Dädalus. Ikarus), hon denen wir hier jüngst sprachen, um über die Zukunft des Menschen, die Zukunft der Wissenschaft, Len Einflutz der Wissenschaft auf die Zukunft des Menschen zu medi­­tjereii. Die Leser erinnern sich, baß diese Engläirder gaiiz anders sprechen als die Festredner auf dein Koirtiirent. Diese ssind erhaben, göttlich, wissen sich nicht zu fassen vor Rührung und Begeisterung, lvenn ste voii der Zukuiifl des Menschen und' seiner Wissenschaft sprechen. Die Eng­länder sind höchst nüchtern, kühl uird skeptisch. Don ge­­dankenlosenr Optiinismus keine Spur. Sie nennen ein­ander Optimist, Pessimist, aber der optimistischeste unter ihneii ist pessimistisckier als unsere ärgsteir Pessimisten. Wem: es Gesetze gegen die Verunglimpfer der menschlicheii Natur gäbe, ich nieine, alle drei bekämeir eine gehörige Tracht voii Gefängnisjahren auf den Buckel. Nein, Fest­redner sind das nicht. Aber wissen Sie etlvas Langweili­geres, Verlogeneres, als einen Feskedner? Wie diese Herren sich st'lber jahrelang aushalten, ist ein Naturphano­­men. Haildane, Rüssel Schiller sind alles andere als Fest­redner. Mir scheint, der bitterste unter ihnen ist «Miller mit seineni Tamalus. .Haldane niir seiner Ektageiieiis und seiner chemisch erzeugten synthetischen ^Nahrung kanir einem gehörig den Appetit verderben. Rüssel wieder schätzt chie Regierungen der Welt nicht sehr hoch ein, er fürchtet, si« würden die Fortschritte der Wisfenschaft dazu miß­brauchen, ihre Macht zu befestigen, zum Beispiel alle oppositionelle GeistesaA für SiHwachsinn erklären und demgemäß die mit dieier Behafteten von der Zeugungs­fähigkeit aus-fchließen. Metternich, den man auch schon „retten" will, wäre für diesen Gedanken zu haben gewrssn., Und Metternich gilt heute wieder vielen als großer, er» habener Staatsmann. Was bringt nun Schiller Neues? ! Während Haldane und Rüssel fürchten, die Meirschm ! könnten mit den Ergebnissen des Fortschrutâ Mißbrauch ! treiben (man darf Kindern kein scharfes Mester cmver» trauur!), ist Schiller geneigt, die Fortschritte des Men» schengeschlcchts überhaupt in Frage zu stellen. Das Fun­dament ^dazu legt er sich in der unbestreitbaren Tatsacksts daß anatomisch und physiologisch der Mensch schon längst aufgehört hat, eine iln Fortschritt begriffene Spezies zu sein. Diese Fortschrittssähigkeit scheint vor ungefähr dreißigtausend Jahren erloschen zu fein. Um diese Zeit er­schienen die Cro-Magnon-MeivsckM der Aurignaczeit auf der Bildfläche, die in bezug auf Wuchs und Gchirn­­umfang hinter späteren Menschenrassen durchaus nickst zurückstehm. Ja, es scheint die stattlichste Menschenrasse zu sein, die je existiert hat. Heute sind wir vielleicht etwas besser daran, was die Widerstandskraft gegen schädliche Bazillen anlangt, dafür fallen wir in höherem Maße der Kahlköpfigkeit und Zahnfäule anheim. Warum damals dieser biologische Stillstand eingetreten? Was der Verfaster anführt, ist der Beachtung wert, wenn auch stark hypothetisch. Er meint, das Gemeinschaftsleben sei den Menschen eine solche Stütze geworden, daß dis liatürliche Auslese, die nur die Tüchtigen am Leben läßt, den Menschen nicht mehr so wichtig gewesen wäre. Zum Beispiel: ein einziger Gescheiter, Josef, rettet Mlllwnen - Untertanen des- Pharao durch die mageren Hungerjahr«, hindurch das Leben. Die Gelehrten drücken das so aus: s die Einflüsse des Gemeinschaftslebens üben eine „kon- ' traselektive" Wirkung aus, d. h. erhalten solche dem ! Leben, die, rein biologisch angesehen, minder lebens- - i fähig ivären. Wenn also die MensckM in ihrer biologischen Ent­wicklung still gehalten haben, woher kommt dann doch der Fortschritt'-in Macht, Wissen, Bildung, auf -'die -WM

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