Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. augusztus (76. évfolyam, 172-196. szám)

1929-08-01 / 172. szám

Einzelnummer an Wochentagen 16, an Sonntagen 32 Heiler Abonnement t FQf Budapest: suit täglich zweimaliger Zustellung und für daa Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgenölatt allein vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Auch auf das Abend­blatt allein kann unter den gleichen Bezugs­bedingungen abonniert werden. Für die separate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz sind vierteljährlich 1 Pengő zu entrichten. FUr Wien auch durch Herrn. Goldschmidt. Für das Ausland mit direkter Kreuzband­­ßendung vierteljährlich : Für Oesterreich und Polen 20 Pengő, für Jugoslawien 34 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämiiiohen ausländischen Postämtern entgegengenommen. Manuskripte worden nicht zurflckgosteW, Telephon der Redaktion : 848-20* MORGENBLATT B FESTER LLOYD Inseratenaufnahme: In Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blockner, J. Blau, Győri 4 Nagy, Haasensteln & Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magyar hirdető-iroda, Rudolf Mosse A.-G., Jos. Sohwarz, Sikray, Julius l’enzer. Generalvertretung des Poster Lloyd ür Oesterreich : M. Dukes Nachf. A.-G., Wien, Wollzeile 18. "inzelnuimner für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 33 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. — FUr Jugoslawien: Morgenblatt an Wochentagen 3 Dinar, an Sonntagen 4 Dinar und Abendblatt 3 Dinar 50, Redaktion u. Adm.: V., Mária Valória-ucoa 13, Telephon der Administration: 840-09. 76« «lahrgang. Budapest, Donnerstag, 1« August 1929« Nr. 172 Der role 1. August. Budapest, 31. Juli. Der morgige Tag wird die Lösung des Rätsels bringen, das Moskau der nichtrussischen Welt auf­gegeben hat. Seit Wochen schon wußte man allent­halben, daß die III. Internationale für den 1. August irgend etwas vorbereitet. In allen Län­dern Europas und, soweit man es von hier über­blicken konnte, auch in den überseeischen Revie­ren, in denen der Moskauer Einfluß seine Ableger hat, war eine eifrige Regsamkeit der Kommunisten zu beobachten. Moskauer Geld kam ins Rollen, Moskauer Agenten verbreiteten schriftliche Wei­sungen, in geheimen kommunistischen Druckereien wurde an der Herstellung von Flugzetteln, Mauer­anschlägen, Manifesten gearbeitet, und all das voll­zog sich mit so unbedachtsamer Dreistigkeit, daß es den Polizeibehörden unmöglich entgehen konnte. Man war also gewarnt und schritt überall mit unnachsichtlicher Energie gegen diese mehr als verdächtigen Umtriebe ein. Die Verschwörer­nester wurden ausgehoben, die Teilhaber der Kom­plotte wurden ausgeforscht und dingfest gemacht, und so ist mit voller Sicherheit zu erwarten, daß es gelungen ist, den geplanten Anschlag im Keime zu ersticken, und der rote 1. August ohne ernste Folgen vorübergehen wird. Die Frage bleibt je­doch noch immer offen, was Moskau mit diesen Vorbereitungen für den 1. August bezweckt haben mag? Nach den Dispositionen scheint in allen fünf Weltteilen, namentlich aber in den europäischen Ländern eine Art von kommunistischem Prärie­brand geplant gewesen zu sein. An den verschie­densten Punkten sollte das Feuer der bolschewisti­schen Revolution aufzüngeln: da schwächer, dort stärker, je nach den Möglichkeiten, die sich da und dort darboten, aber der taktische Grundge­danke war, daß aus diesem gleichzeitigen Feuer ein allgemeiner Weltbrand entstehen und dieser Weltbrand im Dienste der kommunistischen Um­wälzung alles Bestehende in Asche verwandeln sollte. Man kann heute über alldies schon ganz ruhig sprechen, denn dank der Wachsamkeit der Behörden aller Länder ist der ganze Anschlag vorweg zu einem kläglichen Fiasko verurteilt. Es erhebt sich bloß die Frage nach den Zielen, die Moskau vorschwebten, als es sich in dieses wahnsinnige Unternehmen einließ. Glaubten die Sowjetmachthaber ernstlich, daß auf solchem Wege die kommunistische Weltrevolution tatsächlich ins Werk gesetzt werden könnte? Waren sie wirklich der Meinung, die Polizeibehörden der verschiedenen Länder, die sich ja schon eine gewisse Routine in der Aufspürung bolschewistischer Machenschaften erworben haben, würden jetzt blind und taub sein, um nicht zu sehen und nicht zu hören, was sich mit so unverfrorener Beflissenheit vollzog? Gab man sich im Kreml wirklich der Erwartung hin, diesmal die ganze Welt übertölpeln zu können ? Oder haben die Protagonisten der III. Internationale die ganze Aktion etwa nur organisiert, weil ihnen die trost­losen Zustände in Rußland keine andere Wahl ließen, als durch einen solchen hirnverbrannten Ver­zweiflungsakt sich selber neuen Lebensmut einzu­flößen? Unbedingt glaubwürdige Berichte aus dem Sowjetreich sprechen in der Tat für die Möglichkeit solcher Annahme. Beobachter, die mit eigenen Augen die Verhältnisse in Rußland in letzter Zeit zu überblicken vermochten und die ihrem Ur­teil jegliche Befangenheit fernzuhalten wissen, be­richten übereinstimmend, daß die Verelendung der Massen unbeschreiblich ist, allgemeine Unzufrieden­heit und Erbitterung herrscht, die führenden Kreise in ihrer Kopflosigkeit nirgend einen Ausweg er­blicken und die allgemeine Volksstimmung sich immer kritischer gestaltet. Im Sowjetreich selbst bietet sich den kommunistischen Machthabern kein Ausweg dar. Der Versuch, der Bevölkerung die schwindende Zuversicht in die Lebensfähigkeit des Sowjetregimes wiedereinzuflößen, hat versagt; den Zusicherungen der Führer, daß es in Bälde besser werden wird, schenkt niemand mehr Glauben, und auch die terroristische Gewalt ist nicht mehr im­stande, die Volksmassen über das bedenkliche Schwanken des Systems hinjpegzutäuschen. Rat­los steht der Kreml diesen Erscheinun­gen gegenüber. Brot kann er dem dar­benden Volke nicht geben, die Faust aber zeigt er ihm vergeblich, denn das Volk hat den Glauben an die Kraft dieser Faust ver­loren, und mit diesem Glauben ist auch die Furcht im Schwinden begriffen. Es wäre kein Wunder, wenn die Führer Sowjetrußlands in solcher Lage an sich selbst verzweifeln und der Versuchung er­liegen würden, sich den Umklammerungen sol­cher Verzweiflung durch drastische Unternehmungen zu entziehen. Das mag wohl der letzte Erklärungsgrund der für den 1. August geplanten Aktion gewesen sein. Was dabei auffallen muß, ist das zeitliche Zusam­machte Karriere. Attaché .. . Legationsrat. .. End­lich Botschafter. Aber alles strebte ich doch nur des­halb an, weil ich wußte, daß das sein stolzester Traum war, der unerreichbar blieb, weil er nicht das erforderliche Vermögen besaß. Nagte doch un­ablässig der Gedanke an meinem Herzen, daß ich in Paris Attaché, in Tokio Legationsrat war, indes in Ungarn Géza Szántay mit Leonie ... — Leonie ... Leonie Rápoldy ... Wie schön war sie! Auch jetzt glaube ich, sie war die schönste Frau, die ich je gesehen. Die Gestalt, der Gang, die glänzenden blauen Augen! Blau? Das nicht. Eher graugrün. Schau doch, ich erinnere mich nicht mehr genau. Zweiundfünfzig Jahre sind eine lange Zeit. .. — Lebt sie denn noch? Wie sonderbar, daß sie Szántay nicht geheiratet hat. Kaum dreißig Jahre, nachdem ich Szántay zum Fenster des Rápolder Schlosses hinausspringen sah, hörte ich, daß Kasimir Rápoldy gestorben ist. Eine nervös zitternde alte Hand drückte mit rachsüchtiger Erregung eine zur Hälfte gerauchte Zigarette in den häßlichen kleinen Aschenbecher. — Ach, wozu rege ich mich denn auf? Nach einem halben Jahrhundert? Was geschehen ist, ist geschehen. Rápoldy ist gestorben, Szántay blieb ledig. Leonie? Das ist es, was ich nicht weiß. Aber wozu wissen? Auch ich lebte nicht wie ein Mönch .. . Und doch, — welche Dummheit von mir, daß ich in diese Gegend gekommen bin. Ich werde bald achtzig. Und doch schmerzt mich die Vergangen­heit? Seltsam, daß ich mich an meine Liebe zu Leonie nur erinnern kann, während der Haß gegen Szántay auch jetzt noch in mir lebt. Auch das ist begreiflich ... Wer ist für mein verfehltes Leben verantwortlich? Nur er. Er ist schuld daran, daß mich in Zerénd nichts und niemand erwarten wird. Nichts, nichts ... Gähnend wandte er sich vom Fenster ab „Leonie,“ „Szántay“ gingen noch eine Zeitlang in seinen Gedanken um; dann schlief er still ein. menfallen dieser Aktion mit dem chinesischen Konflikt. Anscheinend hat man es da mit einem Widerspruch zu tun. Wehn Moskau einen allge­meinen offensiven Vorstoß in der Richtung der kom­munistischen Weltrevolution im Schilde führt, muß — - so sollte man glauben — die Sowjetpolitik sich davor hüten, einen Teil ihrer Kampfenergien durch eine internationale Verwicklung binden zu lassen. Es ist ja wahr, daß in dem Falle der ostchinesischen Eisenbahn nicht Moskau, sondern Nanking der an* greifende Teil war. Wohl aber hatte es Moskau in der Hand, es diesertwegen nicht auf eine Komplikation ankommen zu lassen, die immerhin die Eigenschaft besitzt, in einen regelrechten Krieg ausarten zu können. Moskau ist jedoch diesem Konflikt nicht aus­­gewichen, eher noch hat es ihn bisher noch zu ver* schärfen getrachtet. Das legt die Vermutung nahe, daß der mandschurische Streitfall den Sowjetpoliti* kern ganz gelegen kommen mochte. Für den Fall, daß der Anschlag am 1. August fehlschlagen sollte, bietet ihnen der Konflikt mit China eine zweite Chance. Durch den roten 1. August wollte man die revolutionären Instinkte der russischen Volksmassen aufrütteln. Mißlingt solcher Versuch, so kann durch ein Kriegsabenteuer mit China noch immer das Expe* riment unternommen werden, die nationalistischen Instinkte der nämlichen Massen zu mobilisieren, und dadurch die innere Spannung nach außenhin altzulenken. Das sind freilich sehr gewagte Spiele. Aber es scheint eben so weit gekommen zu sein, daß man in Moskau nur mehr auf so drastische Reizun­gen reagiert. Der 1. August wird — darüber besteht nirgend ein Zweifel — ohne ernste Ereignisse vorübergehen. Die Moskauer Emissäre und ihre gedungenen Werk­zeuge in den verschiedenen Ländern sitzen überall hinter Schloß und Riegel. Was allenfalls noch nicht dingfest gemacht ist, kann es morgen mit Umzügen, lärmenden Kundgebungen, vielleicht auch mit kurzlebigen Demonstrationsstreiks versuchen. Aber überall haben die Regierungen genügend starke Brachialgewalt zusammengezogen, um auf alle diese Machenschaften mit unwiderstehlicher Gewalt niederzusausen. Heute schon kann mit aller Be­stimmtheit vorausgesagt werden, daß Moskau, ob­zwar es sich die Sache viel Geld kosten ließ, nicht auf seine Rechnung kommen wird. Den vielen Fehl­schlägen, mit denen alle bisherigen offensiven Ver­suche scheiterten, wird sich morgen ein neues Fiasko zugesellen. Das wird natürlich die Stellung der Sowjetpolitik in Rußland nicht stärken. Aber verfehlt wäre es anzunehmen, daß der unab-Es war finstere Nacht, als sein Sekretär lautlos eintrat und Zeitungen behutsam neben ihn legtt, Doch der Graf erwachte. — Sie sind es, Stettner? Warum blieb der Zug stehen? — Weil ein Fourgon angehängt wird. — Ein Fourgon? — Ein Leichenfourgon, Exzellenz. Wenn Sia zum Fenster hinausschauen wollen, können Sie ihn sehen Und der Sekretär schob schon die Jalousie em­por. Der alte Herr schaute mehr aus Höflichkeit in der Richtung der ausgestreckten Hand. Doch starrte er bald bestürzt und gebannt auf das Schauspiel, das sich ihm darbot. Weit hinter dem schlecht er­leuchteten Bahnhof schaukelten nicht nur viele Handlaternen im dampfenden Nebel, sondern auch eine Unmenge von Fackeln funkelten — Das dort? fragte der Graf, nur um etwas zu sagen, um eine menschliche Stimme zu höre.: — Jawohl, Exzellenz. Schauerlich, nicht wahr? — ereifere sich der Sekretär. — Schauen Sie nur, wie die schwarzen Draperien wehen. — Wissen Sie, wer der Tote ist? — Jawohl, Exzellenz. Ein früherer Ackerbau­minister; er hieß Géza Szántay. Haben Exzellenz ihn gekannt? — Ja. Der Sekretär starrte ihn beklommen an. Diese Stimme. — Befehlen Exzellenz noch etwas? -— fragte er, — Ja. Ich will wissen, wo die Beisetzung statt* findet. — Man sagt — Tausende erwarten den Leich­nam. — Ich fragte nicht danach! — In Lászlóháza, Exzellenz. — Ich will dort sein. — Bei der Beisetzung? — Ja. Gute Nacht. Eine halbe Stunde vor. Lászlóháza kommen Sie wieder zu mir. Feuilleton* Leonie, Novelle. Von SZIKRA (Gräfin ALEXANDER TELEKI). Der Zug hält. „Ráckeresztes!“ rufen die Schaffner. Die Passa­giere beachten es kaum. Nur im Fenster eines Schlafwagens erscheint ein grauer Kopf. „Schau doch!“ zeigt der alte Schulmeister mit einer kaum merklichen Kopfbewegung in der Rich­tung des Fensters. „Ich möchte wetten, daß Graf Ákos Zeréndy dort steht; hab’ ich doch gestern sein Bild in der Zeitung gesehen.“ „Auch mir scheint’s so,“ antwortet der Stations­chef, indem er schon seine Hand mit unwillkürlicher Bewegung zur Mütze hebt. Der Zug fährt weiter, und den Gegengruß des einsamen Passagiers verschlingt der Nebel. Aber der alte Herr bemerkte nicht, daß Nebel zwischen ihm und der Außenwelt aufstieg. Vielleicht, weil es vorkommt, daß ein sehr in Ge­danken versunkener Mensch auch dann eine Fata Morgana sieht, wenn er in den Nebel starrt. So erging es dem Grafen Zeréndy. — Fünfzig Jahre — kaute er stumm an seiner Zigarette. Fünfzig Jahre. Jawohl, vierundzwanzig Jahre war ich alt, als ich Leonie zum erstenmal sah. Und in jener Nacht war ich etwa sechsundzwanzig, als ich hier in Ráckeresztes, als Gegenkandidat Géza Szántays auftrat. Richtig — es sind nicht fünfzig, sondern zweiundzwanzig Jahre her, daß ich nicht in dieser Gegend war. Auch hier war mir Géza über­legen, er eroberte den Bezirk ... immer gelingt alles nur ihm! — Er hat mein ganzes Leben zerstört, — ist 'daran schuld, daß ich mein Leben nicht so lebte, wie es meine Neigung gewesen wäre. Seinetwegen vernachlässigte ich das uralte Heim. Gewiß, ich

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