Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1930. május (77. évfolyam, 98-122. szám)

1930-05-01 / 98. szám

Einzelnummer an Wochentagen te, an Sonntagen 32 Heller. Abonnement: für Budapest: xnit täglich zweimalig« Znetellnng und für das Inland Morgen* und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgenblatt allein vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Auch auf das Abend­blatt allein kann unter den gleichen Bezugs­bedingungen abonniert werden. Für die separate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz sind vierteljährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldschmidt. Für das Ausland mit direkter Kreuzband­­sendung vierteljährlich : Für üosterreioh und Polen 20 Pengő, für Jugoslawien 24 Pengő, für alle übrigen Staaten 80 ■rtc'go. Abonnements werden auch bei sämtliohen ausländischen Postämtern entgegengenommen. Manuskripte werden nicht zurückgestellt. Telephon der Redaktion : 848-20*PESTER LLOYD MORGENBLATT InscrateuauEuahme: Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen" Bureaus: Balogh Sándor, J. Blookner, J. Blau, Boros, Győri & Nagy, Haasenstein & Vogler. Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető-iroda, Rudolf Mossa A.-ß., Jos. Sohwarz, Sikray, Julius Tonzer. General Vertretung des Pester Lloyd tür Oesterreich : M. Dukes Nachf. A.-G., Wien, WoHzeilo 16. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgonblatt an Woehentagen 16 Heller, an Sonntagen 82 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. — Für Jugoslawien: Morgenblatt an Wochentagen 3 Dinar, an Sonntagen 4 Dinar und Abendblatt 2 Dinar 50, Redaktion u.Adm.: V., Mária Valéria-ucca 12, Telephon der Administration: 849-00. 77. Jahrgang. Budapest, Donnerstag, 1. Mai 1930» Nr. 98 Funktürme sprechen. Budapest, 30. April. (K—i) In der Nacht vom dreißigsten April auf den ersten Mai rauschen Ätherwellen über die Erde hin. Anders als in anderen Nächten ruhen in dieser die Völker nebeneinander; durch ihren Schlaf zit­tert die Unruhe des kommenden Tages, eines Sym­bols von Frühling und Liebe, von Keimen und Wer­den, von Haß und Blut. Plötzlich ertönen Worte, die irgendwoher aus dem Raume kommen, Worte in verschiedenen Sprachen, einander kreuzend und suchend. Schließlich werden aus den Worten geord­nete Sätze, aus den Sätzen zusammenhängende Reden; die drei Funktürme der Städte Moskau, Budapest, Berlin unterhalten sich miteinander in dieser Nacht, über den Schlaf der Völker der Erde hin. Moskau: An Alle! Hier Moskau! Das rote Moskau sendet seine Grüße an alle Welt! Der morgige Tag ist unser Triumphtag. Alle Völker des Erdenrundes blicken an diesem Tage nach Moskau; die Besitzen­den mit zitternder Angst, die Geknechteten mit stol­zer Hoffnung! Blickt morgen, ihr Völker, nach dem Roten Platz in Moskau! Hundert Bataillone lassen dort unter ihrem Parademarsch die Eide erdröhnen. Hundert Tanks und fünfhundert Kanonen. Panzer­autos und Reitertruppen folgen: ein Volk in Waffen! Die früheren Knechte, jetzt freie Proletarier, strömen in Massen herbei, um den Reden ihrer Führer zu lauschen. Die Seele der Massen feiert den roten Mai. Und der Schatten der roten Feier legt sich auf die ganze Erde. Die feigen Verräter des Proletariats, die sozialistischen Führer, kriechen 1 ängstlich in ihre Höhlen zurück. Sie wissen, daß sie den Massen nichts bieten können, was in deren Seele den Zauber des roten Mai übertönen könnte. Sie predigen das lahme Kompromiß, den feigen Frieden mit den Sklaven­haltern. Ja, sic verbünden sich mit den ärgsten Fein­den des Proletariats, um jede Regung der Freiheit zu ersticken! Der Sozialdemokrat Zörgiebel läßt in Berlin auf die roten Massen schießen! Der Sozial­demokrat Leon Blum liefert in Paris die Arbeiter den Herren Chiappe und Tardieu aus! Bravo, Ihr Herren! Jeder Eurer Gewaltakte, die Ihr gegen un­sere Genossen unternehmt, entfremdet Euch das Herz des Proletariats mehr und mehr. Lasset nur die Polizei getrost Salven abgeben auf unsere Brüder! Jeder Tropfen Blut, der das Pflaster rot färbt, erspart unserem Agitationsfonds Millionen! Denn schließlich, was kann ein Sozialfaszist dem Proletariat bieten? Staatsräson und Geduld sind vernünftige Dinge, aber viel zu magere Kost für die Einbildungskraft eines hungrigen Menschen. Wir Roten, wir bieten allen Proletariern den beglückenden Mythos, der einzig Enthusiasmus zu erwecken vermag! Glaubt Ihr, daß wir sie umsonst aufmarschieren lassen, diese Batail­lone? Daß die ungeheuren roten Draperien, die Leninstatuen und das Übrige eine leere Aufmachung sind? Wir haben Mittel in der Hand, die elementar auf das Bewußtsein der Massen wirken. Die Masse braucht den Mythos, den eindeutigen Schrei. Und deshalb sind wir der Massen sicher. Wer die Ergeb­nisse der Proletarierherrschaft kennt------­Budapest: Ja, wir kennen sie, bei Gott, diese Er­gebnisse! Wir haben sie fünf entsetzliche Monate lang zu kosten bekommen. Wir alle, die Masse und der Einzelne. Und wir sagen der Welt, was uns jene Herrschaft gebracht hat: Tod und Péstilenz, Gottes Zorn und Schrecken und Fäulnis! Es mag Leute geben in der Welt, die der rote Schein vom Norden | blendet; es mag sogar viele geben, die den morgigen Tag nach Moskauer Observanz feiern. Was die un­garische Arbeiterschaft anbelangt, sie schnappt nicht so leicht nach dem Moskauer Köder; sie ist durch die Erfahrung gewitzigt. Den bitteren Nachgeschmack des „Proletarierparadicses“ verliert sie nicht so leicht aus dem Munde. Ihr schwört auf die Masse und glaubt, das Massenbewußtsein durch rotes Feuerwerk zu blenden. Wohlan, es zeugt von einer gründlichen Kenntnis der Massenpsychologie, daß Ihr einfache Schlagwörter benützt und Paraden veranstaltet und stockwerkhohe Leninstatuen aufstellt. Wir aber ha­ben noch gewisse rote Luftballons und rote Säulen in sehr lebhafter Erinnerung. Und die Masse besitzt nicht nur Phantasie, sondern auch Gedächtnis — ja­wohl, ein sehr verläßliohes! Und deshalb sind bei uns die Massen gegen Euren Ideenexport gefeit. Bei uns mag bloß der Einzelne Euer Kredo nachplappern, — der Einzelne nämlich, dem es materielle Vorteile bringt. Und wir sind auf der Hut, daß diese Einzel­nen nicht Unruhe stiften. Berlin: In einem gewissen Sinne möchte man sagen, daß eine derartige Erfahrung, wie die kom­munistische Episode in Ungarn, nicht ohne Nutzen vorübergegangen ist. Die Erinnerung daran ist ein sehr einprägsames Mittel, den Massen das wahre Ge­sicht des kommunistischen Systems vorzuhalten. Bei uns gestaltet sieh ein erster Mai immer problema­tisch, ja in einem gewissen Sinne sogar tragisch. Moskau (brüsk einfallend): Freilich meinen Sie nicht die Tragödie der proletarischen Opfer, sondern die des Genossen Zörgiebel, der auf sie schießen läßt! Berlin: Ich meine beide: die Opfer, die nur zu leicht in den Bannkreis eines Schlagworts geraten und ihr junges Leben und ihre schlecht verausgabte Leidenschaft auf die Straße tragen, mitten unter die schwarzen Gewehrläufe; und freilich auch den ver­antwortlichen Mann, der in die Zwangslage gerät, Gewalt anzuwenden, da, wo er am liebsten mitleidige Nachsicht würde walten lassen. Das Blut dieser Un­schuldigen klagt Euch an, Moskau! Ihr hetzt sie, kalt berechnend, zu Taten auf, deren natürliche Folgen Ihr im vorhinein auf ihre Propagandawirksamkeit hin bewertet. Scheinbar gerät auch unsere Sozial­demokratie am 1. Mai in eine bedrängte Lage. Auf dem Gebiet der Straßendemonstrationen kann und will sie mit den Kommunisten nicht wetteifern; zieht sie sich aber zurück, so verliert sie viel im Auge von Anhängern, die bloß an handgreifliche Symbole glauben können. Budapest: Allerdings existiert dieses Dilemma auch für unsere Sozialdemokratie; da müssen die sozialistischen Führer all ihr Taktgefühl, ja sogar ihr taktisches Können aufbieten. Berlin: Ja, die Demonstration ist nicht die starke Seite unserer Sozialdemokratie; darin muß sie den Vorrang den Adepten Moskaus überlassen — und dies gereicht ihr nicht im mindesten zur Schande. Für die deutsche Sozialdemokratie sind die Zeiten vorbei, da sie ihre Tatkraft und ihren Kampfesmut in Straßen­kundgebungen ausleben lassen konnte. Sie ist zu einem verantwortlichen Faktor des Staatsgefüges ge­worden; die unverantwortliche Geste gebührt ihr nicht mehr. Diese Lage nützen die Kommunisten aus, indem sie die leicht Verblendbaren auf die Straße locken. Moskau: Die leicht Verblendbaren? In unserem Wörterbuch heißt das Erleuchtung. Und jene Bar­rikadenkämpfer des ersten Mai: sie sind die Masse. Sic sind das Deutschland von morgen. Berlin: Sie sind — wir leugnen ja ihr Dasein nicht — leicht erhitzbare Köpfe, Jungarbeiter aus Wedding oder Neukölln, die ihre Träume von Größe und Apostolat berauscht durch die Straßen tragen, um den Wittenbergplatz mit ihrem Blute rot zu färben. Schaut aber nach jenem anderen Bilde: schaut das stille, arbeitsame Deutschland der Werk­stätten, der Gewerkschaftsräume! Das Leben dieser Sozialdemokratie verläuft freilich auf einer ganz an­deren Ebene als die Straßenhandgemenge und die Würden wir nur Roßkastanienwälder etwa mit Fliedergebüsch darunter haben, dann wäre freilich des Preisens und Besingens kein Ende, wenn im Mai länderweit das weiße und lila Blütenmeer über Berg und Tal wogte und berauschend, schier betäubend der Duft sich über uns ergösse. Unsere Wälder, wie sie sind, wissen von alledem nichts und werden den­noch fruchtbar, allerdings auf eine recht sonder­bare Art. Die große Mehrzahl unserer Waldbäume ist nämlich Windblütler. Und das bedeutet, daß sie alles unterlassen, was ihre Blütezeit nach außen hin irgendwie auffällig gestalten würde. Sie beschränken sich hei der Blütengestaltung nur auf das Allernot­wendigste, und das ist wenig genug. Ein paar Schüppchen um das winzige Pflanzenei herum zu Schutz und Hülle, ein paar Griffel und Staubfäden, und das alles recht hoch und luftig hinausgehängt in den Wind, denn der soll ja der Vermittler sein, der den leichten Blumenstaub hinüberträgt zu den weiblichen Blüten, womit auch schon das Iiochzeits­­fcst begonnen und sogleich beendet ist. Weil die Baumblüte des Waldes dem Boden ab­gekehrt so hoch droben sitzt, nimmt der Wanderer drunten so wenig von ihr wahr. Erst wenn sie vorbei ist, fallen ihm die schlaffen, welken, abgefallenen Kätzchen von Eiche und Buche auf den Kopf, und erst wenn sie reif sind, wehen silbrig in ihrem Feder­kleid die Pappelfrüchtehen durch den Auwald in den ersten windigen Tagen des Frühsommers. Dieser Blüteneinrichtung halber nennt man die wichtigste Gruppe unserer Laubwaldbäume Kätzchen­träger. Buche, Eiche, Pappel, Erle, Birke gehören zu ihnen, ebenso Hainbuche und Espe. Sie alle blühen schon ganz früh, viele bereits in der ersten Zeit des Lenzes, da sie sämtlich die Gewohnheit haben, ihre Blüten schon in den letzten Sommertagen des vorangehenden Jahres fast fertig­zustellen. An den hohen im Zusammenschluß ste­henden Waldbäumen ist das weiter nicht auffällig, aber an der mehr einzelstehenden Birke, dem Erlen­gebüsch am Bachesrand oder an den Haseln am Waldsaum, die auch in Kätzchen blühen, da kann man schon im September, wenn noch alles grünt. Unsere neuen Romane In unserer Nummer vom Sonntag. 4. d., begin­nen wir mit der Veröffentlichung des Romans: W eliuntergang von Georges Toudouze. Dieses Werk des berühmten französischen Schriftstellers ist wie alle seine Werke packend und ergreifend, aber es dürfte seiner Aktualität wegen — es behandelt den Goldstrom in überraschender Weise — ganz besonderes Aufsehen erregen. Dem „Weltuntergang“ folgen zahlreiche hoch­interessante Werke, darunter: Durch Leid zum Frieden von Karl Hans Strobl. Der Ring von Lurids Brun. Roger Ackroyd und sein Mörder von Agathe Christi. Die Rache des Jong Chung Lu von Otto Bims. Fesseln aus Gold von Anna Drawe. Das Mysterium des roten Hauses von A. A. Milne. Es freut uns, unserem Leserkreis gleichzeitig die Mitteilung machen zu können, daß wir den neuesten Roman des berlüunf en Dichters Erich Maria Remarque erworben haben, der überall mit der größten Span­nung erwartet wird. Nähere Mitteilungen über den Beginn der Publikationen werden im Laufe der nächsten Zeit erfolgen. FemlHetoai- Blühende Wälder. Von I)r. RAOUL FRANCÉ. Unerschöpflich ist die Freude der Menschen über die Blumenfreude des Lenzes, nur über eines schwei­gen alle Dichter und Sänger, über die hohe Zeit der Waldbäume selbst. Des Waldes eigene Blütezeit geht von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt vorüber, als ob sie gar nicht stattfinden würde. Kaum, daß der eine oder andere sich daran erinnert, wie hochzeit­lich die Blütenkerzen der Kiefern im Mai ausgesteckt waren und wie überaus festlich das wirkte. Diese Undankbarkeit des Menschen hat aber ihre Ursache in der allzu großen Bescheidenheit der Bäume selbst. Sie feiern stille Hochzeiten, brauchen und wollen niemand dabei; haben sie meist schon vollzogen, bevor noch die Menschen an Frühling denken. Sie haben überhaupt ein stilles, zurück­gezogenes Wesen, unsere Waldbäume. Ihr ganzes Verhältnis zum Menschen beschränkt sich darauf, ihm Schatten zu spenden und ihm zuzuflüstern: Geh’ vorüber. Sie brauchen uns nicht, die Bäume, und die Liebe ist sehr einseitig. Einige Ausländer, die Roßkastanie, die Akazie, die aber nur eine fälschlich sogenannte Akazie ist, der Tulpenbaum, durchbrechen zwar diese Sitte der „stillen Hochzeiten“ und stellen eine erdrückende und verwirrende Blütenpracht auf. Der zuliebe hat man sie ja auch herbeigezogen und angesiedelt; die eine aus Kleinasien, eigentlich vom Ufer des Schwar­zen Meeres und von Persien, wo die wahre Heimat der Roßkastanie zu sein scheint, die andere samt der dritten von Nordamerika, und es war einmal ein un­geheures Aufsehen, als man im achtzehnten Jahrhun­dert die ersten Akazien herüberbrachte aus dem da­mals französischen mittleren Amerika und nun ein groß’ Geschrei daraus machte, wie man nun den schlechtesten Boden mit Hilfe dieses Baumes immer noch in die herrlichsten Wälder verwandeln könne, woraus aber gerade nicht viel geworden ist.

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