Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1930. május (77. évfolyam, 98-122. szám)

1930-05-01 / 98. szám

PESTER LLOYD bezahlten Hungermärsche. Die deutsche Sozialdemo­kratie hat nach so viel opfervollen Jahren begriffen, daß sie dem Ganzen der Nation Dienst schuldet. Moskau: Ja, ihre Führer haben begriffen, daß das Kompromiß ihre Sitze weicher polstert, als der intransigente Kampf! Es lebe der rote erste Mai! Budapest: Elf Jahre sind eine allzu kurze Spanne Zeit, um die Schrecknisse eines einzigen roten ersten Mai zu vergessen. Jahraus, jahrein ver­folgen wir mit ungeschwächter Wachsamkeit die neue Entwicklung Europas und Rußlands. Wir sehen, wie schwer es den Völkern Europas ist, die verheerenden Folgen eines selbstmörderischen Krieiges wettzumachen, den Geist des Friedens und der -Völkerverbrüderung zur Macht der Wirklichkeit werden- zu lassen.- Und wir sehen, wie die wilden Orakel des Hasses immerfort den Dienst an der besseren Zukunft der Menschheit stören. Wir 'hören das Orakel, und wir haben gute Gründe, uns seinen verlockenden Tönen zu verschließen^ : Uns hat die große Weltkatastrophe ärger heimgesucht als andere; wir haben so viel verloren, daß wir unsere ganzen Kräfte däransetzten müssen, unser Leben wieder­aufzubauen. Wir brauchen unsere Kräfte zum Werk; jede Ableitung, die uns stört, ist uns unwill­kommen, Wir wünschen keinen roten Mai; wir wün­schen Leben und Arbeit. Und wir wünschen un­serem Lande und auch Europa, unserem großen Vaterlande, einen Mai des Friedens, •— einen ersten Mai der weißen Blüten und nicht des roten Bluts. Nachdruck verboten. Mahatma Gandhis „Satyagraha Ashram“. Von Prof. TARACHAND ROY (Lahore), Lektor am Indogermanischen Seminar der Universität Berlin. .Nichts, kein Werden und Vergehen hat im Laufe der Jahrhunderte der Seelenkultur Indiens Abbruch getan. Über alle Prüfungen hat sie schließlich immer den Sieg davongetragen. Es gibt heute eine große Anzahl von Stätten, in denen die Seelenkultur Indiens gepflegt wird. Die berühmteste und bedeu­tendste unter ihnen ist das Seminar Mahatma Gandhis, das unter dem Namen „Satyagraha Ashranv‘, auf deutsch „Einsiedelei der Seelenkraft“ (jetzt heißt es „Vdyog Mandir“ = der Tempel der Arbeit) bekannt geworden ist. Diese Stätte war es auch, von der aus am 12. März dieses Jahres der nun schon historische Salzmarsch Gandhis seinen Ausgang nahm. Ein Engländer hat einmal gesagt, daß sich Gandhi in diesen Ashram zurückziehe, wenn er eine Verschwörung gegen die britische Regierung anzuzetteln gedenke. Der Engländer hat nicht un­recht. Dpr Ashram ist der Urquell unerschöpflicher Seelenkräfte, mit denen die heutige Freiheitsbewe­gung-Indiens gespeist wird. In diesem Seminar herrscht der Geist der Gleich­heit, Pflichterfüllung, Wahrheit, Liebe und Disziplin. Hier sind alle gleich- Ob Brahmane, Europäer. Bhangi oder Paria. Mann oder Frau, jedem wird eine und dieselbe Behandlung, zuteil. Hier begegnet man. wenn man so sagen'darf, der Verkörperung des Kom­munismus- in seiner edelsten Form uud im wahrsten Sinne des Wortes, der gerade deswegen von dem in­nersten Wesen des Bolschewismus meilenweit entfernt ist. Alles gehört dem Ashram und nicht seinen In­sassen. Es gibt keine Diener in diesem „Tempel der Arbeit!*. Alles müssen die „Ashramiten“ selbst ver­richten. Kochen, Nähen, Reinigen, Waschen usw.. alles wird von ihnen selbst besorgt. Auch das Reini­gen der Toiletten! Darin bilden die Engländerin Miß Sla.de (Mirabai) und der Engländer Reynolds, der bekanntlich den Vermittler zwischen Gandhi und dem Vizeköqig spielte, keine Ausnahmen! Falsche Vornehmheit ist hier völlig unbekannt. Es ist eine durch und durch geistige Atmosphäre, die den Ashram umgibt. Der Hauch des Allgegenwär­tigen durchweht, alle Räume. Man fühlt sich dort in eine andere Welt versetzt, wohin der Atem irdischen Lebens nicht zu reichen vermag. Von Mahatma Gandhi, dem Leiter des Seminars, geht eine unerhörte Kraft aus, die auch die Widerspenstigsten bezwingt, die Schwachen stärkt, die Verzagenden ermutigt und die Erregten beruhigt. Der Mahatma predigt nicht nur, sondern ist stets bemüht, seine Lehren in die Tat umzusetzen. Und gerade dies unterstreicht die faszinierende Wirkung seiner Persönlichkeit. Sein leuchtendes Beispiél spornt die Mitbewohner des Heims mächtig an, dem großen Vorbild nach besten Kräften nachzueifern. Die Mitglieder des Seminars sind an bestimmte Prinzipien gebunden. Vor ihrer Aufnahme in den Ashram müssen sie das .Gelübde der Wahrheit ab­­legen. Die Wahrheit muß fortan das allbeherrschende Prinzip ihres Lebens sein. Sie müssen bereit sein, nötigenfalls auch ihr Löben für die Wahrheit hinzu­geben. Ferner haben sie sich des Prinzips der Ahimsa ( = Nichttöten) zu befleißigen, d. h. keinem Lebe­wesen mit Wort oder Tat irgend welchen Schaden zuzufügen. Sie müssen dem Gelübde der Ehelosigkeit treu sein, von allen leckeren Speisen Abstand neh­men, sie dürfen keinen Diebstahl begehen, d. h. nur das nehmen, was man zum unmittelbaren Gebrauch Karrenweges, der durch den Forst leitet, voller Pfützen. Aber diese Wasserstreifen sind schwefel­gelb. Mit einein gelbweißen Pulver bestreut; in den Furchen so dicht zusammengeweht, daß man leicht eine Handvoll davon aufgreifen • kann. Solcher „Schwefelregen“ ist die Baumblüte der Kiefer. Lauter Kiefermännchen in der einfachen Form des Blütenstaubes. Einen herrlichen Anblick bietet der blühende Kieferwald, wenn die frische Maienheide bedeckt ist mit Tausenden und aber Tausenden von Festkerzen. An der Spitze der um diese Zeit saftiggrünen, jungen Langtriebe erheben sich die Samenblüten als auf­rechtstehende rötliche Zapfen, schützend unrhüllt von harzduftenden, silberig braunglänzenden Schuppen. Die Staubblüten wieder sind in großer Zahl am Grunde dieser Langtriebe in eine Art Kätz­chen verpackt und entlassen, mit Vorliebe an trocke­nen, sonnigen Abenden. Millionen von Staubkörnern, die. wie kleine Luftballone hochsteigen und stunden­lang wie ein goldener Rauch im stillen Abend­sonnenschein über den Forsten schweben. Erst in der tauenden Nacht sinken sie nieder und regnen auf die Sainenblüten. Ganz verschwiegen im Dunkel der Maiennacht werden die neuen Kiefer gezeugt. Viel hat man schon von dem Wunderwerk des Blütenstaubkorns der Kiefer geschrieben, und es verdient auch, daß man es aufmerksam betrachte. Zwei kleine Luftgefüllte Ballone schleppt jedes Körn­chen mit, und ob es nun wahr ist, daß sich im Sonnen­schein die Luft in diesen Montgolfieren der Natur erwärmt und ihnen so Auftrieb verleiht, oder ob bloß die Oberfläfchenvergrößerung schon jeden Luft­­haitch zum Veranlasser eines Fluges werden läßt, sicher ist, daß die kleinen Ballone mehrere hundert Meter hoch steigen und viele Kilometer weit fliegen können. Auch der Fichte fehlt die gleiche Ausrüstung nicht, doch steht sie, die erst vom fünfzigsten Lebens­jahr an zu blühen pflegt, nie so dicht beisammen, daß auch sie „Schwefel“ regnen lassen kann. Wieder anders blüht ein Waldbaum, der aller­dings immer nur eingesprengt in den Bestand, nie­mals Forste für sich bildet. Könnte er das, dann wäre die Ahornblüte, denn um den spitzblättrigen Ahorn | nötig hat (darüber hinaus wäre Diebstahl). „Wenn jeder nur das nähme,“ sagt der Mahatma, „wessen er unmittelbar bedarf, dann würde es keine. Armut mehr auf der Welt geben.“ Hieraus er­gibt sich das Gelübde der Besitzlosigkeit für die Ashrambewohner. Ferner müssen die Mitglieder des Seminars die Unberührbaren (Parias) als ihres­gleichen betrachten. Ganz besonderer Wert wird auf das Tragen des Khaddar, des handgesponnenen und handgewebten Tuches, und die Erlernung der einhei­mischen Sprachen gelegt, speziell des Hindi, der Lingua frgnea Indiens. Die Politik nimmt in dem Seminar einen breiten Raum ein. aber nicht die Politik des, Lugs und Be­trugs, sondern die, die vom Geist der Religion dufch- Iränkt ist. „Politik ohne Religion hat überhaupt keinen Sinn“, sagt Mahatma Gandhi. „Die Politik“, fährt er fort, „ist ein wesentlicher Bestandteil unse­res Seins. Es ist unsere Pflicht, unsere nationalen Einrichtungen kennenzulernen. In unserem Ashram erfahren schon die Kinder, welche neuen Erregun­gen, Bewegungen, Wünsche und Sehnsüchte das Land durchzittern, welches neue Leben es durch­rauscht. Zunächst muß das religiöse Bewußtsein im Menschen verwirklicht werden. Nach der Erreichung dieses Zieles können die Mitglieder des Ashram wohl­gerüstet dem Lebenskampf entgegengehen.“ Gandhi hat die Politik zum integrierenden Teil des geistig­religiösen Programms in seinem Seminar gemacht, weil ihr Studium für die künftigen Diener des Lan­des unerläßlich ist. Die Politik ist heutzutage ein vielgeschmähtes Arbeitsgebiet. Woran mag das liegen? Nicht zuletzt an denen, die sie machen. Mahatma Gandhi möchte in ihre Reihen oder ihnen gegenüber solche Men­schen stellen, die die Politik in ganz anderes Fahr­wasser lenken. Menschen, deren ganzes Tun den Stempel der Wahrheit trägt, und ihre unparteiische und unparteiliche Tätigkeit könnten uns mehr nützen als alle Ligen der Welt. Es käme heute sicher zu keinen Zusammenstößen in Indien, wenn! der politische Standpunkt Englands vom Geist der Religion und wahrhaft freiheitlichen Gesinnung durchtränkt wäre. , Die Tagesarbeit in dem Ashram fängt nach europäischen Begriffen sehr früh an. Man steht um 4 Uhr morgens auf. Das Frühstück besteht in der Regel aus zwei Weizentoasten mit Milch und etwas Obst. Der Vormittag ist — nach Abhaltung der Morgengebete —- der Arbeit gewidmet. Manche arbeiten auf dem Felde, manche spinnen, weben, lernen Sprachen, oder betätigen sich in der Küche, Auch Bapu ( = Vater), so wird der Mahatma im Ashram genannt, arbeitet gelegentlich in der Küche, und seine Verwandten handelt es sich, das geprie« senste und auffälligste Frühlingskennzeichen, so schön im einzelnen und im ganzen ist die Ahornblüte gestaltet und gefärbt. Lange bevor die großen Blätter erscheinen, schmückt sich der Baum mit einer Un­zahl leuchtend goldgelber Blüten, die in Massen bei­­sammenstehen, von Bienen und Fliegen umsummt, ein Prachtbild blühenden Frühlings gewähren. Ge­sehen hat jedermann schon die blühenden Ahorne in Alleen, Parken und am Waldhang, aber ebenso re­gelmäßig hat auch jedermann diese Bäume schon für belaubt gehalten, so sehr täuscht diese Blütenmasse eine Laubkrone vor. Goldgrün, aber schon vom schönsten Grün, das nur die Palette eines Malers zieren kann, sind die fünf Blumenblätter,- und in einem dunkelgrünen Rahmen von ebenso vielen Kelchblättern, mit dem glitzernden Honigtropfen auf der Fruchtscheibe, sind sie das vollendete Bild einer vollkommenen und edel durchgebildeten Baumblüte, die den Wettbewerb mit keiner der schönsten Blumen zu scheuen hat. Aber die Pracht währt nicht lang, die ganzen schönen, gol­denen Dolden fallen ab, rötlichbraun kriecht das Ahornlaub aus seinen Knospenhüllen, und gerade dieser hellstrahlende Baum verwandelt sich in einen dunklen, denn fahlgrün ist das Ahornblatt und färbt sein ruhiges Grün bis zum Spätsommer fast in ein Griinschwarz nach. Ende Mai, wenn alles belaubt ist, sind auch alle Hochzeitsfeiern der Bäume vorbei. Millionen von Früchten reifen nun in der Stille, só wie Millionen von jungen hochzeitsfreudigen Leben da oben un­bemerkt ihre Hoffnung, ihren Höhepunkt des Seins und ihr Mutterglück hatten. Es knospt, blüht, reift, vergeht in ewigem Rhythmus, fern vom Menschen da droben in den Kronen mit ergreifender Gelassenheit und Selbstsicherheit. Wenn man mich fragen würde, welche Art von Leben ich für dgs vollendeteste und vornehmste unter allen Erdengeschöpfen halte, könnte ich da anders antworten als so: Das Leben des Menschen ist das künstlichste, unnatürlichste, da­her unruhigste und unausgeglichenste, das Leben der Bäume aber ist die Vornehmheit, die innere Ruhe, das Glück, die Dauer, die Harmonie selbst... Es fehlt heute weder an ziemlich umfang­reichen, mit allen Künsten des Stils verfaßten Büchern, noch an temperamentvollen und gewandten Rednern, die die Meinung zu verbreiten pflegen, daß man jetzt in Indien die einst alles beherrschende Seclenkultur nicht mehr kenne. Die Wogen des Ma­terialismus hätten die geistigen Schätze des Landes schon längst verschlungen. Im heutigen Indien be­käme man nichts zu sehen als die Jagd nach dem Geld, die sexuelle Not der Geschlechter, das Über­handnehmen des Aberglaubens und die hochnäsige Verachtung der heiligen Tradition. Geht man aber allen diesen Äußerungen auf den Grund, dann stellt sich heraus, daß die Herren Verfasser und Redner entweder niemals in Indien gewesen oder in drei Monaten nur so durch das Land gerast sind, ohne die eigentlichen Stätten der indischen Kultur auch nur gesehen zu haben. Es gibt freifjch auch Reisende und Berichterstatter, die die Kulturstätten in Indien wirklich besucht haben; aber manche von ihnen zie­hen es vor, ihre Erfahrungen totzuschweigen, weil dies bequemer ist. Leider machen gerade diese am ehesten Berufenen sich in der Regel kein Gewissen daraus, ihre Ansicht ihren Zwecken dienstbar zu machen. Sie sind die Sklaven der Richtungen und Institutionen, in deren Auftrag sie reisen, reden und schreiben: Wir Inder haben lediglich die eine Genug­tuung. daß diese Herren mit allen ihren Redekünsten und Federstrichen das wirklich Vorhandene nicht w^gzaubern können. als wolle der Sommer nicht mehr enden, versteckt unterm Laub, die dann steif und hellgelb erschei­nenden Kätzchen des nächsten Lenzes erkennen, was um diese Zeit wunderlich und verwirrend genug wirkt. Eiche Und Buche blühen zur Zeit der Laubent­faltung auch. Ganz merkwürdige kleine, langgestielt herabhängende, kugelige Blütenbüschel bringt die Buche hervor, die in gar nichts an die allbekannten Haselkätzchen erinnern» Die weiblichen Blüten dagegen haben schon in allem die Gestaltung der späteren Bucheckern. Je zu zweien stehen sie bei­sammen in gemeinsamer Hülle, und was später Sta­cheln werden, sind jetzt seidenweiche Haare, wie denn die Maienbuche überhaupt, was mancher nicht weiß, ein helles Seidenkleid, aus hauchfeinen Haaren gewoben, anhat, das in dem Maße abgelegt wird, in dem die Blätter sich entfalten. Das Unansehnlichste, was man sich als Blüte eines so stattlichen Baumes nur denken kann, wie die Eiche ist, hat denn auch die Natur verwirklicht in den Eichenkätzchen. Ein paar dürre, herabwal­­lénde Stengel an den Zweigenden, an der Außen­seite der Krone, völlig den Blicken der Menschen entrückt. Und an ihnen ziemlich zerstreut winzige, farblose, grüngelbe Staubfäden mit einigen Hüll­blättern: Die. weiblichen Blüten verraten noch gar nicht, daß eine Eichel aus ihnen werden soll. Ein­zeln odér zu einigen am Ende langer Stiele wiegt sich ein Köpfchen, aufgebaut aus sehr vielen kleinen Blättern, in denen der Fruchtknoten verborgen ist. Aus ihnen wird sich das Näpfchen der Eichel ent­wickeln, aus dem Fruchtknoten dagegen die Eichel selbst. Vorläufig aber stäubt die Eiche erst im Maien­wind, der um die Kronen spielt, und niemand denkt daran, daß in der balsamischen Luft eines solchen Waldfrühlingsabends junge Eichen als Staub umher­wirbeln und oft genug vom Spaziegänger verschluckt werden — als Blütenstaub. Manchmal freilich macht es die Natur sehr sichtbar, mit welch ungeheuren Kräften sie auch in der „Liebe der Bäume“ spielt. So zum Beispiel, wenn es im Kiefernwald Schwefel regnet. Ein prachtvolles Friihlingsgewitter ist gestern vorbeigegangen, und heute stehen die Geleise des • 3 • Asszonyom! Egész nyáron át nem stoppol, ha férjének és gyermekének Rácz-harisnyát vesz. Tartós, elegáns olcsó. IV., Kecskeméti-ucca 6. Donnerstag, 1. Mai 1930

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