Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. június (77. évfolyam, 123-145. szám)

1930-06-02 / 123. szám

PESTER LLOYD Oß ° rung erfahrt und daß sich die Umschichtung allen nationalen Gruppen des Staates gegenüber möglichst gleichmäßig auswirkt. Zur Wahrung der gemeinsamen sprachlichen und kulturellen Rechte einer nationalen Minderheit wird die Bildung von Kulturräten vorgeschlagen; diese sollen Körperschaften des öffentlichen Rechtes mit genau geregelten Kompetenzen sein und die Minderheit als Gesamtheit vor Behörden und Gerich­ten vertreten. Sie wären nach dem Entwurf für alle Beschwerden zuständig und könnten im Falle voller Kulturautonomie auch das Schulwesen übernehmen. Streitfälle zwischen Staaten und Minderheiten sollen geshrichteh Schiedsgerichten übertragen werden, die im Zusammenwirken von Regierungen und Kulturräten gebildet würden. Wäre dann die Ent­scheidung des Schiedsgerichtes nach Ansicht der be­troffenen Regierung verfehlt, so hätte diese Regie­rung, falls sie die Entscheidung nicht durchführen wollte, dies unter Angabe von Gründen den Regie­rungen der übrigen Vertragsstaaten zur Kenntnis zu bringen. Jede dieser Regierungen hätte dann das Recht, die Durchführung der Entscheidung zu be­gehren, und erst wenn dies ganz oder zum Teil ab­­gelehnt würde» wäre die Angelegenheit vor den Völ­kerbundrat zu bringen. Der Grundgedanke mehrseitiger Staatsverträge hätte natürlich nur dann einen praktischen Sinn, wenn . sich zwischen den Staaten mit namhaften Minderheiten und den Mutterländern dieser Minder­heiten eine politische Atmosphäre ausbilden würde, die eine loyale Durchführung der Verträge garantie­ren würde. So beachtenswert auch der Entwurf des Rohanschen Kreises für eine spätere Zukunft sein mag, berücksichtigt er den Umstand nicht genügend, daß die Hindernisse, die der Lösung des osteuropäi­schen Minderheitenproblems im Wege stehen, nicht so sehr juristischer als politischer Natur sind. Bei entsprechender politischer Handhabung würde eine tatsächliche Kontrolle des Völkerbundes über die Durchführung der Minderheitenverträge wohl ge­nügen, während ein noch so fein abgestuftes System mehrseitiger Staatsverträge zur Lösung des Problems erst wird beitragen können, wenn die geeignete politische Atmosphäre bereits geschaffen sein wird. Der politische Sonntag. Der gestrige Tag war durch eine Reihe politischer Veranstaltungen ausgezeichnet, —- so vor allem durch die Jahresversammlung des Katholischen Volksbundes in Jászberény, die dem Grafen Albert Apponyi Gelegen­heit bot, die Bedeutung Ungarns für die internationalen Geistesströmungen darzutun. Die übrigen Veranstaltun­gen bewegten sich mit Ausnahme der Protesversainmlung gegen den Trianonfrieden auf dem Szabadság-tér in oppo­sitionellem Fahrwasser. Unsere Beriete über diese poli­tischen Ereignisse des Sonntags fassen wir im nachstehen­den zusammen. Graf Albert Apponyi in Jászberény. Die diesjährige Jahresversammlung des Katholischen Volksbundes hat gestern in Jászberény stattgefunden, und ihren Glanzpunkt bildete eine große Rede des Grafen Albert Apponyi, der u. a. folgendes ausführte: — Als uns in unseren Kämpfen für die Verteidigung des Christentums die ganze Welt im Stiche ließ, war es einzig der römische Heilige Stuhl, der — leider nicht immer mit dem erwünschten Erfolg — 'bemüht war, die christliche Welt an die Pflicht zu erinnern, ein Volk, das als vorgeschobener Posten für die Sache des Christentums stritt, nicht verbluten lassen zu dürfen. Inmitten der heutigen schweren moralischen Krise, in der heutigen Lage, in der unsere ganze Zukunft nicht so sehr von den wechselnden politischen Konjunkturen als vielmehr von unserer sittlichen Erstarkung abhängt, ist es ein doppelt wichtiger Faktor, daß in der Seele unseres Volkes sich die mächtigste ethische Kraft, die Lehre der katholischen Kirche, festige. Bei einer Rückschau auf die geistige Entwicklung und Kulturbestrelbungen der Menschheit seit 1900 Jahren sehen wir, daß Theorien längst verschwunden sind, von denen heute nur mehr die Gelehrten Kenn­­nis haben, daß philosophische Systeme vom Windhauch der Geschichte hinweggefegt worden sind, die zeitweilig den Sieg davonzutragen schienen. Eines bloß blieb in der unabsehbaren Menge der Doktrinen, der geistigen und mo­ralischen Experimente unberührt: die Lehre der katholi­schen Kirche. Als der Erlöser die Worte sprach: „Himmel und Erde werden vergehen, aber keine meiner Lehren“, mußten die Menschen des ersten Jahrhunderts der Christenheit diese Worte gläubig aufnehmen. Heute aber ist diese Wahrheit nicht mehr eine Sache des Glaubens, sondern eine erwiesene Geschichtstatsache, und daraus erklärt es sich, daß wir zurzeit Zeugen einer Erneuerung des katholischen Glauibens in der ganzen Welt sind. In der Zeit, in der ich meine besten Mannesjahre verlebte, wäre beispielsweise eine Pilgerfahrt von dreißigtausend ungarischen katholischen Marmern nach Máriabesnyő un­denkbar gewesen. Heute aber zeigen sich ähnliche Er­scheinungen überall in der Welt. Unerträglich ist der Menschenseele eben die andauernde Unsicherheit und Wellenbewegung, die die Entwicklung der Kultur mit sich bringt. Die menschliche Seele sträubt sich gegen die Anarchie und hat ein instinktives Sehnen nach einer un­angreifbaren Autorität. Die Kirche allein bietet solche Autorität, die sich durch nahezu zwei Jahrtausende zu be­haupten vermochte, die man vergeblich durch blutige Verfolgungen überbrücken wollte, gegen die alle . Waffen des exakten Wissens angewendet wurden, Angriffe, die jedoch scheitern mußten, so daß diese Autorität heute stärker als jemals dasteht. Eine so unverwüstliche Auto­rität kann nicht Menschenwerk sein, sie ist von Gott geschaffen. — Darum ist auch heute noch, vielleicht hand­greiflicher als je, unsere unversiegbare nationale Kraft der katholische Glaube. Das sehen wir beonders jetzt klar vor uns bei Gelegenheit der Millennarfeier des heiligen Emericb. .Es kann für die Anerkennung der gerechten Sache der ungarischen Nation nicht gleichgültig sein, daß bei dieser Gelegenheit die Blüte der geistigen Führer­schaft der ganzer» Kulturwelt sich in unserem Lande ein­linden wird, um dieses kirchliche und nationale Fest mit uns zu begehen. Es kann nicht gleichgültig sein, daß diese Führer jetzt Zeugen unserer nationalen Bestrebun­gen, bei allen Fehlern unseres Volkes auch Zeugen seiner Kulturarbeit und seiner sittlichen Werte sein werden. Nach Kriegsende waren unsere protestantischen Brüder bestrebt, ihre ausländischen Verbindungen für die ungari­sche Sache in Anspruch zu nehmen. Sie haben recht daran getan, und wenn daraus der nationalen Sache Vorteil erwuchs, so kann ich das nur begrüßen. Wir Katholiken haben uns etwas verspätet, doch wird die Unterlassung noch gutgemacht werden. Jetzt haben wir die ganze Welt nach Ungarn eingeladen, damit sie eine Zeitlang mit uns fühlt, und das können wir nicht anders erreichen, als indem wir im Zeichen der katholischen Brüderlichkeit um die Sympathien der katholischen Millionen werben. Wenn Ungarn für den Katholizismus viel bedeutet hat, so bedeutet auch der Katholizismus viel für Ungarn. Wir dürfen dies ohne Prahlen, vielmehr mit Dankbarkeit gegen Gott verkünden. Niemand wird leugnen wollen, daß für den Katholizismus die Zerstückelung Ungarns eine Kalamität bedeutet hat. Obzwar nicht alle unsere staat­lichen Einrichtungen einwandfrei waren, müssen wir feststellen, daß die katholische Kirche nirgend in Europa sich in einer so günstigen Stellung befand wie in Ungarn. In den von uns abgetrennten Gebietsteilen ist das nicht mehr der Fall. Wenn wir die Lage des Katholizismus in unserem Lande mit dem Zustand vergleichen, gegen den er in den abgetrennten Gebieten anzukämpfen hat, so werden wir uns in die Brust schlagen und sagen müssen, daß die Verstümmelung des Landes ein Schicksalsschlag auch für den Katholizismus war. — Ich halte mich für einen sehr anspruchslosen Menschen und keineswegs für einen so bedeutenden, wie man mich hier darzustellen beliebt. (Langanhaltende leb­hafte Éljenrufe und Applaus.) Ich bin ein gewöhnlicher, gebrechlicher Mensch. Was in mir gut ist und war, danke ich meiner katholischen Erziehung und Religion. Für diese Güter, dank denen ich mit Gottes Hilfe so viel Segnungen erfuhr, und dafür, daß dieser Güter möglichst viele teilhaftig werden, daß diese Güter in unserem sitt­lichen Leben so sehr wie nur. irgend möglich zur Geltung gelangen, dafür will ich arbeiten, so lange mir Gott Kraft dazu gibt. Die Rede des Grafen Apponyi wurde von der Ver­sammlung mit nicht enden wollenden O.vationgn begrüßt. Vor ihm ■ sprachen noch Eugen Czettler und Karl Huszár. ' Eugen Czettler sagte u. a.: „Alle katholischen Brüder müssen begreifen, daß wenn die ungarische Nation ver­nichtet wird, auch der katholische Gedanke und der katho­lische Glaube gefährdet erscheinen, denn es gibt keine an­dere Organisation, die imstande wäre, der vom Osten strömenden Gottlosigkeit, Lieblosigkeit Einhalt zu gebieten. Das müssen auch diejenigen begreifen, die uns nieder­gerungen haben und die unsauch nach dem Friedensschluß noch und andauernd zu Boden drücken wollen, indem sie unserer wirtschaftlichen Entwicklung Hindernisse in den Weg legen. Wenn wir es zuwege bringen, all dies dem Ver­ständnis unserer ausländischen katholischen Brüder bei­zubringen, haben wir ein besseres Schicksal zu gewärti­gen. Das Kreuz in der Hand wollen wir uns vor die öffent­liche Meinung Europas hinstellen und ihr zurufen: „Men­schen! haltet ein auf dem Wege, der zum Verderben führt, der die Völker Europas zugrunde richtet. Ein Volk, das durch tausend Jahre das Christentum verteidigt hat und das auch jetzt die Ruhe Europas verteidigt, kann zu­grunde gerichtet, in den Staub getreten weiden, aber dann muß auch ganz Europa, der christliche Gedanke und dessen fruchtbarste Wahrheit, die Nächstenliebe zu­grunde gehen. Wir wollen also glauben, schaffen und dul­den für unsere gerechte Sache, dann wird es noch eine Auferstehung geben, %die die Auferstehung nicht bloß der ungarischen Katholiken, sondern auch des ganzen Ungarn­lums sein wird.“ Karl Huszár sagte: „Auf einem aufgeklärten, gebilde­ten, freiheitliebenden, Rechte beanspruchenden, aber sich dieser Rechte gewissenhaft bedienen wollenden Volke wollen wir die althergebrachte Verfassungsmäßige Ord­nung dieses Landes wieder auf bauen. Wir wollen die Volksfreiheit, die aber nicht die Freiheit der Sünde sein soll, sondern die Freiheit der tugendhaften Männer und der opferbereiten Seelen. Auch Albert Apponyi wäre in dem Urteil der Welt nicht das, was er ist, wenn er nicht alle Kraft seiner Größe und seines Ruhmes, die ihm zum obersten Führer der Nation weiht, aus dem katholischen Glauben geschöpft hätte. Wir geloben dem Grafen Apponyi, seine hochragende Auffassung vom öffentlichen Leben, seinen ehrlichen Dienst am Vaterlande, das uns allen als Vorbild gilt, in dieser Organisation zu befolgen. Die Jahresversammlung wählte mit Stimmeneinhel­ligkeit zum Protektor des . Bundes den Kardinalfürst­primas Serédi, zum Präsidenten den Erzbischof Ludwig Szmrecsányi, zu Vizepräsidenten Eugen Czettler und Alexander Ernszt. Erzbischof Szmrecsányi dankte für die Wahl und sagte u. a.: — Wir müssen jedermann aufklären, daß unsere Religion, unsere Moral Kräfte in sich schließt, durch deren Geltendmachung wir uns den ersten Platz erkäm­pfen wollen. Wir müssen die Führer in diesem Lande sein. Keinem anderen dürfen wir die Führung überlassen. Sie haben mir das Präsidium des Bundes übertragen. Ich weiß nicht, ob Sie bedacht haben, daß mein Leben sich seiner äußersten Grenze nähert und man von mir nicht inehr viel erwarten kann. So alt wie Grnf Albert Apponyi bin ich allerdings nicht. Doch kann nicht jeder­mann so glücklich sein, auch im hohen Lebensalter die gleiche Kraft zur Pflichterfüllung aufzubringen. Ich ge­höre einer Körperschaft an, deren Mitglieder, die Sache, in deren Dienst sie stehen, ..bis zu ihrem letzten Atemzug zu verteidigen haben. So muß ich denn die mir gewordene Führung dankend annehmen und erklären, daß ich mit Goltes Hilfe und nnt dem Beistand des begeisterten Generalstabes meine Pflicht zu tun bestrebt sein werde. Die Nationalliberale Partei in Debrecen. Die unter der Führung des Abgeordneten Dr. Rassay stehende Nationalliberale Partei hat nunmehr auch in Debrecen ihr Banner entfaltet. Politiker, die sich dem neuen Parteigebilde angeschlossen hatten, waren nach Debrecen gekommen, um dem Rechenschaftsbericht des Abgeordneten Dr. Hegmegi-Kiss beizuwohnen. Es sprachen Dr. Karl Rassay, Dr. Emil Nagy, Paul Sándor mid Marzell Baracs. Ihre Reden klangen in einer scharfen Kritik der Regierungspolitik aus und namentlich war es Abgeordneter Dr. Rassay, der gegen den Ministerpräsidenten und gegen den Volkswohlfahrtminister heftige Angriffe richtete. Zunächst sprach Abgeordneter Dr. Emil Nagy, der der Regierung den Vorwurf machte, daß sie den Revisions­­gedanken nicht mit dem gehörigen Nachdruck vertrete» und daß die Revision nur vom ungarischen Volke selber, nicht aber durch die Mittel des Absolutismus und der Tyrannei durchgeführt werden könne. Das ungarische Parlament habe längst jede engere Verbindung mit den großen Massen des Volkes verloren, die Wurzeln der un­garischen Eiche sind vertrocknet und die Eiche selber ist gefallen. Dem Volk müssen alle Rechte, die es einst besaß, zuriiokgegeben werden, vor allem jenes Recht, die Regie­rung selber zu wählen. Hernach erstattete Abgeordneter Dr. Hegymegi-Kiss seinen Rechenschaftsbericht. Er setzte auseinander, daß die Regierung die Verantwortung nicht nur für die Ver­gangenheit, sondern auch für die Zukunft zu tragen habe. Nach den Haager und Pariser Abmachungen sehe man, daß die Überschüsse im Budget nicht zu produktiven Zwecken verwendet wurden, und daß das ganze Sanie­rungswerk zu Falle gebracht worden sei. Volkswohlfahrt­minister Dr. Fass treibe mit der Wahlrechtsfrage ein eigentümliches Spiel, die Zukunft Ungarns aber müsse in die Hände solcher Männer niedergelegt werden, die mit den heiligsten Güter der Nation kein Spiel treiben. Abgeordneter Dr. Rassay sprach länger als eine Stunde. Das Land, sagte er u. a., ist von Bitterkeit erfüllt. Unsere Aufgabe kann es nicht sein, die Saiten zum Schaden des Landes noch straffer zu spannen, es ist vielmehr un­sere Pflicht, die öffentliche Meinung zu organisieren, um einen Druck auf die Regierungspoiitik ausüben zu kön­nen. Das Land befindet sich in einer dreifachen Krise; in einer moralischen, wirtschaftlichen und politischen„ In einer moralischen, weil unser ganzes öffentliches Leben von der Korruption und der Protektion durch­tränkt ist, wodurch es balkanisiert wird. Man weiß ja, worauf ich abziele: auf die inkompatible Lage der Mit­glieder der Gesetzgebung auf die Anhäufung der Stellen und auf die Nichteinhaltung des Lieferungsstatuts. Auf der ganzen Welt sind die Grundlagen der Wirtschaft ins Wanken geraten und ins Wanken geraten ist auch die moralische Basis. Aber in allen anderen Ländern ver-< einigen sich die besten Männer der Nation, um diese Er­scheinungen auszumerzen. Eine Nation, die ihre morali­schen Grundlagen verloren hat, hat gleichzeitig auch ihr Recht zum Leben eingebüßt. Wer wagt unter den heuti­gen Verhältnissen zu behaupten, daß die großen Massen der Bürgerschaft die Tätigkeit der Regierung mit Ver­trauen verfolgen? Und wer wagt es, zu sagen, daß die allmächtige Regierungspartei noch immer hinter der Regie­rung steht? Im Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses wird mechanisch abgestimmt und in den Wandelgängen hegen die Mitglieder der Einheitspartei die gleichen Befürch­tungen wie wir. Veranwortliche Regierungsmänner haben selbst zugegeben, daß es in Ungarn nie zuvor eine so schwere Wirtschaftskrise gegeben hat. Die Regierung hat durch ihre verfehlte Politik das Recht verloren, sich darauf zu berufen, daß diese Krise eigentlich eine Welt­krise ist, hauptsächlich deshalb, weil sie in der Wahl­rechtsfrage den Standpunkt vertritt, daß Ungarn eine eigene Insel bildet, die die Außenwelt nichts angeht. Volkswohlfahrtminister Dr. Vass hat durch seine jüngste Rede sich selber, seine eigene Vergangenheit verleugnet, denn er hat im Jahre 1918 den demokrati­schen Gedanken vertreten und damals behauptet, daß der Volkswille in seinen Augen durchaus keine zu verach­tende Sache sei. Niemals habe ich gesagt, daß durch da» geheime Wahlrecht alle' Übel behoben werden können, aber ich sage, daß es das seelische Gleichgewicht der großen Massen wieder hersteilen wird. Von der Herr­schaft der Massen ist nichts zu befürchten, denn di« Bürgerschaft besitzt die genügende Reife, um ihr Ge­schick selber zu bestimmen. Wenn man sagt, daß diese Nation die dazu erforderliche Reife nicht aufweist, dann zum Teufel mit einer Verfassung, die tausend Jahre hindurch ein Land geführt hat und die nicht imstande war, dem Volke die erforderliche Reife zu verleihen. Und nun erscheint der Herr Volkswohlfahrtminister und klassifiziert die Bürgerschaft. Im Jahre 1926 hat Dr. Vass gesagt, daß die Treibjag beginnt. Jetzt hat er ein neues Schlagwort erfunden, das darin ausklingt, er wolle nicht in die Defensive gehen. Die Regierung verspricht überall die weitestgehende Sparsamkeit. Dem Herrn Minister Vass möchte ich von dieser Stelle aus eine Botschaft Über­bringern er möge, was die Sparsamkeit anbelangt, ganz besonders eine Defensivstellung einnehmen und sich daran erinnern, daß der ehemalige Justizminister Eugen Balogh Verwahrung dagegen einíegte, dass in seinem Arbeitszimmer Mahagonimöbel aufgestellt werden sollen. Abg. Rassay schloß mit den Worten: Der bürgerliche Gedanke schwebt in Gefahr! Auf zu seiner Verteidigung! Fünf oder zehn Menschen können terrorisiert werden, aber wenn die Bürgerschaft sich in Bewegung setzt, dann wird ihr Wille triumphieren! (Lebhafte Éljenrufe.) Dann sprach Abg. Sándor. Er führte u. a. aus, daß die Zahl jener Politiker, die den Kampf gegen die Regie­rung aufnehmen, nur gering sei. Hätte man eine Konkur­renz dafür ausgeschrieben, wie in diesem Lande auf wirt­schaftlichem Gebiet nicht regiert werden soll, wäre die Regierung aus dieser Konkurrenz siegreich hervorgegan­gen. Die Opposition sei für die Aufhebung der Umsatz­steuer, für die Valorisierung der Kriegsanleiheobligatio­nen, für die Maßregelung der Kartelle mit größtem Nach­druck eingetreten. Es gibt nur eine ehrliche Politik: Entweder ist man imstande, die Interesse der Mitbürger zu verteidigen, oder man verlasse seinen Platz! Zum Schluß; hielt noch Abg. Dr. Baracs eine Rede, in der ér ü. a. sagte,*daß' die Revision durch die Provi­sion unmöglich gemacht worden sei. Damit schloß die Versammlung. ösponíl Te j csarnoki I PASZTŐRÖZÖTT 1 I PALACKTEJ Montag, 2. Juni 193Ö

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