Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1930. július (77. évfolyam, 146-172. szám)

1930-07-01 / 146. szám

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Blau, Boros, Győri & Nagy, Haasenstein 4 Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Mngy. hirdető-iroda, Rudolf Mossa A.-G., Jos. Schwan, Sikray, Julius Tonzer. G eneralvcrtretuny des Poster Lloyd für Oesterreich : M. Dukes MftOllf« A.-Q., Wien, Wollzeile 16. fCtnzelnummer für Budapest und für die Provinz: MorgenblaU an Wochentagen 10 Holler, an Sonntagen 82 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für 0 esi erreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an bonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. — Für Jugoslawien: MorgentoUtt an Wochentagen SÍ Dinar, an «Sonntagen 4 Dinar und Abendblatt 2 Dinar 50, Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria-uce&12* Telephon der Administration : 840*09. 77. Jahrgang. Budapest, Dienstag, 1. Juli 1930, Nr. 146 Die Kleine Entente als Hindernis der Völkerversöhnung. Vom Geheimen Rat Dr. GUSTAV GRATZ, Minister des Äußern a. D. Budapest, 30. Juni. Der Briandsche Plan zur Bildung eines euro­päischen Staatenbündnisses hat bisher in ganz Europa eine Aufnahme gefunden, die man mit einem euphemistischen Ausdruck charakterisiert, wenn man sie als kühl bezeichnet. In der Tat befanden sich die kritischen und ablehnenden Stimmen dem Plane gegenüber weitaus in der Mehrzahl gegenüber jenen Stimmen, die schüchtern für die Briandschen Gedankengänge Stellung nahmen, und ganz beson­ders muH es auffallen, daß der Briandschen Kon­zeption eines Paneuropa selbst solche Männer ihre Zustimmung versagen mußten, die sonst Beweise dafür geliefert haben, daß sie ehrliche und aufrich­tige Anhänger einer internationalen und ganz be­sonders* europäischen Zusammenarbeit sind. Die Be­fürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, daß unter solchen Umständen die Aktion Briands dem Gedanken der europäischen Kooperation am Ende eher schaden als nützen werde. Sehr viele Anhänger der Idee und solche Männer, die für deren Unter­stützung allenfalls zu gewinnen wären, müssen sich von dem Plane sofort abgeschreckt fühlen, wenn sie sehen, wie die ganze europäische Koope­ration nach dem .Plane Briands eigentlich nichts anderes sein soll, als ein Umweg zur Sicherung und Perpetuierung der gegenwärtigen territorialen Ver­hältnisse in Europa. Nun ist dem französischen Minister des Äußern ein Befürworter seiner Pläne erstanden. Die Staaten der Kleinen Entente sind es, die sich für den Briand­schen Plan eines europäischen Staatenbundes aus­gesprochen haben und sich mit den ihm zugrunde­liegenden Ideen weitgehend identifizieren. Diese Unterstützung, die die Kleine Entente dem Plane gewährt, wird aber nur ein Grund mehr sein, um diesen Plan als das zu stempeln, was er auch wirklich ist, als eine neue Methode zur Vereitlung jener Bestrebungen, die das Ziel verfolgen, an Stelle der vor zehn Jahren zustande gekommenen Gewalt­frieden eine auf der freien Entschließung der be­teiligten Völker beruhende gerechte Regelung der europäischen Verhältnisse zu setzen. Die ganze Existensberechtigung der Kleinen Entente besteht ja bekanntlich in der Aufrechthaltung eines territo-rialen Zustandes, in dessen Rahmen große, ins­gesamt nach vielen Hunderttausenden zählende, in ethnischer Hinsicht zweifellos ungarische Volks­­splitter fremden Völkern einverleibt wurden, und zwar nicht etwa aus geographischen Gründen oder wegen der Unmöglichkeit ihrer ethnischen Abson­derung von den anderen, das betreffende Gebiet bewohnenden Völkern, sondern bloß aus Willkür, aus Machthunger und Größenwahn. Die dauernde Festlegung dieses Zustandes, der allen Ideen von einer internationalen Gerechtigkeit hohnspricht, ist es, die durch das Bündnis der Kleinen Entente an­gestrebt wird, und wenn nun gerade dieser Bund sich in den Erörterungen über die Pläne einer euro­päischen Kooperation an die Seite Briands stellt, so wird dadurch unterstrichen, daß an diesen Plänen in der Form, die ihnen Briand gegeben hat, nur jene Länder interessiert sind, denen die derzeitigen Verhältnisse größere Vorteile gewähren, als sich mit einer gerechten Auffassung vereinbaren läßt, während jene Staaten, die von der Zukunft die Wiedergutmachung eines begangenen internationa­len Unrechts erwarten, nichts von ihnen zu erwar­ten haben. Die Völkerversöhnung, die von so vielen ange strebt wird, kann keinen erheblichen Fortschritt er­reichen, solange es in Europa politische Bündnisse gibt, die eine feindliche Spitze gegen einen anderen Staat haben. Keine diplomatische Schönfärberei aber kann über die Tatsache hinwegtäuschen, daß die Kleine Entente eine gegen Ungarn gerichtete Spitze hat. Das zeigt die Geschichte ihrer Entstehung, das zeigt das Verhalten dieser Staatengruppe in allen. Ungarn betreffenden Fragen, das läßt sich aus den Beschlüssen aller Konferenzen herauslesen, die die Minister des Äußern der zur Kleinen Entente ge­hörigen Staaten im Laufe der letzteren Jahre gefaßt haben und das sagt schließlich auch der gesunde Menschenverstand, der einen anderen Grund für das Entstehen und Bestehen'dieses Gebildes nirgend auf zutinden vermag- Jene selbstverständliche Bestim­mung, daß im Falle eines Bündnisses von mehreren Staaten keiner von diesen Verträge schließen darf, die gegen den anderen gerichtet sind, finden sich auch in jenen Verträgen, die die Kleine Entente Zu­sammenhalten. Die ihr angehörigen Staaten müssen es unter solchen Umständen begreiflich finden, wenn man sich in Ungarn in kein europäisches oder ande­res Bündnis einlassen kann, solange die Nachbar­staaten Ungarns, mit denen wir uns im Rahmen eines paneuropäischen Bündnisses nach dem Wunsche Reise kreuz und quer durch die italienischen Herzog­tümer hatte seinen Sinn für die schönen Künste ge­schärft und veredelt —, in dem Frankreich der Enzyklopädisten wollte er sich über die geheimnis­vollen Kräfte der Natur Aufklärung holen von Na­men wie Lavoisier, Mesmer, Montgolfier nicht we­niger angezogen, als von der Aussicht auf galante Abenteuer in Paris und Versailles. Ein flüchtiger Blick in die Sammlung der Be­richte, die Graf Axel als „sehr ergebener und sehr gehorsamer Sohn“ in bestimmten Zeiträumen an den Vater in Schweden schrieb, läßt sofort erkennen, daß in dem kühlen nordischen Blut das Beispiel der ringsum züngelnden Lüsternheit keine wilde Sinn­lichkeit entzündete. Wenn es doch gleich von An beginn zu „zündeln“ anfing zwischen dem frühreif­­ernsten Neunzehn jährigen und der beiläufig gleich alten Marie Antoinette, die knabenhaft naive Offen heit in den Briefen bezeugt, daß die Rolle Fersens nicht die des Verführers war in diesem tragischen Roman. „Ihre Majestät die Königin würdigt mich be­ständig ihrer Güte. Als ich dieser Tage im Gespräch meine schwedische Uniform erwähnte, äußerte sie den bestimmten Wunsch, mich in dieser Uniform zu sehen. Mittwoch soll ich, nicht bei Hof, in ihren kleinen Gemächern, so angezogen bei ihr erscheinen. Sie ist die liebenswürdigste Fürstlichkeit so hohen Ranges!“ ... Es ist nicht richtig, dieses vielsagende Verlangen Marie Antoinettes gleich an den Beginn ihrer Be­ziehungen zu Fersen zu stellen; das Verhängnis" des Grafen war gerade, daß er die Königin bei seinem ersten Besuche als Dauphine (Kronprinzessin) kennenlernte, noch nicht so hoch von der Etikette ummauert, in jener schwer tragbaren, unnatürlichen Periode ihrer Ehe, für die ihr alles verziehen sein müßte, hätte sie auch wirklich so viel geliebt, wie der boshafte, ur würdige Klatsch am Hof lager der Du barry ihr nachsagte. Mit fünfzehn vermählt, mußte sie sieber Jahre in einer S eben, um­luschelt, umzischt und umwerbt v.. . ihrer Mutter mit frommen Ermahnungen vertröstet, bis die Briands vereinigen sollen, untereinander ein Bündnis aufrechterhalten, dem kein nüchtern denkender Mensch einen anderen Sinn als den einer gemein, samen Front gegen Ungarn beizulegen vermag. Es sind schon Bündnisse zustande gekommen, die frü­­here Gegner miteinander verbunden haben. Zwischen England und Rußland, Frankreich und England hat es ernste Gegensätze gegeben, bevor diese Länder zu Verbündeten wurden. Aber das geschah erst, nachdem die Streitfragen, die diese Länder voneinander trenn-* ten, in irgendeiner Weise wenigstens provisorisch gelöst wurden und der Streit zwischen ihnen zum Stillstand gekommen war. Die Kleine Entente aber möchte den Briandschen Bündnisplan gerade des. halb verwirklicht sehen, damit diese Streitfragen'nicht etwa eine einvernehmliche Lösung finden müssen und damit der bestehende Zustand unbekümmert um alle etwaigen Ungerechtigkeiten desselben unverändert aufrechterhalten werden könne. Die Existenz der Kleinen Entente, als eines gegen Ungarn gerichteten Bündnisses, muß schon an sich ein unüberwindliches Hindernis der europäischen Völkerversöhnungspläne bilden. Und man glaube nicht, daß dieser Charakter der Kleinen Entente daduch geschwächt werden könnte, wenn in scheinheiligen Erklärungen in Ab­rede gestellt wird, daß dieses politische Bündnis sich gegen Ungarn richte. Nicht minder bildet jedoch der Bestand der Kleinen Entente auch eine Schwierigkeit für die Be. Strebungen, die darauf gerichtet sind, ein Zusam. menarbeiten der europäischen Staaten auf wirt­schaftlichem Gebiet zu ermöglichen. Es gibt viel­leicht in ganz Europa kein Gebiet, in dem sich die einzelnen Teile so glücklich ergänzen würden, wie das in Mitteleuropa der Fall ist. Der Grund ist klar und einleuchtend: diese Gebiete bildeten Jahrhun­derte hindurch eine wirtschaftliche Einheit und die Verhältnisse, die sich im Rahmen dieses damals einheitlichen \Virtschaftsgcj>ietcs entwickelten, ha­ben die gewaltsame Zerstückelung dieses Gebietes durch die Friedensverträge überdauert. Die Er­kenntnis, daß man schließlich zu gegenseitigem Nutz und Frommen manche Teile der früheren; wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf diesem Ge­biete wieder ins Leben rufen könnte, hat in der jüngsten Zeit entschieden zugenommen. Nichts aber steht solchen Gedanken mehr im Wege, als die vergiftete Atmosphäre, die zwischen den beiden Teilen des durch die Kleine Entente in zwei feind­liche Lager getrennten Mitteleuropas besteht und Niederkunft ihrer jüngsten, viel kürzer verheirateten Schwägerin und die unverdienten Sticheleien sie derart in Harnisch brachten, daß Maria Theresia sich endlich doch entschließen mußte, den späteren Josef II. nach Paris zu entsenden,... worauf, genau ein Jahr nach der Aussprache mit dem Schwager, auch Ludwig XVI. ein Sohn geboren wurde. Nicht nur für eine zukünftige Königin, die ihrem Lande einen Thronerben schuldet, nicht bloß in der schwülen Atmosphäre am Hofe des schwatz­haft neugierigen, verlotterten Buhlen der Pompadour, und Dubarry, auch in einer gesünderen Luft, auch wenn die ewige Untätigkeit und der verderbliche Einfluß der Umgebung die Überreizung nicht geför­dert hätten, jede Bauernmagd, die abends todmüde ins Bett fällt, hätte, derart vernachlässigt, schwer allen Versuchungen widerstehen können. Darf man den vielen Miniatümialern jener Zeit trauen, war der junge Fersen durchaus nicht der Typ des unwiderstehlichen Herzensbrechers, — hieß er später „Je beau Axel“, so verdankte er den Spitz­namen eher der Gunst der Königin, als seinen kör­perlichen Vorzügen. In den Adelskreisen seiner Heimat nannte man ihn viel treffender den „langa Axel“, weil er, schmal und mager, auf seinen end­losen Storchbeinen wie auf Stelzen einherging. Aber er brauchte nicht erst die ausländische Offiziers­­uniform anzulegen, um Eindruck zu machen auf die Königin. Der ernste Blick seiner weitaufgerissenen Augen, der erstaunte und zugleich melancholische Mund, das ganze, von der leichtfertig-geschwätzigen Art ihrer Umgebung scharf abstechende Wesen des neunzehnjährigen Nordländers, seine Innerlichkeit und die zärtliche Ehrfurcht seiner Werbung, alles an ihm mußte wohltuend wirken auf die überhitzte, brutal bedrängte Frau, die, gemieden von ihrem an­­getrauten Gatten, ohne Beschützer, aufatmen mußte in Gesellschaft des diskret verliebten Bewunderers. Wie weit, oder richtiger, wie nahe der Roman gedieh während dieses ersten, nur einige Monate währenden Besuches, darüber gibt es sehr verschie­dene Versionen, — sicher ist nur, daß es Graf Axel Fersen zurückverlangte nach Paris. Als ihn die Feuilleton» Die Ballade vom Grafen Fersen. Von ANDREAS LATZKÓ. In einer Karosse mit vergoldeten Rädern, Kutscher und Diener auf dem Bock, neben sich den Reiscmarschall mit der dicken Tasche voll Empfehlungsschreiben und Anweisungen auf die ersten Bankhäuser Europas, -— so fuhr der junge Graf Fersen von Stockholm ab, in ein Leben hinein, das ihm nur Glanz und Freuden verhieß. Mit siebzehn Jahren in die Welt dürfen, welcher Traum könnte herrlicher sein als solche Abfahrt, das Schöpfungwerk Gottes wie ein unaufgeschnittenes Buch vor sich? Keines Dichters Phantasie hat je ein Märchen erdacht, berufener, unsere Ohnmacht wider die Tücken des Schicksals aufzuzeigen, als die Ge­schichte des Grafen Axel von Fersen, der, aus­erwählt von Millionen, von Geld und Geburt ge­schützt, an seinem Glück, eine Königin erobert zu haben, verkümmern mußte. Noch herrschte in Frankreich die Dubarry, die Niederlagen des Siebenjährigen Krieges und die eklen Geheimnisse des Pare aux cerfs hatten den Glanz des Sonnenkönigs abgedreht, sein unwürdiger Nach­komme hätte nur Abenteurer und Dirnen nach Versailles gelockt, wäre die Anziehungskraft der Vergangenheit, die immer noch beispielgebende Le­bensart der Hofgesellschaft und der Ruf der Pariser Theater und Kaufläden nicht gewesen. Weniger als I jeder andere Reisende konnte der junge schwedische Graf in die Heimat zurückkehren, ohne Frankreich zu besuchen, war doch sein Vater in Diensten des Königs gestanden, als Oberst-Inhaber des schwe­dischen Söldnerregiments „Royal Suédois ‘. Was ein angehender Offizier jener Zeit seiner militärischen Ausbildung schuldete, das Studium der preußischen Manövrierkunst des alten Fritz, hatte Graf Fersen bei dem anerkannt besten Schüler des Preußenkönigs, am Hofe des Herzogs von Braun­schweig, gewissenhaft in sich auf genommen — die

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