Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. január (78. évfolyam, 1-25. szám)

1931-01-01 / 1. szám

PESTER LLOYD • 2 • hülfen werden; auch gewisse kommerzielle Kredit­zwecke werden bald befriedigt werden können, so daß der Wirtschaft auch bis zur Anleihebegebung der Atem nicht auszugehen droht. Untätig steht kein Zweig der staatlichen Verwaltung der Agrarkrise gegenüber. Im Finanzministerium wird ein Projekt erwogen, das die Roggenverfütterung erleichtern und verbilligen soll; auch werden Projekte geprüft, die auf die Steigerung des Wein- und Weinbrand­­exports abzielen. Was hat die Landwirtschaft zu erwarten? Hinsichtlich der letzterwähnten Pläne obliegt der überwiegende Teil der ’Arbeit naturgemäß dem Ackerbauministerium, wo man sich der ernsten Lage der Landwirtschaft vollauf bewußt ist und wo demgemäß die Beratungen über die wirksamsten Schutzmaßnahmen permanent im Zuge sind. , Ackerbaumiriister Johann Mayer gibt sich keinerlei Illusionen hin. über die Ohnmacht der ein­zelnen Agrarexportländer Europas gegenüber der Agrarkrise,, so lange sie diese isoliert, zu , meistern trachten. Seiner Auffassung nach genügt selbst eine Kooperation der Donauländer noch nicht. Wie nach der Monroedoktrin Amerika den Amerikanern ge­hört — erklärte Ackerbauendster Mayer —, so müßte Europa von der Auffassung beseelt sein, daß dieser alte Kontinent den Europäern gehört. Die westlichen Zuschußländer sollten sich vor einer Bevorzugung der Agrarprodukte südosteuropäischen Ursprungs um so weniger verschließen, als sie widrigenfalls ihre europäischen Absatzgebiete nicht bloß nicht ausweiten könnten, sondern vielmehr deren Schrumpfung erleben müßten. Bei dem Mangel an Freizügigkeit des Menschen-, Waren­­und Kapitalverkehrs, den Amerika über die Völker Europas verhängt hat, ist die. Bevölkerung in Über­see in einem Maße schütter geblieben, bei dem sich die Mechanisierung der Landwirtschaft von selber darbot. Auf dem viel dichter bevölkerten Europa lastet dieser Maschinisierung gegenüber ein soziales Handikap: wir dürfen, ohne Herauf­beschwörung einer landwirtschaftlichen Arbeits­losigkeit und gewitterschwangerer sozialer Spannun­gen, weder Mähdrescher noch einfache Ernte­maschinen in Anspruch nehmen. Jedes Frühjahr muß ich an unsere Grundbesitzer die Mahnung er­gehen lassen, ihre Erntemaschinen nicht aus den Scheunen hervorzuholen, und obgleich meine dies­­fällige Verordnung mit keiner Strafsanktion ver­sehen ist, lassen unsere Großlandwirte ihre Ernte durch Handarbeit besorgen; sie haben ja selber die Empfindung für die sozialen Folgen, die sich aus der Verdrängung unserer Schnitter durch die Ernte­maschinen ergeben würden. Wird aber West- und Mitteleuropa dieses soziale Handikap nicht bald entsprechend berücksichtigen und würdigen, so wird der Weihnachtsrückblick des Pester Lloyd leider recht behalten, da unsere Grundbesitzer be müßigt sein würden, ihre nroduktionspolitische.i Interessen den sozialpolitischen Rücksichten unter­­zuórdnen. Wie stark müßte aber in solchem Falle der Absatz deutscher Industrieprodukte in Ungarn und den übrigen Donauländern zurückgehen und der Aktivsaldo Deutschlands im Verkehr ihit uns einem Passivsaldo weichen! Also ■ ,,Markt für Markt!“, müssen wir unseren deutschen Verhand­lungspartnern zurufen die ja nicht glauben mögen, stens ein Kilogramm, ohne Knochen, für di? Küche. Ich wünsche euch neue Teller und Tassen und Gläser anstatt jener, die zerbrochen sind. Ich wünsche euch ein Abonnement auf der Elektrischen zum Vorzugspreis, ich wünsche euch eine Spitals­anweisung, wenn ihr leidet, ich wünsche euch billi­gen Tabak und Gratiszündhölzchen. Der Heilige sagte, daß ihr Menschen mehr wert sein werdet, als die kleinen Spätzlein. Ich wünsche auch den albernen braunen Spatzen etwas, denn auch sie haben, wie mir erinnerlich ist, mir einmal in ihrer Sprache ein glückseliges neues Jahr ge­wünscht. Und so wünsche ich euch, geehrte und vielliebe Spatzen, daß der niederfallende Stein sich vor euch in feines Brot wandle, und.daß, wenn ihr, wann immer, das Thermometer anschaut, dieses zu­mindest 15 Grad Celsius über Null zeige. daß wir die für uns so ungünstige Meistbegünsti­gung ihnen ohne Entgelt für ewige Zeiten zur Ver­fügung halten müssen. Bekennt sich aber Deutsch­land zu ’ dem Grundsatz: Europa den Europäern, und wird es 'gewillt sein. Markt für Markt einzu­räumen, so wird ihm in den Donauländern eine überaus; erfreuliche Ausweitung der Aufnahme fähigkeit für seinen Industrieexport zuteil werden, die es für die zu erbringenden Opfer reichlich ent­schädigen würde. — Immerhin müssen wir uns in unserer Pro­duktionsrichtung den Ansprüchen der Märkte an­passen, die wir zu bedienen wünschen. Mif freudiger Genugtuung ersah ich aus dem Rückblick des Pester Lloyd, daß Sie die Ergebnisse unserer Bemühungen zu würdigen wissen, die wir in dieser Hinsicht mit zielbewußtem Streben seit vielen Jahren aufgeboten haben. Heute gibt es bereits 100 Geflügelfarmen, die die Landwirte ihrer Umgebung mit Edelzuchtgeflügel versehen. Die Ergebnisse ufiserer Zuchtveredelung werden von Jahr zu Jahr sichtbarer werden. Das ungarische Ei wird größer, das ungarische Huhn noch geschmackvoller werden. Etwa 200.000 Obst­baumsetzlinge ließen wir 1930 in den Dörfern ver­teilen, um eine massenhafte Obstzucht von egali­sierter Qualität zu fördern, davon in einzelnen be­sonders geeigneten Ortschaften je 10.000 bis 30.000 .Stück, Für diese Gebiete habe ich die Baumpflege und den Schutz gegen Obstschädlinge obligatorisch eingeführt; gleichzeitig sorgte ich für Obstlese- und -Verpackungskurse. Solche wurden an 105 Zentral­stellen organisiert und es wurden über 400 Gemein­den in sie einbezogen, so daß rund 22.000 Land­wirte praktische Unterweisung in Obstzucht und Obstverpackung bekamen. — Die Besorgnis vor einer Depekoration würde auch ich teilen, wenn wir nicht dieser Gefahr durch unausgesetzten Import besten Zuchtmaterials entgegenarbeiteten. Ich glaube hoffen zu dürfen, daß die Viehzählung im Frühjahr 1931 die Anstren­gungen gelohnt zeigen wird, die der Staat, aber auch einzelne Gemeinden und Domänen zur Aufrechter­haltung unseres Viehstapels machen. Wir wissen ja alle, was in diesen schweren Zeiten die Viehzucht für Ungarn bedeutet. Neben der Anspruchslosigkeit unseres biederen Volkes ist gerade die Viehzucht und der Viehexport einer der schätzenswertesten Aktivposten unserer Volkswirtschaft. Hinsichtlich der Umstellung der landwirtschaft­lichen Produktion, für die sich der Pester Lloyd so begeistert einsetzt, sind meine Zielsetzungen wohl viel bescheidener, da mir. die Grenzen der diesfälligen Möglichkeiten natürlich viel geläufiger sind. Aber auch in dieser Hinsicht tun wir unser möglichstes. Leider vollzog sich auf dem Markte für Industrie­­und Handelspflanze^m Preissturz, der nicht minder verhängnisvoll als der des Getreides war. Was ver­loren unsere Landwirte an Hopfen, Hanfsaat und der­gleichen int Jahre 1930! Zurzeit befassen wir uns rnit einem viel verheißungsvolleren Versuch. Wie $ie wissen, genießt der ungarische Lemsomen als Roh­stoff der Ölerzeugung .einen wohlverdienten, ganz besonders guten Ruf. Er ist anderen Provenienzen nach zwei Richtungen hin überlegen. Zunächst wegen seines unübertroffenen Reinheitsgrades und dann we­gen feines höheren Ölgehalts. Mit der Verwerfung dieses gerade für Weizenböden geeigneten Produktes geht aber ein nicht gering zu achtendes Risiko ein­her. Sein Preis fluktuiert überaus lebhaft; die Kurve seiner Gestaltung hält schon seit Jahren folgerichtig eine Linie ein, die ihren Scheitelpunkt im August er­zielt und vom September bis zum nächstjährigen Juni Unausgesetzt äbsinkt. Nun hat Ungarn dies­bezüglich einen glücklichen Zeitvorsprung, da Lein­samen hier um drei Monate früher geerntet werden, als in Argentinien. Gelänge es uns, mit der Verwer­tung der gesamten Erntemenge bis September fertig zu werden, so besäßen wir im Leinsamen ein Ge­wächs, das ergiebiger wäre als die übrigen Hack­früchte und pro Katasträljoch selbst dann noch 180 Pengő einbrächte, wenn der Verwertung ein Tief­preis von 30 Pengő pro Doppelzentner zugrunde liegt. Der Landwirt käme aber nur dann auf seine Rech­­j nung, wenn es gelingt, auch das Leinstroh ent­sprechend zu verwerten, das vorderhand bloß für die Textilindustrie als Faserzusatzstoff in Betracht kommt, dem aber auch in der Papierindustrie eine Zukunft winkt. Wir haben den deutschen Marki durch einen Fachmann bereisen lassen, um zu er­fahren, wie weit man auf seine Aufnahmewilligkeil rechnen darf4. Der Bericht, der uns nun vorliegt, be­rechtigt zu großen Hoffnungen. Freilich wissen wii nicht, bei wie tiefem Preise die Rentabilität der Lein­samenproduktion ihre Grenze findet. Exportschwie­rigkeiten stehen ihrer Verwertung im- Auslande nichl im Wege. Bedenken Sie hloß, was es für unsere Land­­und unsere Volkswirtschaft, was es aber besonders für unsere Handelsbilanz bedeuten würde, wenn 200.000 Katastraljoch bisher mit Weizen bebauten Kulturlandes, mit Leinsamen bestellt werden könn­ten. Darin liegt gewiß große Phantasie, und die Idee der Ausdehnung unserer Leinsamenerzeugung ver­dient, eingehend geprüft und erwogen zu werden Es gibt da noch eine Reihe von kragen, die vorersl bereinigt werden wollen. Meine Mitarbeiter widmen sich mit großer Hingabe dieser Arbeit, die aber nicht die einzige ist, mit der wir uns hier mit rastlosem Arbeitseifer befassen. Was sagt der Handelsminister. Zum Schluß richteten wir die Frage nach den Wirtschaftsaussichten im beginnenden Jahre an Handelsminister Dr. Bud. Wie seine Kollegen wich auch er unserem Ersuchen um eine Wirtschafts­prognose aus. Als Fachmann und ehemaliger Pro­fessor der Wirtschaftsstatistik weiß er ja nur zu gut, auf wie labilem Boden wirtschaftliche Prophe­zeihungen stehen. Es handelt sich da um Probleme mit mehr unbekannten als bekannten Komponenten. Letzten Endes spielen ja in die Gestaltung der Wirt­schaftszukunft auch außerwirtschaftliche, weltpoli­tische Momente hinein, die sich überhaupt nicht vorwegnehmen lassen. Ein Handelsminister kann allenfalls nur für die Elemente der Zukunft ein­stehen, auf. die er Einfluß hat, und oft nicht einmal für sie ganz, da auf sie häufig,auch noch andere gestaltende Faktoren nicht minder entscheidenden Einfluß nehmen, wie das gleich im Bereich der Handelspolitik der Fall ist. Mehr läßt sich Heute noch nicht voraussehen, als daß noch im ersten Quartal 1931 Verhandlungen mit Österreich und Deutschland eirisetzen werden, die auf eine Ver­tiefung der Wirtschaftsbeziehungen Ungarns mit beiden Staaten abzielen. Große Interessen stehen da auf dem. Spiel; für Ungarn handelt es sich um eine Erweiterung seines Absatzgebietes in Getreide, Mehl, Tieren und tierischen Produkten, hinsichtlch deren das Deutsche Reich der am meisten aufnahmefähige Sie kauft sich einen neuen Hut. Von RUDOLF LÖWIT. I. 1 Sie {im Salon für individuelle Damenhutbeklei­dung. Sie drückt sich eben den sechsten Hut aufs wassergewellte Haupt. Dreht und wendet sich vor dem Spiegel) ; Hm ..(das kritisch düstere Fältchen zwischen ihren Augenbrauen beginnt sich plötzlich zu glätten). Was, wie, habén Sie was gesagt, wie was... (sje tritt einen Schritt zurück und lächelt spitzbübisch ihrem Spiegelbild zu). Nun, wie findeu Sie, daß er mich kleidet? Die Modistin (zunächst sprachlos vor Entzük­­ken, gewinnt dann rasch die Sprache): Also, so was Reizendes, so was ganz Allerliebstes ... (klatscht begeistert in die Hände), also der Hut sitzt wie aus Marzipan auf das blonde Köpferl gegossen ... (gur­rend). Und wie fesch und schick er sich ausnimmt... (in heller Verzückung) und wie backschierlich er dem Gesicht schmeichelt: also die gnädige Frau sieht direkt aus wie ein Backfisch, wie ein Mädi, wenn die gnädige Frau in dem Hut auf die Straße geht, wird sie keine Ruh haben, die Männer wer­den sie direkt auf Schritt und Tritt belästigen... (sie dämpft geheimnisvoll die Stimme). Es ist übri­gens unglaublich, was die, gnädige Frau immer gleich für. einen feinen Griff hat, der Hut ist näm­lich das neueste französische Originalmodell, es ist eigentlich noch gar nicht recht heraußen ... (in einem neuen Anfall von Begeisterung), es ist zwar kein Kunststück, für die gnädige Frau einen pas­senden Hut zu finden, die gnädige Frau hat ein aus­gesprochenes Hutgesicht, also so was von Passen, wie speziell dieser Hut.,.,, (mit imponierender Ent­schlossenheit). Jawohl, bei diesem Hut bleiben wir und es darf auch nicht ein einziger Stich daran gerückt oder verändert werden,, jawohl ja, darüber ist weiter kein Wort zu verlieren, diesen Hut neh­men wir... (sie wendet sich dem Ladenfräulein zu). Johanna, packen Sie augenblicklich der gnädi­gen Frau dieses Huterl ein, und wenn die Frau Gräfin nachmittags um den Hut schickt, dann sagen Sie, ich lass’ mich vielmals entschuldigen, ich hab’ mit dem Hut ein kleines Malheur gehabt, jemand hat versehentlich sich draufgesetzt, er ist ganz aus der Fasson geraten. ' A IÍ. Sie (vor dem Spiegel zu Hause in ihrem An­­kleideraum. Nach einer langen Pause, während sie ihren Hut samt Kopf von vorne, dann links und rechts im Profil, dann von hinten und schließlich wieder von vorne betrachtet): Hm ... (ein winziges Fältchen springt zwischen ihren Augenbrauen auf), allerdings, ich bin momentan nicht entsprechend angezogen, aber-ich weiß trotzdem nicht recht... (sie tritt einen Schritt zurück, fixiert durchbohrend ihr Spiegelbild). Grün, ich finde, daß er mich grün macht. Und warum nur die Krempe immer so wippt, es wird einem ganz schwindlig vor den Augen,.. (Sie biegt die Krempe hinauf. Nach einem spitzigen Blick in den Spiegel). Unmöglich, das sieht aus wie ein Geschäftsladen, bei dem man den Rollbalken bloß zur Hälfte hinaufgezögen.. , (goutierend). Aber vielleicht gehört der Hut überhaupt mehr aus dem Gesicht geschoben... (Sie schiebt den Hut mehr aus dem Gesicht. (Nach einem gehässigen Blick). Unmöglich, da schau ich aus, wie ein fröh­licher Zecher auf dem Heimweg von einem ‘ Ge­lage .,. (ihre Nasenflügel beginnen zu vibrieren). Oder vielleicht gehört der Hut tief in ßie Stirn ge­drückt ... (Sie drückt den Hut tief in die Stirn, ver­sucht, einen Blick im Spiegel zu erhaschen.) Aus­geschlossen, jetzt seh’ ich überhaupt nichts, jetzt bin ich direkt mit totaler Blindheit geschlagen... (Stemmt stöhnend den Hut aus der Stirn, leicht heiser.) Diese Modistin, die Pfuscherin, diese talent­lose Gans, hundertmal hab’ ich es mir schon ver­schworen, und immer wieder lauf’ ich zu ihr hin... (Sie bringt den Hut in seine ursprüngliche Form und Lage. Studiert anschließend wieder ihr .Spiegelbild). Und trotzdem, ich weiß nicht recht, aber der Hut hat trotzdem was an sich.. * (Beginnt mit neuerlichem Interesse Hut samt Kopf von vorne, dann rechts und links im Profil, dann von hinten und schließlich wieder von vorne zu betrachten.) Oder soll ich ihn doch nicht lieber Umtauschen...? III. Sie (im Salon, beobachtet gespannt den Gatten) j Nun? . . . . . . Der Gatte (ahnungslos): Was, huh, mein Täubchen? _ Sie (enttäuscht): Also, was sagst du zum Hut? Er (schwerfällig); Wie, wo? Sie (gereizt): Wo! Draußen im Kohlenkübel gewiß njeht, hier, da oben auf pieinem Kopf! Er (beflissen): Ach ja, natürlich; nein, wie ich das nur übersehen konnte ... > Sie (neuerlich gespannt) : Nun also, wie findest du, daß er mir paßt? Er (im Brustton): Reizend, einfach entzückend. Sie (lauernd): Aber...? Er (treuherzig): Kein aber ... Sie (hartnäckig): Doch, doch, ich erkenn’s an deiner Kopfhaut. Wenn du die Kopfhaut bewegst; dann hast du immer ein Aber, / Donnerstag, 1. Januar 1931

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