Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. március (78. évfolyam, 49-73. szám)

1931-03-01 / 49. szám

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Blau, Boros, Braun, ,GIobi(s‘, Győri ä Nagy, Haasensteln & Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, fflagy. hirdető-iroda, Rudolf Moose A.-G., Josef Sohwarz, Julius Tenzer. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Naohf. A.-Q., Wien, Wollzeile 16. Kinxelnnramer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterroioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria- ucoa 12, Telephon der Administration: S49-09 78. Jahrgang. Budapest, Sonntag, 1. März. 1931. Nr. 49 Pax Romana. Budapest, 28. Februar. Die Arbeit, die die englische Flottendiplomatie in der Hauptstadt Italiens vollbracht hat, ist von Erfolg gekrönt. Durch ihr halbamtliches Sprach­rohr läßt die italienische Regierung verkünden, daß die freundschaftlichen Besprechungen mit den eng­lischen Ministern Henderson und Alexander zu einem grundsätzlichen Einvernehmen geführt haben und Italien — unter Voraussetzung einer gleichen Vorgangsweise Frankreichs — nunmehr bereit ist, dem Londoner Seeabrüstungsabkommen beizutreten. Die Bedeutung dieses Ereignisses kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es ist dadurch zweierlei erreicht. Fürs erste ist jetzt eine Entspannung der Beziehungen zwischen Frankreich und Italien mit Sicherheit zu gewärtigen, und zweitens ist mit der Ausschaltung des italienisch-französischen Flotten­gegensatzes die Voraussetzung dafür geschaffen, daß die für das Frühjahr 1932 in Aussicht genommene Weltabrüstungskonferenz nunmehr auch an das Pro­blem der Einschränkung der Landrüstungen heran­treten kann. Unverkennbar ist die große Tragweite dieser Wendung nicht nur für die Entwicklung der ge­samteuropäischen Lage, sondern auch für die Schicksale der ganzen Menschheit. Für Europa war der unüberbriiekte Gegensatz zwischen der italieni­schen und der französischen Flottenpolitik ein ge­fährlicher Unruheherd. Frankreich bestand unent­wegt auf der Forderung seiner maritimen Über­legenheit Italien gegenüber mit Berufung auf sein entlegenes Kolonialreich, mit dem es seine Verbin­dungswege zur See unter allen Umständen sichern müsse. Dieser französischen Hartnäckigkeit gegen­über mußte sich Italien auf seine Forderung nach Flottenparität versteifen. Alle bisherigen Bemü­hungen nach Überbrückung dieses fatalen Gegensatzes sind erfolglos geblieben. Franzö­­siche und italienische Sachverständige steckten zu wiederholten Malen die Köpfe zusammen und suchten, zu einem Ausgleich im Wege irgendeiner Kompromißlösung zu gelangen. Da aber Frankreich nicht nachgab, mußte auch Italien un­nachgiebig bleiben. Auf der Londoner Flottenkon­­fereiiz gab man sich von allen Seiten die größte Mühe; die beiden lateinischen Seemächte für den Beitritt zum Seeabrüstungsabkommen zu gewinnen. Die Bemühungen blieben fruchtlos, und die Lon­doner Konferenz mußte halbverrichteter Dinge aus­einandergehen: statt des geplanten Fünfmächte-abkommens kam bloß eine Verständigung zwischen England, Amerika und Japan zustande. Dieses Drei­­mächteabkonnncn aber war selbstverständlich bloß ein Stückwerk, denn ohne den Beitritt Frankreichs und Italiens hing die ganze Sache der Seeabrüstung nach wie vor in der Luft. In dieser Phase hielt die englische Regierung die Zeit gekommen, um durch ihr vermittelndes Eingreifen die bis dahin vergeblich angestrebte Einigung herbeizuführen. Henderson bot in Genf seine Dienste als ehrlicher Makler an und drang darauf, daß Frankreich und Italien noch einmal in unmittelbaren diplomatischen Verhand­lungen den Versuch machen sollten, die Gegensätze zu überbrücken; er deutete dabei zugleich an, daß im Falle eines Fehlschlages dieses letzten Einigungs­versuches England die aktive Mittlerrolle über­nehmen würde. In der Zeit der jüngsten Jahresneige war die Vorbedingung eines solchen englischen Einschreitens gegeben, und die britische Regierung zögerte nicht, ihren angekündigten Vorsatz wahrzumachen. Sie entsandte den Flottensachverständigen ihres Außen­amtes, Mr. Craigie, erst nach Rom und dann nach Paris, um in beiden Hauptstädten das Terrain zu sondieren, und es hat sich bald gezeigt, daß sie die glücklichste Wahl getroffen hatte, denn dieser Herr Craigie bewährte sich in der Tat als ein überaus ge­wandter Flottendiplomat. Noch weiß man im ein­zelnen nicht, wie er das Kunststück zuwege gebracht hat, die beiden Gegner zum Einlenken zu bewegen. Immerhin zeigen die seitherigen Ereignisse, daß es ihm geglückt ist, dem Erfolg der englischen Ver­mittlung den Boden zu bereiten. Als die Sache so weit war, daß der Abstand zwischen den beider­seitigen Standpunkten auf ein Mindestmaß reduziert erschien, trat Craigie bescheiden hinter die Kulissen und überließ die Sorge des Ausschaltens der noch vorhandenen letzten Gegensatzreste feinen beiden Chefs, dem Außenminister Henderson und dem Marineminister Alexander. Diese beiden Herren sprachen sich zuerst in Paris mit den zuständigen Mitgliedern der französischen Regierung aus und begaben sich dann in einer, wie sich jetzt zeigt, mit Recht zuversichtlichen Stimmung nach Rom, um nun auch dort ihr werbendes Wort in die Waag­schale zu werfen. Von der Friedfertigkeit der ita­lienischen Politik hat Mussolini in jüngster Zeit Worte von so überzeugender Eindeutigkeit • ge­sprochen, daß dem Ausgang der römischen Be­sprechungen vorweg vertrauensvoll entgegengeblickt werden durfte. Den Erklärungen Mussolinis war zu | entnehmen, daß Italien nicht weiter auf der Forde­rung der Flottenparität bestehen würde, wofern man auf französischer Seile in den Schiffsbauten sich zu einem Tempo entschließt, das mit der Sicherheit Italiens sich noch irgendwie vereinbaren läßt. Be­stimmend für die Entscheidung der italienischen Politik, die von Henderson und Alexander über­brachten Vorschläge anzunehmen, mag aber freilich auch die Erwägung gewesen sein, daß Groß­britanniens Wohlwollen für Italien jedenfalls ein weit höheres Maß von Sicherheit bedeutet, als ein paar Kriegsschiffe mehr, durch deren Bau die italienische Flotte verstärkt werden könnte. Die Energie, mit der England sich für das französisch­italienische Einigungswerk einsetzte, bietet Italien in der Tat die Gewähr, daß seine ausgedehnten Küsten im Falle eines französischen Angriffs nicht auf die Verteidigungskraft der eigenen Seestreitkräfte allein angewiesen bleiben würden. Vielleicht wäre es zu viel, von einem italienisch-englischen Locarno zur See zu sprechen; aber es ist gewiß nicht zu sangui­nisch, zu vermuten, daß England durch seine Ver­mittlung eine gewisse moralische Verpflichtung Italien gegenüber auf sich genommen hat, die der italienischen Politik ein hohes Maß von Beruhigung; einflößen mag. Mit diesem Verständigungswerk ist aber auch ein starkes Hindernis aus dem Weg geräumt, das die ganze Arbeit der Weltabrüstungskonferenz in Frage zu stellen drohte. Solange der französisch­italienische Flottengegensatz unausgeglichen war, konnte an das Problem der Abrüstung zu Lande überhaupt nicht herangetreten werden. Dieses Hin­dernis ist nunmehr ausgeschaitet. Freilich bedeutet das noch lange nicht, daß der Weltabrüslungs­­konferenz nunmehr schon vorweg ein ernster Er­folg prophezeit werden könnte. Erreicht ist je­doch immerhin so viel, daß die Frage der allgemei­nen Abrüstung nunmehr konkret angefaßt werden kann. Die Aufgabe ist ungleich schwieriger und komplizierter, als die der Londoner Seeabiüstungs­­konferenz. Und es wäre törichte Naivität, zu glau­ben, daß die Weltabrüstungskonferenz die Schwie­rigkeiten, die sich ihr entgegenstellen, schon im ersten Anlauf zu überwinden imstande sein wird. Auch wenn sie sich auf die bescheidenere Aufgabe beschränkt, die Kriegsrüstungen wenigstens in fühl­barem Maße herabzumindern, wird es die größten Anstrengungen und vielleicht auch eine Reihe von Jahren brauchen, ehe auch nur dieses Ziel ange­nähert werden kann. Aber daß die Frage der allge­meinen Abrüstung nunmehr von dem toten Punkt Feuilleton. Paris und die Liebe. Von LUDWIG BAUER (Paris). Die Parkwächter im schönen Luxembourgpark und die Studenten lieben sich wenig. Grund: Die Studenten lieben dort zu sehr, sind zu zwanglos und offensichtlich im Austausch von Zärtlichkeiten mit ihren Freundinnen. Die Wächter, die schon seit län­gerer Zeit nicht mehr jung sind, fürchten, daß die dort spielenden Kinder durch solchen Anblick vor­zeitig verwirrt werden könnten. Sie stellen Persona­lien fest, erstatten Anzeigen. Die Studenten und die jungen Leute verteidigen das Recht auf Liebe, das im duldsamen und ewig verliebten Paris noch vor den Menschenrechten entdeckt und geübt wurde. Ein Stadtrat beschwert sich über die öffentliche Schamlosigkeit auf den Bahnhöfen, wo sich ab­schiednehmende Paare öfter küssen; der Polizei­­präfekt findet jedoch die Sache nicht zu arg. Die Moralisten sind ersichtlich in eine Defensive ge­drängt, die nirgendwo aussichtsloser sein kann als eben in Paris. Denn die Entdeckung, daß es zwei verschiedene Geschlechter gibt, hat für Franzosen stets den Reiz vollkommener Neuheit, und die ver­schiedenen Bestätigungen dieser Entdeckung geben dem Pariser Leben Inhalt wie Zauber. Es ist schon richtig, daß sich die sichtlichen Bestätigungen von Zuneigung in Paris mehr in den Vordergrund drän­gen als anderswo; nirgend kann man mehr in der Öffentlichkeit ausgetauschte Küsse beobachten, feu­rige Händedrücke, innige Umarmungen, laut ge­sprochene Liebesworte und Kosenamen. Die Liebe verbirgt sich nicht scheu und heuchlerisch, sie fühlt sich als Sinn und Mittelpunkt von allem, und jeder Versuch, hierher angelsächsische Verstecktheit zu übertragen, muß scheitern, denn er verleugnet das ureigenste französische Wesen. Der Franzose ist gesellig und theatralisch, er liebt es, Schauspieler oder doch mindestens Publikum zu sein, er hat die Freude an der Geste wie am Wort, nicht ohne Eitelkeit bespiegelt er sich, und man darf gewiß sein, daß das konservative Frankreich auch entschiedener als andere Völker die Gewohnheit langer, feierlicher Liebesbriefe, pathetischer Aus­schmückung der eigenen Gefühle bewahrt hat. Der Normalfranzose, wenn er nicht gerade Wächter im Luxembourgpark, Stadtpark oder ein unerbittlicher Schutzmann ist, betrachtet ein sich küssendes Liebes­paar nicht etwa bloß mit Duldung, sondern mit lächelndem Wohlwollen, es ist ihm ein angenehmer Anblick, persönlich entweder Erinnerung oder Ver­heißung. Die Liebe auf der Straße genießt solcherart hier eine Schätzung, die in anderen Ländern dem Rausche Vorbehalten scheint. Man gehe in Paris in die kleinenCates, in die Bahn­höfe der Untergrundbahn, in die großen Garküchen, wo Massen abgefüttert werden, in die Gärten oder zu den Jahrmarktbuden auf den Plätzen — auf Schritt und Tritt wird man Komödien oder auch Tragödien der Liebe begegnen. Da sieht man Blicke, die tief ineinandertauchen, verschlungene Finger, da füttert er sie oder sie ihn, da wird gelacht, gescherzt, ge­kost. Oder man sieht in ein verdunkeltes oder ver störtes Gesicht, hört von einfachsten Menschen irgendeine Tirade, die geradeswegs aus einem Boule­varddrama zu kommen scheint, große Worte, Theater. Kleiner Streit, Enttäuschung, Eifersucht, Liebeshaß, alles offenbart sich, und an den Tischen nebenan wird diskret weggesehen und doch jedes Wort aufgenommen und genossen. Man kann sich all dies nicht aus Paris fort­denken. und dazu gehört die freudige, selbstverständ­liche Zärtlichkeit der öffentlichen Umarmung, und, so grotesk es auch klingen mag, sie ist vielleicht der bedeutendste Aktivposten in der Geltung von Paris, die wichtigste Voraussetzung seiner Weltgeltung und alle jene, deren aus Amerika importierte Strenge heute Paris ..reinigen will“, gefährden Paris. Der Kuß auf der Straße ist bloß das äußere, sichtbare Symbol jener Freiheit, durch die Paris die fremden Menschen anzieht, und mehr noch jener Geltung der Liehe, die seine höchste Eigenart und seinen tiefsten Zauber ausmacht. Denn die Gäste kommen nicht aus allen Winkeln unseres Planeten nach Paris, um den Eiffel­turm zu sehen oder die Sammlungen im Louvre, sich in der Comédie zu langweilen, Notre Dame zu be­sichtigen oder ins Bois zu fahren. Ähnliches haben andere Orte auch. Sie kommen nach Paris, weil es die Stadt der Frauen und der Liebe ist. Audi wenn sie sehr tugendhaft reisen, mit Frau und Kind, sie wollen angeweht sein von diesem Atem, wollen diesen Zauber spüren. Er drückt sich aus in all den Ver­führungen des Luxus, in den Eingebungen der Mode, der Juweliere; diese Autos werden gekauft, damit schöne umworbene Frauen in ihnen fahren, diese Pelze, um auf ihren Schultern zu ruhen, diese Ködre treiben ihr etiles Handwerk, bis zur Kunst, damit ; Perlenzähne in ihre Schöpfungen hineinbeißen und I rosige Zungen davon kosten. Wohin man sieht, alles I ist Werben und Huldigung um Frauen und Liebe, i Andere Städte haben Arbeit, haben Erinnerungen, haben Größe, haben Reichtum, — Paris hat dies alles auch, doch sein Mittelpunkt ist Liebe. Dadurch wird es manchmal spielerisch, manchmal ein wenig leer und starr, aber dadurch wird es auch unvergleichlich und wird geliebt. Dies ist es wohl auch, was seinen Frauen ihr Bewußtsein und ihre Sicherheit gewährt, eine jede kann hoffen, hinaufzukommen, alles zu erobern, diese Stadt und mit ihr die dort sich versammelnde Welt zu ihren Füßen zu sehen; die Frau muß nur ebén schön sein und Glück haben. Des ersten ist jede ge­wiß, auf das zweite hofft sie. So trägt jede Verkäufe­rin, jedes Schreibmaschinenfräulein, jede Figurantin in der Musikhall, jedes Girl und jeder Mannequin den Murschallstab. Bei den Tausenden bleibt er unsicht­bar, eine aber steigt empor. Wird große Schauspiele-

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