Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. április (78. évfolyam, 74-97. szám)

1931-04-01 / 74. szám

Einzelnummer an Wochentage. a Sonntagen 32S Heller. Abonnement: für Budapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Irland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P Für da» {Börsenblatt allein vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Auch auf das Abend­blatt allein kann unter den gleichen Bezugs­bedingungen abonniert werden. Fürdie sepa­rate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz sind vierteljährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Horm. Ooldscbmldt, Für das Ausland mit direkter Kreuzband­aendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen 20 Pengő,, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Manuskripte werden nicht zurückgestellt. Telephon der Redaktion: 848-30.FESTER LLOYD MORGENBLATT B Inseratenauinakme: ln Butapott, in der Administration des Pester Uovd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blockr.or i. Blau, Borns, Braun, .Globus', Oyírr A Nagy, Haaaonstein 4 Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Megy. nlrdető-lrodn, Rudolf Moose A. G., Jose! Schwan, Julius Temer. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: ».Dukes »aohf. A.-G, Wien, Wollzeiie 16. Elnzeinammer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr-, an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Mm.: V., Mária Valéria-ucoa 12, Telephon der Administration: 8484)0 78* Jahrgang. Budapest, Mittwoch, 1. April 1931. Nr. 74 SowjetruBland. Vom Grafen ALBERT APPONYI. Budapest, 31. März. In der Sonntagsnummer dieses Blattes hat mein sehr geehrter Freund Gustav Grat/, über das Verhältnis des kapitalistischen, besser gesagt: nicht­­kommunistischen Europa zu Sowjetrußland ge­schrieben, anregend, wie immer, aber leider ohne zu einem bestimmten Ergebnis betreffend die Alter­native zu gelangen, die da lautet: soll sich die ge­samte nichtkommunistische Welt zur Bekämpfung dieses ihres unversöhnlichsten und gefährlichsten Feindes vereinigen, oder soll es den Staaten, die die ■ gegenwärtige Organisation Europas als unerträg­lich empfinden, gestattet sein, zum Zwecke der Er­leichterung ihres Schicksals und der Anbahnung einer besseren Zukunft sich auch mit Sowjet­rußland zu verbinden?. Es drängt mich schon lange, über diese Frage dasjenige auszusprechen, was meine innerste, un­erschütterliche Überzeugung ist. Veranlassung hiezu gibt mir nun nicht nur der erwähnte Artikel Gustav Gratz’j sondern auch die hochinteressanten Erörterungen, die über den nämlichen Gegenstand Graf Imre Károlyi in diesen Blättern veröffentlicht hat, und denen ich mich in' ihren Konklusionen vollinhaltlich anschließe. Ich habe stets Achtung für jede der mehligen entgegengesetzte ehrliche Überzeugung gehabt, und daran fehlt es auch in diesem Falle nicht; aber diese gegenteilige Überzeugung ist mir schlechter­dings unbegreiflich. Weiß man denn nicht, daß die Machthaber der Sowjetrepublik nur ein letztes Ziel kennen: die kommunistische Wehrevolution, das heißt, die . Aus­dehnung aller Greuel, die sie im. eigenen Lande vei­­iibt haben und fortwährend verüben, auf die übrige Welt? Also die Versklavung von Millionen, die moralische Zerrüttung, der Vernich tungskämpf gegen die höchsten geistigen Güter der Menschheit, gegen Religion in jeder Gestalt, die Desorganisie­rung der Familie, des auf die Spitze getriebenen Geistesdespotismus? Glaubt man wirklich, daß das alles nur ein Übergang sei zu einer Ära des Glückes, des Friedens, der Wohlfahrt, des Fort­schrittes für alle Menschen? Will man also die kom­munistische Weltrevolution ? Es kann ja Leute geben, die das glauben und solcher Gesinnung sind; mit solchen ist natürlich eine geistige Auseinandersetzung unmöglich. Aber I die ungeheure Mehrzahl der maßgebenden Elemente in allen europäischen Ländern und auch der Bevöl­kerung, wenn sie über das wahre Wesen der kom­munistischen Weltrevolution aufgeklärt ist, denkt anders, sieht in dieser Revolution eine furchtbare Gefahr für alles, was den zivilisierten Menschen, den Christen zumal, das Lehen lebenswert macht: die Gefahr des Verlustes aller sittlichen Werte und der allgemeinen Verelendung und Entwürdigung. Wie kann man dennoch dieses Ziel fördern, in­dem man seinen rücksichtslosen Vertretern direkt und indirekt Machtmittel zuführt, statt darauf be­dacht zu sein, sie unschädlich zu machen? Das kann nur in dem Glauben geschehen, daß es möglich sei, sie für gewisse politische Ziele zu benützen und sie nachher beiseite zu schieben, genau so, wie sie die momentan gewünschte Gegen­leistung vielleicht liefern, werden, aber mit dem Hin­tergedanken. dadurch — wie es tatsächlich der Fall ist — mehr Kräfte für die We It revolution zu gewin­nen, die dann in erster Linie den gegenwärtigen Partner zermalmen wird. Ja. diesen Gewinn der bes­seren Ausrüstung zur Weltrevolution bei diesen unnatürlichen, auf Trug beruhenden Beziehungen, steckt Sowjetrußland sofort ein, während die von ihm erwarteten politischen Dienste stets problematisch bleiben, durch den moralischen Nachteil, der solchen Beziehungen auhaftet, jedenfalls aufgewogen werden. Wirtschaftliche Vorteile sind gewiß zu erreichen; aber was bedeuten sie der Vernichtungsgefahr gegen­über, die man heranfbeschwört? Was bedeutet es im Vergleich zur Förderung des Dumping, das, indem es durch Sklavenarbeit hervorgebrachle Güter in immer wachsender Menge auf den Weltmarkt wirft, die; Produktion in den anderen Ländern unter­gräbt,' dadurch; die Arheitslosigbeit -steigert und un­fehlbar..zur soziale« -Revolution führt? , Alle politischen Ziele, die man durch die un­natürliche Verbindung mit SowjetruBland zu er­reichen hofft, werden früher oder später durch diesen Abgrund verschlungen, lvs ist mir unbegreiflich, daß politische Faktoren, die die kommunistische Revo­lution nicht wollen, so kurzsichtig sein kőimen, sie zu fördern. Freilich sind sie nicht allein verantwortlich, und am allerwenigsten haben hier andere Faktoren das Recht, über sic den Stab zu brechen, die durch Schaffung der unhaltbaren Friedensdiktate in der Seele von vielen Millionen zivilisierter Menschen die Stimmung geschaffen haben, die geneigt ist, sich auch mit dein Teufel zu verbünden, um das uner­trägliche Joch abzuschütteln. Das ist der Ausgangs* I punkt jener moralischen Anarchie, unter der Europa | leidet, und die zu der furchtbaren Aberration einer Sowjetrußland in die Hände arbeitenden Politik ge­führt hat. Aber eine Aberration bleibt es doch-und eine Selbsttäuschung verhängnisvollster Art, an deren schweren Folgen die Konstatierung der Mit­verantwortung der Siegerstaaten nichts ändern kann. Die russische Gefahr wird sich in dem für sie geeigneten Momente, der nah oder fern sein mag auch in militärischer Form äußern und dann gewiß den Weg des geringsten Widerstandes nehmen. Was das speziell für uns bedeutet, brauche ich nicht aus­einanderzusetzen. Europa mag darüber nachden­­ken, welcher Wahnsinn vom Standpunkte seiner Sicherheit die Schwächung seines Jahrhunderte hin­durch bewährten Bollwerkes gegen den Osten be­deutet. Aber ich wiederhole, daß dies kein Motiv und auch keine Entschuldigung ist für eine Politik, die da glaubt, ein Weltverhängnis in ihre taktischen Ziele einbauen zu können. Wer das tut, wird der erste sein, den die Katastrophe zerschmettert, und er macht das Spiel seiner Gegner, statt ihnen gegen­über Kraft zu gewinnen; der Gebrauch dieses Kampf­mittels ist leichtfertiger Selbstmord. Man vergegenwärtige sich doch, daß man es da mil einer Macht zu tun hat, der gegenüber Vertrags-, bindungen vollkommen wertlos sind, weil die Rechts­­.und Moralbegriffe der westeuropäischen Zivilisation ihr gänzlich fremd sind, wenn sie auch deren Formen im Verkehr mit anderen Staaten vorläufig annimmt. Dem Ideal der kommunistischen Welt­­revolution ordnet sie alles unter, — ihre Führer habért ja das in mannigfachen Äußerungen selbst verkündet; und wenn sie die Verantwortung für die überall einset/.ende kommunistische Agitation von sich auf die Vierte Internationale abzuwälzen ver­suchen, als hätten sie selbst,,, als Staat, damit nichts zu tun, wer ist so naiv, das auch nur einen' Moment zrt glauben? Nein, es gibt weder ein annehmbares Motiv, noch eine Entschuldigung für eine Politik, die dem ge­meinsamen Feind —| ich sage nicht dem Kapitalis­mus, denn darüber läßt sich streiten —, sondern unserer ganzen Zivilisation in ihren sittlichen und materiellen Grundlagen den Weg zu einem Umsturz bahnt, dcssengteichen die Welt noch nicht gesehen hat. Findet Europa die Wege nicht zur Einheitsfront gegen den gemeinsamen Feind, so hat dieser Welt­teil das Urteil über sich selbst gesprochen. Freiheit trifft dieses Urteil ebenso, ja vielleicht noch strenger, jene Faktoren, die Zustände geschaffen haben und hartnäckig daran festhalten, die jedem Zusammen-I Sie verstand. Mit gebändigter Wehmut griff sie j nach dem offenen Fensterflügel. „Dein gemeines Denken trennt uns!“ rief sie i bestimmt. l)as Fenster schmetterte zu. Sie wankte aus der Kammer. Der Bursche stand minutenlang wie vernichtet, dann fuhr er aber mit der Hand geringschätzend durch die Luft, stimmte ein Schelmenlied an und schleuderte davon. Ihn plagte die Reue über das zer­stoßene Mädchenglück nicht sonderlich. Über ein kurzes klopfte er einem anderen Mädchen am Fenster, einem, das seiner Frage nach Geld und Gut die günstige Antwort bereit hielt. Mit dieser Wahl narrte sich aber der Habsüchtige nur selbst. Wohl brachte ihm die junge Frau ein eigenes ausgedehn­tes Besitztum mit, dagegen blieb sie ihm den mun­teren Erben schuldig und verhauste im unsinnigen Wirtschaften ihr ganzes Heiratsgut, so daß sieh Ferdinand eines Tages auf demselben Flecke fand, auf dem er vor Jahren gestanden hatte, ohne Freude an der Gegenwart und ohne Vertrauen auf die Zu­kunft. Begegnete ihm um diese Zeit dann und wann die werksame Maid vom kleinen Anwesen am' Pinka­­haohe, riß er den Kopf zur Seite und stürmte, sich einen heillosen Dummkopf scheltend, vorüber. In der Brust war ihm längst eine heimliche Erkenntnis aufgestiegen und in deren Spur die stille Reue. Eben daß er seiner unseligen Verbindung . noch nicht fluchte und nicht zu den Gerichten lief, die Tren­nung zu erwirken. Als endlich der Wunsch nahe daran war, zum Entschlüsse zu reifen, enthob ihn das Schicksal der Ausführung. In einer durchtanzten Faschingsnacht hatte sich die Frau unbekümmert um ihre Gesundheit am eis­gekühlten Trunk gütlich getan und zahlte den Leichtsinn mit dem Leben. Noch völlig jung trat sie ab von dem Hofe, auf den sie keine Freude gebracht hatte außer derjenigen, die sie sich seihst bereitete. In seiner augenblicklichen Verfassung bedurfte Feuilleton» Die gepfändete Ziege. Erzählung. Von MATHES NIT.SCH. Am Südrande von Ilannerwand, jenseits des Pinkabaches, daß man nur auf einer Gehbrücke hin­gelangte, lag ein winziges Anwesen. Das Haus, kaum größer als eine ordentliche Rückenlast und schier zum Aufheben mid Fortschleppen einladend, trug eine gezauste Haube aus Wasserrohr und stak in einem dürftigen Kleide, an dem gewiß kein modischer Zuschneider seine Kunst erprobt hatte. Dafür war es sauber, wie mit einem Besen aus Schwanenfedern gefegt. Sauber bis aufs Tüpfelchen leuchtete auch der schmale Hof hinter dem Heckenzaune hervor. Ein Garten fehlte und ein Acker schon gar. Dafür be­schattete das Gebäude eine schlanke Tanne mit den feingezackten Hängefächern ihre Krone. Als die Eltern der jungen Besitzerin noch lehlen, nahm jedes an einem Stücke des Anwesens besonde­ren Anteil: der Vater am Hofe, die Mutter am Hause, die Tochter an der Tanne. Seit die Eltern das dauernde Altenplätzchen erwählt und sich in eine Heimstatt zurückgezogen hatten, deren Einfassungs­rasen die Wunderblumen erfüllter Sehnsucht um­friedet, fiel der Tochter die Aufgabe zu, sich in ihrem Streben zu verdreifachen. Und sic verdrei­fachte sich. Sie sorgte für die Erhaltung des Ge­mäuers, und für die Blankheit der Räume, auch festigte sie ihre Jungfraucmvürde am aufstrebend stolzen Wuchs der Tanne. Daneben nähte sie Kleider für die Dorfkinder und wirkte Jäckchen für den Hannerwandep Markt, desgleichen knüpfte sie rund um die festlichen Um­schlagtücher der Frauen lange Fransen aus ge- i kräuselter Wolle oder glatter Seide. i Und nach vollbrachtem Tagewerk lauschte sie dem Pochen am Fenster mul der einschmeichelnden Stimme, die dem vermögenden Jungbauern Ferdi­nand Brecht gehörte. ..Marie, mein Schatz, was tust?“ In kindlicher Ahnungslosigkeit sprach sie mit dem Burschen, bis er ihr eines Tages seine Absicht verriet. „Ferdinand, mein lieber Bub, so scheust du dich denn wirklich nicht, die arme Tochter hei in­­ziiführen auf deinen großen Hof ?“ Diese Frage war bis dahin nicht berührt wor­den. Der Bursche geriet auch einigermaßen in Ver­wirrung und stammelte: „Wie... wie... meinst du das ... Marie?“ „Mir bangt so, daß ich dir zu gering sein könnte als Ehewirtin.“ „Also, Marie, hör einmal! Ich will dir was sagen. Weißt du, daß wir vernünftig reden mit­einander: ich denke jetzt eigentlich noch nicht ans Heiraten.“ Sie fuhr betroffen empor. „Was sagst du da, Ferdinand?“ „Ich bin ja noch zu jung, Marie.“ -Ei, zu jung ?“ Sie sah ihn durchdringend an. „Und nur darum?“ wiederholte sic argwöhnend die Frage. „Höchstens, daß deine Wirtschaft meiner gleich war’.“ ..Meine WirtschaftIch hah' doch gar keine Wirtschaft.“ ..Dann könnt' es sogar geschehen, daß ich dich vom Fleck wegholte, auf vier Rossen.“ Das Mädchen zuckte zusammen. „So—o? Und wenn mir ein derartiger Besitz dauernd versagt ist.^ was dann. Ferdinand Brecht ?“ Der Bursche versuchte es, durch eine heitere Wendung auszuweichen.

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