Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. április (78. évfolyam, 74-97. szám)
1931-04-01 / 74. szám
PESTER LLOYD Schluß der Völker Europas beinahe unüberwindliche psychologische Hindernisse- in den Weg legen;, aber auch diejenigen können, nicht freigesprochen werden, die sich durch diese psychologischen Momente auf Wege drängen lassen, die man — nicht etwa aus altruistischen Motiven, sondern einfach aus Gründen der Selbsterhaltung — nicht betreten darf; solch ein Weg ist aber jedwede Unterstützung Sowjetrußländs, mag sie auch momentan Gewinn abwerfen. Ich sehe da ein „non liefet“ in feurigen Buchstaben am Firmament der Weltgeschichte. Hands oíí —von der Volkswirtschaftlichen Fakultät! .Vom Reichstagsabgeorducten PAUL SÁNDOR. Jahrzehntelang vermochte bei uns die Handelswissenschaft trotz besten Willens der interessierten Kreise nicht in die Universität einzudringen, obzwar man —hauptsächlich unter dem Eindruck der deutschen Handelshochschulbewegung — in kaufmännischen Kreisen und sogar im Ingenieurverein immer bestimmter darauf drang. - Im Jahre 1911 wandten sich allc'käüfmännischcn, .industriellfep und landwirtschaftlichen Interessenvertretungen in, einer ausführlichen Denkschrift an den Reichstag;um Errichtung einer Volkswirtschaftlichen Universität/ . Das Abgeordnetenhaus trat'dieser Anregung bei und wies die Regierung an, einen diesbezüglichen Gesetzentwurf vorzubereiten. Die kurz nachher ausgebrochene Parlanientskrisfe hat ábér die Vorbereitungsarbeiten leider unterbrochen. - Hierauf geschah es, daß der Ünterrichtsminister an der Technischen Hochschule eine. Volkswirtschafl.liebe, Abteilung; mit einjährigem Lehrgang Organisierte... Auch diese erfüllt eine wichtige Aufgabe, aber .eine ganz anders geartete, als die; im Jahre 1920 gegründete Volkswirtschaftliche Fakultät.' In den Augen des Publikums weckt der ähnliche Name den Anschein, als handelte es sich um zwei Institutionen, die den gleichen Zwecken dienen. Das ist. aber durchaus nicht der Fall. Der Zweck der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule ist) Hörern, die die Technische Hochschule oder eine andere Hochschule absolviert haben, einen allgemeinen volkswirtschaftlichen Gesichtskreis zu bieten. Eines solchen Gesichtskreises bedürfen diejenigen Ingenieure; die in unserem volkswirtschaftlichen Leben eine Führerrolle spielen wollen. Die -Volkswirtschaftliche Universitäfsfakültät; hingegen bildet in einem vierjährigen Universitätslehrgang Verwaltungsbeamte, besonders, für die wirtschaftlichen Zweige der Verwaltung (Handel, Landwirtschaft, Finanzwesen),, sowie Kaufiepte und Landwirte "heran und füllt sömit in unserem Hochschulwesen ei »je Lücke aus. ' Jetzt ist plötzlich- eingä'rtz unerklärlicher (Plán auf gefaucht, der die'Existenz dér Volkswirtschaftlichen' Fakultät und mit ihr des kaufmännischen Universitätsunterrichts gefährdet. Der Herr Uhlerrichtsminister will die Iänd>yirts'chaftiiche' Ableiliing der Volkswirtschaftlichen Fakultät fläch Debrecen, bzw. nach der von Debrecen 10 Kilometer weit gelegenen Pallag-Puszta' verlegen. Uns Kauf Leute berührt dies unmittelbar nicht. Wie sehr über dieser Plan die Landwirte nicht befriedigt, beweist die Stellungnahme des Landes-Agrikülturverems, sowie die im Wege der Presse und anderweitig erfolgten Äußerungen zahlreicher führender Landwirte. Wir Ferdinand eigentlich keines Tröstspruches. Dennoch gereichte- és dem Enttäuschten einigermaßen zum Trost und richtete ihn auf, als ihn seine Gemeinde zúm Bürgermeister bestellte. / ; Zurzeit dachte er auch wifeder ans Heuern. Allein sein erster Mißgriff hatte ihn vorsichtig gemacht und hob ihn über die mit Joehcrten und Viehbeinen rechnende Bauernweisheit hinaus. So geschah es,- daß er bei- der zweiten -Brautschau einen Pfäd wählte, der von den begangenen Pfaden der. Väter stark abwich. Er glaubte mit dem vorgenommenen Büßgang seine früheren Bubenfahrten zu sühnen und einen gerechten Lohn zu verdienen. Um sö mehr, als ihm ja neben der geläuterten Liebe auch ein protziges Amt im Kleide stak. Dér. Titel Herr Bürgermeister klang doch sehr gut. Und mußte es nicht auch ihr gefallen, sich Frau Bürgermeisterin nennen zu hören? Dann der treffliche Besitz auf seiner Seite! War er nicht auch eine köstliche.Empfehlung? Diesem Besitze stand auf ihrer Seite nur ein baufälliges . Haus gegenüber und im Hause weiter nichts, als eine — Ziege! Eine armselige Ziege! Was wögen die vier hageren Stelzen der kleinen Geiß, was wog das fistelnde Gemecker vor der Krüppelfichtenkrippe im Vergleiche mit seinen lärmenden Betonbarren! Am liebsten wäre Ferdinand an der Spitze einer Blä^erkapelle -zum Häuschen a,n der Pinka/marschiert-, ... „Da bin ich also, Mariechen, mein Lieb!“ -Es war gut, daß er das. Vornehmen aufgab, denn dér gedachte Siegeszug wandelte sieh zu einer straff sitzenden Niederlage. Das. Mädchen war schöner geworden mit den Jahren; vielleicht war sie auch gewachsen. Gewiß erschien sie ihm größer, frauenhafter. Doch einen, ihrer Blicke fing er auf, in den hätten das Leid und der Trotz ihr Zeichen versenkt, „Ferdinand, erinnerst du dich noch? Du hast mich ja in einen Vertrag gedrängt. Doch warum solltest du es vergessen haben? Es hat darin geschließen" uns dieser Stei. mso hiehr an, als wir im Falle der Verw ,, des erwähnten Planes eine Rangherabsetzu -.es endlich schwer erreichten kaufmännischen - niversitätsunterrichts befürchten. Es ist offenkundig, daß nach Abtrennung der landwirtschaftlichen Abteilung der Volkswirtschaftlichen Fakultät die . zwei verbleibenden Abteilungen (die Verwaltungsabteilung und die Handelsabteilung) als .selbständige Institution nicht fortbestehen könnten. Es droht die Gefahr, daß die Verwaltungsabteilung entweder der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Budapestet- Universität einverleibt oder die Volkswirtschaftliche Abteilung der Technischen Hochschule mit ihr ausgebaut wird. In diesem Falle würde die Handelsabteilung .allem bleiben und* alle wertvollen Verbindungen verlieren, die ihr die parallelen und teilweise gemeinsamen Vorlesungen der Verwaltungsabteilung und der landwirtschaftlichen Abteilung im jetzigen Rahmen darbieten, ünd die in hervorragender Weise geeignet sind, das Universitätsniveau der kaufmännischen Ausbildung zu hebén und zu sichern. Was wird diesfalls geschehen? Die Handelsabteilüng wird in eine Handelshochschule umgestaltet werden, also, in eine Fachschule. Sie wird daher vom* iiiveaei einer Universität herabgesetzt. Und dies geschieht in einer Zeit, wo für die Landwirtschaft die Ühiyersilätsbiidüng weiterbelassen, ja weiter ausgestaltet werden soll durch sukzessive Einverleibung der drei, landwirtschaftlichen Akademien in die Universitäten Debrecen, > Szeged und Pécs. Der Debrecener Plaiv des Herrn Unterrichtsministers soll angeblich nur der erste Schritt nach dieser Richtung hin Seii* . Der ungarische Handel muß gegen; eine solche Herabsetzung und gegen einen solchen unverdienten Angriff auf sein Ansehen, der uns nach den wiederholten verständnisvollen Äußerungen, des Staatsoberhauptes über die Wichtigkeit der Volkswirtschaftlichen Fakultät ganz unerwartet trifft, aufs tntschiedente Einspruch erheben. Wie können überhaupt solche Ideen zu einer Zeit entstehen und ernstlich vorgebracht werden, wo Ungarn nunmehr mit selbständigem Zollgebiet, mit selbständigem Außenhandel den Wettbewerb auf dem Kampfplätze der Völker, zu bestehen hat?! Die ' .Volkswirtschaftliche Fakultät und ihre Handels Abteilung befriedigt ein allgemeines ungarisches- -Kulturbedürfnis. Hiefür liefert, die stetig zurichfliendfe. Zahl ihrer Hörer einen schlagenden Beweis. Und wäre die Zahl .dér Universitätshörer gesetzlich nicht beschränkt, so würde die Handelsabteilung noch mehr Hörer zählen: Diese hohe Horerzahl jst um so bedeutsamer, als es ja allgemein bekannt ist, daß immer wieder auftauehéntle neüé Plane-.(vor zwei Jahren die Vereinigung mit der Technifeehen Hochschule, jetzt die Aufteilung) das Vertrauen in den unveränderten Fortbestand dieser Fakultät gewiß nicht stärken, keinesfalls ’aber, gceighet sihdi. Hörer zu werben; Und: .Wenn diese sigh trotzdeni in. erfreülichcr Anzahl melden, so beweist idles, daß . das Puhlitimi für die Notwendigkeit der Volkswirtschaftlichen -.Fakultät mehr Verständnis hat als die Regierung. Und die Zunahme der Hörer dauert an, obzwar diese Fakultät riebst der* stetigen Beunruhigung ihrer Arbeit durch alarmieiende Gerüchte auch sonst stiefmütterlich behandelt wird, lhy Kostenvoranschlag ist im Verhältnis zu den übrigen Universitäten auffallend-gering: im vorigen Jahre 517.ÖOO Pengő (bei einer Hörerzahl von 1380). Diese Zahlen gestalten sich bei den anderen ungarischen Universitäten wie folgt: Pázmánya Universität: 7,622,000 Pengő (5700 Hörer), Technische Hochschule: 1,936.000 Pengő (1499 Hörer), Szeged: 3,660.000 Pengő (1700 Hörer), Debrecen: 3,050.000 Pengő (nicht ganz 1000 Hörer), Pécs: 3,130.000 Pengő (1380 Hörer). Auf die stieú mütterliche Behandlung der Volkswirtschaftlichen Fakultät weist auch der Umstand hin, daß ihre Tätigkeit von zuständiger Seite nicht mit der gehörigen Aufmerksamkeit verfolgt wurde. Meines Wissens hat der Herr Ünterrichtsminister die Fakultät nur zwei, dreimal besucht und auch dann bei feierlichen Gelegenheiten, als der Herr Reichsverweser zur ersten sub-auspiciis Gubernatoris-Promotion erschienen ist, um die Notwendigkeit der Fakultät, sowie des kaufmännischen Universitätsunterrichts mit entschiedenen Worten zu unterstreichen, ferner als Se. Durchlaucht von der Fakultät das Diplom eines Doktors honoris causa entgegengenominen hat. Die Aufteilung der Volkswirtschaftlichen Fakultät soll angeblich aus' Sparsainkeitsrücksichfen erfolgen. Durch die Vereinigung ihrer landwirtschaftlichen Abteilung mit der Landwirtschaftlichen Akademie auf der Pallag-Puszta und mit der Debrfecener Universität und durch Aufteilung ihrer zWei anderen Abteilungen sollen angeblich Hunderttausende erspart werden. Nun aber macht der Köstenvoranschlag der Volkswirtschaftlichen Fakultät und der Landwirtschaftlichen Akademie auf der Pälläg- Puszta insgesamt 7301000 Pengő aus. Da werden sich keine Hünderttausehde ersparen lassen, sondern es werden wieder nur neue größere Ausgaben entstehen, trotz der Herabsetzung des Niveaus. Durch Abtrennung der beiden Schwesterabteilungen werden an der Handelsabteilung etwa 5—6, an der landwirtsohaftüchen 6—8 neue Lehrstühle zu errichten sein. Neue Einrichtungen! Weitere Erhaltungskosten! Für etwas Minderwertigeres! Hat das einen Sinn? Das ist aber nur die eine Seite dér Sache!. Die Hörer des Handelsfaches besuchen eine Reihe von Vorlesungen der beiden Schwesterabteilungen. Diese Vorlesungen könnten die Hörer des Handelsfaches nach Abtrennung der erwähnten Abteilungen nicht hören. Jeder Kaufmann und gewiß auch jeder Politiker wird begreifen, was das für den ungarischen Handel bedeutet, der doch die Erzeugnisse der ungarischen Landwirtschaft und der, landwirtschaftlichen Industrie umsetzt und der für die ungarische Landwirtschaft Maschinen, Apparate, Kunstdünger usw. cinführt, was es hingegen heute bedeutet, daß den künftigen führenden Männern unseres Handels an der Volkswirtschaftlichen Fakultät die Gelegenheit geboten wird, landwirtschaftliche Betriebslehre, Tier- und Pflanzenzuchtenzyklopädie, Agrar- und Genössenschaftspolitijv und andere ähnliche Studien hören zu können. ' , ' " - V ' ’ . Dér Gemeinschäftsunierrichtisf überhaupt der wichtigste Vorteil der Volkswirtschaftlichen Fakultät- Der ungarische Kaufmann verkauft landwirtschaftliche ‘ Waren: der Ungarische Landwirt muß es heute mit hem . Wettbewerb des Weltmarktes aufnehmen, seine Führer müssen also kaufmännische Kenntnisse besitzen, die Führer der wirtschaftlichen Zweige dér Verwaltung aber müssen einen, weitblickenden und wohl begründeten kaufmännischen und landwirtschaftlichen Gesichtskreis haben. Wenn Ungarn drei solche heterogene Hochschulen besäße, so müßten diese vereinigt und nicht die vorhandene gesprengt werden! f heißen: nur. die Gleichheit gilt! Mein Besitz sollte deinem gleich werden. -Nun, Ferdinand, das war einmal, vor langer Zeit. Heut liegen die Dinge umgekehrt: ich besteh auf dem Vertrag. Und dein Besitz muß meinem gleich werden ... wenn ... du .... eine gute Antwort: erwartest.“'Mit einem feinen Spott ergänzte sie die Bedingung: „Und noch eriväs: vierspännig muß die Antwort geholt werden, Ferdinand. Nach deinem Rezept:“ Der Brautwerber legté den Kopf auf die Seite, wie um das Ohr näher hei der lieben Sprecherin zu haben und ihre Worte, auch die durch den Spott ätzenden, verlustlos-in sich säugen zu können. Durch das selbstbewußte Beträgen erschien ihm das Mädchen erstrebenswerter denn -je. Was für eine Frau sollte im festen Höf erstände aus der werden, die in ihrer: Dürftigkeit einen Antrag wie seinen so keck ausschlüg! Als er gegangen war, wurde ihr der Widersinn ihrer Rede bewußt. Im Besitz ihr gleich, das heißt, arm werden, und — vierspännig die Brautfahrt tun? Es schloß eins das andere aus. Über die Bedingung erschrak sie jetzt beinahe. Sie sah den Brautwerber schon an einem der nächsten Tage auf- vier Rappen nahen und hörte die: vorausfliegen,de Frage, zu welchem' Ausgleichspünkte sie sich hcraufgeschwungen habe? Die ,• erfundene Frage ..versteifte Maries Widerstand; dennoch rang-sie vöffig unbewußt gegen diesen, indem sie die Werkhand noch, emsiger rührte, als bisher, jedem heißen Arbeitstag eine heißere Arbeitspacht auf pfropfte und der. überladenen Mühewoche einen solchen Monat folgen ließ. Bis die angespannten. Kräfte .: wie eine platzende Saite'. jäh brachen, und sie kraftlos, erschöpft und Vom eigenen Strebedrang ausgewuchert, ins Krankenbett sank .. . Die große Zehrerin Krankheit aber verschlang nicht nur ihre Jugendkraft, sondern verbrauchte im Umsehen auch den dürftigen Grundstock des ersehnten und in -der Einbildung bereits vorhandenen Wohlstandes, daß sie ärmer wurde, als sie gewesen und hoffnungsloser. ; Als Ferdinand von ihrem Elend erfuhr, sandte er ihr seine Aitmagd zur Pflege. Sie wurde ihm zurückgesandt. Da ersann er, ohne der .Starrköpfigen zu zürnen, einen Kniff zu ihrer Bezwingung. Mit einem spitzfindigen Auftrag, der die Absicht keinesfalls verriet, ließ er Maries Ziege in seinen Klecäcker treiben und dann dort als fremdes Einbruch'syieb durch den Kleinrichter pfänden. Von nun an erschien der Kleinrichter täglich im Kränkenstiiblein. Das erstemal präsentierte er sich lauf uncj. deutlich in der Eigenschaft des Vertreters einer Tu Ehren geächteten Gemeinde, um nicht etwa für den Sendboten des Bürgermeisters gehalten zu werden. Daneben holte er aus seiner Umruftrommei einen irdenen Hafen," stellte ihn bedächtig auf den Stuhl beim Bette und begleitete diese Handlung mit der folgenden Erklärung: „Es geschieht, in der Ausübung eines Urteils, liebe Marie, wenn ich dir die Milch bring, die deine Geiß gestern abend und heut früh gegeben hat. Denn der Gemeinderat hat nur die. Geiß selber für pfandpflichtig erklärt und ausgesprochen, daß ihre Milch immerfort dir zukammen soll. Darpm nimm deinen Teil. Es ist beüt noch wenig, weil sich das Rackervieh im. fremden Stall erst cingeWöhnen muß. Ich hoff aber,' daß dich die Portion von morgen an immer mghr befriedigen’.wird, bis auf den Tag, an dem du die Geiß auslösen kannst.“ . {'■ . Am zweiten Tag erschien er wieder; imd jetzt brachte er den Hafen bereits ganz voll,, gesotten war die Milch auch schon, und als gefällige Beigabe hing, in Weinlaub gerollt, ein Butterstollen am Gefäß. ; ' • . „Jawohl,“ erklärte der Bringer, „die Lié&el. ge-wöhnt die Gefangenschaft. Gott segne ihren labern den Quell und mach ihn zu einer rechten Arznei!“ Mittwoch', f. April 193Í