Pester Lloyd - esti kiadás, 1931. szeptember (78. évfolyam, 197-221. szám)

1931-09-01 / 197. szám

PESTER LLOYD o % • Dienstag, 1. September 1931 Diese These war in hohem Maße daran schuld, daß eine Losung des Arbeitslosenproblems allzulange hinausgezögert, bezw. der privaten Initiative anheim­gestellt wurde. Jetzt ist es offenbar, xdaß private Linderungsaktionen gegen die Hochflut der Arbeits­losigkeit kaum etwas mehr ausrichten können, Prä­sident Hoover sieht sich bereits veranlaßt, diesem Problem seine volle Aufmerksamkeit zu widmen: er berief den Vorsitzenden des für die Vorbereitung einer einheitlichen Organisierung der Arbeitslosen­hilfe eingesetzten Ausschusses, Walter Gifford; von der American Telephone and Telegraph Company, Zu sich, um mit ihm die notwendigen Maßnahmen zu besprechen. Der Präsident faßt eine Koordinierung der federalen, staatlichen und lokalen Hilfsaktionen ins Auge, sträubt sich aber noch immer davor, eine regelmäßige und systematische Arbeitslosenversiche­rung einzuführen. Von progressiver Seite wird aber eine solche systematische Reform mit aller Eindring­lichkeit gefordert. Präsident Hoover verkennt zwar nicht die Gefahren, die ein Winter anwachsender Not und Arbeitslosigkeit mit sich bringen könnte, ist abef der Meinung, daß die spontane Hilfstätigkeit der Industrieführer genügt, um größeren Gefahren vorzubeugen. Es ist allerdings fraglich, ob bei wei­terem Andauern der jetzigen abebbenden Konjunktur­bewegung diese Lösung der Schwere des Problems angemessen sein wird. Der Kamp! um die Sozialpolitik« (Telegramm unseres Korrespondenten.) Berlin, Í. September. In einer großen, ganz offenen und mutigen Rede hat der Reichsarbeitsminister Dr. Stegerwald vor dem Kongreß der freien Gewerkschaften Deutschlands in Fankfurt am Main die Unmöglich­keit dargelegt, eine Herabsetzung der Leistungen der Sozialversicherung zu vermeiden. Damit ist das wichtigste innerpolitische Problem scharf umrisien und die Erkenntnis, daß die tiefeinschneidende Sparpolitik, die der kommende Winter erfordert, vor den breiten Massen nicht haltmachen kann, daß vielmehr neben den Gehältern und Löhnen auch die sozialen Leistungen insbesondere für die Erwerbs­losen noch weiter herabgesetzt werden müssen. Insbesondere der Versuch, die Geldzuwendungen in Naturalleistungen zu ersetzen, wird hoffentlich und voraussichtlich auch in den Gewerkschaften sich durchsetzen, deren Mitglieder ja im allgemeinen keine Fanatiker sind, sondern sich durch Disziplin und Einsicht auszeichnen. Die Vorgänge in England sind ein klassisches Beispiel für die ehernen Notwendigkeiten der Zeit und werden ihrerseits dazu beitragen, die deutsche Arbeiterschaft an den Gedanken zu gewöhnen, daß auch Deutschland sich nach der Decke strecken müsse. Freilich verlaufen auch die Dinge in Eng­land nicht so glatt wie man zunächst geglaubt hatte und zurzeit muß man damit rechnen, daß Mac­donalds politische Führerlaufbahn mit dem Ende des gegenwärtigen ad hoc-Ministeriums ihr Ende erreicht. Aber es ist noch nicht aller Tage Abend, und die Möglichkeit, daß er seine Partei oder einen Teil derselben wieder an siph zieht, ist vielleicht noch nicht ausgeschlossen. Man ist sich immer k'ar darüber gewesen, daß ein aus den eigenen Reihen hervorgegangener Minister den Arbeitern noch am ehesten Opfer zumuten kann, weil man ihm \on vornherein zutraut, daß er es nur unter dem uner­bittlichen Zwang der Verhältnisse und aus tiefstem Pflichtgefühl gegen die Gesamtheit tut, was unver­meidlich geworden ist, während beim bürgerlichen Staatsmann immer das Vorurteil besteht, daß er die Interessen seiner Klasse vertrete. Die Analogie mit den deutschen Verhältnissen ist ganz offensichtlich. Die deutsche Sozialdemo­kratie hatte seinerzeit den Austritt aus der Regie­rung ins Auge gefaßt, weil sie sich vor der Un­popularität der unabwendbaren Abbaupolitik fürch­tete. Sie schwankte aber immer noch und war, wie man sich erinnert, seinerzeit unangenehm über­rascht, als Dr. Brüning sein Ministerium ohne sie bildete. Trotz dieser moralischen Erschwerung hat sie aber die drohende Rechtsschwenkung als das größere Übel erkannt und deswegen das Äußerste getan, um die Politik Brünings zu stützen, Die Lage ist heute noch fast genau die gleiche, nur sind alle Probleme akuter und dringender ge­worden. Der jüngste Besuch Dr. Hugenbergs beim Reichskanzler hat zwar kein positives Ergebnis ge­habt, aber er läßt doch eine Neigung der Deutsch­­natibnalen erkennen, in die Regierung einzutreten, wenn ihnen gewisse Zugeständnisse gemacht werden. Ob der Kanzler zu solchen Zugeständnissen bereit ist, weiß man nicht, und man darf es bezweifeln. Er würde dadurch dazu gezwungen sein, wenn die Sozialdemokratie ihm die Stütze entzöge, die sie ihm bisher gewährt hat Es ist anzunehmen, daß die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften die ent­sprechenden Folgerungen aus dieser Sachlage ziehen werden. Ein arm gewordener Staat und ein arm ge­wordenes Volk können nun einmal nicht mehr aus dem Vollen wirtschaften, und die zum Teil von 'Anfang an in krassem Widerspruch mit den tat­sächlichen Verhältnissen stehenden sozialen Er­rungenschaften der Nachkriegszeit lassen sich jetzt einfach nicht mehr aufrechterhalten, mag auch die ganz große Schicht der unmittelbar Betroffenen ;$dclj snt Händen nnä Haßen dagegen sträuben. Die Notwendigkeit wird und muß sich durchsetzen, aber sie wird es nur dann unter Vermeidung von be­denklichen Erschütterungen tun, wenn zugleich un­zweideutig dargetan wird, daß die Sparsamkeit nicht nur auf die Arbeiter und die Arbeitslosen, sondern auf das ganze Gebiet des öffentlichen Lebens sich er­streckt. Unter diesem Gesichtspunkte ist die Frage, ob nunmehr die Reichsreform in Fluß kommen wird, von großer Bedeutung. Die Annahme, daß der aus München sich erhebende Widerstand auch in Stuttgart Unterstützung finden wird, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Der Besuch des Reichs­kanzlers in Württemberg hat offenbar Bayern so ziemlich isoliert. Trotzdem ist damit zu rechnen, daß die Verhältnisse der süddeutschen Länder zum Reiche vorerst unberührt bleiben und daß man sich zunächst darauf beschränken muß, eine Art Ver­­waltungsgemeinschaft zwischen dem Reich und Preußen herbeizuführen, die nicht nur aus Spar­samkeitsgründen zu einer der dringendsten Forde­rungen der Gegenwart geworden ist. Vom Tage. Die ungarische Völkerbunddelegation. Das U. T.-K.-B. meldet: Der ungarischen Dele­gation für die bevorstehende Völkerbundstagung wer­den unter Führung des Grafen Albert Appongi Minister a. D. Baron Szterényi und Minister a. D. General der Kavallerie Gabriel Tánczos angehören. Bei den Verhandlungen im Europaausschuß wird Ungarn Minister des Äußern Dr. Ludwig Walko vertreten. Eine bulgarische Stimme über den Regierungswechsel Aus Sophia wird gemeldet: La Bulgarie befaßt sich in ihrer jüngsten Nummer an leitender Stelle mit dem Regierungswechsel in Ungarn. — Wer Ungarn inmitten der Schrecken des Bürger­krieges oder zur Zeit der fremden Besetzung gesehen hat und es heute kennt — schreibt das Blatt u. a. —-, kann den Staatsmännern, die ihr Vaterland aus einer furchtbaren Situation herausgeführt haben, seine auf­richtige Bewunderung nicht vorenthalten. Trotz der un­geheuren Schwierigkeiten und der verschiedensten Hem­mungen verstand es die ungarische Politik, bewunde­rungswert zu manövrieren. Sie hat die Isolierung, in die Ungarn nach dem Krieg geraten war, rasch überwunden und im Bereiche der wirtschaftlichen und finanziellen Bekonstruktion wirksame Arbeit geleistet. Und vermochte diese Politik auch noch nicht zu einem endgültigen Er­gebnis zu führen, so hat dies seine Ursachen hauptsächlich in der internationalen Lage, die jedes auf eine wirtschaft­- liehe Rekonstruktion gerichtete Streben ungemein er­schwert. Jedenfalls gewährleistet der bisher zurückgelegte Weg der ungarischen Politik die weitere Entwicklung des Konsolidierungsprozesses der ungarischen Finanzen. — Die ungarische Außenpolitik bleibt unverändert. Die Tatsache, daß an der Spitze des auswärtigen Amtes im neuen Kabinett Dr. Ludwig Walko steht, der sich so­wohl in seinem Vaterlande als auch im Auslande des größten Vertrauens erfreut, ist wohl als Garantie für die Fortsetzung dieser Politik aufzufassen. Graf Julius Ká­rolyi ist zur Fortführung der systematischen Bestrebun­gen in hohem Maße geeignet, die für die ungarische Po­litik unter Führung eines weisen und erfahrenen Staats­oberhauptes maßgebend waren. Das glücklich begonnene und geschickt fortgesetzte Werk des Grafen Bethlen und seiner Mitarbeiter bleibt nicht unibeendet; es wird weiler­geführt von denjenigen, die jetzt die Macht in Budapest übernommen halben, . — Wir können nicht umhin, an dieser Stelle auch des wohltätigen Einflusses zu gedenken, den Graf Stefan Bethlen auf die Entwicklung der guten Beziehungen zwi­schen Ungarn und Bulgarien stets ausgeübt hat. Ihm ist in der Hauptsache die Festigung der Freundschaft zwi­schen den beiden Ländern zu verdanken. Wir hoffen, daß auch sein Nachfolger die wohlwollende und freund­schaftliche Politik fortsetzen wird, die den alten bulga­risch-ungarischen Traditionen entspricht. Der Völkerbund. Die Eröffnung der Ratstagung. Genf, 1. September. Heute vormittag um 11 Uhr wurde die 64. Session des Völkerbundrats eröffnet.. Der Ratstisch weist gewisse Veränderungen auf. Den Vorsitz führt der spanische Außenminister Lerroux. Eng­land wird durch Lord Robert Cecil, Frankreich durch den Direktor der Völkerbundabtdlung des Außenmini­steriums Massigli vertreten. Obwohl das Publikum vor Beginn der Tagung sieb lebhaft um Eintrittskarten be­worben hatte, war das Interesse für die heutige Eröff­nungssitzung ziemlich gering. Die Eröffnungssitzung dauerte bloß eine halbe Stunde und wurde von der Verlesung von Berichten aus­gefüllt. Über die Tätigkeit des Wirtschaftsausschusses hat das deutsche Mitglied Bericht erstattet. Die nächste Sitzung findet morgen statt. Die Vorsitzenden. Paris, 1. September. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Wie in Genf verlautet, dürfte den Vorsitz des Europa-Komitees der schweizerische De­legierte Mot ln führen, da Briand erst Ende der Woche in Genf eintreffen wird. Den Vorsitz der Assemblée will man Politis anver­­trauen, doch dürfte dieser die Kandidatur nicht anneh­men, da auch der Ministerpräsident und der Außen­minister Griechenlands in Genf anwesend sein werden. Aus ähnlichen Gründen wird auch der schwedische Dele­gierte Vermersten ablehnen. Wahrscheinlich wird Spanien wieder in den Rat gewählt werden, ebenso China. Über die Präsidentschaft der Abrüstungskonferenz ist man in Genf der Meinung, daß, auch wenn Henderson dem Rat vollkommen freie Hand gewähren würde, dieser ?eipen Majbegchluß nicht ändern dürfte, Die gesamteuropäischen Wirtschaftsmaßnahmen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Genf, 1. September. Nach den europäischen Kreditsachverständigen haben nun auch die Wirtschaftssachverständigen ihren Rioht­­linienplan für die gesamteuropäischen Wirtschaftsmaß­nahmen dem gestern zusammengetretenen Hauptwirt­­schaftsausschusse der Europa-Union zu weiteren Bera­tungen zugewi*sen. Als Ziel aller Hilfsmaßnahmen, die möglich sind, bezeichnen die Sachverständigen die euro­päische Wirtschaftsfusion oder europäische Zollunion. Die Frontstellung gegen die deutsch-österreichische Zoll­union führte in dem Berichte zu der Einschränkung, daß alle Versuche zur Herbeiführung einer europäischen Wirt­schaftsunion niemals partikularistischen Charakter tra­gen oder eine Beeinträchtigung der Interessen dritter Staa­ten mit sich bringen dürften. Auch die Bedingung der Freibandeisvertreter wurde in den Bericht aufgenommen, daß auch diejenigen Länder, die sich aus geschichtlichen Gründen an derartigen Wirtschaftszusammenschlüssen nicht beteiligen, an ihren Vorteilen auf Grund der Meist­begünstigungsklausel teilnehmen können. Die Sachver­ständigen betonen nochmals die Notwendigkeit der poli­tischen Beruhigung, die Wiederherstellung des Vertrauens, sowie die Aufrechterhaltung der Stabilität der Währun­gen als unbedingte Voraussetzungen für die Durchfüh­rung der Arbeiten zur europäischen Wirtschaftsunion. (Telegramm des Pester Lloyd.) Genf, 1. September. Der kurzen Ratssitzung ging eine einstündige Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Europa-Ausschusses voran, in der die Beratung über die Berichte der Kredit­lind Wirtschaftssachverständigen begonnen wurden. Die europäischen Wirtschaftsverhandlungen werden am Nachmittag in nichtöffentlicher Sitzung fortgesetzt und man erwartet, daß sie bis Mittwoch abend abgeschlossen werden. Die Abrüstungsfrage. (Telegramm des Pester Lloyd.) Washington, 31. August. Das Abrüstungsproblem steht gegenwärtig im Vor* dergrund des politischen Interesses. Nicht nur die Blät­ter, sondern auch hiesige Regierungskreise beschäftigen sich eingehend mit dieser Frage. Präsident Hoover hat während des vergangenen Wochenendes in seinem. Weekendhaus Rapidan mit mehreren Sachverständigen das Abrüstungsproblem gründlich erörtert. Der von fran­zösischer Seite ausgearbeitete Vorschlag, eine internatio­nale Völkerbundarmee zu schaffen, hat in Amerika be­trächtliches Interesse hervorgerufen, wenn auch eines Beteiligung der Vereinigten Staaten an einem solchen Plan praktisch ausgeschlossen erscheint. Die amerika­nische Delegation zur nächsten Abrüstungskonferenz dürfte wahrscheinlich außerordentlich stark sein. Bisher: werden als amerikanische Delegierte genannt: Staats­sekretär Stimson, Kellogg, Senator Morrow und der ame­rikanische Botschafter in Berlin Gibson. GR0SSBRITANN1EN. Die Sparmaßnahmen der Regierung. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. September. Beschlüsse konkreter Natur über die Sparmaß-» nahmen der Regierung zum Ausgleich des Staatshaus­haltes sind in der gestrigen Sitzung des Kabinetts, die dreieinhalb Stunden dauerte, noch nicht gefaßt worden. Der Kabinettsrat beschäftigte sich mit der Frage des Gehaltsabbaues der Minister, der Abgeordneten und der, Beamten. Da die Regierung ihr Sparprogramm noch votj Eröffnung der Sondersitzung des Parlaments am kommen­den Dienstag fertiggestellt haben will, werden voraus­sichtlich alle Tage dieser Woche Kabinettssitzungen statt­finden. Es ist möglich, daß die Regierung angesichts dea schwierigen Charakters ihrer Aufgabe die Eröffnung des Parlaments um einige Tage hinausohieben wird. Wie Daily Herald erfahren haben will, soll die Regierung die Einführung neuer Steuern während des laufenden Rechnungsjahres nicht beabsichtigen. Heute vormittag findet eine Parteibesprechung statt, in der über die Neubesetzung der weniger wichtigeren Regierungsposten beraten wird. Der Sohn Macdonalds, Malcolm, der als Arbeiterabgeordneter zu seinem Vater treu hielt, wird wahrscheinlich einen Posten in der Regie­rung erhalten. Für heute nachmittag ist eine neue Kabi­­nettssitzung anberaumt worden. Minister Thomas verliert seine Parteibezüge. London, 1. September. (U. T.-K.-B.) Die nationale Eisenbahnergewerkschaft beschloß, dem Dominien- und Kolonialminister Thomas, da er auf seine Stelle als Generalsekretär bei der Gewerk­schaft verzichtet hat, seine sämtlichen Gehalts- und Pensionsansprüche abzusprechen. Nach Ablauf seiner Dienstzeit hätte Thomas ein Ruhegehalt von jährlich tausend Pfund bezogen. Gandhis Fahrt zur Round-Table-Konferenz. London, 1, September. (U. T.-K.-B.) Gandhi erhielt an Bord fünfhundert Begrüßungstelegramme aus allen Teilen der Welt, darunter eine überaus warme Botschaft Lord Willingdons, in der der Vizekönig Gottes Segen auf den Mahatma herabfleht und Gandhié versichert, daß dieser, was immer auch geschehen möge, seines Wohlwollens sicher sein könne. Den gestrigen Tag widmte Gandhi stiller Meditation. Garzanlakásnak orvosi rendelőnek, ügyvédi vagy kereskedelmi irodának is kiválóan alkalmas, két uecai szobából és előszobából álló elsőemeleti lakás november l-jére jutányosán kiadó. V- Mária Valéria-ucca 12, házkezelőség. Megtekinthető délelőtt 10—12 és délután 3-5 éra között,

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