Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. október (78. évfolyam, 222-248. szám)

1931-10-01 / 222. szám

Einzelnummer an Wochentagen fg, an Sonntagen 32 Heller. Abonnement: lnseratenanfnalime s für Budapest: mit täglich zweimaliger ta Budapest, ia der Administration de» Zustellung und für das Inland Morgen- SMffMH momb mmmm^ MM mmm ^m^^ immm rester Lloyd and in den Annoncen­und Abendblatt: BBWE I5HÍ BBB8I WSW MMhk ffigp SfiP Bureaus: BaingbBfador, 1. Blookner. Vierteljährlich 18 1J, monatlich 6.40 P. «PCS lüi ÜBU ggf fttj K? SäSlH psS lÜ RKS IC&Si BnH jf|§ Ms M »Ei £7 ífjfifl f- Blau’ ?0TM8’ Braun, űyorl A Hagy, Für das Börsenblatt allein vierteljährlich m| «) §fSS H ShL a fg Im ■ pH ■ KmI SpH Sm Ra Bin Haasensteui 4 Vogler, Ludwig Hegyf, Simon II P, monatlich 4P. Auch aur das Abend- ■■ Ml Egg HEfcv 8g® fHg Wä WS ’Mi SäS $93 HKS «MV CfH HE Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, blatt allein kann unter den gleichen Bezugs- T*nltlffl* EaBBH -SMofcn. Mgaras gSSS «Eg írtja H vjjfflw HH Hfl Magy. hlrdeto-iroda, Julius Tenzer, Uray. bedlngungen abonniert werden. 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Manuskripte werden nicht zurückgestettt r J/J _. . . .. , . . _ Telephon der Redaktion: 848-30. Telephon der Admlolstratkn,: 849-00 78. Jahrgang« Budapest, Donnerstag, 1. Oktober 1931« Nr« 222 Zwei Auguren. Budapest, 30. September. (i>r. K—r.) Der Verzicht Englands auf den Goldstandard und seine raschen Folgen: das Ab wei­chen der skandinavischen Valuten, Kanadas und der britischen Kronkolonien von der Goldbasis hat die in der Welt ohnehin bestehende Unruhe und Un­sicherheit außerordentlich gesteigert. Einige Jahre nach Wiederherstellung des Goldstandards, die nur nach scharfen ideellen Kämpfen gegen die Verfech­ter inflationistischer Lehren verwirklicht werden konnte, sieht man nun plötzlich altehrwürdige theo­retische Lehren wanken, solide Prinzipien der Welt­finanz werden nicht nur von ökonomischen Dilet­tanten und Quacksalbern, sondern auch von ernsten Faktoren angezweifelt, und vielleicht noch größer als der materielle Schaden ist die Konfusion, die die Erschütterung der Goldwährungsgrundlagen in den Köpfen angerichtet hat. Die Welt späht nervös und ratlos nach einer neuen Parole, nach irgendeiner Reformlösung, die ihr in der heutigen verfahrenen Lage den Weg ins Freie weisen würde. Da treten fast gleichzeitig zwei Auguren auf den Plan, deren internationales Ansehen und bisheriges Wirken ihren Äußerungen und Prophezeiungen besonderes Gewicht verleiht: John Maynard Keynes und Gustav Cassel. Keynes bespricht den Verzicht Englands auf den Goldstandard in einer geradezu triumphieren­den Art, als einen Akt der Befreiung. Er hat dabei in erster Linie die Konjunkturlage der englischen Industrie im Auge, und er glaubt, daß die englischen Exportaussichten durch ein gemäßigtes — etwa 25prozentiges — Sinken der Währung sich außerordentlich bessern werden, ohne daß das innere englische Preisniveau bedeutend steigen würde. Denn eine zelmprozentige Verteuerung der Lebenshaltung dürfte nach Keynes nur in dem Falle eintreten, wenn das Pfund um mehr als 25 Prozent fallen würde, da die englischen Importe etwa ein Viertel des Gosamtverbraue hs dar­­stellen. Mag auch Keynes in dieser Hinsicht die Lage richtig darstellen so scheint uns der Optimismus, mit dem er die Wirkungen des Pfundsturzes nach außen beurteilt, doch etwas übertrieben zu sein. Er meint zum Beispiel, daß auch Deutschland sicher­lich denn englischen Beispiel folgen wird, während in Wirklichkeit die führenden deutschen Wdrtschafts­­und Währungspolitiker, Luther, Brüning, Dietrich, und die gesamte solide Wirtschaftspressc aufs be­stimmteste betonen, daß Deutschland entschlossen ist, die Mark nicht gleiten zu lassen und jeder In-flationsparole den entschlossensten Widerstand zu leisten. Auch behandelt Keynes die künftige Perspektive der Goldwährung in einem etwas überheblichen Ton gegenüber Frankreich und den Vereinigten Staaten, als stünde es bereits lest, daß ihr Goldbesitz sie dem Abgrund entgegentreiben würde. So­wohl er wie auch Cassel in seinem Stockholmer Rundfunkvortrag schlagen eine internationale Wäh­rung vor, die durch Kooperation der Notenbanken auf einer stabilen Grundlage zu halten wäre. Cassel will dabei die Goldbestände der einzelnen Notenban­ken „auf das unbedingt notwendige Maß'“ beschrän­ken. Solche Formeln scheinen einstweilen keine Aus­sicht auf einen Ausweg aus der Krise zu bieten. Wäre die Welt reif für eine „internationale Währung“, so müßte in erster Linie eine inter­nationale Kreditpolitik inauguriert werden, deren Grundrichtung in allen Ländern gleich, deren wirt­schaftliche Zielsetzung auf der ganzen Welt einheit­lich wäre. Bei dem gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Zustand der Welt liegt dies jedoch nicht im Bereiche der abseh­baren Möglichkeiten. Es muß nun einmal damit gerechnet werden, daß die Gläubiger­­länder mit aktiver Zahlungsbilanz und. mehr oder minder widerstandsfähigen — selbst gegen Valuta­dumping gefeiten — inneren Wirtschaftsgrundlagen sich nicht einfach in einen internationalen Wäh­rungsversuch werden drängen lassen, da sie bei einem solchen Versuch viel mehr zu verlieren als zu gewinnen hätten. Das schließt natürlich nicht aus, daß gerade sie die Reorganisierung der Goldwährun­gen durch Einleitung einer engeren Kooperation der Notenbanken und durch eine liberalere inter­nationale Kreditpolitik in die Hand nehmen. Und in nicht ferner Zeit wird wohl auch England sich fragen müssen, ob nicht auch für seine weltwirt­schaftliche Stellung die Rückkehr zur Goldgrund­lage, das heißt die Stabilisierung des Pfundes auf einem tieferen Niveau als im Jahre 1925 die ge­sündeste Lösung wäre. Denn ein noch so langsames Abgleiten des Pfundes müßte später, nach genügender Inflationserfahrung der Bevölkerung, in eine An­gleichung des inneren Preisniveaus an die Wäh­rungsentwertung und in den gleichen fehlerhaften Kreislauf Umschlägen, den die kontinentalen Länder in ihrer Inflationszeit durchgemacht haben. Schon die Stabilisierung auf einem um etwa 25 Prozent tieferen Niveau als das des Jahres 1925 würde die Weltbankierstellung Englands bedeutend beein­trächtigen, auch wenn man davon absieht, daß das ensemble, wo jeder auf den Ton des anderen einge­spielt ist und zusammen mit den Dramatikern des Hauses wie mit dem Gebäude und seinem Publikum eine gewachsene Einheit bildet. Wirt, Koch, Kell­ner, Gäste, Raum, Beleuchtung, Ausstattung, alles war da aufeinander angepaßt, das halbe Lächeln, mit dem Eintretende und Bedienende sich grüßten, war Verbundensein und Bestätigung: Wir kennen uns. Der Gast wußte, welche Weine es hier gab, wie sie kennermäßig gepflegt waren, wie das Stück Fleisch oder Geflügel ausgewählt und behandelt wurde. Niemals hatte die Birne nicht den richtigen Duft, war das Gemüse verkocht, die Kartoffeln nicht blond und zart, das Licht zu grell, der Ton an einem Tisch zu laut. Wie könnte irgendein neues Re­staurant, auch wenn es einen berühmten Küchen­chef mit Stargage bezahlt, all dies improvisieren? All dies muß gewachsen sein, erfordert kulturelle Voraussetzungen, die heute verschwunden sind. Die angesehensten Wirte haben meistens den aussichtslosen Kampf aufgegeben. Die wenigsten warteten, bis sie ruiniert waren, sondern zogen sich mit einem verminderten Rest ihres aufgesparten Ver­mögens in ihr otium cum dignitate zurück, und es könnte wohl sein, daß sie ihre Erinnerungen ver­fassen; denn um sie sammelte sich ja Bewegung und Geschichte von Jahrzehnten der Welthauptsladt. Hier begegneten sich Deputierte, Minister, der Stolz der Literatur und Bühne, die glänzendsten Lebe damen, Viveurs und Plauderer von Paris, und hei aller Diskretion beobachteten Wirt und Kellner ge­nau und gut, sahen in Komödien, registrierten Auf­stieg und Abstieg — und erlitten zuletzt ihren eigenen. Über die Ursachen wird viel gesprochen, und wenn man von Weltkrise spricht, der man ja jede Verantwortung zuschieht, so sagt man bloß eine halbe Wahrheit. Es ist die Auflösung unserer frü heren Gesellschaft, ihrer Formen der Unterhaltung und des Genusses, die dahin geführt haben, daß die feinen Pariser Restaurants nur noch der Geschichte englische Valutadumping zwangsläufig Abwehr-1 maßnahmen der Vereinigten Staaten und des euro­päischen Kontinents nach sich ziehen dürfte, Deutschland und alle anderen Länder, die bereits die Inflation hinter sich haben, werden sich vor dem englischen Beispiel hüten und die Keynessche Idee der „kontrollierten“, „mäßigen“ Inflation entschie­den von sich weisen, da — wie dies Reichsbank­präsident Luther überzeugend ausgeführt hat — in diesen Ländern selbst die gemäßigteste Inflation sofort die radikale Anpassung der Preise nach sich ziehen und den Inflationsprozeß beschleunigen würde. Auch würde auf dieser ganzen Linie eine neue Inflation sämtliche Preise gleicherweise auf­­blähen und dadurch gerade die Beziehungen zwi­schen freien und Monopolpreisen nicht berühren, die am dringendsten einer Revision bedürfen. Auch wenn Keynes nur in Anführungszeichen von den „Nationalöikonomen“ spricht, für die gewisse Preise noch immer nicht tief genug gesunken sind, müssen wir diesen „Nationalökonomen“, wie etwa Somary, recht geben, die erst von einem weiteren be­deutenden Sinken der Monopolpreise das Sichtbar­werden der Umrisse eines neuen Gleichgewichts­­systenis der Weltwirtschaft erwarten zu dürfen glauben. Nicht eine Revision der Goldgrundlage, sondern die möglichst energische, rasche, entschlossene An­passung des gesamten Wert- und Preissystems der, Weltwirtschaft an die veränderten Bedingungen der Technik, der Kapitalbildung und des Konsums tut not. Die Gläubigermächte werden auch ohne Verzicht der Schuldnerstaaten auf die Goldgrundlage ihrer Währungssysteme einsehen müssen, daß das Zins­niveau der in den Nachkriegsjahren getätigten An­leihen unhaltbar ist, daß daher eme Konversion, eine Anpassung der Zinssätze an die geänderten Zinsver­hältnisse der Welt unvermeidbar ist. In einet Depressionsperiode kann man von keinem Schuldner, der Welt die Weiterzahlung von vollkommen über­holten 7- bis lOprozentigen Zinsen verlangen. Aber sämtliche nominellen Verpflichtungen und Verträge weiden allmählich an die Reihe kommen müssen, Mieten, Renten, Löhne, Gehälter, Pensionen, Pacht­schillinge, alle gebundenen Preise mul Wertbeziehun­gen, deren Grundlage ein Preissystem war, das sich seither um 30 bis 50 Prozent verschoben hat, sind unhaltbar geworden, und je länger sie dennoch durch nackte Machttatsachen gehalten werden, um so verhängnisvoller wird ihre Wirkung auf die weitere Gestaltung der Weltwirtschaft werden. Hier konkrete Revisionsarbeit zu leisten, wäre zum Teil Feuilleton» Glanz und Elend von Paris. Abschied von berühmten Gaststätten. Von LUDWIG BAUER. Nun wird auch das letzte von den einst berühm­ten literarisch-künstlerischen Restaurants von Paris niedergerissen, die früher der Stolz der großen Boulevards waren; der Name bleibt noch, aber er deckt nur eine banale Abfütterungisangelegenheit für Fremde, denen Tradition und Erinnerung nichts be­deuten. Gleichzeitig schließt auch Henry, und Voisin, Glanz der französischen Küche und Sammelpunkt der vornehmen und geistigen Welt, existiert nicht mehr. Dieser Wirt war eine der bekanntesten Fi­guren der Pariser Gesellschaft, ein Koch mit Ehr­geiz, der in den Häusern seiner stolzesten Klienten gern verkehren wollte, einen Rennstall hielt und we­gen seiner Eitelkeit oft belächelt wurde, sogar einer Erfolgkomödie mit durchsichtigen Anspielungen als Held diente. Innerhalb eines Jahrzehnts sind fast alle der feinsten Gaststätten verschwunden, die von Kennern hochgeschätzt waren und ein Stammpubli­kum besaßen, das kaum irgendeine andere Stadt der Welt in seiner Verbindung von Kennerschaft, sozialer Stellung und Ruhm Paris nachmaeben konnte. Seit einigen Stunden weiß man, daß auch das Café de la Paix mit zahlreichen anderen Gaststätten verschwin­den soll. Man kann nicht sagen, daß sie ersetzt wer­den, wenngleich es an teuren Schlemmerlokalen mit Aufmachung und lärmender Publizität nicht fehlt. Denn zu jenen großen echt pariserischen Restau­rants, bei denen ..groß” eine sozusagen geistige und nicht räumliche Bezeichnung bedeutete, gehörte Zeit, viel Zeit, Verwachsensein mit den Erstklassigen. Ebenso wie etwa zn einem trefflichen Schauspieler­angehören. Ohne einen umfassenden Weinkeller sind sie undenkbar, und nur wenige wissen heute über­haupt noch, was ein solcher benötigt. Liebevollste Kennerschaft, die stets Lücken ausfüllt, ergänzt und prüft, daneben ein ungeheures Kapital, das in Mil­lionen geht, wenn man auf der Höhe bleiben will. Diese Summen aber sind nicht mehr zu verzinstn. Am wenigsten in einer Zeit, in der Temperenz uni Abstinenz ausgerufen sind, Mineralwasser geschluckt werden, die nicht gestatten, die notwendige Ge­schmacksverbindung mit einer Forelle oder einem Fasan zu schaffen. Wer ahnt heute noch die Unter­schiede beim Wein, seine geheimsten Tugenden? Nur noch wenige, und diese wenigen gehören zumeist einer verarmten Schicht an, die es sich nicht mehr leisten kann, fünfzig oder hundert Francs für eine Flasche anzulegen. Die neuen Reichen aber, inso­fern cs sie noch gibt, stehen ahnungslos vor den Problemen einer Weinkarte, sie haben einen barbari­schen Gaumen, sie rauchen mitten im Essen und tö­ten so die zartesten Geschmacksverbindungen, sie wollen zumeist stark gewürzte und extrem schmek­­kende Speisen, und Madame hat Angst, ihre Linie zu verlieren und hungert rastlos. Vor allem aber: Sie alle haben nicht die Ruhe, die zum Aufbau eines guten Essens gehört, sie haben in sich die Unsicher­heit ihrer Existenz, ihr Rennauto wartet, sie betäuben sich möglichst mit Musik oder sprechen aufgeregt über Geschäfte und merken gar nicht, was sie dabei in sich schlucken and schlingen. Sie beurteilen die Restaurants nach ihrer Lage und Reklame, nach der Aufmachung oder dem Jazz und Hausorchester; ist alles teuer genug, dann sind sie zufrieden. Vor solcher Verpöbelung flüchteten sich die großen Wirte, einige warteten, bis sie vertrieben waren, andere demütigten sich, indem sie den Glanz ihrer Finna als Aushänge­schild verkauften, kaum einer aber paßte sich selbst der Art des Heute an. Vielleicht weniger aus Stolz als aus Unvermögen, dem Geschmack der Ge­schmacklosen zu genügen,

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