Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. október (78. évfolyam, 222-248. szám)

1931-10-01 / 222. szám

PESTER LLOYD • 2 • eine Aufgabe der Gesetzgeber überall, wo man dem englischen „Spiel mit dem Feuer“, wie der englische Versuch von der Frankfurter Zeitung genannt wurde, nicht zu folgen gesonnen ist. England mag eine „kalte Lohn- und Rentenherabsetzung“ vorgenom­men haben. Wir Mitteleuropäer, die die Inflation schon mitgemacht haben,, wollen in Währungs­angelegenheiten keine „kalten“ Methoden mehr. Wir wollen uns illusionsfrei mit der wahren Lage ab­­finden. • Vom Tage. Konferenz der Christlichsozialen Wirtschaftspartei. Die Christlichsoziale Wirtschaflspartei hat heute abend unter Vorsitz des Abgeordneten Grafen Johann Zichy eine Konferenz abgehalten, an der seitens der Re­gierung Ministerpräsident Graf Julius Károlyi und Kultus­­’ und Unterrichtsminister Dr. Alexander Ernszt teilnalunen. Abgeordneter Dr. Béla Túri warf einen' Rückblick auf die, bisherige Tätigkeit des 33er Landesausschusses des Reichstages und orientierte die Mitglieder der Partei über das jüngste Expose des Ackerbauministers Dr. Béla Ioády. \ Abgeordneter Desider Buday brachte die heutigen ( Skandale im hauptstädtischen Munizipalausschuß zur ■ Sprache und erkundigte sich danach, auf welche Um­stände die 25prozentige Preiserhöhung des Fetts zurück - i zufiihren sei. „ j Kultus, und Unterrichtsminister Dr. Alexander Ernszt . sprach über die gegenwärtige Finanzlage des Landes und sagte u. a., es sei Pflicht der Regierung, die öffentliche f Ruhe und Ordnung unter allen Umständen aufrechtzu­erhalten. Abgeordneter Graf Franz Ilunyady unterbreitete zwei ~ Beschlußanträge, wonach die zur öffentlichen Rechnung­slegung verpflichteten Unternehmungen verhalten werden i sollen, die Einkünfte der geschäftsführenden Direktoren < und der Mitglieder der Direktion festzustellen. Auf Grund , dieser. Daten müssen dann die Betreffenden dazu ver­pflichtet werden, <furch eine bestimmte Summe an den öffentlichen Lasten teilzunehmen. In dem zweiten ’ Beschlüfiantrag wird ausgesprochen, daß die verschie­* denen Gesellschaften dazu verhalten werden sollen, die ' während der Konjunktur mit ihren Oberbeamten ge­­‘ schlossenen Verträge zu kündigen, da diese Verträge die ( Existenz der Unternehmungen gefährden. Im Zusammen­hang mit diesen Beschlußanträgen wurde ein Komitee rentsendet. 1 i Nachdem noch die Abgeordneten Dr. Gabriel Vargha, • Baron Stefan Kray, Alexander Gyömörey, Egon Tur­­, chdnyi, Koloman Petro und Ludwig Ötvös gesprochen . hatten, unterbreitete Abgeordneter Dr. Tibor Rakovszky 'einen Beschlußantrag, in dem ausgesprochen wird, die ' Partei möge den 33er-Landesausschuß anweisen, daß ‘der Ablösungspreis für Boden den gegenwärtigen Weizen­* preisen entsprechend festgestellt werde. Zum Schlüsse sprach Ministerpräsident Graf Julius ' Károlyi, der u. a. folgendes ausführle: — Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Buhe und '.Ordnung ist die wichtigste Pflicht der Regierung. Es be­• isteht kein Zweifel darüber, daß die Regierung imstande .sein wird, diese ihre Pflicht zu erfüllen, so daß zu Be­­, fürchtungen'überhaupt kein Anlaß vorliegt. Die Regierung hat die strengsten Präventivmaßnahmen ergriffen, die ‘ nicht nur in der Bevölkerung allgemeine Beruhigung her­­•vorgerufen haben, sondern auch eine Enjrabntmg für ■jene sind, die die-Rühe und Ordnung' stören wollenni -Über die Maßnahmen, die von seiten der Regierung zur s Linderung der Notlage ergriffen worden sind, wurden die Mitglieder der Partei bereits informiert.. Diese Maß­nahmen legen der Bevölkerung schwere Lasten auf, doch dürfe man nicht vergessen, daß die Regierung sich in einer Zwangslage befunden hat. Im Interesse der Wieder­herstellung des Buidgetgledchgewichtes müssen alle Bp­­vtrlkerwngsschichten des Landes Opfer bringen. In einem Teil der Presse ist die Forderung erhoben worden, daß die Bis zu einem gewissen Grad versuchen eigens geschaffene Gesellschaften, die Tradition der Pariser Küche aufrechtzuerhalten; doch man darf sich darüber nicht täuschen, daß ohne die alten feinen Restaurants früher oder später der Widerstand er­lahmen muß. Diese Entwicklung entspricht dem Vordringen des Sports, der Wildheit der Licht­reklamen, den endlosen Schlangen der Leute, die sich vor irgendeinem Tonfilm anstellen, wo eine halbnackte gefesselte Blondine von grinsenden Kan­nibalen bedroht wird, dem Kreischen und Tosen des Radio, den sich erweiternden Warenhäusern, wäh­rend ringsum die edlen Künstler des Handwerks ver­schwinden, Zu solchen Erscheinungen paßt es vor­trefflich, daß die Küche als Kuriosität durchaus ge­schätzt wird, besonders in Paris; man könnte auch von einem Triumph des Nationalismus in ihr sprechen. Denn es gibt russische, chinesische, arme­nische, tschechische, jiddische, orientalische, polni­sche, hellenische, ungarische, italienische, spanische, alle erdenklichen Landesküchen in Paris, und dazu kommen noch jene der verschiedenen Provinzen, die mit ihren regionalen Spezialitäten die Neugierigen anziehen, Man sucht nicht die Harmonie, sondern das Besondere und Verblüffende, und man reist so­zusagen mit dem Gaumen, will die kleiner gewordene Welt solcherart im Essen beherrschen, was einen Einklang mit Flugzeug, Schnelligkeitsrekorden und Kolonialausstellung ergibt. Und hier sind wir, vom Niedergang ausgehend, plötzlich mitten im Glanz des heutigen Paris, der so stark mit der Not ringsum in der Welt kontrastiert. Man hat Länder verlassen, deren Fremdenverkehr wie abgeschnitten war; leere Gasthöfe und Klagen ringsum. Man kommt in Paris an, will dort länger bleiben, sucht ein Monatszimmer zu bürgerlichem Preis. Fast nirgend in den Häusern zweiten Ranges ein freies Bett zu finden; beim zehn­ten oder zwölften Hotelbureau wird ein Zimmer zu­gesagt, aber natürlich bloß für den Tag. Keine Er­mäßigung für den Monat, warum auch? Wir weisen Regierung ein alle Zweige des Wirtschaftsleben® umfas­sendes Programm ausarbeiten möge. Angesichts der gegenwärtig herrschenden Verhältnisse klingt das so, als würden die Kaffeehaus-Konrade Schlachten gewinnen wollen. In der gegenwärtigen Lage des Ärars, da es zur Durchführung größerer Pläne an jeglicher Deckung man­gelt, würde die Ausarbeitung eines derartigen Programms theoretisch sein, denn heute könnte es nicht durchge führt werden. Der Regierung bleibt also nichts anderes übrig, als den Export zu fördern/ den Import einzu­schränken, denn der Devisenmangel birgt große Gefahren. Ich kann die Partei darüber beruhigen, daß von den kontemplierten sechs Millionen Meterzentner Weizen be­reits 1.4 Millionen Meterzentner ausgeführt worden sind. Bei einem Weltparitätspreis. von 5 bis 6 Pengő für Weizen erhalten die Landwirte 11 bis H Pengő pro Meterzentner. — In den verflossenen Wochen ist viel über die so­genannten Valutaschieber gesprochen und geschrieben worden. Die Verfügungen, die in diesem Belange getrof­fen wurden, werden nur dann von Erfolg begleitet sein, wenn die Bevölkerung des Landes zur Erkenntnis komm!, daß jeder einzelne Staatsbürger seine Pflicht dem Lande gegenüber erfüllen muß. Was die Kapitalsflucht anbe­langt, so kann heute noch kein Mensch wissen, welches Ergebnis die hierauf bezügliche Regierungsverordnung zeitigen wird, doch ist kaum anzunehmen, daß sie ein großes finanzielles Ergebnis haben wird. — Ich kann, fuhr der Ministerpräsident in seiner Rede fort, der Partei zur Kenntnis bringen, daß sich die Gesetzentwürfe über die Stellenhäufung und übermäßig große Bezüge, über die Inkompatibilität und auch über die Wucherzinsen in Vorbereitung befinden. Diese Gegen­stände gehören jedoch nicht in die Kompetenz des 33er Ausschusses. Sie müssen auf legislatorischem Wege erle­digt werden und sic werden die ersten Vorlagen sein, mit denen die Regierung die Legislative zu befassen wünscht. — Was die handelspolitischen Verbindungen betrifft, so kann ich sagen, daß wir mit Österreich bereits über­eingekommen sind. Mit Italien werden wir uns auf ein Clearingsystem einigen. Über unsere handelspolitischen Beziehungen zur Tschechoslowakei kann ich nicht spre­chen, solange die Vertragsverhandlungen nicht abge­schlossen sind. Dank dem Glearingsystem werden wir den Mangel an Devisen hoffentlich auch in dieser Relation nicht zu fühlen 'bekommen. Ich bitte Euch, sägte der Ministerpräsident zum Schluß, gegen die Verbreiter von Schreckensnachrichten eine starke und überzeugende Propaganda zu betreiben. Die allgemeine Stimmung der Bevölkerung muß sicher­lich berücksichtigt werden, ^och darf sich die Regierung nicht durch diese leiten lassen, weil dies zu verhängnis­vollen Auaschwiingungen führen müßte. Allerdings wäre es erwünscht, wenn war aus unserer eigenen Überzeugung heraus solche Verfügungen treffen könnten, die mit der allgemeinen Stimmung übereinstimmen.- Hoffentlich wer­den unsere Gesetzentwürfe solcher Natur sein. (Applaus und Eljenrufe.) Im Namen der Partei dankte Abg. Graf Johann Zichy dem Ministerpräsidenten für seine Ausführungen. Nach der Konferenz fand ein geselliges Parteimahl .statt, an dem auch Ministerpräsident Graf Károlyi teil­­nahm. - - SZENT MARGITSZIGET A Szanatóriumban: teljes ellátás fürdővel és gyógy­kezeléssel 15 pengőtől, a Nagyszállodában: szoba ellátással és fürdővel 12 pengőtől. Week-end egy személynek 20 pengő, kettőnek 35 pengő Zene. Telefon 206-20. Tánc. irSTiiTi^nr,-r-rv-fi-n-; -rez3T-m» täglich zehn, dreißig, hundert Leute ab, lächelt der Direktor. Und man sagt sich, wie anders man wohl in einem Hotel irgendeiner anderen europäischen Stadt empfangen würde, wenn man ein Monats­zimmer wünschte. Da wäre alles glücklich, zufrieden, begeistert, man könnte wählen ... Paris ist über­füllt. Paris? Nein. Die mittleren Hotels nur. Jenseits fünfzig Francs täglich bricht alles jäh ab, die Pa­läste haben die Preise gesenkt, von zweihundert auf hundertzwanzig Francs, vergebens, hier gibt es nur noch spärliche Besucher, und diese Reichsten fehlen sogar in Paris, sie scheinen eben überhaupt ver­schwunden zu sein. Sie hätten wohl auch die alten feinen Restaurants zu füllen, und da sich solcher Ersatz für die patinierte Vornehmheit der Franzosen nicht einstpllen will, mußten die Voisin und Henry und ihre Leidensgefährten den Kampf aufgeben. Zur selben Stunde aber staut sich die Menge in der Ausstellung. Man überschreitet eine Viertel­million Besucher im Tage— Nachts ankommende Fremde irren verzweifelt mit ihren Koffern durch die weite Stadt. Unabsehbare Reihen von Autotaxis fluten über weite Boulevards, das scheint nicht auf­zuhören. In mittleren Gasthäusern kaum noch Plätze zu erhalten. Die Industrie der Andenken wohl­feiler Art kommt gar nicht nach. Wer irgend kann und auch, wer nicht kann, läuft in diesem Jahre nach Paris, sucht der Erinnerung an sein heimi­sches Elend für einige Tage zu entkommen; je schlimmer sie cs zu Hause haben, desto mehr füllt sich Paris, desto dichter drängt sich gaffend und gierig die vielsprachige Menge um die Musikhallen und Varietes, staunt die dort gestellten Bilder an, die Girls, die auf verschiedene Art entkleideten Frauen, und in dieser Anziehung im Groben, beim Nach­lassen im Feinen verbindet sich heute Glanz und Elend von Paris. Paris, Ende September. ■...... i *■ 1 Donnerstag, 1, Oktober 1931 Nach dein französischen Ministerbesuch in Berlin. Berlin, 30. September. Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsaußen­minister Dr. Curtius haben an den französischen Ministerpräsidenten Laval und den französischen Außenminister Briand das nachstehende Telegramm gerichtet: »Für Ihr liebenswürdiges Telegramm aus Aachen bitten wir unseren besten Dank entgegen­zunehmen. Es war für uns eine große Genugtuung, Sie hier haben begrüßen zu können. Wir stimmen mit Ihnen aufrichtig im Wunsche überein, daß un­seren gemeinsamen Bemühungen ein voller Erfolg besehieden sein möge. Brüning, Curtius." (Wölfl.) Paris, 30. September. (U. T.-K.-B.) Der beute abgehaltene Miiiisterrat nahm den Bericht des Ministerpräsidenten Laval und des Außenministers Briand über die Berliner Verhandlungen züstimmend zur Kenntnis. Die Havas-Agcntur teilt im Zusammenhang mit die­sem Ministerrat mit, die französischen Mitglieder der deutsch-französischen Wirtschaftskommission werden. schon in der nächsten Zukunft ernannt werden. ÖSTERREICH. Verhandlung der Sanierungsvorlagc. (Telegramm des Pester Lloyd.) Wien, 30. September. Der Nationalrat trat heute nachmittags um 3 U-hr zu einer Plenarsitzung zusammen, in der . die Budget­­sanicrungsuqrlagc einer ersten Lesung unterzogen wurde. Nach Schluß der Haussitzung trat der Finanzausschuß zur Wahl eines Subkomitees zusammen, das seine Be­ratungen über die Sanierungs-vorlage sofort aufnahm und morgen fortsetzen wird. Morgen tritt der Nationalrat neuerlich zu einer Sitzung zusammen, in der eine dringliche Anfrage der Sozialdemokraten über die Vorgänge am Putsch-Sonntag des 13, September und insbesondere die Methoden der Untersuchung gegen die Heimwehrführer zur Erörterung gelangen werden. Freitag hält der Nationalrat eine dritte Sitzung ab, die den Bericht des Finanzausschusses über die Sanierungsvorlage zur Tagesordnung hat. Man rech­net in parlamentarischen Kreisen damit, daß Dr. Buresch doch eine Mehrheit für die Sanierungsvorlage zusammen-, bringt. Wien, 30. September.­(Wiener Amtliche Nachrichtenstelle.) In den Abend­stunden sammelten sich vor dem Parlament während der Beratung des Budgetsanieruingsgesetzes größere Gruppen an, unter denen sich viele Kommunisten befanden. Da die Menge der Aufforderung der Polizei, sieh zu zer­streuen, nicht nachkam, ging die Polizei energisch vor und überstellte etwa 40 Personen der Wachstube. \ -------------— DEUTSCHLAND. ' Die Lohntarifkündigungen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 30. September. Die Tarifkühdigungch nehmen immer größeren Umfang an. Heute hat auch der Verband der Berliner Metallindustriellen den Lohntarifvertrag zum 31. Oktober gekündigt. Durch diese Kündigung werden rund TÍ4.00Q Metallarbeiter betroffen. GROSSBRITANNIEN. Das Spargesetz vom Oberhaus verabschiedet. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 30. Septembei. Das Oberhaus trat heute in die zweite Lesung des Spargesetzes der Regierung ein, wobei Lord Reading das Oberhaus um die Annahme des Gesetzentwurfes ersuchte, der für die Behebung der Finanzkrise der Regierung Sondervollmachten einräumt. Lord Reading versicherte, er würde hie ein solches Gesetz vorgelegt haben, wenn die Behebung der Finaazkrise auf andere Weise möglich ge­wesen wäre. Der Führer der Opposition, Lord Parmoor, wandte sich heftig gegen den Gesetzentwurf, wobei ei­der Regierung das Recht absprach, -sich eine nationale Regierung zu nennen, da sie alle Arbeiterabgeordneten geschlossen gegen sich habe. Das Oberhaus nahm die Sparvorlage in zweiter Lesung mit 67 gegen 8 Stimmen an. Sodann wurde die Vorlage auch in dritter Lesung angenommen, worauf die könig­liche Sanktionierung verkündet und die Vorlage zur. Gesetzeskraft erhoben wurde. Bevorstehende Parlamentsvertagung. London, 30. September. Macdonald meldete heute ii» Unterhausei das Haus werde am Mittwoch nächster Woche seine Sitzungen ver­tagen. Auf die Frage Hendersons, ob diese Vertagung, zu­gleich das Ende der Session bedeute, erteilte Macdonald keine Antwort. London, 30. September. Staatssekretär für Äußeres Lord Reading erklärte, das Oberhaus werde sich wahrscheinlich am Mittwoch nächster Woche vertagen. Ein Antrag im Interesse der Aufrollung des Kricgs­­schuldenproblems. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 30. September. Die Regierung wurde heute im Unterhause darüber befragt, ob sie im Hinblick auf die nachteiligen Aus­wirkungen der Kriegsschulden- und Reparationszahlungen auf den Welthandel an die Regierungen aller Länder mit dem Vorschlag heranzutreten gedenke, das Kriegs­schulden- und Reparationsproblem vom internationalen■ Gesichtspunkte aus vollständig neu aufzurollen und zu regeln.

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