Pester Lloyd - esti kiadás, 1931. október (78. évfolyam, 222-247. szám)

1931-10-01 / 222. szám

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Blau, Boros, Braun, Győri & Hagy, Haasanstein & Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető-iroda, Julius lenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Nach?. A.-G.. Wien. Wollzeite 16; für das sonstige gesamte Ausland: Rudolf Mossa A.-G, Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 36 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt lo Heller. — Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria-ucca 12. Telephon der Administration: 849-00 78. Jahrgang. Budapest, Donnerstag, 1. Oktober 1931. Nr. 222 Auslandschau. — 1. Oktober. — Ismcd Paschas Reise nach Budapest und Athen. Wie aus Ankara gemeldet wird, hat Minister­präsident Isméd Pascha gestern abend die Reise nach Budapest und Athen angetreten. Der Chef der türkischen Regierung kommt nach der ungarischen Hauptstadt, um den Besuch des Grafen Stefan Bethlen in Ankara zu erwidern und die Bande aufrichtiger Freundschaft, die zwischen der Türkei und Ungarn bestehen, noch enger zu knüpfen. Die ungarische Öffentlichkeit erwartet den türkischen Ministerpräsidenten nicht bloß mit der höflichen Zuvorkommenheit, die dem führenden ver­antwortlichen Politiker eines befreundeten Staates gebührt, denn Isméd Pasclia wird in Budapest eine wanne und herzliche Aufnahme finden, die sich nicht auf die offiziellen Kreise beschränkt, alle Schichten des ungarischen Volkes werden ihn nnt offenen Ar­men empfangen und Isméd Pascha wird sich über­zeugen können, daß unsere Freundschaft für die Türkei sich nicht nur auf Worte beschränkt, sondern daß diese Gefühle auch tief in unseren Herzen ver­ankert sind. Vor seiner Abreise aus Ankara hat Isméd Pascha einen Mitarbeiter des Türkischen Tel.-Bureaus emp­fangen und ihm folgendes erklärt: — Ich werde in Budapest die aufrichtige Sym­pathie des türkischen Volkes für die ungarische Na­tion zum Ausdruck bringen. Zwischen den beiden Ländern bestehen keinerlei Interessengegensätze. Wir alle wünschen, daß die zwischen unseren Staaten bestehenden wirtschaftlichen Verbindungen den ge­genseitigen Interessen entsprechend noch mehr- ver­tieft werden. Ich hoffe, daß die materiellen und wirt­schaftlichen Ergebnisse der gegenseitigen Annäherung sich von Tag zu Tag bessern werden. — Während meines Besuches in Athen — er­klärte ferner Isméd Pascha — will ich sämtliche, zwischen der Türkei und Griechenland noch unbe­­reinigt gebliebenen Fragen zur Lösung bringen. Zwischen beiden Völkern herrscht nach den langen Kämpfen aufrichtige Freundschaft, und Griechen und Türken leben heute in gutnachbarlichen Be­ziehungen. Die durch den Vertrag von Ankara ge­schaffene Lage hat eine vollständige Harmonie zwi­schen beiden Völkern herbeigeführt, die durch die bestehende Interessengemeinschaft noch mehr erhöht wird Wir sind bestrebt, die Gefühle der gegenseitigen Freundschaft und des Vertrauens noch mehr zu ver­tiefen. Ich bin überzeugt, daß unsere aufrichtige An­näherung wesentliche wirtschaftliche und moralische Ergebnisse zeitigen wird. Für deutsch-französische Zusammenarbeit. Anläßlich der deutsch-französischen Konferenz in Berlin haben die deutsche und die französische Organisation der Europäischen Zollvereine einen Aufruf erlassen, der den Regierungen, Parlamen­tariern, Handels- und Landwirtschaftskammern, Wirtschafts- und anderen Vereinigungen, wie der ganzen öffentlichen Meinung beider Län­der den Beschluß in Erinnerung rufen soll, der einstimmig vom ersten Kongreß für die europäische Zollunion gefaßt worden ist. Diese Konferenz hat in Paris im Ministerium des Äußern am 30. Juni und 1. Juli 1930 unter dem Vor­sitz des Senators und Ministers a. D. Yves Le Trocquer und unter dem Ehrenvorsitz des Außen­ministers Aristide Briand, des Handelsministers P.-E. Flandin und des Landwirtschaftsministers Fernand David stattgefunden und nach Billigung eines gemeinsamen Berichts, der für den französi­schen Verein von dessen Generaldelegierten Lucien Coquet und für den deutschen von dessen Vorsitzen­den Dr. Stern-Rubarth abgegeben worden war, die Forderung aufgestellt, „daß eine ständige deutsch-französische Konfe­renz schnellstens von den beiden Regierungen einbe­­rufen würde“. In der Erwägung, daß der Zusammentritt einer solchen Konferenz, die grundsätzlich seit der Ver­öffentlichung des vorstehenden Beschlusses von her­vorragenden Staatsmännern und Sachverständigen beider Länder, sowohl in Paris wie in Berlin emp­fohlen worden ist, eine beträchtliche sofortige Wir­kung zugunsten der endgültigen Schaffung von Ver­trauen, der Grundlage jeder wirtschaftlichen und finanziellen Gesundung Europas haben wird, und unter dem Eindruck der erfreulichen Nachricht, daß die Schaffung eines deutsch-französischen Wirt­­schaftskomitees von den beiden Regierungen be­schlossen wurde, schlägt der obgenannte Aufruf vor: ,,Daß dieses Komitee anläßlich der zweiten deutsch-französischen Konferenz in Berlin begründet werde, um zu einer praktischen Anwendung der entsprechenden Empfehlungen des Völkerbundes und der europäischen Zollvereine zu gelangen, ferner daß dieses deutsch-französische Wirtschaftskomitee mit dem gemeinsamen Wunsche, zu sofortigen Er­gebnissen zu gelangen, auf seine Tagesordnung setzen möge: 1. daß zur Behebung der Arbeitslosigkeit ein deutsch-französischer Industrie- urul Finanzplan für öffentliche Arbeiten zur Anwendung gelange, der in Frankreich und den französischen Kolonien verfolgt werden sollte; 2. daß in Übereinstimmung mit dem Bericht des Koordinationskomitees des Europa-Ausschusses das deutsch-französische Wirtschaftkomitee alle notwen­digen Unterlagen zusammenfassen möge, die eine fortschreitende Herabsetzung der Zölle betreffen, wobei die Wirtschafts- und Finanzgesetzgebung der beiden Länder zu beachten ist. Sitzung des 33er Landesausschusses. Im 33er Landesausschuß ist heute das in der Vor­woche gegebene Expose des Ackerbauministers Ivády zur Verhandlung gestellt worden. Zur Sitzung waren von sei­ten der Regierung Ministerpräsident Graf Károlyi, Acker­­bauniinister Ivüdy und mehrere Staatssekretäre erschienen. . Dr. Karl Schandt, der erste Redner, ersuchte zunächst den Ackerbauminister, die Verwaltungsbehörden anzu­­weisen, die gegen die Klcinlandwirte gerichteten unbegrün­deten und brutalen Krcditlrihidiyungen zur Kenntnis der Gcldinstitutszcnt rate zu bringen, die derartige Fälle stets zu ahnden weiß. Die Ernteschätzung, führte der Redner weiter aus, scheint mir optimistisch zu sein. Ich würde mich einer späteren Preisbesserung freuen, die, da nun­mehr das russische Dumping aufgehört hat, nicht aus­geschlossen ist, ich glaube aber, daß wir uns nicht in Prophezeiungen einlassen sollen. Die Regirung müßte die Getreideausfuhr, für die die Verträge mit Italien, Öster­reich und Frankreich Möglichkeit bieten, durch permanen­ten diplomatischen Verkehr mit den betreffenden Ländern sichern. Was die Zukunft betrifft, muß die Produktion von Qualitätsgetreidc mit größtem Eifer fortgesetzt wer­den. Auf die Viehzucht sollte die Regierung größtes Ge­wicht legen. Infolge der rumänischen Konkurrenz er­litten die transdanubischen Viehmärkte einen empfind­lichen Niederbruch, wiewohl auf den italienischen Märk­ten sicherlich noch große Mengen von Schlachtvieh abge­setzt werden könnten. Wegen der Konkurrenz das ameri­kanischen Fettes würde eine Ermäßigung der Zölle für Fettschweine in Ungarns Interesse liegen. Dank der Kredit­aktion für die Kleinviehzucht hat sich der ungarische Ge­flügelexport bedeutend gehoben. Hier eröffnen sich der heimischen Landwirtschaft verheißungsvolle Perspektiven, namentlich in bezug auf Deutschland. Die Getreideinter­vention hat der ungarischen Landwirtschaft vierzig bis fünfzig Millionen Pengő getragen, dadurch, daß die Futura die Getreidepreise während des ganzen Jahres auf einem höheren Niveau zu halten ver­mocht hat. Es wäre die größte Ungerechtigkeit, die Fu­tura wegen dieser Intervention anzufeinden, da sic ja die Käufe und Verkäufe im staatlichen Auftrag vomahm und für die Differenz eigentlich der Auftraggeber verantwort­lich ist. Indessen wäre die Differenz unbedeutend gewe­sen, wenn das Getreide noch im Mai verkauft worden wäre, doch hat die Regierung wohl damit gerechnet, daß infolge der schlechten Ernteaussichten im Sommer bessere Preise zu erzielen sein würden, und daß dann die Inter­vention, die die Futura korrekt durchgeführt hat, ohne Draufzahlung werde abgewickclt werden können. Statt der Erzeugung von Weintrauben müßten die Weinprodu­zenten zur Produktion von Tafeltrauben übergehen. Der Ackerbauminister sollte die Kleinlandwirte unterstützen, damit sie während der Winterszeit Vorbereitungen für die Züchtung einheitlicher Obstsorten treffen könnten. Ungarn ist das einzige Land, in dem bisher der Kartoffel­krebs nicht aufgetreten ist. Dieser Umstand müßte auf den Exportmärkten ausgenützt werden, indem wir mehr Speisekartoffeln erzeugen. Es würde sich zwecks För­derung des Agrarexports lohnen, Opfer zu bringen, weil die landwirtschaftliche Ausfuhr die sicherste Basis unse­rer Valuta bildet. Graf Ladislaus Somssich führte etwa folgendes aus: Die Land Wirtschaft erwartet von der Regierung ein Wirt­schaftsprogramm, weil die Sanierung der Landwirtschaft genau so wichtig ist, wie die Sicherung des Gleichgewichts im Staatshaushalte. Die staatlichen Einnahmen können nur dann gesteigert werden, wenn die Rentabilität der Landwirtschaft wieder hergestellt ist. Die Achse der Ex­portmöglichkeiten der Landwirtschaft bilden die Handels­verträge. Bedauerlicherweise zieht Ungarn in der Durch­führung dieser Verträge stets den Kürzeren, weil die Ver­träge entweder gekündigt werden oder aber Ungarn ge­zwungen wird, Konzessionen zu machen. Der deutsche Vertrag funktioniert bisher in keiner Weise. Die gesamte Geschäftsführung der Futura müßte vor den 33er-Aus­schuß gebracht werden. Es kann nicht gebilligt werden, daß der Staat durch dieses Organ unter Aufwand von staatlichen Geldern Konkurrenz den agrarischen Handels­organisationen mache, die sohon seit Jahrzehnten unter der Ägide des Aokenbanminlsters bestehen. Von Österreich müßte innerhalb des Rahmens eines Fettkontingents von 200 Waggon eine Präferenz erwirkt werden. Die Produk­tion von Mais und Futtermitteln müßte kraftvoll gesteigert werden, zugleich aber sollte die Regierung die Ausfuhr für die auf diese Weise zu steigernde Viehausfuhr sicher­­steilen. Die Zollfreiheit für gewisse Qualitäten von Wolle müßte aufgehoben werden, um der heimischen Woll­­próduktion auf solche Weise unter die Arme greifen zu köunen. Die landwirtschaftliche Produktion kann nur dann mngestcllt werden, wenn die Märkte für die neuer­dings zu produzierenden Pflanzen vorerst sichergestellt werden. Sonst wäre das Risiko übermäßig groß.. Die Reisproduktion ist mit allen Mitteln zu fördern und die Zollfreiheit für geschälten Reis aus diesem Grunde auf­zuheben. Die Landwirtschaft betrachtet das Expose des Ackerbauministers bloß als einen Vorschuß auf das eigentliche Wesen der Saoh-e, d. in auf die Bekannt­machung der Verfügungen, durch die die Regierung die Rentabilität der Landwirtschaft zu steigern wünscht. Graf Anton Sigray nahm das Expose des Ackerbau­­ministers zur Kenntnis, gab jedoch seinem Bedauern Ausdruck, daß die Regierung kein umfassendes Wirt­schaftsprogramm zu haben scheint, was auch im Exposé des Ackerbauministers in Erscheinung trete. Es ist zu befürchten, sagte er sodann, daß die Regierung, die im Bereiche ihrer Steuerpolitik den Ausschuß stets vor einen kategorischen Imperativ gestellt hat, dies in bezug auf ihre Wirtschaftspolitik nicht tun wird, aus dem einfachen Grunde, weil sie keine entsprechenden Projekte für die Zukunft hat. Säe wird sich wohl in Versuchen erschöpfen, was nicht besonders verheißungsvoll ist, schon weil diese Experimente auch schlecht endigen könnten. Jedenfalls gereicht es der Landwirtschaft zur Beruhigung, daß der Ackerbauminister versprochen hat, im Interesse der Land­wirtschaft alles äufzubicten. Was die Einzelheiten betrifft, so könnte die Regierung die Landwirte vielleicht im Ver­ordnungswege ermächtigen, einen beliebigen Teil ihrer Getreideernte auf eigene Kasten, aber unter entsprechen­der Kontrolle, zu denaturieren. Diese Getreidemengen könnten Gegenstand des freien Verkehrs bilden, bzw. ohne Boilette in Verkehr gebracht werden. Eine solche Verordnung hätte große Vorteile. Es würde der beträcht­liche Preisunterschied zwischen Brot- und Futtergetreide aufhören, weil Futtergerste, Hafer und Mais zum Preise von 13 bis 14 Pengő notiert werden, während der Weizen pro Meterzentner ab Aufgabestation derzeit etwa 7 bis 9 Pengő kostet. Bekanntlich war die Gerste- und Haferernte sehr schwach. Der Futtermittel­bedarf kann nicht befriedigt werden; weil Hafer und Gerste teuerer sind als Weizen, wird eine Nachfrage nach denaturiertem Weizen entstehen, der ja noch immer billi­ger ist; die wachsende Nachfrage nach Hafer, Gerste und Mais würde sich in einer Preissteigerung des Getreide­­weizens kundgeben. Außerdem könnte durch die freie Denaturierung von Weizen der Maisimport auf ein Mini­mum reduziert werden. Da die diesjährige Maisernte erst gegen Mitte Dezember wird verfüttert werden können, sind ■wir bis dahin auf beträchtlichen Maisimport angewiesen. Wird aber die Denaturierung, beziehungsweise Verfüt­­terung des Weizens schon jetzt ermöglicht, so könnten die Landwirte bis Mitte Dezember statt Mais denaturierten Weizen verfüttern, und wir wären mithin nicht darauf angewiesen, bis Mitte Dezember Mais zu importieren. Jeder Waggon denaturierten Weizens würde eineu Waggon Gerste, Hafer oder Mais überflüssig machen, woraus zumindest theoretisch hervorgeht, daß durch die Denaturierung eines Waggon Weizens der Export eines Waggons Gerste, Hafer oder Mais möglich wird, weil die letzteren Getreidearten durch den denaturierten WÄzeu ersetzt werden können. Da wir aber statt des billigeren Weizens teuerere Gerste, Hafer oder Mais exportieren könnten, würden wir zweifelsohne für diesen Export größere Mengen von Valuten erhalten. Dies alles ist aber möglich, wenn die Regierung dafür sorgt, daß die not­­leidende Bevölkerung rechtzeitig mit Saatgut und Brot­getreide versehen wird. Die diesbezüglichen Erklärungen des Ackerbauministers haben die Landwirte in großem

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