Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. november (78. évfolyam, 249-272. szám)

1931-11-03 / 249. szám

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Manuskripte werden nicht zurückgesteFlt Telephon dor Redaktion: 848-20.FESTER LLOYD MORGENBLATT B lnseratenaufnähme: ln Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen­­ßureaus: Baloph Sándor, i.Blockner. i.Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győrt & Nagy, riaasenatein A Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Nlagy. hirdető-iroda, Julius Tenzer, Uray. UcneralVertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Naohf. A.-G.. Wien, Wolizeile 16 ; für das sonstige gesamte Ansland: Rudolf Hőssé JL-G. r.inxelntimmer für Budapest und für ■jie Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 18 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt lo Heller. — Für Oesterrelolc Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. A4«. :V.,H4riaVal*rla-uooal2. Talapben der Admhilstrttion: 849-00 Budapest, Dienstag, 3. November 1931« Nr. 249 78. Jahrgang. Zum Ergebnis der englischen Wahlen. Vorn Grafen ALBERT Al’PONTL Budapest, 2. November. Ei« Wahlsieg, wie es jener der englischen nationalen Konzentration ist, löst zunächst in allen beteiligten Parteien, aber auch in den Reihen der bloßen Beobachter eine abnorme Stimmung aus. Jauchzende Zuversicht bei den Siegern, Erbit­terung oder Entmutigung, oder auch beides bei den Besiegten, und Vorherrschen des dramatischen Ein­druckes bei den Zuschauern. Auch unter diesen, den Ausländern, finden sich manche, die, in ihren Gefühlen durch weltanschauliche Motive beeinflußt, sich mit­freuen oder mittrauem. Eine völlig objektive Ab­schätzung ist erst zu erwarten, bis diese abnormen Anfangsstimmungen abflauen und die Entwicklung der Ereignisse die wirkliche Bedeutung und Trag­weite dos blendenden Geschehnisses erkennen läßt. Je eher man aber zu solcher nüchternen Auffassung gelangt, desto besser. Auch gibt es Folgewrrkungen, die man vom Fleck weg voraussehen und ihre Trag­weite annähernd ermessen kann. Von diesem Stand­punkte möchte ich mich mit dem englischen Wahl­­resultat befassen. Vor allem seien die Glanzseiten hervorzuheben, derm sie enthalten viel des Lehrreichen. Wohl sel­ten sind Wahlen im Zeichen so leidenschaftlicher Erregung der Massen verlaufen; wohl niemals war der Einsatz für die führenden Persönlichkeiten so groß, und niemals waren größere wirtschaftliche Interessen der führenden Klassen im Spiele. Den­noch gab es bei voller Freiheit der Agitation keine Exzesse (außer zwei geringfügigen, von der lokalen Polizei sofort unterdrückten kommunistischen Ordnungsstörungsversuchen), und nicht einmal ein Versuch unberechtigter Beeinflussung politischer und sozialer Natur konnte wahrgenommen werden. Solches ist in England heute unmöglich. Die Folge davon ist, daß niemand, auch die unterlegenen Par­teien nicht, die Aufrichtigkeit und moralische Gül­tigkeit des Wahlresultates in Zweifel ziehen kann. Inmitten der tiefsten Erbitterung der unterliegenden Partei wird keine Stimme laut, die in dieser Rich­tung auch nur den geringsten Zweifel, die leiseste Klage hören ließe. Daher fühlt jeder die Pflicht, sich zu fügen; er mag das Resultat als Verirrung des Volkes empfinden, die Erneuerung des legalen Kampfes vorbereiten, was ja sein gutes Recht ist; aber die Aufrichtigkeit der Äußerung des Volks-willens und daher seine nicht bloß formale, sondern auch moralische Gültigkeit versucht niemand anzu­fechten. Welche stärkere Bürgschaft der Ordnung und Legalität kann man sich vorstellen? Glück­liches Land, wo Freiheit Basis deT Autorität ist und die konservative Mission der Demokratie sich be­tätigen kann. Dann aber betrachte man diesen imponierenden Zusammenschluß aller bürgerlichen Parteien, dem bloß Lloyd George und seine wenigen Getreuen sich femhalten zu müssen glauben, aber auch vieler der besten Männer unter den Sozialisten, um die Fahne nationaler Verteidigung gegen imminente innere Ge­fahren und die Gefolgschaft, die zwei Drittel der Wählerschaft ihm leistete. (Ich sage zwei Drittel, indem ich nicht die Parlamentssitze, sondern die abgegebenen Stimmen zähle, von denen auf die Regierungskoalition rund 14, auf die Opposition 7 Millionen entfielen.) Über die Mittel der Abwehr konnte im einzelnen noch keine völlige Übereinstim­mung erzielt werden, aber die Empfindung, daß es so nicht weiter gehe, daß Großes, Entscheidendes geschehen müsse, um den Verfall Englands aufzu­halten. war ausschlaggebend, sowie die Zuversicht, daß der Zusammenschluß der besten Männer des Landes die Mittel gewiß finden werde. Die Zu­kunft freilich hängt davon ab, daß dieses Vertrauen gerechtfertigt werde; aber momentan hob es sich als eine gigantische Sturzwelle aus dem Ozean des Massenempfindens empor, eine Sturzwelle des Patriotismus in seinem reinsten, ergreifendsten Aus­druck. Whs nun die politischen Folgen dieses so impo­nierend wirkenden Ereignisses betrifft, so können selbst genaue Kenner der englischen Verhältnisse sich nur in Vermutungen ergehen, sofern die Frage in Beziehung auf England gestellt wird. Der Freu­dentaumel des Sieges kann die Beteiligten nicht über die Schwierigkeiten einer Koalitionsregierung und Koalitionsmchrheit hin wegfäuschen. Wir in Ungarn haben diesbezüglich einige Erfahrung nicht gar so alten Datums, und ich gehöre zu denen, die es am unmittelbarsten verspürt haben. Auch bei uns zog im Jahre 1906 eine siegreiche Koalition nach wirk­lich ganz reinen Wahlen in ein Abgeordnetenhaus, wo keine nennenswerte Opposition war; ich batte schon damals Erfahrung genug, um m meinem Innern über diesen Umstand zu seufzen, und bald zeigten sich Risse und Sprünge in dem stolz aus­sehenden politischen Gebilde; nach drei Jahren reif­ten die Dinge zum Zusammenbruch. Nun hat die jetzige siegreiche Koalition in England nicht mit den Laval mitgeführt worden zu sein und nicht als Teil des französischen Ruhmes in Amerika erscheinen zu dürfen. Die Liste ist bunt; sie umfaßt Männer und Frauen jeden Alters, Staatsmänner und Marschälle, Sportleute und Erfinder, Schauspieler und Musiker und vor allem Schriftsteller. Dennoch bleibt zu be­fürchten, daß in sehr viel Fällen die jungen Studen ­ten und Studentinnen der Union nicht genau wissen werden, was denn der Mensch Großes geschaffen habe, dessen Bild da vor ihm an der Wand hängt, umrahmt von Worten einer ihm unverständlichen Sprache. Das ist zu bedauern, denn einige der An­merkungen sind sehr hübsch. André Maurois, den die amerikanischen Universitäten wohl unter allen Franzosen am besten kennen dürften, schreibt: „In einer Debatte besteht die Schwierigkeit nicht darin, seine Meinung zu verfechten, sondern sie zu er­kennen.“ Ebenso unpathetisch und selbstironisch spricht René Benjamin: „Den .Studierenden Kali­forniens biete icli diesen Kopf. Was steckt drinnen? Wenig. Was gibt es ringsum? Die Welt. Junge Leute, verliert nicht Euere Zeit, den Kopf anzu­­sehen, betrachtet lieber die Welt!“ Frangois de Groiset: „Für die Frauen hat eine Idee immer ein Gesicht.“ Die Sorge um den Frieden ist in vielen Widmungen sehr verschieden formuliert; so sagt Tristan Bernard: „Vor dem Krieg hatte man den Krieg schlecht vorbereitet; während des Krieges hat man den Frieden schlecht vorbereitet.“ Und Roland Dorglelés: „Wird ein fortgerückter Grenzstein eine Mutter hindern, zu weinen?“ Louis Barthou: „Mit dem Verstand kann man den Frieden vorbereiten, aber nur mit dem Herzen ihn machen,“ Diese und ähnliche Äußerungen sollen den Amerikanern zeigen, wie aufrichtig Frankreich den Frieden wünscht; denn diese Photographien und Äußerungen sind selbstverständlich als Propaganda Frankreichs bei der amerikanischen Jugend gedacht, Schwierigkeiten zu kämpfen, deren wir nicht Herr werden konnten und auf die ich hier nicht eingehen will. Auch würde ihre Auflösung nicht in das Ghaos führen, das damals bei uns dem Sturz der Koalition folgte; denn die eine der koalierten Parteien verfügt ja dort für sich allein über eine tragfälhige, in sich geeinigte, imponierende Majorität Aber die großen Hoffnungen, die sich heute an die Koalition knüpfen und die eine so beispiellose loyale Volkserhebung hervorgerufen haben, die gehobene Stimmung, die die glatte Durchführung einschneidender Maßregeln erleichtert, würden denn doch dem fahlen Grau der Alltagsstimmung weichen, und der Rückschlag wäre dann unausbleiblich. Das WÜederauferstehen der liberalen Partei, als aussichtsvolle Opposition, ist leider sehr unwahrscheinlich; der Rückschlag käme wohl der Labourpartei zugute, deren jetzige Wahl­niederlage in ihren Nachwirkungen nicht nach der Zahl der jetzt erworbenen Mandate, die zum Teil den Mängeln der englischen Wahl kreiseln tei­­lurng entspringt, sondern nach der Stimmen­­zahl, die sie erreichte. einzuschätzen ist, d. h. auf 7 zu 14 Millionen. Gewiß ein starker Rück­gang, aber nicht das, was man im Überschwang dos Augenblicks als „Vernichtung" bezeiebnete. Es wäre ein verhängnisvoller Irrtum, eine verlorene Hauptschlacht des Sozialismus als Entscheidung des Feldzuges zu betrachten. Es kommt für das weitere Ringen der Anhänger und der Gegner der heutigen sogenannten kapitalistischen Gesellschafts­ordnung (— ich sage: sogenannt, weil dieser Begriff in einer solchen Umwandlung begriffen ist und sein muß, wenn er sich überhaupt behaupten will — wie es die alten Schlagworte: konservativ — liberal schon seit langem sind —), also: in dean weiteren Ringen der sozialen Parteien kommt alles darauf an, daß die jetzt siegreichen Vertreter dies bürgerlichen Gedankens den Massen solche Resultate auf dem Gebiete der wirtschaftlichen Erholung und des sozialen Fortschrittes zu bieten vermögen, die dem praktischen Sinn der Bevölkerung den Eindruck beiibringen, daß es so besser und sicherer gehe, als auf dem Wege des Experimentier eins mit unerprob­ten Theorien. Dieser Wahlsieg ist nicht eine Ermuti­gung zu reaktionären Maßregeln, sondern ganz im Gegenteil: ein Mandat zur Bewerkstelligung des Fortschrittes, zur Förderung der Evolution, die allein der Revolution Vorbeugen kann. Sehr viel hängt auch davon ab, wie die Labour- Partei auf die Niederlage reagiert; ob sie daraus die Lehre zieht, ihre Politik den Anforderungen der Wirklichkeit besser anzupassen, oder ob die extre-Ist sie wirksam? Darüber kann man recht ver­schiedene Anmerkungen in Pariser Zeitungen lesen. An sich scheint der Einfall scharmant; was kann ein Land Besseres an eine fremde Jugend sen­den als die besten Könner und Könnerinnen, die Vertreter seines Geistes und seiner Sendung? Die Mischung war weitherzig genug; sie vereinigt eine Tennismeisterin wie Suzanne Lenglen mit dem Autokönig Citroen und dem feinen dunklen Paul Valéry, der sich beschränkt hat, zu lehren: „Schrei­ben heißt Können.“ Gewiß beweist es nichts gegen die Photographien, daß die jungen Amerikaner ver­mutlich sehr oft gar nichts über Lebensleistung und Wirksamkeit der 150 französischen Prominenten aussagen könnten; das wird wohl auch für alle an­deren Völker gelten. Würde heute der Versuch ge­wagt und irgendein junger Mensch gefragt, er solle 150 Namen von wesentlichen Vertretern eines an­deren Volkes aufzählen und gar noch von jedem Bescheid wissen, worin seine Bedeutung liegt, so würde wahrscheinlich unter Hunderttausenden kaum einer sich finden, der die Probe bestehen könnte. Frankreich begnügt sich, seine Visitenkarte abzugeben, und es illustriert sie mit den Zügen be­rühmter Persönlichkeiten. Wenn bemerkt wird, es wäre besser gewesen, die Bilder nicht auf die Köpfe zu beschränken, sondern ganze Gestalten zu geben, so wird man entgegnen, daß doch wohl der Kopf und nicht die Farbe eines Kleides, oder der Schnitt eines Mantels das Wesentliche war. Und wenn an­dere sich beklagen, die Gesichter seien oft zu alt und nicht schön genug, so klingt eine solche Einwendung sonderbar. Hier werden die Köpfe von Menschen gezeigt, die sich gemüht haben im Kanijjf mit dem Leben, die ihr Werk großenteils schon vollbracht haben, und von all dem sind die Spuren in ihren Gesichtem, darin liegt das Anziehende und Auf­schlußreiche. Wer Augen hat, der kann in diesen Zügen lesen, dem sagen Falten, Müdigkeit, Lächeln, Verbitterung, Hochmut, Eitelkeit, die sich nicht Feuilleton, 350 Kilo Gesichter. Wie Laval französischen Ruhm exportierte. Von LUDWIG BAUER (Paris). Als Ministerpräsident Laval aus Amerika heim­kehrte, war sein Gepäck um 350 Kilogramm leichter. Hünn die geräumigen Kisten fehlten jetzt, mit denen er die Reise antrat. Die Kisten mit Photographien. Es waren nicht Ansichten von Naturschönheiten und geschichtlichen Sehenswürdigkeiten, sondern diese Photographien umfaßten das Genie oder doch mindestens den französischen Ruhm von heute. Zuerst wollte man die Bilder von hundert der be kanntesten Franzosen und Französinnen der Gegenwart den hohen Schulen der Ver­einigten Staaten spenden; sie sollten dort in den Lese- und Gesellschaftssälen verteilt wer­den, und da es zumeist an Räumen in amerikani­schen Universitäten nicht fehlt, dachte man sogai an eigene französische Salons. Aber das wäre doch wohl zu kostspielig und anspruchsvoll geworden Es stellte sich heraus, als man die Propaganda vei wirklichte, daß hundert Personen zu wenig seien, um auch bloß ein verkleinertes Abbild von allem zu geben, was Frankreich an interessanten oder doch notorischen Persönlichkeiten besitzt. Es gab manche, die sich beschwerten, wenn man sie aus gelassen hätte, und so kam man zur Zahl von 150 Eine jede dieser Persönlichkeiten mußte ihr Kopf­bild geben und eigenhändig einen Spruch beifügen Vierzehnmal, denn 2100 Photographien bedeuten den Formats überbrachte der französische Minister­präsident, und diese Gesichter wogen zusammen wie die zahlenfreudige amerikanische Statistik fest­stellt, 350 Kilogramm. Dabei wird es einige Tausend geben, die in Frankreich entrüstet sind, nicht von

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