Pester Lloyd - esti kiadás, 1932. január (79. évfolyam, 1-24. szám)

1932-01-02 / 1. szám

PREIS DES ABENDBLATTES im Einzelverkauf 10 HELLER Aoonuement; Für Buiiapest: mit täglich zweimalige! Zustellung und für das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 F, monatlich 6.40 F. Für das Horgenblatt allein vierteljährlich II F, monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 F Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel» jährlich 1 Pengd zu entrichten. Für Wien such durch Herrn. Goid3chmidt, Für cias Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen «ü Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Manuskripte werden nicht zurückgestellt. Telephon der Redaktion • 848-20.PESTER LLOYD ABENDBLATT lUäeraieiiauiiialJLiue; m Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus Balogh Sándor i. Blockner . Blau Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy' Haasensteln & Vogler, Ludwig Hegyi, Slmor Klein. Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdetö-iroda, Julius lenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Nacht. A.-G.. Wien WoUzeflc 16; für das sonstige gesamta Ausland: Rudolf ISosse A*-G. Klnzeinammer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen j.6 Heller, an Sonn.agen 32 Hellem Abendblatt lo Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Adat.: VM Mária Valérie-uooa IS. Telethon rter Administration: 840-09 79. Jahrgang. Budapest, Samstag, 2. Januar 1932. Nr. 1 Das politische Neujahr. Budapest, 2. Januar. Anläßlich der Neujahr sc m plan ge kam es in Un­garn zu wichtigen Kundgebungen des Staatsober­hauptes und des Ministerpräsidenten. Der Reichs­verweser betonte in seiner Antwort auf den Neu­jahrsgruß des Doyens des diplomatischen Korps, daß die Aufgabe der Bekämpfung der wirtschaftlichen L und Finanznot weit über den Rahmen einer nalio­­■ aalen Sache hinausgewaclisen sei und heute I das Brennendste aller internationalen Probleme dar- W£He. Mit Recht konnte er hinzufügen, daß einzig Rie vereinten Anstrengungen aller Völker und aller p Regierungen einen Erfolg dieses Kampfes gegen die dro­hende Weltkatastrophe zu verheißen vermöchte. Das Staatsoberhaupt Ungarns befand sich in dieser Hin­sicht in voller Übereinstimmung mit dem deutschen Reichspräsidenten liindenburg, denn auch dieser er­klärte beim Neujahrsempfang, daß die Gesundung der Wirtschaft und der Finanzen in der Weit nur durch das verständnisvolle Zusammenwirken der Regierungen ermöglicht werden kann. Ministerpräsident Graf Julius Károhji betonte in seiner Neujahrsansprache, daß die Regierung, unbe­kümmert um Popularität, im Bewußtsein ihrer schweren Verantwortung darauf bestehen müsse, in erster Reihe durch Sickerung des Budgetgleichge­­wichts die Kontinuität des Wirtschaftslebens, die Wahrung des Landeskredits, die Werbeständigkeit des Pengő und die Vermeidung der Inflation zu sichern. Zu diesem Ende mußten dem ganzen Volke schwere und sogar schmerzliche Opfer abverlangt . werden, aber diese Opfer müssen eben getragen wer­den, weil ansonsten der Kampf für d’e Rettung der » Nation aussichtslos wäre. Graf Julius Károlyi legte L daher auch der Einheitspartei ans Herz, alle Rück­sichten auf Volkstümlichkeit in die Schanze zu schla­fen und lediglich das Lebensinteresse des schwer für sJfcnen Fortbestand kämpfenden Staates im Auge zu bemalten. Der Ministerpräsident wandte sich in sei­­,,,.r\lrde aber nicht bloß an die parlamentarische Gefolgschaft der Regierung; er appellierte auch an den vaterländischen Sinn derer, die „nicht hinter der R \ierung stehen<:. Von ihnen erwarte er, daß sie die Vtettungsarbeit der verantwortlichen Regie­­run« nicA’t verhindern werden. Dabei deutete er in einem Ni\ensalz auch an, daß in diesen schwierigen Zeiten ei né1 Erweiterung der parlamentarischen Basis des Kabifc^hs r wiß von wohltuender Wirkung wäre, doch betonte er in einem Atem, daß seit zehn Jahren die Einheitspartei die feste Grundlage sei, ohne die der WiedentSdhau des Landes nicht hätte gelingen können und \hne die auch die Überwindung der heute bestehenden-.Gefahren nicht denkbar wäre. Die eindrucksvollen Worte des Ministerpräsi­denten haben auf die Zuhörerschaft liefen Eindruck gemacht, und dieser Eiiudruck wird sich gewiß auch in der öffentlichen Meinung fortpflanzen. Vielleicht darf man hoffen, daß oüe einsichtsvollen Elemente der Opposition sich ebenfalls nicht der eindring­lichen Mahnung verschliefen werden, die Graf Julius Károlyi an ihr patriotisches Gewissen gerichtet hat. Nachstehend lassen wir unsere Berichte über die Xeujahrsempfänge folgen : Neujahrsempffc ng des diplomatischen Korps beim Reichsverweser. Am Neujahrs tage empfing der Reichs Verweser Ni­kolaus v. Horthy in der Mittagsstunde die Mitglieder des diplomatischen Korps, um ihre Glückwünsche zum Jah­reswechsel enlgegenzunehmcn. Der Empfang fand unter een hergebrachten Äußerlichkeiten statt. Im Hofe der Königsburg war eine Ebreniompagrüe auf gestellt. Die Mitglieder des diplomatischen Korps zogen zwischen einem Spalier der in Paradeuniform aufgestellton Leib­garde die Treppen empor und versammelten sich im Ecksailon des reichsverweserliohen Appartements, wo sie in halbkreisförmiger Aufstellung die Ankunft des Staats­oberhauptes erwarteten. Der Reichsvenveser, in dessen Gefolge sich Außen­minister Ludwig Werl ko, der Chef der Kabinettskanzlei Alexander Vértessy, der Chöf der Militärkanzlei General Somkuthy und der diensthabende Flügeladjutant befän­de*!, wurde vom päpstlichen Nunzius Angelo Rótta im Namen des diplomatischen Korps mit folgender franzö­sischen Ansprache begrüßt: ,JEw. Durchlaucht, Herr Reichsverweser! Das diplomatische Korps ergreift mit Freuden die Gelegenheit, die ihm die Jahreswende bietet, um vor Ew. Durchlaucht aus vollem Herezn seine aufrichtigen guten Wünsche sowohl für Euter DucMaucht Glück, wie für das Wohlergehen der ungarischen Nation zum Aus­druck zu bringen. Das Jahr 1931 hat unsere Hoffnung enttäuscht. Es hat für die aus der Finanz- und Wirtschaftskrise stam­menden Übel keine Erleichterung gebracht. Mit immer schwerer drückender Bürde — wenn auch in verschiede­nem Maße — lastet diese Krise auf allen Nationen. Sie ist derart Verwickelt, daß es auch mit dem besten Willen nicht leicht ist, die wirksamen Heilmittel für ihre Lösung zu finden. Wir sind Zeugen des Mutes, mit dem Ungarn eine für es besonders ernste Heimsuchung erträgt. Trostreich aber ist es, fcststellcn zu dürfen, daß die auf die Hei­lung der Übelstände und auf die Milderung des Schick­sals der Leidenden abzielenden urcisen Bemühungen Euer Durchlaucht und Ihrer Regierung erleichtert werden durch das patriotische Gefühl deviation und durch den Geist der brüderlichen Solidarität aller Gesellschafts­klassen. Gebe Gott, daß am Horizont ehestens das Licht auf­­dämmere dank der weisen und mutigen Arbeit derer, in deren Händen das Schicksal der Völker ruht und auf denen augenblicklich eine besonders schwere Verantwor­tung lastet. Möchte das jetzt beginnende neue Jahr eine neue und segensreiche Epoche eröffnen, die denkwürdig bleiben wird in der Geschichte der Zivilisation und der fruchtbaren Eintracht der Völker. Diese innigen Wün­sche bringen wir vor Eurer Duchlaucht zum Ausdrucke im Namen jener Herrscher und Staatsoberhäupter, deren Vertreter wir sind. Es ist unsore Überzeugung, daß wir, indem wir diese Wünsche in Worte gießen, auch den Ge­danken und Wunsch Ew. Durchlaucht verdolmetschen.“ Der Reichsverweser erwiderte diese Begrüßung mit folgenden Worten: ** ' — Herr Apostolischer Nunzius! — Mit lebhafter Genugtuung empfange ich je­des Jahr an diesem Tage die Mitglieder des in Buda­pest akkreditierten diplomatischen Korps, und ich lege Gewicht darauf, Ew. Exzellenz meinen überaus aufrichtigen Dank auszusprechen für die guten Wünsche, die Sie im Namen der Mitglieder des diplomatischen Korps für Ungarn zum Ausdruck ge­bracht haben. Diese guten Wünsche haben mich tief gerührt. — Höher als sonst schätze ich heute diese Wünsche ein, denn im Verlaufe des verflossenen Jahres hat Ungarn grausame Prüfungen durch­machen müssen. — Mit Recht haben Ew. Exzellenz die wirt­schaftliche und Finanzkrise, die allenthalben heftig tobt, wie auch die sich aus ihr ergebenden ver­heerenden Folgen dem verflossenen Jahr zur Last geschrieben. — Ich brauche hier kaum zu betonen, daß diese Frage von seiten der ungarischen Regierung unaus­gesetzt ein Gegenstand gespannter Aufmerksamkeit war. Die Lösung des außerordentlich schweren Pro­blems stellt jedoch — wie Ew. Exzellenz zu Immer­ken geruhten — eine nicht bloß nationale Frage dar. Vermöge seines Umfanges und seiner Verästelungen ist dieses Problem seinem Wesen nach eine inter­nationale Frage. Einzig die vereinten Anstrengungen aller Nationen und die Zusammenarbeit aller Regie­rungen wird imstande sein, die Schwierigkeiten zu überwinden, gegen die die ganze I Veit anzukämpfen hat, und die Übelstände zu mildern, unter denen alle Völker leiden. — Das ungarische Volk, das seine Anstrengun­gen mit denen aller anderen Nationen zu vereinigen wünscht, und das durchdrungen ist vom unerschüt­terlichen Glauben in seine Bestimmung, fährt aus­dauernd fort in der friedlichen Regenerierungsarbeit, durch die es sich eine an Erfolgen reichere Zukunft zu sichern hofft. Möchte doch das Jahr 1932 in stär­kerem Maße als sein Vorgänger beitragen zur Beruhi­gung der Seelen, zum materiellen Gedeihen und zum Glück der Menschheit. — Indem ich Ew. Exzellenz bitte, meine auf­richtigsten guten Wünsche sowohl für sich, wie für die Mitglieder des diplomatischen K )i ps genehmigen zu wollen, bitte ich die hier versammelten Herren Führer der Missionen, meine herzlichsten Glück­wünsche vor den Herrschern und Staatsoberhäup­tern, die Sie hier vertreten, verdolmetschen zu wollen. * Am Neujahrstage hat der Reichsvenveser zahlreiche Persönlichkeiten empfangen. Vormittag erschienen in der königlichen Burg in Ofen der Präsident des Oberhauses Baron Julius Wlassics, der die Glückwünsche des Ober­hauses. der Präsident des Abgeordnetenhauses Ladislaus Almást/, der die Glückwünsche des Abgeordnetenhauses und Ministerpräsident Graf Julius Kdrolgi, der die Glück­wünsche der Regierung zum Ausdruck brachte. Honvéd­­oberkommandant G. d. I. Kamillo Kárpátiig verdol­metschte die Glückwünsche dev Honvéd, G. d. K. d. Ri Anton Hcllebronth die des Heldenordens, G. d. I. d. R. Gotthard Jánky und der leitende Generalkapitän der Strom wache Olaf Wulf diejenigen der ungarischen Mit­glieder des Maria Theresien-Ordens. Oberbürgermeister Franz Ripka und Bürgermeister Engen Sipöcz erschienen an der Spitze einer größeren Deputation, um die Glück­wünsche der Hauptstadt zu überbringen. Bischof Ladislaus Ravasz und Oberkurator Karl Némethi/ fanden sich ah Vertreter der reformierten Landeskirche zur Neujahrs­­gratulation ein. Der Reichsvenveser wechselte in warmem Ton ge­haltene Neujahrsdepeschen mit dem Reichspräsidenten v. Hindenburg, mit dem Bundespräsidenten der österrei­chischen Republik, iiiit dem König von Italien, mit dem König von Norwegen, mit dem König von Bulgarien, mil dem Präsidenten der polnischen Republik. Außerdem sind aas dem Inland und dem Ausland zahlreiche Be grüßungs- und Huldigungsdepeschen eingetroffon. Neujalirsenipfang beim Minister­präsidenten. Im Ministerpräsidium empfing gestern Graf Julius Károlyi in Gesellschalt der Mitglieder der Regierung eme Abordnung der Einheitspartei, bestehend aus Miigliederu des Abgeordnetenhauses und des Oberhauses. Unter den Anwesenden bemerkte man unter anderen den Präsiden­ten des Abgeordnetenhauses Dr. Ladislaus Almüsy, den Vizepräsidenten Dr. Andreas Pukg, ferner den Staats­sekretär Dr. Paul Petri, die Abgeordneten Dr. Max Herr­mann, Andor Lázár, Dr. Emerich Temesváry, Baron Balthasar Láng, Dr. Béla Ángyán, Dr. Karl Schandl, Baron Georg Prönay, Dr. Eugen Kozma, Aurel Dezseöffy, Dr. Emerich Orffy, Dr. Julius Pékár, Dr. Géza Dési, dia Oberhansmitglieder Ladislaus Beöthy, Siegmund Ger­­löczij, Josef Vészi. Baron Géza Pap, Elemér Balogh, Ober­gespan Elemér Simon und noch viele andere. Im Namen der Einheitspartei richtete geschäfis­­führender Präsident Justizminister a. D. Abgeordneter Dr. Paul Pesthy an den Ministerpräsidenten eine längere Ansprache, in der er unter anderem folgendes ausführte: — Gestatte uns Exzellenz, daß ich anläßlich des Jahreswechsels in einigen Worten einen Rückblick auf die Vergangenheit und einen Blick auf die Gegenwart werfe, und mich auch mit der Zukunft befasse. Wir müssen einen Rückblick auf die Vergangenheit werfen, denn wiederholt ist die Beschuldigung erhoben worden, daß die gegenwärtige schwierige Lage durch die über­mäßig hohen Ausgaben der ehemaligen Regierung ent­standen sei. Will man aber objektiv urteilen, dann muß man die Gegebenheiten berücksichtigen, die dem ver­flossenen Regime Aufgaben auferlegt haben, die es nicht abzuwälzen vermochte. Zu einer Zeit, da es galt, die Rechtsordnung wiederherzustellen, die in einen desolaten Zustand gelangten Seelen wieder aufzurichten, gab es kein anderes Mittel, als dafür zu sorgen, daß in diesem Lande alle Hände beschäftigt werden. Wir mußten selbst um den Preis von Opfern Arbeitsgelegenheiten in dem Bewußtsein schaffen, daß die damit verbundenen Aus­gaben auf dem Altar des Vaterlandes dargebracht werden. Nach außen hin aber mußten wir den Beweis erbringen, daß wir lebensfähig sind und leben wollen. Das aber war nur dadurch zu erreichen, daß wir unser Wirtschaft­liches und kulturelles Leben auf ein Niveau heben, das vor dem Richterstuhl der Welt beweist, daß wir von der ungarischen Nation die Gefahr der endgültigen Vernich­tung abgewendet haben. — All das erforderte schwere Opfer, aber die gegen­wärtige schwierige Lage ist keine Folgeerscheinung die­ser Opfer. Heute ächzt die Nation unter der Last einer vierfachen Krise. Sie fühlt das Gewicht der Weltkrise, der europäischen Krise, die durch die Friedensverträge heraufbeschworen worden ist, in erster Reihe den Druck des Vertrages von Trianon uud letzten Endes die Wirt­schaftskrise, die die katastrophale Ernte des verflossenen Jahres heraufbeschworen hat. Unter dem Drucke der Krise müssen wir damit rechnen, was wir tun sollen. Wir müssen diese Krise überwinden, wir müssen den Kampf gegen sie aufnehmen, ist doch die Weltkrise, die europäische Krise, Jer schlagendste Beweis dafür, daß dieses Land durch den Trianonvertrag in seine gegen­wärtige trostlose Lage versetzt worden ist. Unter den Völkern der Welt beginnt diese Erkenntnis schon wach zu werden, und ich bin überzeugt, daß die Zeit nicht mehr fern ist, in der die allgemeine Anerkennung der Revisionsbestrebungen eintreten wird. .Wenn ich an die Zukunft denke, fühle ich, daß unser kleines armes Land nicht imstande ist, alle schweren Probleme zu lösen, die sich uns cnlgegenliirmen, diese Probleme werden viel­mehr von den Großmächten einer Lösung zugeführt wer­den müssen, die die Krise schon am eigenen Leib spüren Unsere Aufgabe besteht gegenwärtig darin, für die Über­gangszeit die Existenz der Nation so lange zu sichern bis die mächtigen Völker die Welt umgestalten. Bis zum Anbruch einer besseren, schöneren Zukunft müssen wir eine zweifache Aufgabe erfüllen. Die eine besteht in dei Lösung der finanziellen Probleme, damit wir auch in der Übergangsepoche leben und existieren können. Die Maß­nahmen, die die Regierung im Interesse des Budgetgleich-

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