Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. április (79. évfolyam, 73-95. szám)

1932-04-01 / 73. szám

Einzelnummer an Wochentagen 1®, an Sonntagen 32 Heiler. Abonnement: xt' Qd inseratenaufnahme t Für Budapest „it täglich zweimaliger ^ PesteíT&d"^" in““nce£ Zustellung und fflr das Inland Morgen- IMME —■»— —fc, «SB WSJß WSB8Í BTOiPBW», Bu.eaus Baioph Sándor, -.Blockner .Blau, Vierteljährlich".^monatlich 6.40 P. MW ff BB B Pfl! ilili IST BT J 11 llÍ_lllJÍll I-1 liP I I liWli Für die separate Zusendung des Abendl HpP HP 'Hk B «P M M Hl 31 11 gesterréich-'Ä^Nach? iX?wEL É ini Rí isii 1 K i if I S if Für Wien auch durch Herrn. Goldsohmidt. —B?Sl. riT^rarif^P «JPIIes« Kinzelnummer für Budapest und tör Für das Ausland nit direkter Kreuzband- HB HH PHr Hi HHHIHH W HBHH ■NHHB ■■■ die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen Sendung vierteil íhrlich: Für Oesterreich 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, und Polen 20 Pengő, für alle übrigen Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreloh: Staaten 30 Peng« -. 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Also soll fort­ab in den mittleren Jahrgängen der Mittelschule, vor dem Beginn der eigentlichen „höheren“, mithin der wissenschaftlichen Vorbildung dienenden Stu­dien durch besondere „Filterprüfungen“ festgestellt werden, welche Schüler geeignet sind, ihre Studien bis zum Aütur und möglicherweise darüber hinaus fortzusetzen, und welche hinwieder zu solchen Studien nicht zugelassen werden sollen. Die ministe­rielle Vero -dnung geht von der Notwendigkeit aus, die stark überfüllten oberen Jahrgänge der Mittel­schulen zu lichten. Die Überfülltheit unserer Mittel­schulen und besonders der höheren Klassen ist Tat­sache; es ist ferner auch Tatsache, daß jährlich eine Überzahl von Jünglingen und jungen Mädchen die Mittelschule mit dem Reifezeugnis verläßt, die mit ihrem Zeugnis nichts anzufangen wissen, sich mit dessen Hi fe keine bürgerliche Existenz aufbauen können. Für diejenigen, die ihre Studien dann auf den Universitäten fortsetzen (und deren Zahl jähr­lich auch n die Tausende geht), gestaltet sich das Existenzproblem auch nicht weniger drückend. Es braucht nicht wiederholt auf die Tatsache hinge­wiesen weiten, daß Ungarn an einer Überproduktion an Intelligenz leidet, die eine unserer drückendsten sozialen Sorgen ist. Zweifellos geht der Kultus­minister von einer richtigen Erkenntnis aus, indem er der Überfüllung der Intelligenzberufe durch eine starke Selektion in der Mitte des höheren Studien­ganges entgegenzuwirken sucht. Es fragt sich aber, ob das zu dieser Selektion gewählte Mittel, die Wiedereinlührung der bereits während der Kriegs­zeit abgeschafften Jahresschlußprüfungen, geeignet und nützlich ist. Die überwiegende Mehrzahl der Eltern, deren Kinder voi der neuen Verordnung betroffen wer­den. empfindet die Wiedereinführung der Prüfungen als eine schwere Sorge. Mit vierzehn oder fünf­zehn Jahren steuern damit junge Menschen — so fassen es sie selbst, so fassen es ihre Eltern auf — einer neuen, dunklen Gefahr entgegen. Am Ende der vierten, der Pubertätsklasse, wo sich gerade die Persönlichkeit des Kindes schärfer auszuprägen be­ginnt, ragt eine dunkle Pforte: die Prüfung, die eine Anzahl von ehrgeizigen Eltemhoffnungen ver­schlingt. Was soll nur aus dem Jungen werden? — fragen die Eltern des vom Prüfungsfatum betroffenen Kindes. In den meisten Fällen fühlen sich diese Eltern tief unglücklich. Da wirkt noch immer das alte, oft besprochene Vorurteil des ungarischen Mittelstandes mit: daß das Reifezeugnis die Ein­trittskarte in die Gemeinschaft der vollwertigen Kulturmenschen ist. Eine praktische Laufbahn, die man mit vier oder fünf Mittelschulklassen ein­­schlagen kann, oder ein Fachschulstudium, das direkt für einen Erwerbszweig ausbildet, ist in der Vorstel­lungswelt der meisten Eltern mit dem Stempel der Minderwertigkeit behaftet. Dieses Werturteil wirkt auf das Selbstbewußtsein der Kinder natürlich stark zurück. Den Übergang aus Mittelschule zum prakti­schen Beruf empfinden die meisten von ihnen als einen Sündenfall, ihr Selbstgefühl leidet oft uner­träglich durch die „Schmach“, den sonst als lästig und überschwer empfundenen Bildungsgang ver­lassen zu müssen. Wären diese psychologischen Momente nicht, dann stünde es viel einfacher um die Selektion für höhere Studien; es bedürfte keines Zwanges von seiten der Schule, um die Abzweigung der für theoretische Studien minder Begabten nach Absol­vierung der unteren Jahrgänge der Mittelschule zu bewirken. Besonders in der heutigen Krise der In­telligenz müßte in der Gesellschaftsschicht, die die meisten Eltern von Mittelschülern umfaßt, eine ge­sündere und praktischere Lebensauffassung durch­dringen. Es ist wahr, daß es der junge Mensch von heule in keiner Hinsicht leicht hat. Es ist eine schwere Aufgabe, sich auch in einem praktischen Beruf den Weg zu bahnen. Ist aber Kindern und Eltern dadurch geholfen, wenn Jahre um Jahre im Ringen um ein Zeugnis, um ein Diplom verstreichen, das sich im Lebenskampf in überzähligen Fällen als ein wertloses Stück Papier erweist? Handel und Gewerbe und auch die Landwirtschaft sind von der Krise hart betroffen. Aber wenn es absterbende Be­rufszweige gibt, so gibt es auch aufstrebende, neu sich entwickelnde. Es gibt eine Anzahl junger In­dustrien, die sehr viel tatkräftigen jungen Menschen noch eine gesunde Chance geben können. Wir greifen bloß das Radiogeschäft, das Reklame­fach und die vielfältigen Beschäftigungen heraus, die mit der Sportkultur Zusammenhängen. Junge Leute mit technischem Können, mit etwas Sinn für moderne Lebensmöglichkeiten tim gut daran, wenn sie einem theoretischen Studiengang, an dessen Ende ihrer die quälendste Unsicherheit harrt, entschlossen den Rücken kehren. Durch etwas Pioniergeist, durch etwas Mut vor dem Leben kann der Junge von heute in diesem schweren Leben besser seinen Weg fin­den, als wenn er sich von den einseitigen Wert­urteilen einer vergangenen, nie wiederkehrenden Zeit leiten läßt. Und auch die Eitern würden ber-er fahren, wenn sie ihren Blick vom Trugschein eint' als Ziel aller Lebensmühen, als Entschädigung all Elternsorgen ihnen voranleuchtenden Diploms wenden könnten. Sehr viele Eltern — gerade schwer kämpfenden aus dem unteren Mittelste erblicken im Diplom den unentbehrlichen No den sie ihrem Kinde fürs Leben mitgeben n Hilft dann das Diplom nicht, so haben sie noch immer das Bewußtsein, alles für ihr Kinn tan zu haben. Würden sie aber nicht mehr gt haben, wenn sie Jahre vorher die Initiative und dt Mut aufgebracht hätten, ihren Jungen einem tecb nischen Fachstudium zuzuführen, wo Tätigkeit *&'■' praktischer Sinn selbst heute noch eine Existenz Be­gründen können? Könnte sich die Denkweise des ungarischen Mittelstandes in diesem Punkte gründlich verwan­deln, dann stünde es viel günstiger um die Regene­rierung unserer Gesellschaft. Eine gesunde Kultur­politik muß natürlich alles versuchen, um eine Ent­wicklung nach dieser Richtung hin herbeizufiil ren. Die Schule selbst muß trachten, in den Schülern den Sinn für eine praktische Betätigung zur erwecken, damit nur solche Schüler sich ganz den höheren geistigen Studium widmen, die durch besondere Veranlagung dazu bestimmt sind. Um dies s 2iel zu erreichen, sind selbst Zwangsm :nah] cn der Schule — das heißt zwangsmäßige Selek an vor Beginn der höheren Studien — nicht von i Hand zu weisen. Nur darf es sich um keinen i.ßeren Zwang handeln, der immer als ungerecht eir fűiden wird. Leider ist eine Prüfung immer ein iußeres Zwangsmittel. Durch Prüfungen kann eine richtige Feuilleton. Lebende Antiquitäten. Das Geheimnis, eines Volkes. Von Pro!. Ir. ROBERT Freiherr v. HEINE-GELDERN (Wien). Wenige Stunden Weges von den reichbebauten Ebenen . avas, von Plantagen, Fabriken, Eisen­bahnen und Autostraßen entfernt, lebt in den schwer zugänglichen Wäldern des Kendeng-Gebir­­ges im Westen der Insel ein rätselhaftes Volk, das es als seine Lebensaufgabe zu betrachten scheint, jede auch noch so geringfügige Neuerung von sich fernzuhidten und sein von irgendeinem, noch ine gelüfteten Geheimnis überschattete Dasein unver­ändert fortzuführen wie seit Jahrhunderten. Es ist bezeichnend, daß mitten in dieser von Hundert­tausenden von Europäern bewohnten, nach allen Richtungea durchforschten, von ganzen Touristen­schwärme a durchzogenen Insel die Badui während der etwa hundertundzwanzig Jahre, seit sie der Wissenschaft bekannt sind, nur von nicht viel mehr als einem Dutzend europäischer Beamten, Ärzte und Gelelirten besucht worden sind und daß es auch diesen nicht länger als jeweils zwei bis drei Tage in ihrer Mitte zu verweilen gelang. Nicht etwa, da£ die Badui Fremden den Eintritt in ihr Gebiet mit Gewalt wehrten oder ihnen auch nur unfreundlich begegneten. Im Gegenteil, alle Be­sucher heben ihre Güte und Hilfsbereitschaft her­vor, Eige ischaften, die tief im Kern ihres eigen­artigen Wesens wurzeln. Aber gerade diese Eigen­schaften verleihen ihrer Verschlossenheit allem Fremden gegenüber eine moralische Kraft, der noch keiner de - wenigen Europäer, die sie kennengelernt haben, zv widerstehen vermocht hat. Man kann die Gemeinschaft der Badui am besten a s eine aristokratisch-theokratische Repu­­blick bezeichnen. Im Innersten der Berge liegt das „heilige“ oder „verbotene“ Land. Seine drei Dörfer sind ausschließlich von Angehörigen der Adelskaste, den Kadscheroan, bewohnt. An der Spitze jedes dieser Dörfer steht ein Priester, der gleichzeitig auch weltliches Oberhaupt ist. Das gewöhnliche Volk — die Gesamtzahl der Badui beträgt nur etwa fünfzehnhundert Köpfe — lebt in dreißig Dörfern außerhalb der Grenzen des heiligen t andes, ist jedoch ebenfalls der Regierung der drei Priester unterstellt. Die Zahl der Kadscheroan-Familien im heiligen Gebiet muß stets vierzig betragen. Steigt sie infolge einer neuen Eheschließung über diese Zahl, so muß eine Familie in das Außengebiet über­siedeln; fällt die Zahl unter vierzig, so wird eine der wenigen adeligen Familien, die als eine Art Reserve in den Außendörfem leben, eingeladen, sich im heiligen Land niederzulassen. Während die Sudanesen West-Javas sonst alle schon seit Jahrhunderten Mohammedaner sind, traben sich die Badui ihre alte vorislamische Re­ligion zu bewahren gewußt. Als höchsten Gott ver­ehren sie Batara Tunggal, wörtlich „den ersten oder einzigen Herrn“, eine Gottheit, in der sich primitive Züge uralteinheimischen Almenkults mit einem letzten Rest indischer Philosophie und Gottesweis­heit vereinigen, so die ganze rätselhafte Zwiespältig­keit des Badui-Wesens spiegelnd. Batara Tunggal gilt nämlich als Lenker der Welt und Urquell alles Seins, aus dem alle Wesen entstanden sind und in den alle wieder zurückkehren, und entspricht somit brahmanischen Vorstellungen von der Weltseele; er gilt aber auch zugleich als der Ahne der Kadsche­­roan-Geschlechter, und man erzählt allerhand Sagen und Legenden über die Zeit, als er noch als Mensch auf Erden lebte, sein Feld bebaute, Kinder zeugte und mit wilden Tieren und Dämonen kämpfte. Viele Götter und Göttinnen stehen unter ihm, alteinheimische Nf rgottheiten, Hindugötter — Brahma, Wischnu — ber sie führen ein schat­tenhaftes Dasein und von ihren einst lebensvollen Gestalten ist nicht viel mehr übriggebliehen als ihre Namen. Einst aber, so lautet eine alte Pro­phezeiung, wenn die Welt die Hälfte des ihr vor­­bestimmten Alters erreicht hat, werden Götter und I Göttinnen Hochzeit feiern. Dann wird sich B j Tunggal in seiner ganzen Größe offenbaren und uie I Religion der Badui wird auf der ganzen Erde zur Herrschaft kommen. * * * Tiefer noch fon Gebirge als die drei heiligen Dörfer, in den Urwäldern an den Quellbächen, liegt das scheu verehrte Heiligtum der Badui, Ártja Do­mas, zu deutsch „die achthundert Bilder“, Wohnort der Götter und Aufenthalt der abgeschiedenen Seelen. Zweimal nur, in den Jahren 1822 und 1864, wurde es Europäern gestattet, die heilige Stätte zu besuchen. Sie schildern den Weg dorthin als äußerst mühsam, sprechen aber mit Begeisterung von der Schönheit der Landschaft. Durch dämmerigen Urwald geht es, in den nur dann und wann ein gespenstischer Son­nenstrahl dringt, über Basaltgeröll und moosbe­wachsene Klippen, schäumende, von Lianen über­wölbte Bäche entlang. In den Baumkronen ertönt der melancholische Ruf der Affen und der Schrei der wil­den Pfauen. Überall rieselt Wasser zwischen dem Moos und Farnkraut der Talhänge, oder rauscht, aus Felsenklüften springend, in Wasserfällen nieder. Viele Stunden dauert es, bis das Ziel erreicht ist. Dort steigt im düsteren Schatten uralter Bäume der heilige Ort in dreizehn Terrassen den Berghang hinan. Trotz seines Namens birgt er keine Bildwerke, sondern bloß roh behauene Steinpfeiler und mit dickem Moos be­deckte Basaltblöcke — Denkmäler und Sitze der Götter und Ahnengeister. Der Holländer Blume, der das Heiligtum im Jahre 1822 besuchte, schildert an­schaulich, welch unheimlichen Eindruck es machte, als an diesem düsteren und melancholischen Ort die Badui plötzlich, am ganzen Körper zitternd, den Ruf einer Geisterstimme zu vernehmen vermeinten, die sie von den heiligen Steinen fortwies. Stirbt ein Badui, so schwebt seine Seele auf den Wolken des Weihrauchs, den man sogleich neben der Leiche entzündet, nach Ártja Domas. Dort, auf den „Weißen Steinen“ — so nennt man die zweitoberste der Terrassen nach dem sie bedeckenden weißen Kies — verweilt sie so lange, bis sie, von allem Irdischen geläutert, wieder in die Allseele eingehen kann, der

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