Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. május (79. évfolyam, 96-118. szám)

1932-05-01 / 96. szám

Einzelnummer an Wochentagen IG, an Sonntagen 32 Heller. Abonnement: lnseratenanfnahme: rar Budapest: mit täglich zweimaliger 8L^^J"£r Zustellung und tib das hiland Morgen- -UMa pp» ■■IJI ilJHj jfTrTfflHt jljCTIlL PB H WMM Kt»'Xutto. < Vierteljährlich IS P monatlich 6.40 P. Vm Él vGl Vl W« Hl IM Wk M Boras, Braun Josef Erdős, 4 tag. FOr das Börsenblatt allein vierteljährlich Bö raj fS&j öS fsjSI r§§§ (»»9 |«§5 «SB Wgk Ha«seisteln 4 Vogler Ludwig> Hegyi, Staoii II P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt £££ Jli M |ffl§ H 1§§J j&W íͧff [§9f figg Wm £11 fig JSSHSLi Íf#p0L-,M r* Uo,ŰÍ' Sp 'm. m 1§* M ■ I IHV 11 ff H m ■ ■nÉ fl jlill ■ IB I tav“'®' Für Wien auch durch Herrn. Goldschmidt. JL -Efff -ifflB m nra imfä BtaJ i nnLifia f ElnsMnsmmer für Budapest und für FUr das Ausland mit direkter Kreuzband- HSHB ■■ tV BHBI ■■■■■ HBH die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen Sendung vierteljährlich: Für Oestcrreloh 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, und Polen 20 Pengő, fUr alle Übrigen Abendblatt lo Heiter. —FUr Oesterreich: Staaten 30 Pengő. Abonnements werden ___ _______ Morgenblatt an Wochentagen 30 Or., an auch bei sämtlichen ausländischen Post- V /I ff /N fl TkT f| TT 4 m m M Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gc. ämtern entgegengenommen lOKGliJN KL Al 1 B Pcdalhonc :V,.Sr**alM«oo.I2. Manuskripte werden nicht zurückgestellt. . . . „ dm- UmMaMta.- san-oa Telephon der Redaktion: 848-20. > Telephon der Adminlstratlea. 840-oa 79* Jahrgang. Budapest, Sonntag, 1. Mai 1932. Nr. 96 Burgfrieden. Budapest, 30. April. Montag beginnt im Abgeordnetenhaus die Budget­debatte. Was sie bieten wird, ist schwer voraus­zusagen; um so leichter, festzustellen, was das Land von ihr erwartet. Es erwartet, daß ihr Verlauf dem Hause der Volksvertretung den Ansporn geben wird, sich durchzuringen zu einer höheren und geläuter­­teren Auffassung jener Pfichten, die ihm durch die drückenden Finanzsorgen und die äußerste Wirt­schaftsnot vorgeschrieben sind. Das Gebot der Stunde ist der Zusammenschluß aller nationalen Energien in dem gefährlichen Lebenskämpfe, den wir jetzt zu bestehen haben. Dieser Aufgabe hat sich das Abge­ordnetenhaus bis nun nicht gewachsen gezeigt. Weit entfernt davon, ein planmäßiges und einträchtiges Zusammenwirken der ganzen Volksvertretung anzu­streben, hat man die Zeit mit kleinlichem Partei­hader, persönlichen Angriffen und Verdächtigungen vertrödelt, und statt das Gesamtinteressc der Nation im Auge zu behalten, und statt im Dienste der Ziele, die allen gleich heilig und gleich wichti** sein sollten, sich zusammenzuscharen, hat man leichtfertig und unbedenklich auf die Zersplitterung der vorhandenen Kräfte hingearbeitet. Damit muß endlich Schluß ge­macht werden. Die öffentliche Meinung ist dieses imwürdigen Spiels überdrüssig und fordert von den Parteien — von allen, nicht bloß von der Opposition, sondern auch von der Mehrheit — die Abkehr von den bisherigen Irrwegen. Gesprochen wurde übrigens im Abgeordneten­hause auch bisher schon von der Notwendigkeit eines solchen Zusammenschlusses, — aber eben bloß gesprochen. Den Worten folgte keine entsprechende Tat, sie blieben leerer Schall. Man redete vom Zu­sammenschluß, aber jeder dachte sich etwas* an­deres dabei. Aus den Bänken der Opposition erscholl mehrfach der Ruf nach einer nationalen Einheits­front. Der Ministerpräsident wich der Frage nicht aus, erklärte vielmehr, daß er der gleichen Ansicht sei und sich bereitfinde, mit jedermann, der sich zu den gleichen politischen Grundsätzen bekennt, in ein Verhältnis engerer Zusammenarbeit zu treten. Den­noch blieb es bei der bloßen Betonung des Wunsches, offenbar, weil der anscheinend gemeinsame Gedanke nicht mit der erforderlichen Offenheit formuliert war und Gegensätze, die man nicht einzubekennen wagte, der Verwirklichung des Wunschgedankens im Wege lagen. Darum glauben wir, daß es nunmehr Pflicht der Öffentlichkeit ist, diese Frage ohne parteidiplo­matische Vorbehalte mit aller Aufrichtigkeit von allen Seiten zu beleuchten und den Volksvertretern ohne Umschweife zu sagen, wie das von ihnen ver­tretene Volk über die Sache denkt. Nicht so behutsam, wie im Parlament, ist der Zusammenschlußgedanke in der Presse erörtert wor­den. Bloß hat hier eine Verwechslung der Begriffe störend gewirkt. Die Publizistik gab — zwar im guten Glauben, aber leichtfertigerweise — dem Kind einen anderen Namen. Statt bei dem Begriff des Zusam­menschlusses zu bleiben, fing sie an, von einer Kon­zentration zu sprechen, und die Suggestionswirkung davon war, daß alsbald im politischen Alltags­gespräch das Schlagwort von der Konzentration auf­­gegriffen wurde, ohne den näheren Sinn dessen, was man darunter verstand, klar zu definieren. Immer­hin mußte man das Gefühl haben, daß vielfach eine Konzentration gemeint war, die auch in der Zusam­mensetzung der Regierung ihren Ausdruck finden sollte. Da erhebt sich die Frage, wie es um die Möglich­keit einer solchen Konzentration steht? Die Oppo­sition im Abgeordnetenhause weist eine dreifache Gliederung auf. Da sind zunächst die beiden Gebilde, die ihrer Kopfzafd nach als Parteien angesprochen werden können: die Sozialdemokraten und die Unab­hängigen Landwirte, die letzteren unter Führung Gaston Gaals. Als drittes Element gesellen sich ihnen numerisch schwache Splitterparteien und die Gruppe der Parteilosen zu. So wollen wir denn diese drei Faktoren aus dem Gesichtswinkel einer im obigen Sinne verstan­denen Konzentration ins Auge fassen, in erster Reihe die Sozialdemokraten. Nach unserem Dafürhalten und wohl auch nach dem Urteil der weitaus über­wiegenden Mehrheit der Nation kann von ihrer Heranziehung an die Regierungsarbeit jetzt und in absehbarer Zeit schlechterdings nicht die Rede sein. Das Hindernis besteht jedoch durchaus nicht in der sozialdemokratischen Doktrin vom Klassenkampfe, wie diesen die Zweite Internationale versteht. Es hat sich in Deutschland und in England gezeigt, daß Parteien, die auf der Grundlage der Zweiten Inter­nationale stehen, ganz gut mit bürgerlichen Parteien in der Regierungsarbeit Zusammenwirken können. Aber die Sozialdemokratische Partei Ungarns ist ein Fall für sich, sehr verschieden von den deutschen und den englischen Sozialisten. In erster Reihe des­halb, weil zwar die ungarischen Sozialdemokraten sich als Anhänger der Zweiten Internationale beken­nen, in ihrer Kampfweise jedoch sich sehr häufig der Methoden der Dritten Internationale bedienen. In der deutschen Sozialdemokratie werden solche Velleitäten nicht geduldet. Wer innerhalb ihrer Reihen sich nicht dem marxistischen Grundsätze fügt, daß die Gesellschaftsreform mit den Mitteln der parlamentarischen Demokratie, also auf evoiutivem Wege erreicht werden müsse, wer also unter dem Bruch der Parteidisziplin mit dem Umsturzgedanken liebäugelt, dem wird in Deutschland der Laufpaß gegeben. Und wenn solche Elemente dann sich zu einem neuen Parteigebilde zusammenfmden, wie dies erst jüngst durch Gründung der Deutschen Sozialisti­schen Arbeiterpartei der Fall war, so läßt sich die verantwortliche Leitung der großen Mutterpartei da­durch nicht beirren und überläßt es der bewahrten Mannszucht ihrer Anhängerschaft, mit diesen Ab­trünnigen abzurechnen. Ebenso läßt sich auch die englische Arbeiterpartei nicht durch linksextreme Hitzköpfe von ihrer Richtung abdrängen. Sie geht ruhig ihren gewohnten Weg weiter und stößt alle Umsturzgelüste von sich. Zu solcher Festigkeit, Be­sonnenheit und Folgerichtigkeit hat sich die ungari­sche Sozialdemokratie — sehr zu ihrem eigenen Schaden, aber auch ziun Schaden des Landes — noch nicht durchgerungen. Darüber hinaus ist jedoch auch noch ein anderer Umstand in Erwägung zu ziehen. In der allgemeinen Kopflosigkeit der Oktoberrevolution des Grafen Michael Károlyi hat die Sozialdemokratische Partei in Ungarn praktisch den ganzen Machtbesitz an sich reißen können. Aber was für einen Gebrauch hat sie von dieser für sie so glücklichen und unerwarteten Zu­­fallschanoe gemacht? Statt im Geiste der marxisti­schen Lehre sofort nach Übernahme der Regierungs­­gcwalt durch allgemeine Neuwahlen den Volkswillen anzurufen, und statt in dem Bewußtsein, daß die unter ihrer Fahne organisierte Industriearbeiterschaft nicht ohne Mithilfe der bürgerlichen Gesellschafts­schichten die Geschicke des Landes zu lenken ver­mag, eine Koalition mit den bürgerlichen Links­parteien einzugehen, hat sie sich darauf beschränkt, das alte Parlament auseinanderzujagen, aber sie hat keine Neuwahlen ausgeschrieben, sondern die soge­nannte Volksrepublik ausgerufen, die — obzwar des Scheins halber auch zwei oder drei bürgerliche Mini- I ster zugelassen wurden — in Wirklichkeit nichts an­­! deres als die Diktatur einer verschwindend geringen Volksminderheit war. Die verhängnisvolle Folge da­von war, daß das Böse auch diesmal fortzeugend nur Böses gebären konnte und die angeblich auf der Grundlage der Zweiten Internationale stehende So­zialdemokratie gar bald das Regiéiimgsheft an die Kommunisten abtreten mußte. Das alles ist noch un­­| vergessen. Und auch ungasühnt ist es noch immer. I Es muß also noch recht viel Gras darüber wachsen, und bis dahin ist in Ungarn keine Konzentrations­regierung denkbar, an der sich auch die Sozial­demokraten beteiligen würden. Und nun zur zweiten Gruppe: zu den Unab- Feuilleton» Zwei Grotesken. Von DESIDER KOSZTOLÁNYI. I. Ein Engel. Damenbesuch war gekommen. Kaum war die Dame eingetreten, als sie mir ihre Lackstiefeletten, ihre Strümpfe und ihr Röckchen zeigte. Um sie zu unterhalten, warf ich meinem Hund ein Stück Wür­felzucker zu. Mittlerweile bekam sie Appetit auf Würfelzucker und verlangte selbst ein Stück und steckte es sich sofort in den Mund. Sie erzählte, daß sie Würfelzucker sehr liebe, aber noch mehr liebe sie ein Stück Brot mit Pflaumenmus und die rote Suppe (Tomatensuppe). Mein Damenbesuch zählte zweieinhalb Jahre. Ihr Gesicht — mit der wirren Frisur, den riesen­großen blauen Augen, den unvollendeten, unsteten Zügen war wie eine in Eile hingeworfene: — künstlerische Skizze der Natur. Die Konturen waren noch unbestimmt, aber die Zeichnung herrlich. So habe ich mir immer die Engel vorgestellt. Es ist schon lange her, daß ich mit solchen zweieinhalb­jährigen Engeln gesprochen habe. Jede seiner Bewe­gungen und Bemerkungen interessierten mich. Ich habe da viel gelernt. Vor allem, daß seine Seele — im Gegensatz zu seinem Gesichtchen — bereits ganz fertig ist. Das ist jene Urmenschenseele, die ich nur studieren könnte, wenn ich in der Zeit um zehntausend Jahre zurückpilgem oder auf feme Inseln reisen würde, wo wilde Stämme leben. Dieser winzige Engel ist der Egoismus in Person. Das Erste, das Allererste auf der Welt sind sie, diese Engel. Dann kommen Vater und Mutter und deren Sachen. Zuletzt die Verwandten, die Bekannten und deren Sachen. Das ist ihre Moral Aber es ist in ihr auch eine gewisse primitive Güte. Die Amme der Kleinen hatte ihr etwas zuleid getan. Darauf ergriff ich das auf dem Tisch liegende Messer und stellte ihr meinerseits ritterlich i und freundschaftlich den Antrag, die Amme zu töten, i Sie legte dagegen Verwahrung ein. Die Amme dürfe man nicht töten. Auch sie selbst dürfe man nicht töten, Papa und Mama nicht, auch mich nicht, nicht einmal meinen Hund dürfe man töten. Ich fragte sie, wen man töten dürfe? Sie sagte: die Zigeuner. Ich fragte, warum man die Zigeuner töten dürfe? Sie meinte: weil sie die Zigeuner nicht kenne, ln dieser feinen Feststellung entdeckte ich bereits die Moral der heutigen „gebildeten“ Menschheit, die den Mord als Kapitalverbrechen betrachtet, solange von den Mitgliedern einer engeren Gemeinschaft die Rede ist, jedoch den Mord für statthaft, sogar für eine Tugend hält, wenn die Opfer Fremde sind, die einer anderen Rasse angehören und in anderen Ländern leben, kurzum Leute sind, die „wir nicht kennen“. Nach unserem kurzen Meinungsaustausch be­gann sie zu essen. Ich setzte ihr drei Äpfel vor. Den einen hielt sie mit der rechten Hand fest und knab­berte daran, den zweiten hatte sie mit der Linken gefaßt, damit er ihr inzwischen nicht weggenommen werden könne, den dritten legte sie sich in den Schoß und schielte beständig nach ihm. Zum Glück gelang es ihr, alle drei sich einzuverleiben. Darauf verpustete sie sich erleichtert. Ich führte sie ins Badezimmer, damit sie sich diie Hände wasche. Dort erblickLe sie ein kleines Stück Lilaseife. Sie erklärte, daß die Seife mitgenom­men wird. Ich schenkte sie ihr. Aber sie bemerkte auch eiine Rosaseife und eine weiße. Sie blieb bei der Absicht, auch diese mit nach Hause zu nehmen, denn — wie sie meinte — „sie brauche sie sehr viel“. Ich würdigte ihre Gesichtspunkte. Aber sie gab keine Ruhe, bis ich Papier herbeischaffte, ein Paket machte und.es verschnürte. Während ich an dieser Sache werkte, sann ich darüber nach, wie schwärmerische Menschenbeglücker eine Theorie verteidigen können, aus der sie das Eigentumsrecht, den vielleicht häß­lichen, jedoch in hohem Maße menschlichen Instinkt des Besitzes vollständig ausschalten. Der erste Satz der Kleinen ist: „Gib her...“ Ich befürchte, daß er auch der letzte Satz der Großen ist. Ich suchte Spielzeug für sie. Leider besitze ich dergleichen schon seit Jahren nicht mehr. Mehrere Jahrzehnte sind es her, daß ich ausschließlich mit Feder und Papier spiele, mit Gefühlen und Gedan­ken, die unsichtbar sind, hm Spiegelschrank fand ich die Schublade für Knöpfe. Ich schüttete den Inhalt vor ihr auf den Teppich aus. Das waren Beinknöpfe, Stahlknöpfe, Zwirnknöpfe, Perlmutterknöpfe, un­gefähr zweihundert Stück. Bis zum Ellbogen wühlte sie in ihnen. Plötzlich ward sie von einer Aufregung erfaßt. Sie erhob sich und bat mich, die Knöpfe zu den Seifen zu packen, denn sie müsse dringend nach Hause. Nun nahm ich mein ganzes Argumentations­talent und meine Beredsamkeit zur Hand und machte den Versuch, auf sie einzureden, welche Grausamkeit es sei, einen Dichter und dessen Fami­lie zu Winterszeit ohne Knöpfe zu lassen. Denn die Knöpfe brauchen doch auch wir, meine Frau, mein Sohn, ich, sogar mein armer Hund. Ich stellte es ihrer Großmut anheim, nach ihrer eigenen Einsicht zu entscheiden. Sie sah mich bloß staunend an, mit ihrem reinen Engelgesichtchen und ihren rätselhaf­ten blauen Augen. Sie kauerte sich nieder zu ihren Knöpfen, suchte lange herum, dann hob sie einen Knopf auf, einen verrosteten, verbeulten Hosen­knopf und überreichte ihn mir und schon war sie mit Hirer Beute triumphierend davongegangen. Ihrer Amme erzählte sie mit strahlendem Ge* sicht die Neuigkeit, daß sie mir einen Knopf ge­schenkt habe. Darüber, daß sie gleichfalls etwas be* kommen hat, schwieg sie. Da begann ich urplötzlich

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