Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. június (79. évfolyam, 119-143. szám)

1932-06-01 / 119. szám

PESTER LLOYD Mittwoch, 1. Juni 1082 • 2 • leicht entwaffnen lassen. Fraglich ist es überdies, ob es Herrn Titulescu gelingt, die scharfen Parteigegen­sätze, die das öffentliche Leben Rumäniens so un­heilvoll zenklüften, durch den Appell an die ver­zweifelte Notlage des Staates zu überbrücken? Auch in früheren Jahren schon war Titulescu als der Mann ausersehen, der allein imstande wäre, ent­weder eine überparteiliche Regierung oder eine Re­gierung aller Parteien zu bilden. Mehr als einmal hat er daheim auch Sondierungsversuche in solcher Richtung unternommen, aber es ist ihm bisher nie gelungen, die schroffen Gegensätze auszuschalten, die die rumänischen Parteien voneinander trennen. Und jedesmal hat er die ihm zugedachte Regierungs­bildung mit der Begründung abgelehnt, daß er die schwierige Mission nur übernimmt, wenn er daizu den Konsens und die Unterstützung der einander feindlich gegenüberstehenden Parteien empfängt. Er wird es also jetzt wieder einmal versuchen, eine ge­meinsame Plattform für eine politische Einheitsfront zu schaffen. Die Frage ist, ob er jetzt mehr Glück als bisher damit haben wird? Und selbst wenn es der Fall sein sollte, so erhebt sich die andere Fr age,ob auch in solchem Falle sich ihm die ausländischen Kredit­­quellen erschließen werden? Noch einmal stellen wir fest: Rumänien ist nicht von einer einfachen Regierungskrise, sondern von einer außerordentlich schweren Staatskrise erfaßt. Unberechenbar wären die Folgen, die sich ergeben müßten, wenn die Regierungskrise nicht eine Lösung findet, die zugleich eine Entwirrung der fatalen Staatskrise gewährleisten würde, j.' (Telegramm des Pester Lloyd.) Bukarest, 31. Mai, Die Regierung Jorga ist zurückgetreten. Nachmittags um fünf Uhr trat unter dem Vor­sitz des Königs im königlichen Palais ein Minister­rat zusammen, der zwei Stunden dauerte. Als der Ministerrat um 7 Uhr abends zu Ende war, erklärte Ministerpräsident Jorga beim Verlassen des Palais, daß die Regierung zurückgetreten sei und der König die Demission angenommen habe. Jorga begründete den Rücktritt seiner Regierung damit, daß die Regie­rung die Verantwortung nicht dafür übernehmen konnteT daß die Beamten am 1. Juni nur die Hälfte ihrer, Gehälter ausbezahlt erhalten sollen. Da die Regierung im Ausland keine Anleihe erhalten konnte und sich außerstande sah, über die gegenwärtigen Schwierigkeiten hinwegzukommen, habe der Mini­sterrat beschlossen, einer neuen Regierung Platz zu machen, die sich auf eine breitere politische Basis stützen und den Versuch, eine Auslandanleihe zu er­halten, mit größerer Aussicht auf Erfolg unter­nehmen könnte. Jorga erklärte schließlich, daß wahr-, scheinlich Titulescu die neue Regierung bilden werde. Titulescu wurde bereits telegraphisch ersucht, sofort aus London nach Bukarest zurückzukehren. Jorga verließ das königliche’ Schloß nicht mehr im Auto des Ministerpräsidiums, sondern nahm seinen Spaizierstock aus dem Auto und ging zu Fuß nach Hause. Das Automobil schickte er zum .Ministerpräsi­dium zurück. Die Nachricht vom Rücktritt der Regierung hat in politischen Kreisen umso größeres Aufsehen er­regt, als Finanzminister Argetoianu gestern noch mit der größten Bestimmtheit erklärt hatte, daß die Re­gierung nicht zurücktreten werde. In politischen 1 Kreisen erwartet man mit ziemlicher Sicherheit eine Konzentrationsregierung der beiden großen politi­schen Parteien• der Nationalen Bauernpartei Manius und der Liberalen Partei Ducas unter dem Vorsitz Titulescus. Da zunächst die Ankunft Titulescus ab­gewartet werden muß, dürfte die Regierungskrise mehrere Tage dauern. (Telegramm des Pester Lloyd.) Bukarest, 31. Mai. Über die ungewöhnlichen Umstände, unter denen die Demission der Regierung Jorga erfolgte, berichten die heute abend erschienenen Extraausgaben der Zeitungen unter anderem: Finanzminister Argetoianu hielt im Ministerrat ein Exposé über die trostlose Finanzlage des Landes. Dann sprach Ministerpräsident Jorga, der den Vorschlag machte, ein gewisses System von Sparmaßnahmen festzu­setzen, mit dessen Hilfe das Budget ins Gleichgewicht gebracht werden könnte. Die Ressortminister machten dann verschiedene Anträge und teilten mit, welche Er­­sparungsmöglichkeiten Sie in ihren Ressorts noch vorzu­finden glauben. Der König hörte alle diese Vorschläge aufmerksam an, beantwortete sie aber nur mit der Frage, ob reale und sofortige Sparmaßnahmen möglich seien, die die sofortige Bezahlung der rückständigen Gehälter der Staatsbeamten ermöglichen würden. Aus der Haltung des Königs konnte man klär ersehen, daß er einen konkreten und präzisen Plan für Sparmaßnahmen wünschte. Nach einer zweistündigen Diskussion kam der Mi­nisterrat überein, aus Ministern und Finanzfachleuten eine besondere Kommission zu bilden, die einen Plan über die Herabsetzung der staatlichen Ausgaben ausarbeiten sollte und diesen Plan innerhalb acht Tage dem König .vorzulegen hätte. Der König verließ hierauf den Sitzungs­saal und auch die Minister schritten die Haupttreppe hinunter, während sie lebhaft die Haltung des Königs besprachen. Die meisten Minister waren der Meinung, daß eine Demission der Regierung unvermeidlich sei. Als Jorga bereits unten beim Haupttor war, winkte ihn der König zu sich und sagte, er habe mit ihm noch zu spre­chen. In einem Zimmer des Schlosses wiederholte dann König. Carol die Aufforderung an Jorga, innerhalb acht Tage einen Sparplan vorzulegen, der die Bezahlung der rückständigen Gehälter ermöglichen würde. Angesichts dieser energischen Haltung des Königs gewann Jorga den Eindruck, daß die Regierung nicht mehr das Vertrauen des Königs besitze, und bot daher dem König die De­mission der Gesamtregierung an, die dieser auch sofort­­annähm. Jorga setzte dann seinen iWeg die Treppe hinunter fort und teilte den unten wartenden Ministern mit, daß er im Namen der Regierung die Demission eingereicht habe. Jorga begab sich dann zu Fuß durch die Hauptstraße, die Calea Victoriei, zu seiner Wohnung, gefolgt von einer tausendköpfigen Menschenmenge, die mit großem Inter­esse . dem zurückgetretenen Ministerpräsidenten nach­­hlickte. (Telegramm desPester Lloyd.) Bukarest, -31. Mai. Die Begleitumstände der Regierungskrise haben in politischen Kreisen die Meinung geweckt, daß der König die Absicht habe, zu einem streng parlamentarischen Regime zurückzukehren. In der Eröffnungsrede der heuti­gen Sitzung des Ministerrats betonte König Karl bereits, daß auf die großen Fragen des Augenblicks die verant­wortlichen konstitutionellen Faktoren die Antwort zu geben berufen seien. Auch Ministerpräsident Jorga weist in seinem Demissionsschreiben darauf hin, daß nur eine starke politische Parteiorganisation die Schwierigkeiten des Augenblicks zu lösen imstande sei. Man erwartet also, daß: die neue Regierung auf streng parlamentarischer Grund­lage beruhen wird. Es ist jedoch noch sehr fraglich, ob das Zustandekommen einer Konzentrationsregierung mög­lich sein wird. Der Ghef der Liberalen Partei, Duca, er­klärte bereits heute abend, daß die Liberale Partei in eine Konzentrationsregierung unter dem Vorsitz Titulescus nicht einzutreten gedenke, doch sei sie bereit, allein die Verantwortung zu übernehmen und eine rein liberale Regierung zu bilden, da die Liberale Partei Lösungen für alle dringenden Probleme der Gegenwart besitze. Der, Standpunkt der Nationalen Bauernpartei ist noch nicht bekannt, da keiner ihrer Führer gegenwärtig in Bukarest weilt. Bukarest, 31. Mai. Uber die Vorgeschichte der Regierungskrise wird fol­gendes bekannt: Die an der Stabilisationsanleihe beteiligten Staaten, nämlich Frankreich, England, Holland, die Schweiz, Schweden und angeblich auch die Vereinigten Staaten hatten an die Regierung eine Demarche gerichtet, in der sie die gründliche Änderung der rumänischen Finanz­politik forderten. Die Demarche war durch den Bericht des französischen Sachverständigen Rist inspiriert wor­den, der u. a. festgelstellt hatte, daß das Budget auf einer fiktiven Grundlage beruhe, da die Steuerveranschlagung irregl und die Personalausgaben überdimensioniert seien. Das Personal der Finanzverwaltung sei völlig ungeeignet,, seine Aufgabe zu versehen. Außerdem hätten die jüngsten Gesetze die Staatsfinanzen noch weiter geschwächt. Be-: sonders am Umschuldungsgesetz wurde stark Kritik ge­übt. Der Bericht wies außerdem auf die Unzufriedenheit, gewisser Beamtenkategorien, so des Lehrpersonals hin, die seit Monaten kein Gehalt mehr erhalten haben. Gleichzeitig mit dem Bekanntwerden des Ristschen Berichts verzichtete der Finanzberater der Nationalbank Auboin demonstrativ auf seinen Posten. Sein Rücktritt ist auf einen Konflikt zwischen der Regierung und der Na­­tionalbauk zurückzuführen, welch letztere die Forderung aufgestellt hatte, die im Umschuldungsgesetz vorgesehene Konvertierung auf die im Portefeuille der Nationalbank befindlichen landwirtschaftlichen Wechsel nicht zu er-• strecken. Finanzminister Argetoianu versprach dies, nahm aber am Gesetz bloß die Änderung vor, daß der Staat für die infolge der Konversion entstehenden Verluiste der Na­­tic-nalbank die Haftung übernahm. Dies 'hat die Gegen­sätze noch mehr zugespitzt. Es handelt sich um Wechsel im Werte von 4 Milliarden Lei. Um diesen Betrag würde die Verbindlichkeit des Staates gegen die Nationallbank steigen; andererseits wird eis jedoch dem Staate durch das Stabilisierungsgesetz verboten, bei der Nationalbank neue Kredite in Anspruch zu nehmen. m Lazarett, das neben den Stallungen für kranke Pferde und Hunde lag und an tausend Betten für Menschen hatte. So viel Leidende häuften sich von Zeit zu Zeit hier an. Die Violetten Mekis kannten auch nicht den weilen, sonderbaren Friedhof, auf dem im Beginn die meisten von ihnen sehr rasch endeten. Das hieß Friedhof, aber es waren in den Boden gebaute kleine Betonkeller, die hell zu beleuchten waren. Ging man die Treppe hinunter, so stand vor einer tief ausge­kehlten Wand eine Zahl von Wannen, Kolben, Glä­sern und Becken. Die Öffnungen der Gefäße waren teils verschlossen, teils mit Hähnen versehen, durch die zischend Gasartiges ein und aus lief. Kleine Ven­tilatoren trieben surrend die säuerliche Luft des Kellers durch ein Schornsteinrohr aus. Jedes Glas und Becken war signiert; angekettet an der Wand hing ein mächtiges Buch voller Eintragungen, be­ginnend mit dem Namen und der Lebensgeschichte des Toten. Aber war denn das wirklich ein Toter, der hier lag? Ja über ihren sogenannten Tod hinaus lebten für Meki die Menschen, gewesen aus Fleisch und; Blut, denen man hier den gewöhnlichen, alles beendenden Tod nicht gönnte. Über diesen Tod hin­aus wurden die Gäste, die Violetten, verfolgt und wurden die Veränderungen ihrer Organe nach dem Aufhören der Verbindung mit den anderen weiter geprüft. Aus den Speisesälen und Laboratorien stie­gen die Grünen auf den Friedhof, maßen weiter Wärme, entnahmen Flüssigkeiten, setzten Stoffe zu, regulierten die Gaszuführung, führten elektrische Ströme durch, jagten Strahlen durch die ruhenden Teile, durchbluteten Rümpfe, Lebern, Därme, Ge­hirne. Die Gäste in Mekis Stadt, die Violetten, glaubten zu leben, zu essen, zu trinken, zu atmen wie die an­deren. Aber sie aßen Scheinspeise. Sie tranken Scheingetränke. Sie atmeten Luft in ihren Zimmern, in ihren gut abgesonderten, verschlossenen Gast­zimmern, die aber mit geheimen Substanzen gesättigt waren. Was man ihnen vorlegte, im hufeisenförmi­gen Zwischenraum zwischen den plaudernden Ti­schen der Grünen, sah aus wie Braten, Wein, Ku­chen, Kaffee, Schokolade. Bisweilen und fast immer im Beginn war auch wirklich der Braten Braten. Später gab man nur Speisephantome, fleisehähnliche Massen, Gallerte, die gehärtet war, oder leberartige Dichte hatte. Sie war angereichert mit den Substan­zen, die man prüfte. Bisweilen abends wurde dann einer geholt, ein Mann und eine Frau. Zwei, drei der Grünen standen in der stillen Schlafkammer vor dem aufgerichteten Wesen, das seine bunten Kleider auf den Boden ge­worfen hatte, fragten das Weib, den Mann, ob es bereit sei, eins seiner Organe zu opfern. Das zuckte zusammen, schrie, war im Moment narkotisch be­täubt. Oder es senkte langsam, Blick um Blick mit den ernsten Grünen tauschend, den Kopf, sann und fragte zitternd. Es gab viele, die nicht schrien, son­dern sannen und fragten. Sie erhielten jede Aufklä­rung. Es ging um die künstliche Nahrung, die eine Umwälzung aller menschlichen Dinge zur Folge ha­ben mußte. „Warum nicht, warum nicht?“ knirschte es bitter zwischen den Zähnen, „wenn es euch nur gelingt.“ Und sie gingen zwischen den Grünen in einer Auflockerung ihres Inneren durch die Korri­dore. „An mir soil’s nicht hegen. Zeigt, was ihr könnt.“ Und triumphierend überflogen sie, als hätten sie es selbst hergerichtet, die blendend erleuchteten, weißgekachelten Beobachtungshallen mit ihren Blicken, die Tische, auf denen Apparate standen, die schauerlichen, eigentümlichen Glaskasten, Sär­gen ähnlich, in denen Menschen und leinenbedeckte Gliedmaßen lagen, die sich bewegten, ja bewegten, sonderbar die Finger spreizten, griffen. Es surrte, rauschte um sie. Eigentümliche Hitze wehte überall. Sie kam aus den Spalten der Glaskasten, in denen ganze Reihen von Menschen lagen, von Röhren, Drähten umgeben, von Flüssigkeiten umrieselt, ge­schlossenen Auges, hell beleuchtet. Deutlich hoben und senkten sie die Brust. Sie hatten selbst, die da­­noch standen und das sahen und sich umblickten, bald die entrückende Maske vor dem Gesicht. Um sie, in gläsernen Schränken, in Kästen, Was­serbetten, bei wechselnder Temperatur vón Erdkälte bis zur hoher Wärme, lagen auf Watte, schwammen in Behältern, umhüllt und bloß, weiße und rote Or­gane. Aus Standgefäßen floß ihnen in dünnen Röh­ren die ernährende Durchblutungsflüssigkeit zu. Sie rieselte in die Leiber, die Muskeln der be­wußtlosen, schlafenden, geöffneten Menschen, der Männer und Frauen, wie sie herangetrieben waren. An alle, lebende Organismen. Man beobachtete die Umsetzung und Verwandlung, die sie auf der triefen­den Schleimhaut erfuhren ., „ Schwere Eisenwände, verschiebbar, trennten die gekachelten Räume von anderen, stark gemauerten, in denen auf Beeten und auf Erdaufschüttungen Pflanzen, auch niedrige und hohe Bäume wuchsen. Auch sie waren umgeben von einem Wirrsal von Drähten und Röhren. Sie waren auch gespalten, an­gebohrt. In ihre Kronen, Stämme und Wurzeln führten Leitungen. Kühl waren einzelne hohe Säle durchweht, in anderen brütete die Luft. Rote, grüne, phospho­reszierende Lichter lagen auf den Pflanzen. In kleinen und unscheinbaren, fabrdkartig fin­steren Seitenräumen und Kellern, in Bottichen, hitzeatmenden Kesseln und riesigen Brutschränken erfolgte dann die Hauptarbeit dieser Anlage: die Nachahmung und Nachbildung der beobachteten Vorgänge, erst mit vielem Hilfsmaterial aus Tieren; und Pflanzen der Nachbarräume, dann mit immer j weniger. Hier verwertete man, was man oben ge-j funden hatte, und stellte es durch das Experiment auf die Probe. Hier erfolgte die erste Synthese, die? Erzeugung eines bestimmten Fettes, einer Eiweiß-j sorte. Die Hilfssäfte und Zellen wurden nach tmdi Die Budgetdebatte im Abgeordnetenhauses Die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses war der 1 ersten Lesung des Kultusetats gewidmet. Es zeugt von dem großen Interesse des Hauses für diesen Regierungszweig, daß die Sitzung sowohl von rechts als auch von links' voll und ganz zu diesem Zweck ausgenützt wurde. Es wurden dabei die verschiedensten Probleme des Ressorts' erörtert, was dem Kultus- und Unterrichtsminister Dr. Karafiäth Gelegenheit gab, sich darüber näher auszu­lassen. Morgen wird der Etat in zweiter Lesung verhan­delt. Reicht die Zeit aus, so wird das Haus auch die Debatte über den Ackerhauetat beginnen, Unseren Sitzungsbericht im Abendblatt haben wir bei der Rede des ; Abgeordneten Dr. Söpkéz abgebrochen. Der folgende Redner war Abgeordneter Paul Sándor (Lib. Opp.), der zunächst, mit dem Abgeordneten Dr. Beck polemisie­rend, erklärte, daß Ungarn auf die Kön. Oper und das

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