Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. július (79. évfolyam, 144-171. szám)

1932-07-01 / 144. szám

Einzelnummer an Wochentagen IC, an Sonntagen 38 Heller. Abonnement: FQr Budapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgenblatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4 P. FQr das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel« jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldschmidt. För das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreioh und Polen 20 Pengő, für allo übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Manuskripte werden nicht zurückgestellt. Telephon der Redaktion r 848-20.PESTER LLOYD MORGENBLATT B lnseratenaufnahme: In Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blooknor, i.Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Haasenstein &. Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Nagy. hirdető-iroda, Julius Tcnzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Nachf. A.-CL Wien. Wollzcile 16. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt IO Heller, — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria-ucoa 13. Telephon der Administration: 849*00 79. Jahrgang. Budapest, Freitag-, 1. Juli 1932. Nr. 144 Dos ahgelehnlc Rttcktrinsgcsodi des Oralen Julias Karolyi Budapest, 30. Juni Schon vor etwa zwei Wochen geschah es, daß Ministerpräsident Graf Julius Károlyi in einer Mi­nisterratssitzung den Antrag stellte, sofort nach Ver­abschiedung des Budgetgesetzes durch das Ober­haus dem Reichsverweser das Rücktrittsgesuch des Gesamtministeriums zu unterbreiten, und daß der Ministerrat diesem Antrag mit einmütigen Beschluß beipflichtete. Programmgemäß hat der Minister­präsident dieses Vorhaben durchgeführt: vor drei Tagen hatte das Budgetgesetz das Oberhaus passiert, und schon gestern lag dem Staatsoberhaupt das Rücktrittsgesuch der Regierung vor. Der Reichsver­weser aber erklärte in einem Handschreiben an den Grafen Julius Károlyi, das Rücktrittsgesuch nicht anzunehmen, und gleichzeitig richtete er an den bis­herigen Regierungschef unter Versicherung seines vollsten Vertrauens den Appell, in dieser ernsten Zeit, in der die Bekundung der nationalen Einheit vor allen Dingen not tue, auf seinem bisherigen Po­sten auszuharren. Kein Zweifel, daß Graf Julius Károlyi dieser Aufforderung Folge leisten wird und damit dem Lande die Beschwernisse einer Regie­rungskrise erspart bleiben werden. Die einzigen, die darob nicht erleichtert auf­­atmen werden, dürften Graf Julius Károlyi und seine Ministerkollegen sein. Was dem Lande zur Beruhi­gung gereicht, daß nämlich den ohnedies bestehen­den drückenden Schwierigkeiten sich nicht auch noch die Erschütterungen einer Regierungskrise bei­gesellen, bedeutet für sie die dornenvolle Pflicht, sich auch weiterhin mit der Verantwortungsbürde für die künftigen Schicksale des Landes zu beladen. Man kann es dem Grafen Károlyi wahrlich nach­fühlen, daß in ihm der Wunsch sich regte, nach er­folgreicher Lösung der wichtigsten Aufgaben, die er mit seinem Regierungsantritt auf sich nahm — nach Herstellung des Budgetgleichgewichts und nach Si­cherung der Wertbeständigkeit der Pengöwährung —, sich vom Regierungsgeschäft zurückzuziehen und das Steuer des Staatsschiffes in andere Hände über­gehen zu lassen. Es war eine herkulische Arbeit, die da geleistet worden, und die zehn Monate seines Re­­gierungswaltens waren in der Tat ein ununterbro­chener und aufreibender Kampf für die wirtschaft­lichen und finanziellen Lehensbedingungen dieses von den Wogen der allgemeinen Krise besonders heftig umbrandeten kleinen und schwachen Landes. Als Graf Julius Károlyi an die Spitze der Regierung trat, hing für das Land alles davon ab, ob das Defizit aus dem Staatshaushalt getilgt werden kann. Am Ausgabenetat mußten unbarmherzige Abstriche vor­genommen werden, und darüber hinaus galt es auch noch, der nahezu völlig erschöpften Tragfähigkeit des ungarischen Steuerzahlers weitere neue Steuer­lasten aufzunötigen. Die Regierung wußte, daß sie das Ziel nur erreichen kann, wenn das ungarische Volk mit zusammengebissenen Zähnen und unter Niederringung aller begreiflichen Bitterkeit sich zu dem Opfersinn aufschwingt, das letzte herzu­geben, um den Staat vor dem drohenden Untergang zu retten. Es gehörten wahrlich der puritanische. Charakter, das vorbildliche Pflichtgefühl und die vor keinem Hindernis zurückweichende Energie des Grafen Julius Károlyi dazu, das schwierige Werk zu vollenden. In ihrer harten Bedrängnis bückte die Nation auf ihn, und aus seinem Vorbild schöpfte sie die Willenskraft, sich zu den ihr abverlangten Opfern zu verstehen. Das Ergebnis war, daß in einer Welt, in der fast alle Staaten, auch die reich­sten und mächtigsten, von schwersten Defizitsorgen heimgesucht sind, das arme und sei. .cache Ungarn sich rühmen darf, das Defizit aus seinem Staats­haushalt getilgt zu haben. In dieser Hinsicht hat also die Regierung des Grafen Julius Károlyi die an sie geknüpften Erwartungen vollauf erfüllt. Dazu gesellt sich auch noch die zweite, nicht minder wich­tige Errungenschaft, daß unsere Pengöwährung in einer Zeit, in der nahezu die ganze Welt ein ein­ziges valutarisches Erdbebengebict darstellt, zwar geschwächt, aber im Wesen unerschüttert dasteht. Die erste Etappe der Regierungstätigkeit des Kabi­netts Károlyi war mit diesen beiden Spitzenleistun­gen erreicht, und es war menschlich durchaus zu begreifen, daß der Ministerpräsident sich nunmehr bewogen fühlte, die Frage aufzuwerfen, ob die ver­fassungsmäßigen Faktoren, die für den Bestand einer Regierung maßgebend sind, die Führung der Regierungsgeschäfte weiterhin ihm anzuvertrauen wünschen. Diese verfassungsmäßigen Faktoren sind die Parlamentsmehrheit und das Staatsoberhaupt. Auch in normalen’Zeiten muß die verantwortliche Regie­rung das Vertrauen dieser beiden Faktoren besitzen; in noch gesteigerterem Maße ist das der Fall in einer außerordentlich kritischen Lage, in der eine verant­wortungsbewußte Regierung auf ihrem Platze nur ausharren darf, wenn sie sich unterstützt weiß von jenen verfassungsmäßigen Gewalten, deren überein­stimmendes Vertrauen der Regierungspolitik die Weihe und das Gewicht des nationalen Willens ver­leiht. Was nun die Einheitspartei, als Trägerin der parlamentarischen Mehrheit, betrifft, so hat sie sich in jüngster Zeit gewisse Extratouren erlaubt, die nicht eben stärkend auf die Position der Regierung wirkten. Aber es hat sich erfreulicherweise gezeigt, de ß dies bloß eine vorübergehende Erscheinung war. Graf Stefan Bethlen selber hat heute in der Konfe­renz der Einheitspartei bestätigt, daß diese Unstim­migkeiten aufgehört haben und die Partei, Ver­trauen bietend und Vertrauen heischend, die Regie­­lungspolitik, die sie billigt, vorbehaltlos unterstützen wird. Freilich hat er sich auch darauf berufen, daß in der Einheitspartei auch in den zehn Jahren sei­ner Regierungstätigkeit der Geist der Kritik sich mit­unter geregt hat; aber das Land hat gesehen, wie er mit eiserner Hand die Mannszucht jedesmal zu wah­ren verstand; und so ist gewiß er der erste, zu be­greifen, daß auch sein Nachfolger bei aller Respek­tierung des Rechts der freien Meinungsbildung Wert darauf legen muß, daß der Regierung in ihrer sor­gen- und verantwortungsschweren Arbeit nicht aus dem eigenen Mehrheitslager heraus Hemmungen be­reitet werden. Immerhin ist mit Genugtuung festzu­stellen, daß die Einheitspartei in ihrer heutigen Kon­ferenz das der Regierung schon durch die Bewilli­gung des Budgetgesetzes erteilte Vertrauensvotum feierlich bestätigt hat, und so is nunmehr das Ver­hältnis zwischen Regierung und Mehrheitspartei als vollauf geklärt zu betrachten. Was aber die Zukunft betrifft, so findet sich diesfalls ein klarer Fingerzeig in dem Hand­schreiben, das der Reichsverweser an den Grafen Julius Károlyi gerichtet hat. Darin hat das Staats­oberhaupt die Ablehnung des Rücktrittsgesuches nicht allein mit der Betonung seines vollsten Ver­trauens begründet, sondern auch ausdrücklich her­vorgehoben, daß unter den gegebenen Verhältnissen die Bekundung der nationalen Einheit in gesteiger­tem Maße not tut. Es wäre gewiß verfehlt, in diesem sorgfältig formulierten Satze eine bloße Redensart zu erblicken. Richtig dünkt uns vielmehr die Aus­legung, daß die Entschließung des Reichsverwesers dem Ministerpräsidenten die vollste Unterstützung in Aussicht stellt für den Fall, daß der Regierung in Fragen, in denen sie sich nach außen hin auf die nationale Einheit stützen muß, Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden sollten. Der nationalen Ein­heit tut es keinen nennenswerten Abbruch, wenn die parlamentarische Minderheit nicht in allen Feuilleton* Das Debut Gerhart Hauptmanns. Kämpfe und Siege eines deutschen Dichters. Deutschland wird in diesem Jahre nicht nur den größten Dichter der Deutschen: Goethe, sondern anch den größten deutschen Dichter der Gegenwart: Hauptmann, feiern. Gerhart Hauptmann tritt im November in sein siebzigstes Lebensjahr und schon jetzt erscheinen Schriften und Studien über den Meister und seine Werke. Keiner der modernen Dichter Deutschlands kann ein so mächtiges Oeuvre aufweisen wie Hauptmann, der schon als junger, kaum mehr als zwanzig Jahre zählender Mann sein poetisches „Promethidenlos“ veröffentlichte und als Siehenundzwanzigjähriger mit seinem Drama: „Vor Sonnenaufgang“, die dramatische Literatur seines Vaterlandes förmlich revolutionierte, um seither Jahr für Jahr bald mit einem Gedichtbuch, bald mit einem Roman, bald mit einer Novelle, bald mit einem Drama die Bewunderung seiner Landsleute, ja, der ganzen Welt zu erregen. In Ungarn hat der geniale Dichter sowohl als Erzähler wie als Bühnen­schriftsteller oft große Erfolge errungen und auch unser Land wird an den Hauptmann-Feiern seinen Teil herausnehmen. Unter den Jubiläumsehrungen, die bisher zu verzeichnen waren, verdient eine über­aus interessante Biographie: ,,Gerhart Hauptmann. Siebzig Jahre seines Lebens“, von Hans v. Hülsen (S. Fischer-Verlag, Berlin), besondere Beachtung, denn alle Kämpfe, und Siege des Dichters werden darin liebevoll geschildert. Man kann den Aufstieg des Dichters Schritt für Schritt verfolgen und auch die großen Schwierigkeiten kennenlemen, die Haupt­mann überwinden mußte, ehe er nach einem fast un­heilvollen Debüt zu seinem Ruhm einporsteigen konnte. Wir geben nun dem neuesten Biographen Haupt­manns das Wort, der die Premiere des Dramas: „Vor Sonnenaufgang“ und dessen Nachwehen skizziert, um dann auch ein Licht auf die ersten großen und unbestrittenen Erfolge des Dichters zu werfen. Hans v. Hülsen schreibt: „'. . . Sonntag, 20. Oktober 1889! Man merke sich diesen Tag, er ist der Geburtstag des neuen deut­schen Dramas! Vonnittags 11 Uhr ist im Lessing­­theater die Premiere von „Vor Sonnenaufgang“, auf das inzwischen eine Besprechung von Wilhelm Bölsches in der „Gegenwart“, eine andere von Otto Brahm im „Magazin für Literatur“ die allgemeine Aufmerksamkeit der literarischen Kreise gelenkt hat. Eine Schlacht, wie im stagnierenden deutschen Theaterbetrieb seit langem keine geschlagen wurde, — und nur die erste in der langen Reihe, die nun folgen und sich für immer an den Namen des jungen „Hauptmanns der schwarzen Realistenbande“ knüpfen wird. Unter den Zuschauern der ge­schlossenen Vcreinsvorstellung, die alle Hüter der Moral argwöhnisch betrachten, und deren Besuch zum Beispiel Otto Devrient, jetzt Hoftheaterdirektor in Berlin, seinen Schauspielern aufs strengste ver­boten hat, sitzt Adalbert Hanstein, der bald der Historiograph des „Jüngsten Deutschland“ sein wird und der durch seine Empfehlung des Werkes benn Verleger einen gewissen Anteil an dieser geschicht­lichen Stunde hat. Er erzählt: Es war heller Vonnittag, und draußen lockte frischer Herbstsonnenschein; aber hier im festlich hellen Hause sah man auf der Bühne eine Reihe dt r abschreckendsten Bilder vorüberziehen, und die Men­schen in den Zuschauerräumen vollführten eine so ununterbrochene Arbeit mit Klopfen und Trampeln, Zischen und Pfeifen, sobald sich der Vorhang senkte, eder auch bei offener Szene, daß jemand, der in dieser Menge fremd war, keinen klaren Begriff von der Dichtung und ihrer Aufnahme bekommen konnte. So klatschte man denn von der einen Seite den Autor so lange heraus, bis man den Widerspruch geweckt hatte, und dann gab sich alt und jung und rechts und links dem jugendhaften Vergnügen hin, mit Radaüflöten und Stiefelabsätzen den neuen Mann zu empfangen, wenn er auf der Bühne er­schien. Theodor Fontane schildert das Auftreten des Autors: Statt eines älteren, gebräunten, breitschultri­gen Mannes mit Schlapphut und Klapprock erschien ein schlank aufgeschossener, junger, blonder Herr, von untadeligstem Rockschnitt und untadeligen Ma­nieren, verbeugte sich mit einer graziösen Anspruchs­losigkeit, der wohl auch die meisten seiner Gegner nicht widerstanden haben ... Hanstein fährt fort: Von Akt zu Akt wuchs der Lärm. Schließlich lachte und jubelte, höhnte und trampelte man mitten in die Unterhaltung der Schau­spieler hinein, und als der Höhepunkt des Stückes nahte, erstieg auch das Toben seinen Gipfei. In dem Stück ward nach einer Hebamme gerufen, und dabei erhob sich ein durch seine Bissigkeit bekannter Arzt und Journalist,... und schwang ein chirurgi­sches Werkzeug diskretester Art, das er auf die Bühne werfen zu wollen schien. Rasender Tumult er­hob sich. Man spielte das Stück müh .am za Ende, lachte den Helden des Dramas aus und jubelte doch wieder den Verfasser hervor ...“ Das ist die sturmumtoste Geburtsstunde des Dramatikers Gerhart Hauptmann. Was sie bedeutet, wird sechzehn Jahre später in der ehrwürdigen Halle des Gonvocation-House zu Oxford ein englischer Uni-

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