Pester Lloyd - esti kiadás, 1932. október (79. évfolyam, 221-245. szám)

1932-10-01 / 221. szám

PREIS DES ABENDBLATTES im Einzelrerkauf 10 HELLER A bonnement: Für Budapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgenblatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­jährlich l Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldschmidt. Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreioh und Polen 30 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Manuskripte werden nicht zurückgestellt. Telephon der Redaktion: 848-20-ABENDBLATT lnseratenaulnalime: ln Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blockner, J. Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Harsányi, Haaser.stein & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető­­iroda, Mosse Rudolf A.-G , Julius Tenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloy,d für Oesterreich: M, Dukes Nachf. A.-G., Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer tűr Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 33 Heller Abendblatt lo Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr, Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria-ucca 13. Telephon der Administration: 849-09 79. Jahrgang*. Budapest, Samstag, 1. Oktober 1932. Mr. 221 Die neue Regierung. Budapest, 1. Oktober. Ministerpräsident Julius Gömbös hat die Mit­glieder seines Kabinetts heute vormittag zu einer Besprechung in seine Wohnung gebeten. Während 'diese Besprechung in der Wohnung des neuen Ministerpräsidenten stattfand, nahm der scheidende Ministerpräsident Graf Julius Károlyi Abschied von seinen Mitarbeitern. Abschied des Ministerpräsidenten a. D. Grafen Károlyi von seinen Mitarbeitern. Der scheidende Ministerpräsident Graf Károlyi hat heute mittag von seinen Mitarbeitern Abschied genommen. Es war ein ungewöhnlich herzlicher und inniger Akt, der sich in seinem Arbeitsraume abgespielt hat. Es waren zu diesem Zwecke alle Funktionäre und Beamten des Mi­nisterpräsidiums, sowie auch die Vertreter des Zentral­­statistischen Amies erschienen. Im Namen des Beamtenkorps richlete Staatssekretär Dr. Darányi eine Ansprache an den Grafen Károlyi: — Ew. Exzellenz, begann er, werden an dieses Palais /wohl die Erinnerung an schwere Sorgen knüpfen. Als Sie die Führung der Geschäfte übernahmen, sagten Sie uns, ich wende von niemand Unmögliches verlangen, sondern bloß so viel, als Sie selber leisten können. Das Land be­fand sich damals in einer äußerst schwierigen Lage. Sie aber, Exzellenz, waren während dieser Zeit für uns geradezu das Vorbild des selbstlosen Patriotismus, der Pflichterfüllung und der Gewissenhaftigkeit, und es ist Ew. Exzellenz dank dieser Tugenden gelungen, dem Lande über dié enormen Schwierigkeiten hinwegzuhelfen, und können jetzt Ihren Platz mit einiger Beruhigung Ihrem Nachfolger übergeben. Ich bitte Ew. Exzellenz, uns ein gutes Andenken zu bewahren. Wir versprechen, daß wir in unseren Herzen eine liebe und innige Erinnerung /von der Zeit «bewahren werden, da wir an der Seite Ew. «Exzellenz anbeiten durften. Begeisterte Eljenrufe erschollen, als Dr. Darányi geendet hatte. Graf Julius Károlyi antwortete: — Die Worte, die mein lieber Freund auch in Eurem Namen an mich zu richten die Güte hatte, haben mich wahrhaftig gerührt, da ich weiß und fühle, daß sie aus aufrichtigem Herzen kommen. Dreizehn Monate habe ich hier verbracht, und ich kann sagen, daß die Erinnerun­gen, die ich mitnehme, nicht alle ungestört und angenehm sein werden. Die Erinnerungen aber, die aus der Mitwir­kung mit Euch stammen, werden stets zu meinen ange­nehmsten Erinnerungen gehören. Das Zusammenwirken mit Euch war stets restlos und ungestört, und ich kann Euch nur versichern, daß ich stets in Anerkennung und Dankbarkeit an die selbstlose, patriotische und fach­männische Arbeit denken iverdc, mit der Ihr mich in meinem Wirken unterstützt habet, und die es mir mög­lich machte, meinen schweren Pflichten nachzukommen. Ich kann Euch versichern, daß meine Gefühle, mei te Freundschaft für Euch auch in der Zukunft unverändert fortbestehen werden. Stets wird mich mit Freude und Ge­nugtuung der Gedanke erfüllen, daß ich bei Euch kein schlechtes Andenken hinterlasse. Ich bitte Euch, Eure Freundschaft mir auch für die Zukunft zu bewahren. Graf Károlyi wechselte nach diesen Worten mit jedem einzelnen der Erschienenen einen Handschlag und zog sich sodann unter stürmischen Eijenrufen in seine Appartements zurück. Die Funktionäre des Ministerpräsidiums zer­streuten sich eben, als an die im Ministerpräsidium versammelten Journalisten die Botschaft Julius Gömbös’ weitergeleitet wurde, sich nachmittags 2 Uhr bei ihm in seiner Wohnung zu einer Presse­konferenz einzufinden. Erklärungen der neuen Minister. Nach der Konferenz des neuen Kabinetts mit seinem Chef hatten wir Gelegenheit, mit dem Finanz­minister Dr. Imrédy zu sprechen. Er machte uns folgende Mitteilungen: Ministerpräsident Gömbös hat uns mit seinem Arbeitsplan bekanntgemacht, der allgemeine und einmütige Zustimmung fand. In diesem Arbeitsplan Werden wir, die Ressortminister, unser Programm einzsuchalten haben. Es sind die wichtigsten aktuellen Probleme zur Sprache gelangt, und es wurden auch die Umrisse der sofort vorzunehmea­­den Arbeiten besprochen. Einzelheiten kann ich jetzt nicht sagen, nur soviel kann ich verraten: zu einer Inflation kommt es nicht. Handelsminister Dr. Fabingi erklärte, er werde mit allen wichtigen aktuellen Wirtschaftsproblemen sich gleich nach seiner Amtsübernahme eingehend beschäftigen. Er wisse, daß das Publikum sich jetzt vor allem für die Lösung des Kohlenproblems inter­essiert, und er werde alles daran setzen, diese Frage zur allgemeinen Beruhigung zu lösen. Auch die übrigen Minister äußerten sich in ähnlich zielbewußtem Tone. Erster Presscenipfang des neuen Ministerpräsidenten. Ministerpräsident Julius Gömbös hat um Uhr seinen ersten Presseempfang abgehalten: — Ich bin, so begann er, vor schwere Aufgaben gestellt. Ich bin mir der Schwierigkeiten, die meiner harren, vollauf bewußt und wünsche, diese mit star­kem Glauben, ehernem Willen und in erster Reihe durch Selbstverleugnung zu bekämpfen. Ich hoffe, daß die Nation, in Würdigung meiner bisherigen Tätigkeit, mir darin beistehen wird, da die Schwie­rigkeiten nur gemeinsam und in harmonischer Arbeit gebannt werden können. Sowohl nach innen als nach außen hin ver­künde ich die Botschaft der friedlichen Arbeit und die Notwendigkeit der Beschaffung -der hiezu er­forderlichen Mittel. Ich verkünde den Gedanken des nationalen Selbstzweckes, weil unter den heutigen Verhältnissen und in der gegebenen Situation der ungarischen Nation das politische Ideal eines po­litischen Führers und einer politischen Gesellschaft nur dieser Gedanke sein kann. Ich verkünde die Realität, weil ich wohl weiß, daß ich vergeblich einer Fata morgana nachlaufen würde; die Realität des Lebens würde mit jeder Fata morgana bald aufräumen. — Ich weiß, daß ich nur mit progressiver Ar­beit mein Ziel erreichen kann. Ich habe das Gefühl, und das ist auch meine Konzeption, daß die Seele der ganzen Nation umgeformt werden muß. Der Umstand, daß wir lange die Lebensmöglichkeiten einer unabhängigen Naiion entbehrt haben, macht es notwendig, daß sich die Nation auch seelisch ein­stellt in den Ideenkreis eines unabhängigen Ungarn. Ich halte jedermann gleichermaßen für einen Un­garn, der die Nation mit mir und mit den dazu Be­rufenen zusammen ausgestaltet. Gegen die extremen Richtungen verkünde ich den Kampf, und ich halte unter allen Umständen die Rechtsordnung aufrecht, ohne die keine friedliche Arbeit möglich ist. — Im Wirtschaftsleben tauchten in der letzten Zeit Schlagworte auf, deren Richtigkeit ich nicht anerkenne. Wenn jemals, so bedarf cs jetzt Nüch­ternheit, und das verkünde ich zusammen mit mei­ner Regierung. Jedermann muß mithelfen, die pro­duktive Arbeit sicherzustellen; und jeder wird scho­nungslos bekämpft werden, der in der heutigen Zeit, in der jede einzelne Schicht der Bevölkerung um das tägliche Brot einen schweren Daseinskampf zu I führen hat, in gewinnsüchtiger Absicht die Rolle eines Wucherers spielen will. Der Ministerpräsident sprach sodann über die Vorgeschichte seiner Designierung und erklärte, daß ihn nicht der Ehrgeiz, eine Machtstellung zu er­reichen, bewogen habe, die Betrauung anzunehmen. Jeder Gedanke und jeder Plan sei von ihm auf Grund seiner Überzeugung im voraus fixiert worden. — Ich habe mit meinen Freunden einen natio­nalen Arbeitsplan entworfen, der sich auf alle Ge­biete des öffentlichen Lebens erstreckt. Ich wollte ein Ministerium zusammenstellen, in dem die Fach­kenntnisse überwiegen. Das ist mir gelungen. Im Laufe des heutigen Vormittags habe ich meine Ministerkollegen zusammengerufen, um ihnen mein nationales Arbeitsprogramm bekanntzugeben. Die öffentliche Meinung hat mit Recht ein solches Pro­gramm verlangt. Eigentlich ist es aber kein bloßes Programm, sondern ein Weitergehendes: ein Plan. In der heutigen schweren Zeit kann man nicht sagen, was in zehn Jahren geschehen wird; aber mit intui­tivem Schauen muß derjenige, der die Nation leitet, wissen, wohin ihn der Weg führt. Und auch die Na­tion muß wissen, was der Führer will. Meine Mit­­arbeiter sind mit meinem Arbeitsplan einverstanden.; Ich habe aber den Plan auch vom Gesichtspunkt der Aktualitäten besprochen, denn ich weiß, es taugt nichts, wenn ich heute mit weitgesteckten Zielsetzun­gen komme und nicht vorerst für die Bedürfnisse des heutigen Lebens sorge. Daher werden morgen die wirtschaftlichen Ressortminister Zusammenkom­men, um das wirtschaftliche Arbeitsprogramm für, die nächsten Monate auszuarbeiten. — Nochmals betone ich: je schwerer die Lage einer Nation ist, desto mehr bedarf sie der Harmonie und Einigkeit. Ich will der bauende Arbeiter und Führer der neuen Generation sein. Wir, die wir im Kriege waren, sind dem Leben irgendwie näher­gekommen. Wir haben die sozialen Leiden besser kennengelernt als andere, weil wir zusam­men kämpften, mit denjenigen, die mit schwie­ligen Händen ihr Brot verdienen, und mit denen, die jahrhundertelang das Funda­ment der Nation bildeten. Dort im Kriege lernten wir, daß man Großes nur dann vollbringen kann, wenn man diszipliniert und eines Willens großen Zielen entgegenstrebt. Ich rufe als Brüder jedermann zur Arbeit auf und bin überzeugt, daß jeder Ungar; mit mir zusammen eines will. Zum Schluß sprach Ministerpräsident Gömbös über die Bedeutung der Presse, die er gleichfalls zur eifrigen Mitarbeit aufforderte. Er legte ihr nahe, in der Außenpolitik volle Sachlichkeit zu wahren und jedes parteipolitische Moment auszuschalten. In tier inneren Politik verlangte er ehrliche und auf­richtige Kritik, wobei er bemerkte, daß er jede Kritik gern entgegennehme, aber Gewicht darauf lege, für ehrliche und gute Arbeit sein Lob zu erhalten. Der Ministerpräsident nahm dann von den Journalisten, die die allerbesten Eindrücke ge­wonnen hatten, herzlichen Abschied. * * * Warum Graf Bethlen die Kabinetts­bildung nicht übernahm. Graf Stefan Bethlen Itat dem Berichterstatter des Az Est eine Unterredung gewährt, in deren Verlauf er sich vornehmlich über die Entstehungsgründe der Regierungs­krise und über seine Haltung in der Frage der Kabinetts­bildung äußerte. Er stellte fest, daß die Beziehungen zwi­schen dem Grafen Julius Károlyi und der Einheitspartei durch Mißdeutungen und Intrigen außerhalb stehender Faktoren zielbewußt getrübt worden seien. Namentlich seien es die sogenannten Konzentrationsbestrebungen ge­wesen, unter deren Wirkung das Verhältnis zwischen Re­gierung und Partei erkaltet sei. Die Frage, warum er selbst einer Betrauung mit der Kabinettsbildung ausgewichen sei, beantwortete Graf Beth­len im wesentlichen wie folgt: — Sobald ich sah, daß meine Person ein neues Kampf Zeichen für die Opposition sein würde, wich ich der Betrauung aus, weil ich der Ansicht bin, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Einheitspartei der Opposition keinen Vorwand liefern dürfe, um neue hef­tige Kämpfe zu entfesseln. Ich habe die Zuversicht, daß die Opposition Verständnis dafür haben und nach Maß­gabe des Ernstes der Zeit den Ton und das Tempo mäßi­gen wird, den sie in finer Agitation auf dem flachen Lande bisher an den Tag gelegt hat. Auch die Optantenfrage spielte in der bezüglichen Entschließung des Grafen Bethlen mit, und er selber äußerte .sich in seiner heutigen Unterredung darüber wie folgt: — Im Haag und in Paris haben die Großmächte die Erledigung der Frage der Ostreparationen an die Bedin­gung geknüpft, daß gleichzeitig auch die Optantenfrage ihre Lösung finden muß. Als damaliger Ministerpräsident war ich vor die Alternative gestellt, entweder in die Ver­handlung dieser Frage einzutreten und damit das Odium auf mich zu nehmen, daß ich an der Lösung einer Frage mitwirke, an der ich auch persönlich interessiert bin, oder aber die Konferenz zu verlassen, damit eventuell ■eine Regierungskrise heraufzubeschwören, zugleich aber auf solche Art auch die Möglichkeit zu schaffen, daß im Haag über uns ohne uns entschieden wird. Ich nahm das persönliche Odium auf mich, und die Opposition hat es auch weidlich ausgenützt. — Das habe ich damals getan, und heute, da wir an der Schwelle der Ostreparationskonferenz stehen und die beiden Fragen voraussichtlich wieder in irgendeiner Form miteinander verflochten werden dürften, bin ich der Be­trauung mit dér Kabinettsbildung ausgewiehen, weil ich nunmehr nicht in der Zwangslage bin, in der ich im Haag war. Heute mag ein anderer in die Bresche treten, der in

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