Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. december (79. évfolyam, 271-295. szám)

1932-12-01 / 271. szám

PESTER LLOYD • 2* Donnerstag, 1. Dezember 1932 #• >v * <& <?<* <$> •X?' <? Jf ^ V Gut ist’s zu wissen, dass fröhliche Stimmung und allgemeines Wohlbefinden, einwandfreie Funktion des Magens und der Gedärme zur Voraussetzung haben. Bei Stuhlverstopfung und Verdauungsstörungen bewährt sich SCHMIDTHAUERS natürliches Igmandi Bitterwasser am besten. Bukarester Kabinett auch mit dem durchaus berech­tigten Verlangen, daß cs die erforderlichen Ver­fügungen treffe, um die Würde und das Ansehen des ungarischen Staates vor weiterem Umglimpf zu be­wahren. Es' kann nicht zweifelhaft sein, daß die Festig­keit, mit der ganz Ungarn für die Revision des Trianonvertrages eintritt, und der Widerhall, den das ungarische Revisionsbegehren nunmehr überall in der Welt hervqrruft, den Anlaß zu diesen Buka­rester und Kolozsvárer Exzessen gegeben haben. Die Idee, der ungarischen ' Revisionskampagne durch solche rumänische Massenkundgebungen ein Gegen­gewicht zu bieten, -ist Herrn Titulescu wie aus dem Gesicht geschnitten. Wir glauben jedoch, daß der rumänischen Sache mit den Kolozsvárer Ausschrei­tungen ein schlechter Dienst erwiesen worden ist. Der Umstand nämlich, daß man, um die ungarische Revisionsbewegung zu paralysieren, zu solchen desperaten Mitteln greift, muß nicht nur der unga­rischen Minderheit Rumäniens, sondern auch der übrigen Welt die Augen darüber öffnen, wie sehr sich die Erkenntnis, daß der Trianonvertrag unhalt­bar geworden ist, in der ganzen Welt verbreitet. Herr Titulescu hat sich in der Auswahl des Gegen­mittels zweifellos arg vergriffen. Aber daß er, der ebenso zweifellos ein geübtes Auge für Wand­lungen in der internationalen Auffassung über die schwebenden Fragen der europäischen Politik hat, das Bedürfnis empfand, der Revisionsbewegung selbst um den Preis so offenbar skandalöser Ma­chenschaften ein Párolj zu biegen, beweist deutlich genug, daß die Sache der Revision auch nach sei­ yjL .Bei Imre Földváry Her seit 50 Jahren bestehenden Modefwarenfirima lohnt es sich jetzt, einzukaufen. Frackhemden- von P 10.— Unterhosen ... von P 3.20 Weisse u. farbige Pyjama ... __von P 12.50 . Pouplinhemden von P 9.— Krawatten __von P 1.50 B Nachthemden... von P 9.80 aufwärts Budapest, IV., Kossuth Lajes«ueca 18. V181., Rákóczi-ut 7. 8628 fl chen, und radebrechte — erzählte sein „Abenteuer im Jardin du Luxembourg“; „Ick trete ein — und sspaziere sswissen die Blumen — kommt eine kleine Ssmetterlink geflattert (und setzt sick mir auf die Ssulter. — Näckste Tack ich trete ein und sspaziere — wiederum dieselbe Ssmetterlink.“ (Aus der hintersten Reihe des Publikums lauter, unverständlicher Widerspruch.) Henry, ohne sieh stören zu lassen: „O, meine kleine Freund! Du süße Ssmetter­link .. (Die Stimme hinten: „I bin net Ihner Freund. I bin ka Schmetterling.“) Henry — liebenswürdig: „Unbekannte .errl Wenn sie wünssen ssu reden: ick bin gerne bereit, Ihnen zu erteilen die Wort. Aber, bitte, kommen Sie auf den Bühne! Unser Publikum ist gewohnt, zu sehen, wer ssprikt.“ (Da erhebt sich dort unten ein Matrose, Boden­seematrose, ein Athlet, ein Goliath — zweimal größer, dréimal breiter als der zierliche Henry; erhebt sich, schlingert ein wenig — denn er hat Etliches ge­laden — und kreuzt der Bühne zu.) Henry erzählt harmlos weiter von seinem Schmetterling: „An dritte Tack, ich war sson bereitet; ick sstreute mir ein bißken Ssücker auf die Ssulter.“ (Dö Schulter wir i dr ausrenken,“ grollt, in Sicht der Orchesterwand, der Matrose und pellt sich aus der Jacke.) Henry fährt seelenruhig fort: „Die Ssmetterling sick gewöhntean mier; viele Stunde ick ging sspazieren mit ihr ...“ (Der „Vollmatrose“ hat die Bühne erstiegen, steht neben — nein, drohend über Henry und holt aus zu einem fürchterlichen Hieb.) In diesem Augenblick — wirklich, erst in diesem Augenblick unterbricht sich Henry für eine Sekunde, und... — wer hat es dem schmächtigen Kleinen zugeträut? — ... und schleudert den Gegner mit einem einzigen Kinnhaken knockaut in die Kulisse; und erzählt weiter: „Wenn ick die kleine Ssmetterlink dann irakte­­„Wie ssprikt meine süße kleine Ssmetterlink?“ — so mackte sie (auf das lauteste:) Wauwau.“ _______Dies die merkwürdigste Bühnenszene, die ich miterlebt habe_._______ i nem Urteil in zunehmendem Maße kräftige Fort­schritte macht. Er hat also das Gegenteil dessen er­reicht, was er angestrebt hatte, und in dieser, sonst so unerfreulichen Sache ist dies jedenfalls ein Moment, das von der ungarischen Öffentlichkeit mit Genug­tuung aufgenommen werden darf. Die Demarche der ungarischen Regierung. U. T.-K.-B. meldet: Die ungarische Regiérung hat die ungarische Gesandtschaft in Bukarest beauftragt, der rumäni­schen Regierung ihren energischesten Protest gegen die heute nachmittag vor dem Gebäude des ungari­schen Paßamtes in Kolozsvár s'tatfgehabten Kund­gebungen und Verheerungen anzumelden und die rumänische Regierung um ungesäumte Verfügungen in der Richtung zu ersuchen, daß die rumänischen Lokalbehörden unbedingt weiteren Zwischenfällen Vorbeugen sollen; die ungarische Gesandtschaft wurde ferner auch beauftragt, von der rumänischen Regierung entsprechende Genugtuung für die Ge­schehnisse zu verlangen. 1 • Weitere Einzelheiten über die Kolozs­­värer Ausschreitungen. Aus Bukarest meldet ein Telegramm des Ung. Tel.-Ivorr.-Bureaus: Heute abends um dreiviertel 8 Uhr nach ost­europäischer Zeitrechnung zog in Kolozsvár eine Demonstrantengruppe niit Fackeln vor das Gebäude des ungarischen Paßamtes und schlug durch Stein­­würfe dessen sämtliche Fenster ein. Sodann wur­den die brennenden Fackeln durch die eingeschla­genen Fenster in die Zimmer des Gebäudes gewor­fen. In der Wohmujg des Paßamtsoffizials Varga, die sich 'im Erdgeschoß dös Gebäudes befmdfct, ge­riet die Klavierdecke in Brand, die Vorhänge aller Fenster fingen bijipcn Sekunden Feuer und das Per­sonal des' Paßamtes konnte nur mit schwerer Mühe crreicheri, daß dér Brand nicht um sich griff und das ganze’tiebäude nicht eine Beute der Flammen werde. Die .Volksmenge hißte sodann die rumänische Flagge' auf dem Gebäude des Paßamtes, entfernte die ungarische Aufschrift und trachtete das geschlos­sene Tor zu durchbrechen und in das Haus einzu­dringen. Dazu kam és jedoch nicht mehr, denn mittlerweile trafen rumänische Gendarmerieabtei­lungen ein und drängten die Volksmenge zurück. Das ganze Gebäude ist jetzt von Gendarmerie und Militär umringt, und niemand wird in dessen Nähe zugelassen. (Telegramm des Pester Lloyd.) i Kolozsvár, 30. November. Die Vorbereitungen zu der für morgen geplanten großen antirevisionistisehen Kundgebung hielten die Be­völkerung von Kolozsvár schon heute den ganzen Tag über in größter Erregung. Die ungarische Bevölkerung der Stadt erwartete bang die Ereignisse. Abends kam es dann tatsächlich zu schweren ungarnfeindlichen Aus­schreitungen der rumänischen Studentenschaft und an­derer nationalistischer Elemente, wobei das Gebäude des ungarischen Paßamtes beinahe in Brand gesteckt wurde. Die ungarischen Passanten wurden insultiert, und die De­monstranten drangen auch in die öffentlichen Lokale ein, um die Ungarn zu terrorisieren. Die wilde Demonstration begann damit, daß die rumänische Studentenschaft in den Abendstunden unter der Leitung der Ordner der morgigen antirevisionistischen Versammlung einen Fackelzug zu Ehren der griechisch­­othodoxen Bischöfe Hosszú und Iván veranstaltete. Bi­schof Hosszú wohnt auf der Monostor-Gasse. Als die Menge, von der Inneren Stadt kommend, gegen die Mo­­nostor-Gasse zog, passierte sie auch das Gebäude des ungarischen Paßamtes. Die rumänische Studentenschaft bemängelte, daß auf dem Gebäude keine rumänische Fahne gehißt war. Die Studenten begannen laut gegen Ungarn zu demonstrieren. Der Zug blieb stehen, und die demonstrierende Menge wuchs von Minute zu Minute an. Auf -einmal wurden Steine gegen das Paßamt ge­schleudert, dessen Fenstersoheiben zertrümmert wurden. Im Erdgeschoß, wo sich die Wohnungen der Beamten be­finden, blieb kein einziges Fenster unversehrt. Durch die zertrümmerten Fenster wurden brennende Fackeln in das Gebäude geworfen. Eine Fackel zündete einen Vor­hang an, der in wenigen Sekunden mit. hohen Flammen brannte. Es war nur d‘er Geistesgegenwart der Beamten zu verdanken, daß der brennende Vorhang noch recht­zeitig heruntergerissen und das Feuer gelöscht werden konnte. Die rumänischen Studenten schrien wie Wilde her­um und forderten, daß die rumänische Fahne auf das Gebäude gehißt werde. Schließlich wurde eine rumäni­sche Fahne geholt und unter Triumphrufen in eines der zertrümmerten Fenster des Gebätides gesteckt. Die Poli­zei mischte sieh nicht ein und sah der Demonstration aus der Ferne zu. Die Ordner des Faokelzuges veranlaß ten die Menge schließlich zum iWeitergehen. Nach dem Vorbeideiilieren vor dem Bischofspalais zog die Menge auf den Haupt­platz, w-o die erste antirevisionistische Versammlung unter Teilnahme mehrerer gewesener Minister und Universitäts­professoren abgehalten wurde. Die Redner der Versamm-! lung betonten die große Bedeutung der morgigen Feier und der antirevisionistischen Bewegung. Die Teilnehmer der Versammlung lösten sich später in kleinere Gruppen auf, die durch die Straßen der Stadt zogen und überall Kundgebungen gegen die ungarische Bevölkerung veran­stalteten. Eine Gruppe drang in das „Café New York“ ein­­und entfernte gewaltsam die ungarischen Gäste. Der ungarische Journalist Dr. Ernst Gara, Mitarbeiter des Ellenzék, wurde blutig geschlagen. In den späten Abendstunden entflammten die ungarn­feindlichen, Kundgebungen noch einmal, als die Studen­tenschaft nach dem Bahnhof zog, um den aus Bukarest, ankomnienden Direktor der Universul, den gewesenen Justizminister Stelian-Popescu zu begrüßen. Popescu hat bekanntlich die ganze antirevisionistische Bewegung an-; gezettelt. Er wurde von den rumänischen Studenten wie­der im Faokelzug in die Stadt geführt, wobei die Menge.' erneut ungarnfeindliche Kundgebungen veranstaltete. Die Stimmung in Kolozsvár war in den späten Abendstunden außerordentlich erregt. Für den morgigen Donnerstag erwartet man aus Anlaß der antirevisionisti-­­sehen Kundgebungen weitere Brutalitäten. Abgeordnetenhaus. Von 1 Uhr nachmittags bis halb 10 Uhr abends hat' heute das Abgeordnetenhaus, nachdem es sich bis dahin mit einer einzigen Petition in Angelegenheit des allge­meinen geheimen Wahlrechts befaßt hatte, Interpellatio­nen und auf diese erteilte Ministerantworten angehört. Es waren dreißig Interpellationen vorgemerkt; wäre« alle: auch eingebracht worden, so hätte das Haus dieses ge­waltige Material bis Mitternacht sicherlich nicht bewälti-, gen können. Die große Zahl der Interpellationen hat aller Wahrscheinlichkeit nach das in politischen Kreisen: schon seit einiger Zeit kursierende Gerücht am Gewissen, daß der Reichstag noch in dieser Woche bis Mitte Januar vertagt werden dürfte. . Als erster Interpellant brachte Abgeordneter Dr. Beck (parteilos) seine von uns bereits mitgeteilte Anfrage in Angelegenheit der staatlichen Eisen- und Maschinenfabriken (MAVAG) ein und führte in Begründung seiner Interpellation etwa folgendes aus: Die Verluste der MAVAG haben 1931/32 jährlich etwa 25 Millionen Pengő betragen. Trotzdem ist nichts geschehen, um dieses sehr bedeutende Defizit wettziiniacheti, obwohl die MAVAG dabei bisher auch Schulden in der Höhe von SO Millionen Pengő gemacht hat, deren jährliche Zinsen sich auf mehr als 5 Millionen Pengő belaufen. Wozu der Staat unter solchen Umstän­den die MAiVAiG dennoch aufrechterhält, ist ganz unbe­greiflich. Universelle Wirtschaftsinteressen sprechen nicht dafür, da ja die ungarische Maschinenindustrie längst über die Kinderschuhe hinaus ist. Die Privat­fabriken können den Inlandbedarf an landwirtschaft­lichen Geräten und Maschinen in mehr als zehnfachem: Ausmaße decken und sind auch in der (Weltrelation kon- ! kurrenzfähig. In Budapest ist der Betrieb von fünfund-: zwanzig Eisengießereien zur Hälfte abgestellt und auch diesen noch macht der Staat Konkurrenz. Heute brau-: chen auch keine Fabrikszweige eingeführt zu werden^ die die Privatindustrie nicht seihst betreiben könnte. Es könnte höchstens von der Lokomotivfabrikation die Rede: sein, doch könnte im Falle der Auflassung der MAVAG; dieser Zweig noch immer in Betrieb erhalten werden:: man müßte bloß eine Reparaturwerkstätte der Staats­bahnen hiezu einrichten. Auch vom Gesichtspunkt der Preisbildung ist die. MAVAG überflüssig, weil ja in der 'Maschinenindustrie die Preise sich schon seit längerer Zeit unter den Selbstkostenpreisen (bewegen. Es bleibt mithin bloß der soziale Gesichtspunkt übrig, nämlich die Frage, wie die Beamten und Arbeiter der MAVAG ver­sorgt werden sollen. Aber auch hier ließe sioh eine Lö­sung finden, wobei die Interessen des Staates und der An­gestellten bis zur Grenze des Möglichen gewahrt bleibe» (könnten. Die Diósgyőrer Fabriken müssen in Betrieb bleiben — das ist über jeden Zweifel erhaben. Es kann also bloß von der Außerbetriebsetzung der Budapester Anlagen die Rede sein. Werden diese in sogenannte „Bereitschaftsabstellung“ versetzt, so würde dies dem. Staat eine Reihe von Jahren hindurch nur noch 3.8 Mil­lionen Pengő kosten. Dieser Betrag ist so reichlich be­messen, daß dabei jeder Angestellte der MAVAG auch nach der Abstellung seinen Gehalt, bzw. Lohn erhalten könnte. Man muß indessen auch mit einer stetigen Ver­minderung dieses Betrages rechnen, da ja ein Teil der Angestellten später gewiß in der Privatindustrie Unter­kommen wird. Auch die Pensionslasten würden durch natürlichen Abgang von Jahr zu Jahr geringer werden. Das Defizit des Diósgyőrer Betriebs konnte vom Verlust der Budapester Anlagen nicht einmal der Experte der Geldinstitutszentrale absondern. Schätzt man aber den Gcsamtverlust nicht auf 25, sondern bloß auf 20 Millio­nen, so entfallen auf die Budapester Anlagen noch immer ganz bestimmt 15 Millionen Pengő. An Stelle dieser 15 Millionen hätte der Staat in den kommenden Jahren nur mit einer Lastenpost von 3.8 Millionen zu rechnen, das kommt also einer Ersparnis von 8 bis 10 Millionen im Jahre gleich, die noch größer werden und allmählich ganz verschwinden könnte, wenn es gelänge, mit der Privatindustrie entsprechende Vereinbarungen zu er­zielen. Unter den heutigen Verhältnissen kann von einer Heranziehung ausländischen Kapitals keine Rede sein. Vor einigen Jahren hatten wir noch einen sehr günsti­gen Antrag von Amerika; hätte man davon Gebrauch ge­macht, so hätte das Defizit der MAVAG sogleich beseitigt werden können. Bedauerlicherweise ist dies versäumt worden und diese Unterlassung kostet dem Staate seit zwei Jahren 25 Millionen im Jahr. Heute könnte hoch­

Next