Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. április (80. évfolyam, 74-97. szám)

1933-04-01 / 74. szám

Einzelnummer an Wochentagen JMB. an Sonntagen 32 Heller. Abonnement: Inseratenaufnaüme: Für Budapest: mit täglich zweimaliger p„?<!Íap??t’ jn de/ Ad”ir|istratkm des Zustellung und für das Inland Morgen« ■ imii■ ■■ MHm mmmh Mnm ■ ........ m ngnBk. resier Lloyd und m den Annoncen« ° und Ahendhiatt: „ BgKBSk. ITtoTtI "fifFll TTOFlk W tHF Bureaus: Balogh Sándor, J. Bloolmar, j. Blau. Vierteljährlich 18 P, monatlich 6 40 P. «SsTs*« jWSlfj! UfiSl ST Sgl ■ gwf fiS jKaf SS Mm |§fi iS» ÜBl Bra“n' »oaaf Erdős, Qyori t Nagy, Für das *01 genblatt allein vierteljährlich SSä teS? Bal II «A fl ® IfSS Jjj Pgtjä TM HS MH 888 8W sMNkiW IPS Kars&nyi, Haasensteln 4 Vogler, Cornel II P monatlich 4 P. Für das Abendblatt 3» 13» Etffij ÜBba. §98 IBB jSj WB HE Mg fäE BBg WgagF Leopold Julius Leopold, Mapy. hirdeto­allein vierteljährlich 8 P. monatlich 3 P. HH| apzÄfcw. EH EShRI üßStaSz *34»* |j§ä» (NB iroda, Mosso Rudolf A.-B., Julius Tenter, Für die separate Zusendung des Abend- IreuiF** BK MHa Bi Bi ra ijßif UMfe xSffl Bk Generalvertretungárs PesterLlovd blattes nach der Provinz ist viertel« aB« Hfl _ _ fB £3} 98 _ HK M 98 m BK hHB käg§ Sii BSV lur Oesterreich: «. Dukes Nachf. A.-Q., jährlich 1 Pengő zu entrichten. f|i li JI A M *i |f! « B| W 111 M Ili Iff 111 jpf W‘e"' lb' Für Wien auch durch Herrn. Goldschmid luV nJBLl fEnf sMÍÉtíSSá «Hm chpbF Kfnzclnummer tür Budapest und tür Für das Ausland mit direkter Kreuzband- IBHflB BBBMMBB ■9^BH^ BHBI^B die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen sendung vierteljährlich: Für Oesterreich 16 Heller, an Sonntagen 33 Heller, und Polen 20 Pengő, für alle Obrigen Abendblatt IO Heller. — Für Oesterreioh-Staaten 30 Pengő. 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Erfreulicherweise hat sich diese Vor­aussage tatsächlich bewahrheitet. Heute abend — also wirklich in zwölfter Stunde ■—• ist cs in dieser Sache zu einer Wendung gekom­men. die man überall in der Welt mit aufrichtiger Be­friedigung aufnehmen wird. Im Aufträge des Reichskanzlers Hitler Irat der Propagandaminister Göbbels heute abend vorerst den Pressevertretern, dann in einer Volksversammlung mitgeteilt, daß der Judenboykott vorläufig auf den morgigen Tag beschränkt bleiben wird. Er Avird durchgeführt werden, aber bloß von vormittags 10 Uhr bis abends 10 Uhr dauern. Dann tritt eine drei­tägige Pause ein, und wenn bis Mittwoch die Deut­schenhetze im Auslande aufgehört haben wird, dann wird die Boykottorder zurückgenommen. Im ent­gegengesetzten Fall freilich Aviirde der Boykott Mitt­woch abends 10 Uhr wieder einsetzen, daun aber mit bisher nie dagewesener Wucht und Vehemenz, oder — wie Göbbels sich in der Volksversammlung aus­drückte — so lange, „bis das deutsche Judentum vernichtet“ sein würde. Kein Zweifel kaim daran herrschen, daß, die aus­ländische Hetzpropaganda gegen Deutschland bis Mittwoch erloschen sein wird. Die dcutsclien Juden selbst haben sich ja im Wege ihrer angesehensten Organisationen an die ausländischen Glaubens­genossen mit der dringenden Vorstellung gewandt, die Greuelpropaganda gegen Deutschland einzustellen, und so muß doch wirklich vorausgesetzt werden, daß diesem dringenden und nachdrücklichen Appell Folge geleistet Avird. Mit nahezu voller Sicherheit darf also erwartet werden, daß der deutsche Judenboykott auf den morgigen Tag begrenzt bleiben wird. Zu hoffen ist dabei nur, daß die Volksmasscn in Deutschland die Selbstdisziplin und Besonnenheit bewahren Averden, die ihnen Adolf Hiller selbst als Pflicht auferlegt. Der Reichskanzler und die nationalsozialistische Parteileitung erklären heute abend, daß nirgend im Reich Eigenmächtigkeiten und Tätlichkeiten vor­­kommen dürfen und daß derlei Ausschreitungen mit der größten Strenge geahndet werden. Wenn all das so verläuft, dann wird der kriti­sche Tag, der morgen in Deutschland anbrechen sollte, ohne weitere Folgen verlaufen und werden dem deutschen Volke auch die unerwünschten Folge­wirkungen erspart bleiben, die von dem geplanten Boykottfeldzug ausgehen konnten. Daß in letzter Stunde doch hei allem Toben der aufgepeitsebten Volksleidenschaften die Vernunft, das bessere Einsehen und das menschliche Gefühl den Sieg davontragen konnten, wird allenthalben als Beweis dessen eingeschätzt werden, daß der neue Kurs im Deutschen Reich sich nicht den Pflichten entziehen will, die ihm durch ein höheres Verant- Avortungsgeftihl vorgeschrieben sind. Ans Berlin liegen hierüber die folgenden tele­graphischen Meldungen vor: Berlin, 31. März. Reichsmmister Göbbels bat heule abend vor Vertreter der deutschen Presse die folgende Erklä­rung abgegeben: — Die Reichsregierung hat mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß die Greuelhetze im Auslände im Abflauen begriffen ist. Sie sieht darin cipen Erfolg der Boykottandrohung, die die natio­nalsozialistische Bewegung in den vergangenen Ta­gen gemacht hat, sie sieht aber Aveiterhin darin auch, daß das vereinigte Judentum in Deutschland die Möglichkeit hat, diese Greuelhetze absolut ein­zuschränken und einzustellen. Sie ist der Überzeu­gung, daß die Gräuelhetze ihren Höhepunkt über­schritten hat. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter­partei hat im Hinblick auf diese Tatsachen folgen­des beschlossen: — Der Boykott Avird am Samstag mit voller Wucht und eiserner Disziplin durchgeführt. Er be­ginnt, Avie mi{geteilt, um 10 Uhr vormittags und er­fährt am Samstag abend eine Pause. Er wird aus­gesetzt bis Mittwoch vormittags 10 Uhr. Falls bis dahin die Grcuelhetzc im Auslände absolut eingestellt ist, erklärt sich die NSDAP bereit, den normalen Zustand wiederlierzustellen. Falls das aber nicht der Fall ist, -so wird der Boykott am Mittwoch um 10 Uhr aufs neue einsetzen und dann mit einer W ucht und Vehemenz, die bis dahin noch nicht da­gewesen ist. solange bis sich die Drahtzieher der ausländischen Greuelhetze eines besseren besonne»1 haben. — Grundsätzlich erwartet die Reichsregierung von der Durchführung des Boykotts folgendes: — Der Boykott wird von den angeschlossenen Organisationen mit eiserner Disziplin und ohne jede Gesetzesverletzung durchgeführt. Niemand wird da­bei tätlich bedroht. Die Organisationen, die den Boy­kott durchführen, haben dafür die Verantwortung zu übernehmen, daß durch den Boykott kein Un­schuldiger getroffen wird. Es werden keine Banken geschlossen, Aveil sonst der Zahlungsverkehr ins Stocken käme. Es wird von der nationalsozialisti­schen deutschen Arbeiterpartei und ihrer Parteilei­tung erwartet, daß kein SA- oder SS-Mann und kein Boykottposten, überhaupt ein betroffenes Geschäft betritt. Jede Tätlichkeit wird auf das strengste ge­ahndet. Es wird weiter erwartet, daß die Presse eine Warnung vor allen kommunistischen Spitzeln und Provokateuren erläßt, die bei der Aufforderung zu Tätlichkeiten oder zu Gesetzwidrigkeiten sofort der Polizei zu übergeben sind. Die Täter werden dann nach den jetzt bestehenden strengen Gesetzen be­straft werden. Feuilleton. Der schrullenhafte Monat. You MATHES INITSCH. Herr Bruder, sagte der März zum April, Halten Sie doch noch einen Augenblick still, Und lassen Sie sich erst auf die Weisheit bringen, SDaß hinter meinen Narren die Ihren springen! Dieser Willkomm, den der Scheidende an seinen anrückenden Nachfolger richtet, Avirkt als Regel­unterstützung dessen, daß im allgemeinen jeder von einem guten Posten Verdrängte mit einem Groll auf den Nachfolger abgeht und daß im besonderen jedes Jahrzwölft die Tage im eigenen Zeichen ab­spult. Der zitierte Spruch dient aber nicht eben der strengsten Wahrheit und scheint nur aus bloßem Haß gegen den Feind erfunden Avorden zu sein; denn das eigentliche Narrentum mit der Schellenkappe und der Pritsche, mit einem bunt eingebrannten und stimmlauten mixtum compositum von Lust und Trubel und Unfug bat sein Reich eine Stufe niedriger. Auch muß das Wort die Erfindung späterer Zeiten sein, Avann der herrschende Geschmack auch den stillen Jahrbezirk der Einkehr und Buße mit Polter­geistern und Narrensprüngen erfüllte. Denn der März steht sonst in der gefällig beschauenden Mitte zwischen zwei frechen Polen und läßt cs sich nicht nehmen, zu assistieren, wenn die scheintote Natur Avieder zum Leben erweckt wird. Er selber steckt zu diesem Ereignis ein Sträußlein Schneeglöckchen ins Knopfloch und später duftende Blauveilchen, auch spornt er das Grasgrün, die goldgelben Forsythien und die wolligen Weidenkätzchen zum Werdegang an, vermutlich in der Absicht, der Christpassion einen versöhnlichen Rahmen zu schaffen. Doch wie dem auch sei; das Wort ist gefallen, und der mit den Narren gefoppte April läßt sich auf das Foppen erst recht die Gelegenheit zum Auftreten nicht entgehen und erscheint, der Regel eingedenk, eigensinnig wie je. „Der April macht, was er will!“ Indessen nicht nur in seinem Anfang ist er ein Eigenbrötler, sondern gewöhnlich auch während der ganzen Zeit seines Bestandes. Ilcrrengunst und Aprilwettcr, Frauenlieb und Rosenblätter, Wäilel-, Karten-, Federspiel Verkehrt sich oft, vers glauben will. Ja. das „Aprihvetler“ und das „reine April­wetter“ ist zum Sprichwort geworden und bezeich­net nicht nur die Avetterwendische Natur, die uns die seltsamsten atmosphärischen Zufälligkeiten und Gegensätze beschert, sondern es ist auch die Be­zeichnung für die Launenhaftigkeit, das Schrullcn­­mäßige an sich. Der Unbestand soll sich — wieder sprichwörtlich — auch auf die Aprilgeborenen er­strecken: „Aprilenbhit tut selten gut“, oder „Wer im April zum Esel wird geboren, dem wachsen auch im Mai noch die Ohren“. Nicht einmal der Bauern­regel gefällt dieser Frühjahrsmonat: „Ist der April auch noch so gut: er schickt dem Bauer Schnee aut den Hut“. Selbst die Liebe ist gefährdet in seinem Angesichte, wie das ein Hochzeitlied von Heinrici andeutet: Die Venus sprach: Mein lieber Sohn, Man gellt oft zum April, Zumal wer auf dem hoben Ton Der Liebe singen will. Vorwiegend mit dem ersten Tag des Monats sind Scherz und Ulk wie mit keinem anderen Tage des Jahres verbunden. In der ganzen Welt Averden an diesem Tag Leichtgläubige „in den April ge­schickt“. Der Bauernwitz erfindet die seltsamsten Botengänge. So schickt ein Hofer sein unerfahrenes Knechtlein mit einem Windsack zur Stadt um Ver­stands- oder Dukatensamen und lacht mit dem gan­zen Hofgesind, wenn der Angeführte schweißtriefend mit einer Last Sand angekeucht kommt, die ihm der Händler, im Einverständnis mit der alten Kund­schaft, aufpackte. Da hat man schon seinen April­narren. Kinder schickt man zum Kaufmann um eine Elle Sommerlicht, ein Pfund Dörrschnee, einen Knäuel gesponnenen Lehm. Den Herrn Doktor läßt man um etwas Owiedumm auf eine angebliche Wunde bitten. In der Apotheke verlangen Toll­patsche Gelsenfett, Entemilch oder Ameisenbutter; in der Eisenhandlung einen Nebeltrenner, einen Strohbohrer oder eine Daclizicgelschere. Freilich ist diese Hänselei in ihrer Auswirkung nicht selten grausam, weil sie den also Gefoppten um sein Selbst­vertrauen bringt und menschenscheu macht. Noch verbreiteter als in den deutschen Landen und in den Gebieten, die der deutschen Kultur nahe­stehen, ist das Aprilschicken in England. Hier fallen an diesem Tag vor den Uzern alle Mauern, und der höchste Lord kann von seinem niedrigsten Diener ebenso genarrt Averden, wie dieser von seines­gleichen. To hunt the goAvk (den Geck hetzten) heißt das Spiel. Und jeder Scherz Avird hinreichend be­lacht, vorausgesetzt, daß er — sitzt. In Schottland schickt man viele, die auf das Datum und seine Ge­fahr nicht achtgeben, mit einem Brief zu einem Be­kannten, der aber den Boten verwundert empfängt, sich auf einen Irrtum beruft und ihn an einen ande­ren Bekannten weiterschickt, von dem er an einen dritten gewiesen wird und so fort, bis er sich über dieses Treiben erbost, den Brief erbricht und liest. Es wird ihm der alte Text bekannt: „Am ersten und zweiten April jage den Kuckuck eine Meile Aveiter!“ Auch am zweiten, ja. Denn hier findet man mit einem Tag gar kein Auslangen. In den Niederlanden pflegen Spaßvögel ihren Nachbarn oder den Vorbeigehenden Papierstreifen mit scherzhaften Namen, auch Spottversen an die Kleider zu heften. Dem Geschmückten folgt bald ein ganzer Troß von Aprillungerern und Spaßpassern, die sich vor Lachen ausschütten und die spazicren­­gefiihrten Reime unter lautem Schall im Chore sin­gen. Häufig genug Avird die derart an den Mann ge­brachte Inschrift durch ein Zerrbild oder durch ein naturechtes Schweineschwänzel ersetzt. In- Dänemark nennt man die Belustigung wise eil April (In-den-April-Weisen) oder loebe April (Aprillaufen) und gibt ihm eine ähnliche Form Avie im Nachbarlande. In Belgien schicken die Befreundeten einander Juxkarten, die den Namen Aprilscherze. erhielten. Vor mehreren Jahren haben in Italien, das auch

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