Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. június (80. évfolyam, 123-145. szám)
1933-06-01 / 123. szám
Urheilkräfte birgt M a Die bewährte Bitterquelle, Künstlichen Ersatz zu schaffen Gelang noch niemand bis zur Stelle! 3723 10 :i wie der Zone von drei Monaten Sommerhitze. Von 450 Millimeter Regen können nicht die nämlichen Weizen* und Futterflächen verlangt werden, wie von der Zone mit zweimal so viel Regen. 22 Regentage im Sommer erzeugen andere Produkte und ergänzen andere Ausfuhrgeibiete, als 36 Regentage im Sommer. Die klimatische Angewiesenheit mag hiebei so ausschlaggebend sein, daß sich dagegen selbst die geographische Nachbarschaft nicht durchzusetzen vermag. Vergebens bieten wir dem steirischen Regengebiet Weizenposten aus dem westungarischen Regengebiet, wenngleich um dritthalb Pengő frachtgünstiger als Theißweizen an, da doch das steirische Regengebiet die 14 Prozente Trockenkleber und die hohe Backfähigkeit zu Mischzwecken notwendig hat. Auch das Gemüse unseres feuchten Westens vermag die Frachtnähe hinauszuprotegieren, aber die Gemüsesorten des trockenwarmen Nagykőrös finden trotz der sie belastenden Frachtungunst flotteren Absatz in. humid-kühlen Alpen- und Seegebieten. Erschiene die Haltung von Fleischschweinen auch in ungarischen Betrieben lohnender, die Alpen- und Sudetenmärkte ziehen unsere spätreifen Fettschweine vor, die den warmen Boden zur Aufzucht und den besonnten Mais zum Fettansatz brauchen, wohingegen Alpen und Sudeten Grünland und Milchabfälle für das Fleischschwein reichlich liefern. England, Dänemark urid die Niederlande lassen bei uns Gemüsesamen anbauen, da sie von unserem warmtrockenen Klima größere Transport- und Lagefestigkeit erwarten. Selbstredend fällt auch der rein mengenmäßigen 'Ergänzung noch eine gewaltige Handelsrolle zu. Aber mit der Verarmung der Abnehmer schrumpft in erster Reibe diese nur-mengemnäßige, grundsätzlich meistens ersetzbare Einfuhr zusammen. Skandinavien vermag sich mit dem Weichweizen, den es' früher vom Zollausland erhalten hat, autarkisch versorgen; aber es bleibt auch weiterhin gezwungen, Mais und Kaffebohhen einzuführeri. ^ Nichtsdestoweniger müssen auch die Vorteile der Grenznähe handelspolitisch mitberücksichtigt werden. Im besonderen ist die Marktnähe bei Schwermast nicht nur infolge der ersparten Fracht, sondern auch dadurch günstig, daß die Belieferung aus den Westkomitaten mit wesentlich geringeren Gewichtsverlusten einhergeht. Erscheint auch diese Fleischausfuhr nach futterwüchsigen Regenzonen nicht gerade verlockend, so ist sie in den westungarischen Betrieben wenigstens gangbar. Der feuchtere Wittfcnmgsverlauf erzeugt in den westlichen Komitaten nicht nur reichlichere Stärkewerte, sondern auch größere Prozente an verdaulichem Eiweiß auf dem Grünland- Zum Ersatz verbrauchter Zellstoffe, für die Frohwüchsigkeit der Aufzucht, zur Erzeugung von Fleisch ufid Milch ist das Eiweiß im Futter unumgänglich notwendig. Weiden und Wiesen —■ natürliche und künstliche — liefern dieses Futtereiweiß nicht nur am bekömmlichsten, sondern auch am billigstem Nach Sagawe kostete in reichsdeutschem Durchschnitt ein Doppelzentner Fizttereinheit ,224 Pfennige hu Winterroggen, 207 Pfennige im Hafer, aber nur 133 Pfehnjgemi Wiesen heu und 130 Pfennige in den' SchmídíeflThgblütlern. Und vollends die Kostenvqrteile einer üppigen Weidehaltung, bei .der die Aufzucht ~ eines ~ dritthalb jährigen Rindes um 40 Prozent weniger’ kostet als die Aufzucht mit Stallfütterung! $;iif guter Mastweide kann Ya bis J/2 Katastraljoch ein,Stück Großvieh erhalten. Auf schwacher Weide aber’ (z. B. in Ostungam) sind hiezu 1% bis 2 Katastrafjoch notwenidig. Ist eine Marktangieichung zwischen ' diesen Grenzkosten (Verhältniszahl 100 :666) überhaupt noch denkbar? Vermögen Ausfuhrförderung und Frachtvorteile bei dieser klimatisch vorbestimmten Disparität sich überhaupt noch auszuwirkeri? Müssen sie nicht spurlos verschwinden, wie ein finanzieller Tautropfen im volkswirtschaftlichen Wüstensand % Diese Mindereignung unserer östlichen Komitate wiederholt sich auch- -auf den künstlichen Futter flächen. Bei ausgiebigem, gleichmäßig verteiltem Niederschlag und feuchter Luft kehrt das reichere,- Eiweiß, des Blattwerkes wieder und wieder, Dieses Blattwerk aber enthält dreimal soviel Rohprotein,, als die Stengelsubstanz. Da das ■ zweijährige Rind mit doppeltem Körpergewicht nur um 20 Prozent mehr Protein notwendig hat, als das halbjährige, macht das dürftige Grünland besonders die bäuerliche Aufzucht verlustreich. Pflanzen- und Fabrikabfälle mildern für ältere Jahrgänge und für die Mast diese Verluste mehr oder weniger. Einigermaßen rentable Aufzucht, aber ist ohne. Aich stets verjüngende Futter flächen undenkbar. Die Ausfuhr von Fleischvieh kann ökonomisch nur aus den marktnahen und feuchten Westkomitaten gefördert werden. • r , Suum cuique. Die wohlverteilte Feuchtigkeit erzeugt nur auf den sich stets verjüngenden Futterflächen Eiweiß. Demgegenüber ist für die Erzeugung des Weizenproteins gerade die Trockenheit der Ostkomitate förderlich, Höchste .Flächenerträge. des Landes mit optimalen .Kleberprozenten und niedrigste Flächenerträge mit dürftigsten Kleberprozenten multiplizierend, , gelangen wir zu den Grenzerträgen von 40 und 200 Kigr. Trockenkleber pro Kat.-Joch. Es war eine schwere zollpolitische Fahrlässigkeit, den Kleberweizen ih verschiedenen Ausführverhandlungen ^ufüölrt, Öder auch nur gleichzustellen, um kO ffiehr, als, die Qualitätsaiijifuhr bei normaler Röifd auch einige'Sorten aus) Transdanubien und jeden Hartweizen, mit 3,0 Kigr. Hektojitergewjcht mitnebmen , könnte-... Ein kopfloser Andrang aller Weizensorten zu den noch offenen Ausgangstoren, der an di«. Flucht • vom sinkenden Schiff gemahnt, vermag auch die Importparität für die im Inland verbleibenden Weizenmengen nicht zu sichern. Müßten wir uns angesichts einer verlustreichen Ausfuhr dennoch gewisse Einschränkung der Weizenflächen auferlegen, so kämen . hiefür alle Flächen eher, als die östlichen Schwarzerdegebiete in- Betracht, Wenn auch die Weizenprozentfläche von 63 Prozent der Präriestaaten selbst in unserem Osten agronomisch! nicht zulässig wäre, so ist der agronomisch überhaupt nicht zulässige maximale Weizenbau und ein Existenzminimum an Futterflächen jene ostungarische Betriebsführung, die gegenwärtig, den Interessen der Gesamtwirtschaft am besten entspricht. Aber die Einschränkung auch der-westungarischen Flächen ist nur durchführbar, wenn entsprechender Ersatz in der Fruchtfolge und in der Verwertung vor-i geschlagen wird. In den Überseeländern mag die Einschränkung das Auflassen des Ackerbaus auf den in Frage kommenden Flächen bedeuten; bei uns erheischt die Einschränkung einen Ersatz, denn bei uns muß auf der aufgelas.senen Weizenfläche weiter gearbeitet werden! Verfügten wir ausnahmsweise auch, über minderen Futterweizen, so besitzen wir für diesen in der eigenen Geflügelhaltung lohnendere Verwertung und günstigere Ausfuhrwege, als den Futterweizenexport, wie er in den letzten Jahren üblich war. . Auch unsere Geflügelzucht (Mastkonkurrenz und Eiergewicht) ist der Rivalität der Grünland- und Importmaisländer nur gewachsen, indem unser, trockenwarmer Osten mit seinen extensiver Landlose von schmächtigeren Körperformen und nur 60 bis 70 Eiern im Jahr, die wohlschmeckend, aber unansehnlich sind, die Führung übernehmen mußte. Aber die trockenwarmen Flächen und die damit verbundene naturgemäße Beweglichkeit erzeugen auch unsere weitbegehrten Backhühner und die heißen 'Silikatböden ziehen die Truthähne für Londons Weihnachten auf. Der Handel ist. rege, wo Angewiesenheit und Ergänzung komplementär gegenüberstehen. >: V - Für die Düngerversorgung- unserer Landwirtschaft aber reicht die Preisstützung der bisher befolgten Ausführwege, bei weitem nicht aus. Die Balte raus fuhr begegnet.der wachsenden Konkurrenz der f utterwüchsigen Seegebiete Dänemarks, Hollands und Neuseelands. Wir müßten neue Wege erforschen, um misere Viebpreise stützen und unsere Bodenslalik auch in den nährstoffarmeren transdanubischen und mittelund nor.dostungarischen Flächen sichern zu können. Die bisher mangels entsprechender Orchestrierung — vernachlässigte Ausfuhr von Milchvieh käme hauptsächlich jenseits der Donau auch dem Bauernbesitz zustatten. In diesem Belange können wir uns schon einer ausfuhrgünstigen Leistungsfähigkeit rührnen: unsere Milchkühe liefern wesent- ’ lieh höhere Ertrage, als die Kü-he Italiens, Österreichs öder dpr Tscbecho-Slowakei. Wir könnten uns auf mehrere Lieferungsjahre binden, auf diese. Weise, yteReicbt Handelswege. und Seluddendienst kqnij>ir^eren und gleichzeitig;-unserem wertvollsten Bauernstand kräftige Hilfe -Zufuhren. Die Möglichkeit des flotten Absatzes schiene gesichert: — die Exporteure notieren sich schon jetzt sorgfältig sogar die Milcherträge der ausgemusterten Mastkühe:.. Die länge Laktation und der hohe Milcherträg gestalten die für die Mast unlohnende Aufzucht in der Kuhhaltung lohnend, wofern die aufgezogenen Überschüsse verlustlos verwertet werden. Wo die Quantität in der Ausfuhr versagt, dort muß eben die Qualität aushelfen. Rohwerte an Fleisch vermögen wir im Ausland nur mit schweren Verlusten abzusetzen. Wir müssen die Düngerversorgung der Betriebe überprüfen; das Maßlose, Ungerechtfertigte sollte in der Verwerfung nicht maßlos und urtgerechfertigt gestützt werden, da es die Ausfuhrwege verlegt-und die Handelsbilanz belastet. Nach den Berechnungen von O. F. Backer vom Washingtoner Ackerbauministerium ist die Fleischerzeugung der größte Luxus, den sich die Menschheit jemals gestattet hat. Sie ist nur in einem Ausmaße zu befürworten, bis zu welchem die diätetischen Vorteile und die Bekömmlichkeit des Fleischgenusses vom Verbraucher bewertet und bezahlt werden. Nür die erzeugten Energiemengen berechnend, kommt Baker zu dem Schluß, daß yon Ys Acre (ein Acre — annähernd ein ungarisches Jcch) Zuckerrüben die jährlich notwendigen Energiejnpngen für einen Amerikaner erzeugt .werden könnten, daß diese Energiemenge an Mais oder Kartoffel schon %, an Weizen lYs Acre Ackerfläche, für die Energieversorgung mittels Milchprodukten 21/3 Acre Acker- und 1 Acre Weidefläche, die volle Versorgung in der Form von Schweinefleisch und, Schmalz 3 Acre Ackerareaí, die Erzeugung der Energiemenge fcirs Jahr in der Form von Rind- und Kalbfleisch endlich nicht weniger als 11 Acre Acker* jmd noch 2 Acre Weidefläche benötigen würde. Sind unsere Absatzgebiete nicht geneigt, für die diätetischen Vorteile und Schmackhaftigkeit des Rind- und Kalbfleisches die mehrfachen Erzeugungskosten auf sich zu nehmen, dann bleibt uns nicht übrig, als die Fleischerzeugung auf das Unumgängliche zu beschränken, . , Wir berufen uns oft auf die qualitativen Vorteile unserer Erzeugun". Gerade die Fleischerzeugung aber, steht eigentlich noch am Anfang bewußter Qualitätsziele. Die komplexen und subjektiven Geschmacksangaberi ' sind eben für das Ziffermäßige wenig zugänglich. Nichtsdestoweniger werden gegenwärtig in 27, Versuchtsinstituten der Vereinigten Staaten Versuchsreihen über den klausalen Zusammenhang zwischen Mast und Zartheit des Fleisches, zwischen Mast und Verdaulichkeit, zwischen Mast und jSclun.ackhaftigkeit ausgeführt. Vielleicht bringen sie auch für masere Mäster aussichtsvolle Lehren. ihre Antwort, wenn ich sie ansprechen würde, gar nicht anders beginnen könnte, als mit dem Märchenwort: „Dein Glück, daß du mich Mütterchen genannt hast und nicht...“ Denn ansprechen wollte ich sie. Einige Klassenkameraden sahen sie monatelang beinahe täglich im Umkreis der Schule. „Buchstaben-Mütterchen“ nannten wir sie Unter uns und begleiteten sie auf weiten Umwegen. Wir staunten sie an und rieten: wer mag sie wohl sein? was liest sie? woher kommt sie? wohin geht sie? „Buchstaben-Mütterchen“ war die Verkörperung von hunderterlei Geheimnissen für uns, die wir enträtseln wollten. — Monate hindurch bereiteten wir uns vor, sie anzusprechen, und monatelang wagten wir nicht, dies zu tun. Mittlerweile waren manche unter uns der Sache überdrüssig geworden und machten keine weiteren Versuche; sie lachten bloß, ■wenn sie sie trafen und wandten sich weg, — es mag sein, daß sie sich im geheimen vor ihr fürchteten, jedenfalls aber sehnten sie sich nach einem schöneren Anblick: mit auf blitzenden Augen drehten sie sich dreist nach den schönen Mädchen um, die auf der Straße vorbeigingen und sagten laut unverschämte Worte. Aber drei oder vier von uns hielten doch treu beim „Buchstaben-Mütterchen“ aus, bis wir eines Tages unseren ganzen Mut zusammennahmen und mit zurückgehaltenem Atem, wie einer, der ins Wasser springt, uns in einer Nebengasse vor sie hinstellten. Wie Helden fühlten wir Uns, — ja: jetzt werden wir alles von ihr erfragen und werden solche Dinge zu hören bekommen, die wir bisher nicht wußten. Und schnell, etwas unsicher und ein wenig stotternd, sprach ich sie an: „Mütterchen, sagen Sie uns.., fürchten Sie denn nicht.,. über die Straße zu gehen und dabei zu lesen?“ Jäh zusammenfahrend hob sie den Kopf vom Buche- und richtete ihre verschleierten, blinzelnden Augen auf uns, während sie stehen blieb: „Ich, mein Kind?“ sagte sie leise. „Ich lese immer. Warum, sollte ich denn auf der Straße nicht lesen!“ ■ 1 Diese Antwort! . . . Was konnte ich noch fragen? „Nun,“ sagte ich albern, „wir dachten hält,,,, weil Sie so stark gebückt gehen ...“ Ihr altes, kleines Vogelgesicht lächelte. . „Das glauben nur Kinder, daß ich gebückt gehe... Der Mensch, der liest, geht aufrecht...“ Wir schwiegen. Das „Buchstaben-Mütterchen“ blickte wieder in ihr Buch und schlurfte weiter; wir gafften ihr nach und lathten; sie ist wirklich verrückt, sagten wir, und die Sache war für uns erledigt, — wie int allgemeinen dreizehnjährige Flegel sich der meisten Probleme rasch entledigen, — und dann, näch, einiger Zeit verschwand sie, andere Menschen folgten und andere Geheimnisse. Wir vergaßen das „Buchstaben-Mütterchen“. Nach Jahren fiel sie mir erst wieder ein Und dann wußte ich es, und jetzt weiß ich es hoch viel besser, daß sie recht gehabt hat, als sie sagte: der Mensch, der liest,'geht aufrecht, und es gibt keine Macht auf der Welt, die den Geist beugen kann. Sollte ich ein Motto zum ungarischen Büchertag wählen, so würde ich sagen: „Navigare necesse est.“ / _ ■ - rt - ■ » ■ - —• - • Das billige ungarische Buch auf der Straße erfüllt eine schicksalhafte Mission. Tausende und aber Tausende befreit es vöm beid, mit ausgehungertem Hirn die Schaufenster der Buchhandlungen anzustarren. Es reicht Brot dem Körper und dem Geist zu gleichen Teilen, heute, wo von allem Brot so wenig auf der Welt ist. Und wenn auch die andere Hälfte des lateinischen Sprichwortes jetzt nicht mehr ganz so feststeht wie einstmals: denn leben muß man, — wenn es auch, wie ich des öfteren erfahre, schwer ist zu leben, Und wie-es mir manchmal beinahe vor kommt, auch nicht. immer wichtig, — aber eines ist gewiß: navigare necesse est, — lesen muß man, und heutzutage mehr denn je. J O % • PESTER LLOYD Donnenstag, 1. Juni 1933