Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. január (81. évfolyam, 1-24. szám)

1934-01-03 / 1. szám

PESTER LLOYD ' "... " ~ ................ ~ • Mittwoch, 3. Januar 1934 keine Dauerlösung sein. Der Totalitätsgedanke des Nationalsozialismus duldete keine Parteien außer der. NSDAP. Ende Juni erfolgte der Austritt Hilgenbergs aus der Regierung und die Selbstauflösüng der Deutschnationalen Front; Anfang Juli schied die letzte selbständige Partei, das Zentrum, aus dem Le­ben. Alle Überreste des früheren Parteiwesens sind seither vernichtet. Schritt um Schritt hat das nationalsozialistische Regime seit der strikt legalen Machtübernahme einen weiten Weg zurückgelegt. Die Gleichschal­tung der Länder setzte mit der Ernennung von Reichskommissären ein und fand in der Auflösung der Landtage (Mitte Oktober) ihren Abschluß f der 12. November brachte einen rein nationalsozialisti sehen Reichstag; die Landtage wurden nicht wiedcr­­gewählt. Damit hat das Deutsche Reich ein neues unitarisches Gepräge erhalten. Die durch den Libe­ralismus geschaffenen Grundrechte der Person sind abgeschafft. Der nationalsozialistische Staat bekennt sich zu einem Rechtsprinzip,. . das auß dem Primal von Volk (im Sinne:der Rasse); und Staat (im Sinne des Führergedankens): beruht. „Auf Griind dieses Prinzips wurde,,bereits <eine .'weitgehende 'Lmgestat­­tung des staatlichen und -beruflichem Lebens- far An­griff genommen. Auf Grund der Rassenidee, wonach die deutsche Volksgemeinschaft ausschließlich Per­sonen nichtjüdischen Blutes umfaßt, wurden Son­dergesetze geschaffen, die die Beteiligung von Juden an öffentlichen Ämtern, an öffentlichen Ärztestellen, an der Rechtsanwaltspraxis, am Börsengeschäft, am Unter richtswesen und am höheren Studium auf ein Mindestmaß herabsetzen. Wirtschaftliche Maßnah­men gegen jüdische Geschäfte blieben — nichtamt­liche Aktionen abgerechnet — auf; den eintägigen Boykott vom 1. April beschränkt. Auf Grund des Führerprinzips, das sich .auch auf die Regelung so­zialer Verhältnisse erstreckt, wurden alle bestehen­den Gewerkschaften aufgelöst und ihre Mitglied­schaft wurde der Nationalsozialistischen Berufs­organisation eingeordnet, die jedoch keine Klassen­organisation ist. Die Umrisse einer endgültigen na­tionalsozialistischen Durchbildung der sozialen Sphäre sind erst noch bloß fragmentarisch sichtbar geworden. Das Ziel ist die Schaffung des national­sozialistischen Ständestaates, wozu man jedoch einstweilen nur die ersten Ansätze sieht; Einführung eines neuen Bauernerbhofrechtes usw. DieAusdehnung des staatlichen Arbeitsdienstes für jugendliche Er­werbslose bildet den Anfang einer neuen Sozial­politik, deren Mechanismus noch unausgcbildet ist. An der Entwicklung des nationalsozialistischen Staates- sind bis jetzt zwei deutlich unterscheidbare Tendenzen sichtbar , geworden: eine kcHíservíitiv^ Tendenz, deren Ziep die Intakterhaltung des be­­slehehden Wirtschäftsapparates ist; von dieser Sejte, deren wichtigste Vertreter der preußische Ministerpräsident Göring, der Von ihm geschaffene preußische Staatsrat und der Reichswirtschaftsminir ster Schmitt sind, ging die Parole-aus, die Revo­lution sei beendet. Die andere Tendenz, die beson­ders in den SA und in den nationalsozialistisch ge­sinnten Massen zahlreiche Anhänger findet, hat eine radikale Umgestaltung des Staates im Sinne des so­zialen Programms der NSDAP zum Ziel. Daß diese Tendenzen friedlich nebeneinander bestehen kön­nen. ohne die Einheit der Bewegung zu sprengen, ist der unumschränkten Herrschaft der Führeridee zu verdanken. Der Name Hitler verkörpert die na­tionalsozialistische Staatsidee; das Bekenntnis. zum Sprechgesang. Was nun die Instrumentierung be­trifft, so läßt, sich sagen, daß Cilca auf bekannten Pfaden wandelt, doch mit der Überlegenheit des wirkliehen Könners. Sein Orchester hat stets sinn­lichen Woblklang, ist nicht, überladen, so daß dem Gesang nie Gewalt angetan, er vielmehr aufs treff­lichste gehoben wird. Vom musikdramatischen und thematischen Gesichtspunkt aus gestaltet sich die Oper folgender­maßen: Das Allegro vivo des kurzen Vorspiels, das sich dann auch bei offener Szene fortsetzt und dessen Thema später öfter wiederkehrt, liefert für das unruhige Treiben hinter den Kulissen, für das Ränkespiel und die Eifersüchteleien in Melpomenens Reich einen gelungenen Unterton, Auf einer lieb­lichen Gavotte, einer der gelungensten Melodien der Oper, die später mit verschiedenen Profilen gebracht wird und stets ertönt, wo es sich um Liebelei han­delt, machen die beiden hochgestellten Theatcrlieb­­haber den Komödiantinnen Elogen. Feierliche Har­­fenklänge und ein leises Präludieren der Geiger leiten Adriennes Auftreten ein. Die As-Dur-Arie, in der sie ihre Liebe und Ergebenheit zur Kunst offen­bart, ein inniger und tiefempfundener Gesang, wird durchs ganze Drama zur Charakterisierung der Persönlichkeit der Heldin leitmotivisch benützt. Von melodischer Schönheit sind die paar Takte des Sprechgesanges, mit dem Adrienne den Regisseur Michonnet als ihren einzigen wahren Freund den adeligen Herren vorstellt. Seine Liehe bildet in schwebendem Dreivierteltakt ihren Ausdruck, in einem zärtlichen Motiv, dem eine synkopierte kontrapunktische Begleitfigur einen schüchternen Charakter verleiht; handelt es sich doch um eine Liebe, die über sich selbst lächelt und von allem Anfang an resigniert. Und nun das erste Liebesduett zwischen Adrienne und dem Grafen; da wird so recht aus dem Vollen geschöpft. Auf zwei Themen baut sieh diese Szene auf. Das erste mit dem Führer gleicht Divergenzen der programmatischen Einstellung aus. Das Ausland mußte zur Umwälzung in Deutsch­land natürlich sofort Stellung nehmen. Doch hiebei war. das Hauptaugenmerk nicht auf die oben ange­­dcuteten Zielsetzungen des Nationalsozialismus ge­richtet, sondern vor allem auf Begleiterscheinungen der Revolution, die allerdings aus dem innersten We­sen der Bewegung fließen. Überzeugte National­sozialisten hatten von Anfang an den Eindruck, daß Deutschland vom Auslände nicht verstanden werde, weil man im Auslände vom ersten Tage an immer wieder von den Geschehnissen in den Konzentrations­lagern, von der nationalsozialistischen Einstellung zum Kulturleben, von der Art und Weise des politi­schen Kampfes gegen Andersdenkende, von der Ver­nichtung vieler Tausende jüdischer Existenzen, von der Verherrlichung der militärischen Tugenden und vom Kult der rassischen Überlegenheit sprach; das waren eben nach den überzeugten Nationalsozialisten bloß ,' Begleiterscheinungen,.t denen man keine allzu große Bedeutung Jteizffnies^jr hftte. Und umgekehrt: die ausländijiclvitf Kritiker ohußteu-erleben, daß ihre Kritik im nation# j sozja 1 iíptj sc he n Deutschland kein Verständnis-fand, Weil?-ja;'diese Kritik von Grund­sätzen ihren Ausgang nahm, die für den National­sozialisten null und nichtig sind: von der Heiligkeit der Person, vom Primat der Geistigkeit, von der Gleichheit der Rechte und Gleichwertigkeit der Mei­nungen u. dgl. m. Doch da in den meisten Ländern, namentlich in den westlichen Demokratien, diese Grundsätze noch hochgehalten werden, war es nicht zu .vermeiden, daß die Vorgänge in Deutschland zu einer1 scharfen Frontstellung des demokratischen Auslandes gegen den Nationalsozialismus führten. Dér Kampf um Abrüstung und Frieden. Es gehört zu den Folgen der angedeuteten Ver­schiedenheit der Grundsätze, daß das demokratische Ausland auch die Außenpolitik Deutschlands nicht mit dem Maßstab mißt, den der Nationalsozialismus selbst anwendet. Es wird immer wieder auf den Wi­derspruch zwischen den offiziellen Bekenntnissen zum Frieden und der fast militärischen Lebensform eines großen Teils der deutschen Jugend hingewiesen, ln Frankreich begreift man nicht, daß die wieder­holten feierlichen Friedenserklärungen Hitlers tat­sächlich dem Geiste der deutschen Politik ent­sprechen, und daß . das hündische“ Leben und die „Ertüchtigung“ der Jugend keinem kriegerischen Ziele, sondern dem Drange nach einer neuen Lebens­form entspricht. Als Deutschland immer radikaler die Verwirklichung der- Riistungsgleichhcit forderte, wurde (diese Forderung,in Frankreich damit abgetan, (jaß dem nationalsozialistischen Deul.whh^’d die militärische Gleichheit nicht zuzugestehen sei, weil , ffigses Deutschland den. Friedeip ;und die Sicherheit Frankreichs bedrohe. Diesem Standpunkt neigte außer den Ostverbündelen Frankreichs vor einigen Monaten auch noch England zu, ja, die Verschärfung des .nationalsozialistische!! Terrors in Österreich er­regte, auch den Unwillen Italiens. ,Die außenpolitische Isolierung des Reichs erreichte ihren Höhepunkt im Sommer, als die italienisch-französische Annäherung bereits positive Ergebnisse gezeitigt hatte und Ruß­land seinen Nichtangriffspakt mit Frankreich und seine Pakte mit den Randstaaten und mit den Staaten der Kleinen Entente schloß, — wobei zu bemerken ist, daß die letztere Abmachung eher theoretischer Natur ist: die russische Politik braucht praktisch Ruhe im Westen, um im Fernen Osten wehrfähig zu sein, und sie braucht noch die Südlinie nach der Türkei und Italien, die in besonderen Pakten ge­sichert ist; die Kleine Entente bildet da ein eher dekoratives Zwischenglied. Die außenpolitische Isolierung Deutschlands kam darin zum Ausdruck, daß England und Amerika im Begriff' standen, einer Einheitsfront mit Frankreich beizutreten. Der entscheidende Schritt war Sir John Simons Vorschlag vom 14. Oktober, der die im Mac­donaldplan vom März zahlenmäßig definierte Gleich­berechtigung Deutschlands an eine vorangehende „Probezeit“ knünfte. Deutschland reagierte auf diesen Vorschlag, dessen Inhalt in Berlin schon am 13. bekannt sein mußte, mit der sofortigen Erklärung seines Austritts aus dem Völkerbund und der Ab­rüstungskonferenz. Die Wahlen vom 12. November ergaben eine überwältigende Einheit des ganzen deutschen Volkes in der Frage; der Gleichberech­tigung. Die Folge des deutschen Schrittes war die Auf­lösung der ohnehin nicht allzu festen Einheitsfront. England kehrte nach kurzem Zögern zum ursprüng­lichen Macdonaldplan und zu Seinem früheren Standpunkt zurück, daß die Abrüstung durch fried­lichen Ausgleich der widerstreitenden Interessen zu verwirklichen sei. Italien vertrat dieselbe Ansicht, und beide Mächte gaben deutlich zu verstehen, daß sie die Verwirklichung der deutschen Gleichberech­tigung als eine Ehrenpflicht Europas befrachteten. Frankreich reagierte zunächst mit der instinktiven Geste, seine Beziehungen zu den befreundeten Staa­ten im Osten fester zu knüpfen. Jetzt steht in der Abrüstungsfrage These gegen These. Italien, das den im Juli Unterzeichneten Viermächtepakt schuf, ver­tritt den Gedanken einer produktiven Evolution in der lebendigen Auseinandersetzung der durch geo­graphische und historische Nähe verknüpften Mächte' Frankreich möchte diese Evolution nach Kräften hemmen, um seine Machtposition nicht zu verlieren, England will vermitteln, um den Frieden zu erhalten, und Deutschland will seine moralische Befreiung und Gleichberechtigung, ebenso wie die übrigen besiegten Mächte. Von diesem Gegenüber der Thesen wird auch das Schicksal des Völkerbundes betroffen. Frankreich Vviil den Völkerbund als seine Machtbasis ■erhalten, England hält an ihm als an eihem heute sogar einzigen Fliedensorgan fest, Italien, kühn vor­ausschauend, möchte ihn verjüngen und in ein In­strument der Evolution verwandeln. Das osteuropäische Schicksal. Kont Piroska kölcsönkönyvtárában 1 — Lipót-körut 25, az udvarban, teleíon 140-80 — tiszta, | f ertőtlonitett könyveket kap. IA könyveket ház-I ddagyar, német, francia, angol újdonságok. | hoz szállítjuk. I charakteristischen Septimcnintervall und das zweite iiiit den abwärtsschreitenden kleinen Sekunden sind richtige, aus voller Brust singende Liebesmotive, die, ins Grandiose gesteigert, ihre Wirkung nicht ver­fehlen. Köstlich der Buffoton des folgenden Duetts, das sich nach und nach zu einem Sextett auswächst; eine heitere Mischung von Geplapper und melodi­schen Brocken; der Plan des nächtlichen Über­rumpelungsfestes wird entworfen. Schade, daß dieser Ensemblesatz bei der heutigen Aufführung gekürzt wurde. In drängendem Sechsviertel­­lakt setzt das Vorspiel zum zweiten Akt an und geht in das geheimnisvolle Raunen der Nacht über. Es bringt das ureigenste Motiv der Fürstin und kann mit Fug und Recht das Drohungs­­motiv genannt werden. Denn sofort tauchen seine charakteristischen ersten drei Töne überall auf, wo die Gestalt der Fürstin sich drohend zwischen die Liebenden drängt und wo das tragische Ende seine düsteren' Schatten drohend vorauswirft. Das Liébos­­schnsüchlsmotiv im Walzertakt, gleichfalls ein treuer Begleiter der Fürstin, ist nicht besonders ge­lungen; die etwas banale Melodie läßt von Liebe gar wenig ahnen. Vielleicht hob sich der Komponist den überzeugenden Liebeston ausschließlich für sein Liebespaar Adrienne-Moritz auf. Ritterliche Klänge begleiten das Auftreten des Grafen, ein Motiv, dessen einprägsamer Rhythmus später, im dritten Akt, sich mit dem Liebesmotiv der Fürstin verweben wird. Neue Worte, neue Töne findet der Graf für seine Liebesbezeugungen; auch dieses Liebesduett verfehlt mit seinem Schwung und seiner Steigerung nicht die Wirkung. Bei den nun einsetzenden Geschehnissen und Verwicklungen wird musikdramatisch mit den bereits bekannten Motiven gearbeitet. — Die Festvorbereitungen im Palais Bouillon (dritter Akt) haben eine lebhafte Or­chesteruntermalung mit der sich wiederholenden gleichen rhythmischen Phrase. Ein tändelndes Me­nuett erklingt, als der Abbé der Fürstin von seinen Die Dialektik der westlichen Entwicklung spiegelt , sich auch im Osten, aber mit eigenartig veränderten Wertzeichen. Im Westen geht es -um die positive Regelung einer wichtigen Weltfrage, um eine Entwicklung, die von der einen Seite beschleu­nigt, von der anderen nach Möglichkeit verlang­samt wird. Aber selbst die konservativste Macht, Frankreich, denkt nicht daran, daß cs in ’der Rüstungsfrage ewig beim alten bleiben könne; es schwebt ihm eben eine kontrollierte Entwicklung vor.. Um seinem Standpunkt Gewicht zu . geben, holt es -seine Ostfreunde - heran: und diese wollen die Liebesnöten spricht, wie denn in dieser verspielten und verbuhlten Rokoko-Gesellschaft das meiste in graziösem Tanzschritt vor sich geht. Ein scharfer Gegensatz zu all dem der Rhythmus rasch marschie­render Truppen, dessen Klänge die Erzählung des Grafen begleiten. Ein Ballett-Divertissement, das Schäferspiel „Das UrteiPdes Paris“ bringt uns— fein archaisierend im Stil ä la Rameau — eine bukolische und galante Musik. Auf ,einem trauricen Gesang der Sologeige, dessen Weise später im letzten Aufzug zur Schilderung der trostlosen Leere öfter ertönt, rezitiert Adrienne die Worte aus „Phädra“. In dieser Szene erreicht die dramatische Handlung und auch ihre musikalische Schilderung den Höhepunkt. Wie Adrienne — ruhig beginnend — sich immer mehr in Erregung hineinredet und zuletzt der Fürstin Worte höchsten Abscheus ins Gesicht schleudert, dieses Um­schlagen aus einem leisen Rezitieren in wildes und dabei doch in Noten gesetztes Aufschreien ist der wahrhaft gelungene Wurf eines echten musikdrama­­lischen Talentes. — Von einem klagenden Thema mit monoton ostinierter Begleitfigur werden wir im Vorspiel des letzten Aktes in Adriennes Haus geleitet; dazwischen drohen die großen Sekundcnintervalle aus dem Motiv der Fürstin. Das klagen’e Thema er­tönt öfter wieder, so auch bei Adriennes Gesang an die Blume. Das Spottlied auf die Duclos, eine vier­stimmig gesetzte Gavotte, greift nicht thematisch in die musikdramatische Handlung ein. In diesem vier­ten Aufzug tauchen neue Motive nur bei Michonnets Trostworten und im letzten Gesang der Liebenden auf. Im Todeskampf schweben noch aus dem Orche­ster motivische Erinnerungen an das vergangene Liebesglück. Mit zarten Klängen entgleitet Adrienne in höhere Sphären. Nach sorgfältiger Vorbereitung brachte unsere Opern lei tűiig dieses Werk heraus, von dem sie sicli vielleicht aus dem Grunde einen Dauererfolg ver­spricht, weil es manchen zugkräftigen Opern unseres Repertoires in Wesen und Faktur ähnelt. In der Leitung des Dirigenten Anton Fleischer sind Uni*

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