Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. február (81. évfolyam, 25-47. szám)

1934-02-01 / 25. szám

Einzelnummer an Wochentagen 1C, an Sonntagen 3a Heller. Abonnement: Für Budipatt: mit täglich zweimaliger Zustellung und fflr dis Inland Morgeu­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für du MorgenUlatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4 P. Für du Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Harm. Boldsobmld Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oeatarreloh und Palán 20 Pengő, fllr alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden anch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortetFESTER LLOYD MORGENBLATT B luseratenaufnahme: in Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annonccn- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blooknor, J. Blau, Borat, Braun, lout Erdős, üyérl A Hagy, Harsányt, Husenstein A Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető­­iroda, Moese Rudolf A.-Q„ Julius Tenter, Uray. Generalvertretung des Pester Llovd iür Oesterreich: ■. Dukes Nacht A.-Q.. Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer tflr Budapest und tűr die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen IS Heller, an Sonntagen 38 Heller, Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Cr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktloni.Adm.: V„ NdriaVaiena-aoealtS. Telephons: Reduktion: 848-20 Admlnlttr. 849-09 81. Jahrgang« Budapest, Donnerstag, 1. Februar 1934. Nr. 25 Zur österreichischen Frage. Von Dr. ALBERT v. BERZEVICZY, Minister a. D. Budapest, 31. Januar. Die österreichische Frage ist eigentlich gleich­bedeutend mit der Frage des Anschlusses an Deutschland, denn der terroristische Kampf des Nationalsozialismus innerhalb Österreichs gegen das gegenwärtige Regime und die zur Niederhal­tung dieses Kampfes eingeführte autokratische Re­gierungsmethode sind nur Folgeerscheinungen der offenen Frage: soll Österreich ein selbständiger Bundesstaat bleiben oder soll es im Deutschen Reich aufgehen, zumal es ja heute nicht einmal mehr auf jene Selbständigkeit Anspruch erbeben könnte, die vor der „Gleichschaltung“ im Dritten Reich Bayern, Sachsen und den anderen deutschen Ländern ein­geräumt war. Zur Steuer der Wahrheit muß konstatiert wer­den, daß die Haltung Österreichs in der Anschluß­frage seit der Auflösung der Donaumonarchie we­sentliche Wandlungen durchgemacht hat. Zur Zeit der Weimarer Verfassung waren in Österreich die linksstehenden Elemente am meisten anschluß­­freundlich, während die Rechtsstehenden zum min­desten mit gemischten Gefühlen dieser Frage gegen­überstanden, die damals ziemlich mundtoten Legi­timisten aber entschiedene Gegner des Anschlusses waren. Seit der großen Wandlung im Deutschen Reich, d. i. seit dem Siege Hitlers, hat sich die Lage ganz geändert. Viele, die das Hauptgewicht auf die Be­kämpfung des Marxismus legen, schwärmen für den Anschluß, während die Sozialdemokraten in merk­würdiger Übereinstimmung mit den an den öster­reichischen Traditionen festhaltenden und auch für die Vorherrschaft des Katholizismus in Österreich besorgten Christlichsozialen den Anschluß entschie­den ablehnen. Wir dürfen auch den Umstand nicht aus dem Auge verlieren, daß die Entscheidung in der An­schlußfrage nicht nur vom Willen Österreichs und Deutschlands, sondern auch von der Einwilligung der führenden Mächte abhängt. Diese haben schon einmal bewiesen, daß sie die Zollunion zu vereiteln imstande waren, und Österreich ist so vielfach auf das Wohlwollen des Völkerbundes einerseits, auf das Italiens und Frankreichs andererseits angewiesen, daß es in den Richtlinien seiner Politik die Wünsche von Rom, Paris und Genf nicht so leicht außer acht lassen kann. Man mag darüber streiten, ob heute in Österreich die tatsächliche Mehrheit der Bevölkerung den Anschluß will oder nicht will — das gegenwär­tige Regime scheint gar nicht zu einer Volks­befragung geneigt zu sein —, aber gesetzt den Fall, eine solche Volksabstimmung fände statt und ergäbe eine Mehrheit für den Anschluß, würde das die Durchführung gewährleisten? Keineswegs. Der Anschluß ist also tatsächlich eine inter­nationale, eine europäische Frage, nicht eine bloß interne Frage Österreichs oder Deutschlands, und darum kann und darf jeder Staat und jedes Volk seinen auf diese Frage bezüglichen Standpunkt festlegen, auch wir: wir um so mehr, da wir die nächsten Nachbarn Österreichs sind und Jahr­hunderte hindurch auch in staatsrechtlicher Verbin­dung mit Österreich standen. Nach dem Zusammenbruch blickten wir lange Zeit mit beinahe fatalistischem Gleichmut dieser Frage entgegen. Ich glaube, die öffentliche Meinung bei uns neigte mehr dem Glauben zu, daß der An­schluß früher oder später erfolgen wird. Ich selbst habe in den Spalten des Pester Lloyd, und auch in der ungarischen Presse einigen Anklang findend, die Ansicht vertreten, daß wenn der Anschluß vor­aussichtlich zustande kommt, dies die Lösung der Königsfrage bei uns erleichtern wird, denn die Restauration des Habsburgischen Erzhauses als rein ungarischer Dynastie würde einesteils die eventuel­len ausländischen Widerstände mildern, und ande­rerseits würde diese Lösung jene beruhigen, die eine Erneuerung des staatsrechtlichen Verbandes zwi­schen Ungarn und Österreich in jeder Form ablehnen. Der Aspekt dieser Frage änderte sich füf uns vom Grund aus durch die siegreiche Revolution des Nationalsozialismus. Man mag über diese Bewegung denken, wie man will; man mag ihre siegreiche Kraft noch so sehr bewundern und in vieler Hinsicht auch von ihrer Berechtigung noch so sehr überzeugt sein, eines ist sicher: in ihrer Auswirkung manifestiert sie sich als der expansivste Pangermanismus, der nicht ruht, bis er das ganze Deutschtum umfaßt. Das sehen wir am deutlichsten in den Erscheinungen, die jetzt Österreich nicht zur Ruhe kommen lassen. Die Antwort der deutschen Reichsregierung auf die österreichische Demarche haftet noch aus, aber die Rede Hitlers im Reichstag spricht eine genug deut­liche Sprache, die auch als Antwort gelten kann. Von der Wirkung einer eventuellen Intervention des Völ­kerbundes versprechen wir uns — aufrichtig ge­sagt — nicht viel. Das Reich kann die Verantwor­tung für das, was in Österreich im Zeichen des Hakenkreuzes vor sich geht, formell ablehnen; die gefühlsmäßige Solidarität hat es auch bisher nie ver­leugnet und wird sie auch nie verleugnen. Das, was ihre offizielle Presse über die österreichischen Ge­schehnisse schreibt, genügt, um das Feuer der terro­ristischen Bewegung nicht verglimmen zu lassen, selbst wenn es wahr ist, daß Sprengstoffe aus Deutschland nicht ausgeführt werden. Was folgt daraus? Daß wenn der nationalsozia­listische Ansturm in Österreich wirklich den Sieg davontrüge und es ihm gelänge, die Vereinigung Österreichs mit Deutschland tatsächlich zustande zu bringen, die nationalsozialistische Bewegung, durch diesen Erfolg ermutigt, mit ihren terroristischen Me­thoden sofort in unserem eigenen, zum Teil von Deutscheu besiedelten Grenzgebiet einsetzen würde. Das ist es, was uns 'heute zu Gegnern des An­schlusses machen muß. Ehen weil wir im vollen Bewußtsein des Wertes der Freundschaft Deutsch­lands sind, weil wir die Erinnerungen unserer Waffenbrüderschaft, die Gefühle unserer Schicksals­gemeinschaft niemals verleugnen, noch vergessen wollen, wünschen wir Situationen hintanzuhalten, die diese Freundschaft zu trüben geeignet wären, wie sie durch das gewaltsame Vorgehen des National­sozialismus selbst zwischen dem stammverwandten Österreich und Deutschland tatsächlich schwer ge­trübt wurde. Diese Erwägungen mögen auch denjenigen zu denken geben, die, durch die Sympathien für den Antisemitismus geblendet, um uns des glimpflichsten Ausdrucks zu bedienen, naiv genug sind, der Hakenkreuzbewegung bei uns die Wege zu ebnen und sie sogar auch in unsere Hochschuljugend zu verpflanzen trachten. Aber diese Erwägungen berechtigen uns, auch unsere Besorgnisse bezüglich der Ausbreitung der Hakenkreuzbewegung in Österreich und deren Fol­gen vom Gesichtspunkt sowohl Österreichs als Deutschlands nicht zu verhehlen. Die Methoden, die der nationalsozialistische Kampf geradezu systematisch benützt, sind nicht nur häufig verbrecherisch, sic führen auch unab­sehbare politische Gefahren mit sich. Sowohl Deutschland wie Österreich und Un­garn müssen oft genug Beschwerden wegen der Ver­gewaltigung erheben, die unsere Stammesgenossen von seiten des extremen Nationalismus der so­genannten Siegerstaaten zu erleiden haben; und es muß zugegeben werden, daß diese Gewalttätigkeiten sich bis zu Bombenwürfen und ähnlichen Anschlä­gen bisher niemals verstiegen haben. Es ist gleich­bedeutend mit einer schweren Kompromittierung des deutschen Nationalismus, wenn nun jene auf einem niedrigeren Kulturniveau stehenden Völker in ihrem Kampf gegen nationale Minderheiten sich auf das vester-Weintrauben, die jeder gute Snanier zu den zwölf entscheidenden Glockenschlägen zu essen hat, wenn es ihm im kommenden Jahr gut gehn soll. Putzig sieht ja das aus, wenn groß und klein den Mund vollstopft; mancher verschluckt sich auch oder kann nicht rechtzeitig die nächste Traube finden, und man sieht, daß es ihm recht zu Herzen geht. Auch in Restaurants, auf Bällen, im Familienkreis übt man diese schöne Sitte, die für alle weinbauenden Länder zur Nachahmung empfohlen sei. — Und dann setzt ein ohrenbetäubendes Geschrei und Ge­lärme ein, das noch den Karnevaltrubel der „stillen, heiligen Nacht“, die hier alles andere als still ist, übertrifft. Es ist gefährlich, zu diesen Zeiten an be­wegten Verkehrszentren den Fahrdamm zu über­schreiten. Schon sonst ist ja hier der Verkehr alles andere als gut reguliert. Die Autos fahren nachts, wenn es ihnen gefällt, ohne Licht. Das Tempo, das sie pflegen, ist lebensgefährlich. Und niemand soll etwa in Madrid wagen, den Fahrdamm vor einem Auto überschreiten zu wollen. Er wird erbarmungs­los über den Haufen gefahren. Ja, das spanische Temperament. Daß so etwas herauskommt, wenn einmal der Motorteufel in sie fährt, konnte man sich ja unschwer vorstellen. Un­­diszipliriiertheit und eine gewisse Planlosigkeit. Planlosigkeit auch in der Drauflosbauerei und -Um­bauerei. überall werden Straßen aufgerissen. Eben fertig gepflasterte wieder erneut aufgerissen, weil nun die Gasgesellschaft ihre Rohre verlegt. Einen Monat später kommt das Elektrizitätswerk. Un­glaublich viel Leerlauf. Das Wort Planung und Ko­ordination ist nirgend unbekannter als in diesem „wundervoll unbekümmerten Land“, wie es kürzlich der bekannte Jimmy Walker nannte. Wir wollen nicht mit ihm rechten. Von Tamanny Hall bis zum Ayuntamento von Madrid ist ein weiter Weg. Und auch der dicke Pedro Rico, der dickste Bürgermeister der Welt, wie ihn die Madrider Presse anläßlich der Londoner Feuilleton* Querschnitt durch Madrid. Von BRUNO H. FIEBIGER. Stellen wir ’mal Madrid ein. Welle 424. So, hier ist es. Campanadas de la Gobernacion. Glockenläuten vom Innenministerium. Dann ein Schallplattenkon­zert. Gut, daß wir die Worte nicht verstehen. Sonst würden wir mit Erstaunen feststellen, daß alles Kastagnettengeschmetter nur Umrahmung zu An­zeigen ist. Ein Sänger besingt in einem schmal­zigen Lied den guten Reis von Valencia. Die kom­mende Vedette empfiehlt uns in zarten Tönen, unsere Pelze in der Garmenstraße 18 einzu­kaufen. Hört man einige Zeit auf Wellen­länge 424, kennt man das Repertoire auswendig. Vor allem die Nationalhymne natürlich, di zwischen allen möglichen und unmöglichen Reklai.-enummem x-mal am Tage gespielt wird. Da die „Himno de Riego“ keine besonderen musikalischen Spannungen hat, kann man nicht gerade sagen, daß ihr dieses Ab­geklappertwerden besonders gut bekommt. Nein, die Visitenkaite, die uns Snaniens Hauntstait durch den Äther überreicht, ist alles andere als ansprechend. Da gerade ein Potpourri aus der „Fledermaus“ gespielt wird, wollen wir lieber die Hand am Schalter halten und mit dem letzten Ton um ein paar Grade nord­wärts rücken, sonst verderben wir uns nur den Ge­schmack und müssen zum fünften Male hören, daß in der Carmenstraße 18 die besten Pelze von Madrid ver­kauft werden... Übrigens soll damit nichts gegen die Madrider Pelzhändler gesagt sein. Sie erfüllen eine sehr nütz­liche Mission, denn hier ist es im Winter tatsächlich schneidend kalt, eine Tatsache, die manchem im Nor­den überraschend Vorkommen mag. Das sonnige Spanien kann auch sehr eisig sein. Kastilien zumal, eine große Hochebene, vom Guadarrama-Gebirge durchzogen, hat ein denkbar unerquickliches Klima. Im Sommer eine brütende Hitze bis zu 40 Grad und mehr. Im Winter ein heimtückisches Wechselwetter, für Lungenschwindsucht wie geschaffen. Nicht um­sonst sagt ein Madrider Sprichwort: Unsere Luft bläst keine Kerze aus, aber wirft einen Mann um. In dieser Hochebene, in 650 Meter Höhe, liegt die Hauptstadt des Landes. Sie liegt geradezu in einer Wüste. Nur wo der Mensch etwas nachhilft, in den Parks, sind grüne ruhende Punkte in der sandigen Erscheinungen Flucht geschaffen worden. Die Stadt liegt bekanntlich am Manzanares, einem kleinen Bach, der im Winter und Frühjahr ganz nett dahin­schäumt. Im Sommer ist er meist fast gar nicht da. Aber man hegt und pflegt ihn liebevoll und hat so­gar seine Wässer an einer Stelle etwas gestaut. Dort ! kann man also richtig baden, und das Wasser steht 1 einem nicht nur bis an die Knie. Da das ja eine ganz ungeheure Sensation für das trockene Madrid ist, wurde diese Badeanstalt auch großspurig unser „Strand“ getauft. Seit einem Jahr hat also Madrid einen Strand. Aber das ist eigentlich ein Sommerthema. Sprechen wir lieber vom Silvester 1933. Noch fünf Minuten trennen uns vom neuen Jahr. Wir stehen auf der Puerta del Sol, dem Platz am Sonnentor (wenngleich das Tor längst verschwunden ist). Drüben erhebt sich das Innen­ministerium, das uns schon von seinem Radio- Glockenläuten her bekannt ist. Auf die Uhr sind die Blicke von Tausenden gerichtet. Die Spannung wird immer größer! Die Hände fingern nervös mit irgend­welchen Früchten, die die Leute mitgebracht haben. Anscheinend soll damit etwas ganz Besonderes ge­schehen. Jetzt fällt der leuchtende Ball im Turm, und im Takt der zwölf Schläge führen Tausende von Händen Tausende von Weintrauben zum Munde. Also die mysteriösen Früchte, die wir als Ausländer etwas unverständig beblinzelt haben, sind die zwölf Sil-

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