Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. március (81. évfolyam, 49-73. szám)
1934-03-01 / 49. szám
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Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet.PESTER LLOYD ABENDBLATT 81« Jahrgang. inseratenaui nähme: in Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J.BIooknar, J.BIau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Harsányt, Haasensteln & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy, hirdetőiroda, Mosse Rudolf A.-G., Julius Tenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Naohf. A.-G., Wien, Wollzeile Einzelnummer tűr Budapest und tűr die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria-ucca 2 Telephone : Redaktion: 848-20. Admlnistr.: 849-09. Budapest, Donnerstag, 1« März 1934. Nr. 49 T 7 Die Thronbesteigung des Kaisers von Mandschukuo. Budapest, 1. März. Heute früh ist in Sinking, der Hauptstadt des nunmehrigen Kaiserreiches Mandschukuo, der bisherige Reichsverweser des im Jahre 1931 gegründeten Staatswesens unter japanischem Protektorat zum Kaiser gekrönt worden. Ein feierliches religiöses Zeremoniell hat dem politischen Akt, dessen weitgehende Bedeutung wir bereits mehrfach hervorgehoben haben, die höhere Weihe gegeben; nach Darbringung von Opfern, nach Durchführung von symbolischen Handlungen, nach der Überreichung der Insignien der kaiserlichen Würde durch die ersten Beamten des Landes und durch seine Priester, hat auch das Volk von Sinking seinen Anteil an der religiösen Zeremonie genommen, und damit seinen neuen unumschränkten Herrscher anerkannt. Er hieß bis jetzt Pu-Yi, und wird in Zukunft Kaiser Kang- Teh sein, was soviel bedeutet, wie Ruhe und Tugend. Auch sein Land hat den Namen gewechselt: statt Mandschukuo wird es nunmehr Mandschutikuo heißen, Kaiserreich Mandschu. Es soll ein absolutes Kaiserreich sein, in dem die Rechte des Herrschers durch keine konstitutionellen Organe beschränkt sind. Alle Machtvollkommenheiten des Regierens sind in der Hand des Monarchen vereinigt. Die Würde des Kaisers ist unverletzlich, er beschließt die Gesetze und veranlaßt ihre Anwendung, er hat den höchsten Befehl über die Streitkräfte seines Staates zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Morgen werden die Feierlichkeiten der Thronbesteigung mit einer Parade der Armee abgeschlossen werden, und dann übernimmt der Kaiser die Regierungsgeschäfte. Über dem neuen Kaiserreich im Nordosten Asiens wird eine fünffarbige Fahne wehen: Symbol der Vereinigung der fünf Nationen, aus denen sich die Bevölkerung von Mandschutikuo zusammensetzt: Mandschu, Chinesen, Mongolen, Japaner und Koreaner. Diese fünf Nationen sind auf fünf Provinzen verteilt, die die Bestandteile des neuen Reiches bilden: Mukden, Kirin, das Amurland, Jehol und die Mongolei. Aus einer dieser Provinzen, aus Kirin, hat vor drei Jahrhunderten der Eroberungszug der Mandschudynastie begonnen, die bis zum Jahre 1912 das größte Reich der Welt, China, regiert hatte. Pu-Yi war der letzte Herrscher auf dem Thron seiner Väter in Peking, er wird der erste Kaiser im Lande seiner Vorfahren sein. In seinem persönlichen Schicksal erfüllt sich ein seltsamer historischer Kreis: ein Geschlecht, das den Thron eines eroberten Landes verliert, übernimmt die Herrschaft über seine frühere Heimat, die es politisch früher hatte aufgeben müssen. Im Jahre 1906 wurde Pu-Yi geboren als Sohn des kaiserlichen Prinzen Chun. Mit drei Jahren wurde er auf den Thron Chinas als Nachfolger seines Oheims erhoben, und sein Vater übernahm für die Dauer seiner Minderjährigkeit die Regentschaft. In dieser Zeit machte die revolutionäre Bewegung in China rasche Fortschritte, die politische Bedeutung der kaiserlichen Dynastie sank schnell herab, bis die Revolution im Jahre 1912 das Kind Pu-Yi vom Throne vertrieb. Der Kaisertitel wurde ihm gelassen, und in der Zurückgezogenheit des Kaiserschlosses von Peking wurde Pu-Yi von einer Reihe europäischer Erzieher unterrichtet, von denen der wichtigste, der spätere Begleiter des jungen Kaisers in allen kritischen Augenblicken seines Lebens, Dr. Johnston, jetzt Professor der Sinologie an der Londoner Universität, ist. In der Umgebung Pu-Yis hatte man niemals die Hoffnung auf eine künftige politische Rolle des letzten Sprosses der Dynastie aufgegeben. Bald nach der Revolution setzten sich legitimistische Kreise für eine Restauration der Monarchie ein> aber der Versuch schlug fehl und verschlechterte nur die Lage der kaiserlichen Familie in Peking. Man mußte Pu- Yi sogar für eine Zeit aus dem Palaste bringen, und erst gegen Ende des Krieges kehrte er nach seiner Verheiratung nach Peking zurück. In der Zurückgezogenheit des Palastes trieb er wissenschaftliche Studien, beschäftigte sich vor allem mit klassischer chinesischer Literatur und war nahe daran, an die Ausgabe einer Sammlung klassischer Dichter zu gehen, als dieses Vorhaben durch eine Intervention der Regierung vereitelt wurde. Inzwischen war die kriegerische Auseinandersetzung zwischen den damals mächtigsten Generälen in Nordchina, Tschang- Tso-Lin und Feng-Juh-Siang, herangekommen. Der sogenannte „christliche“ General Feng, dessen Sympathien und Verbindungen zu Sowjet-Rußland noch in Erinnerung sind, eroberte Peking, umzingelte den Palast und zwang Pu-Yi, aus seiner Residenz zu flüchten. Seit jener Zeit kehrte er nicht mehr nach Peking zurück, sondern lebte als Gast und Schützling der japanischen Regierung in den japanischen Gesandtschaften von Peking und Tientsin. Seit der Gründung des neuen Staates Mandschukuo arbeitete er im engsten Einvernehmen mit den japanischen Besatzungstruppen an seiner politischen Konsolidierung und wurde im März 1932, also fast genau zwei Jahre vor seiner Krönung, Regent des Landes. Über den Verlauf der Krönungszeremonie liegt uns der folgende telegraphische Bericht vor: Sinking, 1. März. (Inf.) Seit 6 Uhr 43 chinesischer Zeit gibt es in der Welt einen neuen Kaiser und ein neues Kaiserreich. Die blutrote Märzsonne war eben über dem Horizont erschienen, als Pu-Yi sich in der Uniform eines mandschurischen Feldmarschalls vor dem Altar auf der obersten Terrasse des Himmelstempels zu Boden warf, um, wie sich das offizielle Programm ausdrückte, mit den Priestern seiner Ahnen Zwiesprache zu pflegen. Gleichzeitig wurde von den Priestern auf dem Altar ein schneeweißer Stier getötet und auf den vier Räucherbecken auf den Ecken der Terrasse mit Weihrauch verbrannt. Vor dem Monarchen lag eine Rotlaoktafel, auf der der Name seines frühesten Ahnherrn aufgezeichnet war. Acht Beamte überreichten dem Kaiser die Opfergabe, Weihrauch, ein Amulett aus Jade, eine Rolle heimischen Tuches und einen Kelch mit Reiswein. Jede dieser Gaben streckte der Kaiser zum Himgiel empor. Dann wandte er sich nach Süden und entzündete das heilige Feuer, dessen Rauch seine Gebete zum Himmel emporlrugen. Nach der Opferung empfing der Kaiser sein Amlssiegel, worauf ein Salut von 101 Schuß erlünle. Nach der Zeremonie begab sich Pu-Yi im Kraftwagen nach dem provisorischen Pal v:* wo er in eine kostbare Robe aus gelber Seide gehüllt, den Orchideenthron bestieg und die Glückwünsche des Kabinetts uud des neugeschaffeuen Hofstaates entgegennahm. Auf der An- und Abfahrtseite der Straße hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, die zur Vertreibung der bösen Geister zahllose Böllerschüsse abgab. Nach Besteigung des Thrones verlas Kaiser Kang-Teh (Ruhe und Tugend), wie Pu-Yi jetzt genannt wird, eine kurze Rede, in der er erklärte, daß er nach dem Ratschluß und dank der Hilfe des Himmels den Thron bestiegen habe, und daß er nach den organischen Gesetzen der Souveränität regieren werde. Das Manuskript der Rede war von dem Kaiser unterschrieben und .von den Kabinettsmilgliedern gegengezeichnet. Aus der Reihe der Hofwürdenträger, die im Halbkreis vor dem Thron standen, trat der Großsiegelibewahrer hervor und überreichte dem Kaiser auf einem Kissen aus gelber Seide das aus Jaspis verfertigte kaiserliche Siegel als Wählzeichen der einstimmigen Wahl durch die Untertanen. Hierauf zogen die Mitglieder der Regierung mit tiefer Verbeugung vor dem Throne vorbei,* während der Kaiser mit dem neuen Siegel seine Proklamation siegelte. Hierauf erreichte die Zeremonie, an der außer den japanischen Vertretern kein Delegierter irgendeiner anderen Macht teilnahm, ihr Ende. Nach der Verkündung der Thronrede wurde eine allgemeine Amnestie erlassen. In sonderharem Gegensatz zu dem uralten Zeremoniell stand es, daß von einzelnen Szenen Tonfilmaufnahmen gemacht wurden, daß Flugzeuge in der Luft kreisten, und daß ein Bericht über die Feier durch Rundfunk verbreitet wurde. Für die Eröffnungsfeierlichkeiten hat die Regierung 31/» Millionen Dollar bewilligt, Tokio, 1. März. (U. T.-K.-B.) Ministerpräsident Baron Saito und Außenminister Hirota haben eine gemeinsame Erklärung ausgegeben, in der sie dem Kaiser Kang-Teh anläßlich seiner Thronbesteigung Glück wünschen und die Überzeugung äußern, daß die Proklamierung des Kaiserreichs zur Erstarkung des Mandschukuo und zur Festigung des Friedens im Fernen Osten beitragen wird. In Mandschukuo hat es einigermaßen verstimmt, daß die japanischen offiziellen Erklärungen Pu-Yi mit einem Titel anreden, der ausländischen Herrschern gebührt, seinen göttlichen Ursprung jedoch nicht anerkennen. Durch diese Nuance wollen die japanischen Kreise anscheinend zum Ausdruck bringen, daß sie Pu-Yi mit dem Mikado nicht als ebenbürtig betrachten. Pu-Yi ist zum Krönungsakt in einem prächtigen Lincoln-Auto angekommen, das mit kugelsicheren Panzerplatten bekleidet ist. Hsinking, 1. März. (DNB) Bei den Krönungsfeierlichkeiten erklärte Pu-Yi in einer kurzen Ansprache, er werde nur im Interesse des mandschurischen Volkes wirken und es als seine Hauptaufgabe ansehen, den Wohlstand des Volkes zu hehen. Er wollt Mandschukuo wieder anfbauen. das durch Kriege und Bürgerkriege zwanzig Jahre hindurch wirtschaftlich ruiniert worden sei. Es solle den ihm zu* stehendien gleichberechtigten Platz in der Familie der Völker entnehmen. In bezug auf die außenpolitische Lage betonte der Kaiser, daß ihm jede kriegerische Art fernliege und er die Absicht habe, mit allen Ländern im Westen und im Osten in freundschaftlichen Beziehungen zu lebei Auslandschau — 1. März. — Gerüchte über die Nationale Regierung in England. In den. letzten Tagen wurde wieder viel von einer Umbildung des englischen Kabinetts gesprochen und geschrieben. Diese Nachrichten haben sich als verhüllt, aber keineswegs als unwahr erwiesen. Um die Pfingstzeit dürften gewisse Änderungen an der bestehenden Regierungsgarnitur aktuell werden. Die Gerüchte nahmen von zwei verschiedenen Punkten ihren Ausgang. Das Amtswalten des Gesundheitsmihisters Sir Edward Hilton Young war seit längerer Zeit bitteren Kritiken sowohl von rechts wie von links ausgesetzt. In einer jüngsten Kabinettssitzung soll bereits beschlossen worden sein, ein neues Wohnbauministerium zu gründen, dem die Behandlung des Slumproblems, die bis jetzt dem Ressort Sir Edward Hilton Youngs angehört hat, anvertraut werden sollte. Die Durchführung dieses Beschlusses würde die Demission Sir Edwards nach sich ziehen. Die andere Kombination ist weit ernsterer Natur • und berührt die Grundlagen der Nationalen Regierung. Die Stellung Sir John Simons an der Spitze des Außenministeriums ist bekanntlich nicht unangefochten. Einflußreiche Kreise der Konservativen Partei möchten gern einen entschlosseneren Politiker auf seinem Posten sehen. Das Gemunkel um den Posten Sir John Simons verstärkte sich zu hörbarem Geräusch, als — auf eine Initiative der Times hin — Kapitän Eden zum Lordsiegelbewahrer, gleichsam zu einem zweiten Außenminister ernannt wurde, zu dessen Aufgabenkreis namentlich die Abwicklung diplomatischer Reisen bildet. Nun kam vor wenigen Tagen ein neues Intermezzo. Sir John Simon hielt in Glasgow eine Rede, die eine ernste Warnung vor der Ausbreitung der faszistischen Bewegung enthielt. Die Times griffen diesen Faden willig auf. Das hochangesehene Cityblatt schrieb am folgenden Tage vom „neuen Interesse“ Sir John Simons und bemerkte, daß in Regierungskreisen ein Postenwechsel erwogen wird, der es dem jetzigen Außenminister erlauben würde, seine hervorragenden juristischen Qualitäten bei der Bewältigung des „Hemdenproblems“ der englischen Politik zu betätigen. Das war freilich eher ein Mißtrauensvotum als ein Lob. Sir John hat es selber in diesem Sinne aufgefaßt und ließ Tags darauf kategorisch verkünden, daß er nicht daran denke, das Foreign Office zu verlassen. Das Gespräch, das er über dieses Thema mit Macdonald gehabt hat, soll sich ziemlich stürmisch gestaltet haben. Es ist klar, daß Sir John Simon nicht daran denkt, das Foreign Office freiwillig zu verlassen. Wird sein Verbleiben dort unmöglich, dann zieht er die Demission vor. Diese aber würde schwere politische Kon-i Sequenzen nach sich ziehen. Die kleine liberalnationale Gruppe Simons ist jetzt die einzige liberale Fraktion, die noch der Regierungskoalition der „Nationalen Einheit“ angehört; die Nationalliberalen, oder „Sámuelben“, sind aus der Regierung längst ausgeschieden. Verläßt aber Sir John Simon die Regierungsbänke, dann verbleiben innerhalb der Koalition außer den Konservativen nur noch die „National- Iabour“-Leute Maodonalds, eine winzige Schar. Eine rein konservative Regierung, in der aber nicht mehr Baldwin das große Wort führen würde, könnte dann die einzige Lösung sein. Eine solche Lösung ist aber jetzt nicht zeitgemäß. Das Problem der politischen Insurrektionen bleibt nach wie vor im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Der „Hungermarsch“ der Arbeitslosen auf London, ein kommunistisches Unternehmen, das keine überaus großen Massen auf die Beine gestellt hatte, verlief unter dem energischen, aber ruhigen Auge der Behörden, wie alle politischen Kundgebungen in der englischen Demokratie: im Hyde-Park wurden Reden gehalten, und dann ging man nach Hause. Die entgegengesetzte Insurrektion, die der Faszisten verschiedener Hemdfarben, ist geringfügiger, entwickelt aber mehr Vehemenz. Ein Labour-Peer namens Lord Kinnoul, hat im Oberhause über Ho fas/ht'sohen Gruppen interpelliert.