Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. április (81. évfolyam, 73-96. szám)

1934-04-01 / 73. szám

Osternummer 40 Heller« 81« Jahrgang. FESTER LLOYD MORGENBLATT B , *~~Cj/fUrl Budapest, Sonntag, 1. April 1934« Abonnement: Für Budapest mit täglich cweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen* und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Borganblatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt •■•ein vierteljährlich 8 P monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Hern. Boldsehmld Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen 30 Pengő, Für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtllohen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Nicht verlangte Manuskripte werde« weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briete ohne Rückporto nicht beantwortet Inseratenaufnahme: ln Budapest in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J.BIooknar, J.BIau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri A Nagy, Harsányt Haasensteln 4 Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Nagy. hirdető­­iroda, »os«e Rudolf A.-Q., Julius Tenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd lür Oesterreich: M. Dukes Naohf. A.-B., Wiea Wollzeile lä Einzelnummer tür Budapest und lür die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 3* Heiler, Abendblatt 10 Heiler. — Für Oeaterreloh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Or., an Sonntagen 40 Cr. und Abendblatt 30 Or. Redaktionu.Adm.: V„ MárfaValéria-uooalü. Telephon a: Redaktion: 848-30 Adminlstr. 840-09 Nr. 73 Osterpsalm über Frühlingsfreud und Trianonleid; yorzusingeq auf Saitenspielen. Budapest, 31. März. 1. Lobsinget dem Herrn, denn seine Huld hat verscheucht den Winter und den Menschen gegeben die Freuden des Frühlings, auf daß ihnen werde Trost und Labsal. 2. Wie schön ist Dein Lenz> unser Herr und König, wie leuchten seine Farben, wie duften seine Wohlgerüche, und wie lieblich klingt das Lied der Lerche über dem frischen Gras der Auen. Kostbar fürwahr ist das Geschenk des Herrn an die Sterb­lichen, so an ihn glauben, Sela. 3. Kommet, Schwestern und Brüder, und richtet Dankgebete an Gott, der den Lenz geschaffen hat, um denen, die treu an ihn glauben, die Seele zu er­freuen und das Leben zu verschönern. 4. Sehet, still im grünen Rasen blühen die blauen Veilchen und senden ihren Duft empor zu den Menschen, die sich im Frühling ergehen. Auf den Grashalmen glitzern die Tautropfen, wie Dia­manten, ausgestreut über die Eide von Gottes Hand, auf daß der Ärmste sich reich wähne, da Gottes Gnade ihm ein so funkelndes Geschmeide hat ver­liehen. Unter den Zedern des Libanon hüpfen selig und froh die schneeweißen Ziklein, lieblich anzu­­schauen, wie frisch gefallener Schnee, und in der Frühlingssonne wiegt sich, vom sanften Morgenwind geschaukelt, das junge Laub. 5. Wer, außer Gott, kann so viel Pracht schaffen? Darum lasset uns den Ruhm Gottes preisen und unseren Herzen entströmen ein Dankgebet an den Schöpfer der Erde, der die Wunder des Früh­lings hervorzaubert. Lasset uns tanzen dm Reigen zu seinem Ruhm und singen von seiner Allmacht und seiner Huld. 6. Und lasset uns erneuern das Gelübde unserer Treue, die wir unwandelbar unserem Herrn und König halten wollen. .Denn gütig ist er, auch wenn er Heimsuchungen über uns schickt. 7. Grausam schwer haben wir gelitten unter ! solcher Heimsuchung. Er hat seine schirmende Hand von uns genommen, als übermächtige Feinde uns überfielen, um unser Leben auszulöschen... Er hat unsere Widersacher siegen lassen, und es war seine Fügung, daß wir erniedrigt, in den Staub ge­treten und um einen kostbaren Teil unseres Erbes gebracht werden konnten .,« 8. Aber unter all diesem Ungemach ließen wil­den Kopf nicht hängen, wurden wir dem Glauben an Gott und seine Gerechtigkeit nicht abtrünnig. Wir wußten und wissen, daß es nicht sein Wille war, uns zu venichten. Bloß prüfen wollte er uns, ob wir standhaft genug sind, um auch inmitten des tiefsten Unglücks im Glauben an ihn auszuharren. 9. Diesen Glauben, wir haben ihn gehegt in unseren Herzen, auch als alles sich wider uns ver­schworen, auch als der Herr sein Antlitz für immer von uns abgewandt zu haben schien. Denn felsenfest war unser Vertrauen in die Güte des Herrn, in sein Erbarmen, das die Schuldlosen bloß auf die Probe stellt, sie aber nicht dem Verderben anheimfallen läßt. 10. Und siehe, die Gunst des Herrn schickt sich an, uns wieder ein besseres Los zu verheißen. Mit dem neuen Frühling, der jetzo erblüht, will auch in die bisher kalten und schroffen Herzen Milde ein­ziehen. Die unserem harten, Schicksal teilnahmslos zuschauten, fangen an, uns jetzt ihr Mitleid zuzu­wenden. Die Feinde, bisher erpicht auf unser Ver­derben und hemmungslos in ihrer Gier, uns auszu­rotten, jetzt werden sie nach und nach gewahr, daß unser Volk nicht vereinsamt dasteht, denn mit ihm ist Gott, und Gottes Wille fügt es, daß die übrigen Völker in ihrer Seele sich nach und nach aufbäumen gegen das himmelschreiende Unrecht, das uns zuge­fügt wurde, und das sie bisher frei gewähren ließen. 11. So wollen wir dem Herrn lobsingen und von unseren Altären Dankgebete zu ihm emporsenden, denn er ist ein Gott der Gerechtigkeit, der uns durch die Schule des Leids geführt hat, um uns zu läutern von vergangenen Verfehlungen, um uns einem neuen Leben, einer neuen Blüte entgegenzuführen. 12. Dank Dir, Herr und König, für Deine Huld, die unser Volk nach so vielem Zagen wieder auf­richtet. Wir preisen Deinen Namen um des Be­freiungswerkes willen, das unserem Volk eine glück­lichere Zukunft verheißt, und verkünden werden wir. Deinen Ruhm für und für, Sela, Eine Botschaft des inneren Friedens. Vom ßeiclistagsabgeordneten GEORG Markgraf PALLAVICINI. Die ungarische Nation ist an der Schwelle einer Schicksalswende angelangt. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und erheischen von der Nation, daß sie ihre ganzen physischen, geistigen und mora­lischen Kräfte in die Waagschale wirft, um die Lö­sung der ihrer harrenden historischen Aufgaben vor­zubereifen- Ich habe das Gefühl, daß für jeden un­garischen Patrioten die Zeit gekommen ist, um daran mitzuwirken, daß innerhalb der ungarischen Politik alle Mißverständnisse zerstreut und alle Gegensätze ausgeglichen werden, die der gesunden Entwicklung und dem Wiederaufbau auf neuen Grundlagen bisher im Wege lagen. Vor etwa siebzig Jahren, inmitten einer nicht minder kritischen Lage, hatte Ungarn einen großen Staatsmann, einen Führer von allgemein anerkann­tem Ansehen und tiefem Verantwortungsgefühl, der im geeigneten psychologischen und politischen Augenblick die Initiative ergriff, um der Nation den Weg zu weisen und den Prozeß der Entwirrung, beziehungsweise des Ausgleiches anzubahnen. Franz Deák war dieser Führer, der im Jahre I860 •— der Neugestaltung der europäischen Lage und den poli­tischen Aspirationen der ungarischen Gesellschaft Rechnung tragend — den entscheidenden Schritt zur Aussöhnung mit dem Herrscher tat, diesen Schritt, der dann — wie wir wissen — die Grundlage für einen nationalen Aufschwung schuf, an den wir, An­gehörige der älteren Generation, nur mit schmerz­licher Nostalgie zurückdenken können und mit dem sehnlichen Wunsche, daß die Zukunft unseres Laiv des auch jetzt wieder am neue, bleibende Grund­lagen gestellt werden möchte. In seinem berühmten Osterartikel hat Deák im Zusammenhang mit einem von österreichischer Seite gegen die ungarische Nation gerichteten Angriff fest­gestellt, daß nicht die Herrscher selbst, sondern die schlechten Ratgeber der Herrscher die zwischen der Nation und der Dynastie von Zeit zu Zeit sich wie­derholenden Mißverständnisse und Gegensätze her­­aüfbeschworen haben. „Als durch eine Reihe von langen Jahren die Angriffe auf die ungarische Ver­fassung sich unausgesetzt wiederholten und in natür­licher Folgewirkung die andauernd zunehmende Erbitterung bereits ihren Scheitelpunkt zu erreichen schien, was war es, was das Übel heilte, die erregten Gemüter beschwichtigte und die erschütterte Ruhe wiederherstellte? Hatten etwa jene österreichischen Staatsmänner ihre Ansichten geändert und dem Herrscher, gewitzigt durch die Erfahrungen, einen besseren Ratschlag erteilt? Nein. Nicht das ist ge­schehen, oder zumindest nach dem Zeugnis der Ge­schichte ist dies nur selten geschehen. Wohl aber sind es immer die Herrscher selbst gewesen, die mit tieferer Einsicht und strengerer Gewissenhaftigkeit die gegen die ungarische Verfassung gerichteten De­krete widerrufen, die verletzten Gesetze wieder­hergestellt und das Vertrauen in die Zuversicht der Nation neubelebt haben.“ Dem Verfasser dieser Zeilen liegt die Unbe­scheidenheit und Geschmacklosigkeit fern, in der heutigen kritischen Lage der Nation eine Rolle an­zustreben, die bloß auf geschichtlichem Piedestal stehenden großen Männern zukommt, wie ein sol­cher der Weise des Vaterlandes in den Jahren der Bedrückung war. Zum nahezu unersetzlichen Nach­teil des Ungartums fehlen jetzt bei uns die großen Männer, die—wie Julius Andrássy der jüngere oder Albert Apponyi — berufen und fähig wären, eine neue Politik zu inaugurieren und gegenwärtig eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft der Nation zu schlagen. Heute leider gebricht es uns an einer politisch hochragenden Persönlichkeit, die sich an die Aufgabe heranzuwagen vermöchte, wie solche seit dem Zusammenbruch vom Jahre 1849 sich noch keinem ungarischen Geschlecht und keinem ungarischen Politiker mit so schicksalhafter Wucht auferiegt hat. Ich habe noch die letzten großen Gestalten der alten großen ungarischen Ge­neration gekannt; ich sah sie den schier unlösbaren Rätseln des Lebens des Ungartums nachsinnen, ich sah ihr schmerzliches Brüten ob des Schicksals des Vaterlandes, und sah wenigstens, einen von ihnen, wie er, an der Zukunft seiner Nation verzweifelnd, hoffnungslos ins Grab stieg. Das gierige Machtbe­streben, das nachgerade bürgerkriegartige Gegen­sätze in unserem öffentlichen Leben geschürt und jede, noch so gerechtfertigte und noch so achtung­gebietende Gegenmeinung zu Boden gestampft und ausgerottet hat, es hat nicht bloß diese großen Män­ner von der politischen Arena abgedrängt, sondern auch anderen hervorragenden und wertvollen Mit­gliedern der alten Garde das gleiche Schicksal be­reitet, die vermöge ihres Wissens, ihrer Erfahrun­gen und ihres Charakters berufen gewesen wären, an der Arbeit der nationalen Rekonstruktion teil­zunehmen. Feuilleton* Der gute Freund. Von FRANZ HERCZEG. Es war damals eine kritische Periode meines Lebens, als ich den Weg zum Schrifttum noch nicht gefunden hatte, von der Ebene der bürgerlichen Laufbahn jedoch schon abgeglitten war. Ich um­schlich den Hain der Musen, wie der Fuchs den Hühnerhof, mit inniger Bitternis im Herzen gegen die Alten und Eingelangten, die sich augenscheinlich gegen mich verschworen hatten und mir den Ein­gang verwehrten. Der ausgetretenste Weg zum ungarischen Par­naß führte auch damals durch die Zeitungsredaktio­nen. Die wichtigste Oblie«'’Noit des Gesalbten der Musen war also, im Kaffeehaus zu sitzen und den am redaktionellen Stammtisch geführten grimmigen literarischen Debatten mit diskreter Hingabe zu lauschen. Die Herren debattierten fortwährend und ihre Stimme beherrschte das surrende Gelärme des Cafés, wie die Schlachtrufe der Olympier die kampfdröhnenden Gefilde vor Ilion. Jemand machte mich mit Isidor Barna bekannt, der in der ganzen Stadt nur Dori hieß. Er war ein berühmter Journalist, ein Fürst der Reporter, ja, ich darf behaupten, daß er es war, der den Typus des ungarischen Reporters geschaffen hat. Er war ein hünenhafter Gesell, mit brandrotem Haar, dichtem roten Schnurrbart, kurzsichtig, trug einen Nasen­kneifer und kleidete sich nach individuellem Ge­schmack: zu jener Zeit rief er eben Aufsehen her­vor durch einen bis an die Knöchel reichenden, resedafarbenen Mantel, unter dem ein gestohlenes Ferkel bequem . Unterschlupf gefunden hätte. War er im Café anwesend, so war nur seine Stimme zu hören. Löwengebrüll bringt die kleineren Raubtiere zum Schweigén. Die Fensterscheiben bebten, wenn er seine geistigen Turniere ausfocht, Ich war höchst überrascht, als ich erfuhr, daß dieser feuerschnaubende Drache einen Band Gedichte geschrieben hatte. Gedichte voll Frühlings­­sehnens, voll Mondscheinschwärmereien. Er selber schämte sich ein wenig seiner lyrischen Anwandlun­gen und behauptete, er habe bloß infolge einer Wette Verse geschrieben, um den Wichtigtuern zu beweisen, Gedichte machen sei durchaus nichts Be­sonderes. Das war indes nicht wahr: die Krähe kann nicht singen, auch wenn sie darauf gewettet hat. Nachdem wir miteinander bekannt geworden waren, freundeten wir uns auch bald an. Der grim­mig dreinschauende, grobe Kaffeehaustyrann, der tollkühne und mit allen Salben gesalbte Reporter war die liebenswürdigste und naivste Kinderseele. In angeborener Selbstlosigkeit wachte er ewig über den Sorgen anderer und focht die Kämpfe an­derer aus. Um diese Zeit waren seine Taschen mit meinen Aufsätzen vollgestopft, er las sic all«1 Welt vor und forderte gebieterisch, man möge meine aus­nehmende Begabung anerkennen. Wer hiezu keine Neigung bezeigte, den qualifizierte er. als Neid­hammel. Dem tastend sich versuchenden Anfänger ging er als Posaunenbläser des Ruhmes voran. So viel mir bekannt ist, hatte seine journalisti­sche Laufbahn gelegentlich der Miskolcer Manöver ihren Höhenflug angetreten. Von jenen Militärübun­gen wurde in den Pester Cafés viel gesprochen. Die ungarische Regierung hatte es der gemeinsamen Heeresleitung endlich begreiflich zu machen gewußt, die Popularisierung der Armee sei Stäatsiateresse, und die Heeresleitung hatte schließlich ihren Presse­abscheu überwunden und schweren Herzens zuge­sagt, diesmal auch die Presse einzuladen. Vierzig ungarische und österreichische Bericht­erstatter waren laut vorher festgesetzten Programms in Miskolc eingetoffen. Auf dem Bahnsteig wurden sie von einem Oberleutnant empfangen und vor dem Stationsgebäude warteten vierzig gesattelte Husaren­gäule, jeder eine Tafel mit dem Titel je einer Zei­tung um den Hals.

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