Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. május (81. évfolyam, 97-121. szám)

1934-05-01 / 97. szám

Einzelnummer an Wochentagen lg, an Sonntagen 3SB Heller. Abonnement: Flr Budapesti mit täglich zweimaliger Zustellung und iür das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgenblatt allein vierteljährlich ir P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend* blattes nach der Provinz ist viertel* jährlich 1 Pengd zu entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Soldsohmld Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oestarreloh und Polen 80 Pengő, für alle übrigen Staaten SO Pengő. Abonnements werden auch bei sämtllöhen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Nicht verlangte Manuskripte werde« weder auf bewahrt noch zurtlckgesteUt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortetFESTER LLOYD MORGENBLATT B Iuseratenaufnahme: hi Budapest in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J.BIooknsr, J. Blau, Boros, Braun, losaf Erdő«, Győri 4 Nagy, Harsányt, Haasensteln 4 Vogler, Cornel Leopold, Julius teopold, Megy. hirdető­­iroda, Moese Rudolf A.-G., Jollue Teuer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd iür Oesterreich: ■. Dukes Naohf. A.-G., Wien, Wollzeile 1Ü Einzelnummer Iür Budapest und lür die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonniagen 32 Heiler, Abendblatt 10 Heller. —Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u.Adm.: V, MárlaValéria-uooalíí. Telephone: Redaktion: 848-20 Admlnletr. 840-09 81. Jahrgang. Budapest, Dienstag, 1. Mai 1934. Nr. 97 Lob der Treue. „In den Armen lagen sich beide Und weinten vor Lust und Freude.“ Budapest, 30. April. Das war ein rührseliger Abschied, als Eduard ■Benes auf dem Perron des Prager. Hauptbalmhofes seinem französischen Kollegen Barthou glückliche Heimfahrt wünschte. Es war, als wollten die Zärt­lichkeiten der AUkovstimmung auch noch im Augen­blick des Scheidenmüssens kein Ende nehmen. Bei diplomatischen Reisen pflegt das nicht der Fall zu sein. Man hat sich alles Schöne und Gute schon zwi­schen den vier Wänden beteuert, wo kein profaner Blick den Austausch der Intimitäten stört, und ist man einmal auf dem Bahnhof, dann tritt regelmäßig das Zeremoniengesetz des Protokollamtes in seine Rechte. Diesmal war es jedoch anders, und wenn es diesmal anders war, dann wird wohl der Gefiihls­­ausbruch, der so ostentativ zur Schau getragen war, seine politischen Zweckmäßigkeitsgründe gehabt haben. Die Zweckmäßigkeitsgründe auf tschechischer Seite lassen sich ohne Mühe erraten. Für Herrn Benes war es begreiflicherweise nicht unwichtig, vor dem eigenen Lande, aber auch vor dem Auslande mit' der heißen Freundschaft des mächtigen fran­zösischen Schirmherrn großtun zu dürfen. Das hebt das Prestige, flößt nach innen gesteigertes Selbstver­trauen, nach außen eindrucksvolle Erwartungen ein. Man bedenke doch: Eduard Benes, Sohn des ins­gesamt sechs Millionen zählenden Tschechenvolkes und Außenminister eines Nationalitätenstaates, worin Slowaken, Deutsche, Ungarn und Ruthenen die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, dieser Benes wird Vöih Außenminister der führenden Großmacht und der stärksten Militärmacht Europas öffentlich als zuverlässigster Freund und bewährteste Stütze in überschwenglichen Worten gefeiert! 1st das nicht die höchste Auszeichnung, die dem Manne und seinem Land widerfahren konnte? Weniger einleuchtend allerdings ist der politi­sche Nutzeffekt, den sich der französische Staats­mann von dieser demonstrativen Schaustellung sei­ner Begeisterung für Herrn Benes und die Tschecho­slowakei verspricht. In Warschau hat während des Aufenthalts Barthous eine weit kühlere Atmosphäre geherrscht. Von Lyrismen keine Spur, ein gastlicher Empfang zwar von ausgesuchter Höflichkeit und so­gar von einer beflissenen Aufmerksamkeit, aber weit entfernt davon, in inniger Herzlichkeit zu erglühen. Man hat sich offenmütig über manche — nicht alle — Fragen ausgesprochen, die die Politik beider Länder berühren; man hat dabei auch festgestellt, daß die immer schon bestehende Allianz zwischen Polen und Frankreich ihre Daseinsberechtigung noch nicht eingehüßt hat; aber man trennte sich immerhin zwar als Freunde, aber als solche, die, um zum ursprünglichen Wärmegrad zu gelangen, noch manches untereinander zu bereinigen haben. So blieben die heißen Liebesergüsse, mit denen Herr Barthou nachmals seinen tschechischen Freund be­glückte, den Herren Pilsudski und Beck versagt, und wenn der französische Außenminister vor seiner Ab­reise aus Warschau sich immerhin zu der Erklärung herbeiließ, daß Polen Anspruch auf eine Groß­machtstellung habe, so hat er in Prag sich eine Atti­tüde beigelegt, als ob die Tschecho-Slowakei bereits eine Großmacht wäre, — wenn auch nicht für sich allein, wohl aber zusammen mit den beiden ande­ren Ländern der Kleinen Entente, wie dies Herr Be­nes in der Geburtsstunde des engeren Paktes als sein feststehendes Programm verkündete, daß die Kleine Entente fortab als fünftes Großmachtsgebilde, gelten und behandelt. werden will. Soll daraus gefolgert werden dürfen, daß Herr Barthou iji den zweitägigen Prager, Besprechungen auch der Kleinen Entente einen ständigen Ratsitz in Aussicht gestellt hat, da­mit sie in dieser Hinsicht nicht hinter Polen zurück - stehe? Die Frage' wirft sich auf, ihre Beantwortung durch die spätere Entwicklung der Ereignisse muß aber abgewartet werden. Nicht ohne Antwort bleibt jedoch schon jetzt die andere Frage nach den Motiven, die Herrn Barthou zu so glühendt* Hinneigung zu Benes und zur Tschecho-Slowakei veranlassen mochten. In seinen Abschiedsworten an Benes hat der französi­sche Staatsmann mit besonders betonter Wärme sich tür die Treue bedankt, die er als „die edelste Eigenschaft“ des Herrn Benes und des tschechischen Volkes pries und für die Frankreich — gleichfalls nach den Beteuerungen seines Außenministers — sich zu unvergänglichem Danke verpflichtet fühlen muß. Nun weiß man, daß Frankreich im Weltkriege eine Menge von Freunden hatte, die ihm treu zur Seite standen, mit dem Gefühl der Treue aber auch die Tugend der todesverachtenden Tapferkeit im Kampfe, des selbstaufopferungsvollen Eintretens für die gemeinsame Sache, des unerschütterlichen Stand­­haltens auf den Schlachtfeldern verbanden. Solche Tugenden hat Herr Barthou seinen tschechischen Freunden nicht nachgerühmt, und sicherlich hat er seine guten Gründe daür gehabt. Nach errungenem Sieg besannen sich diese Waffengefährten — Ame­rika, England, Italien, zuletzt' sogar Polen — auch auf ihre eigenen Interessen und trachteten ihre eige­nen Wege zu gehen unter tunlichster Schonung der Solidarität, die sie mit Frankreich im Weltkriege verknüpft hatte. Heute gibt es in der Tat eine ame­rikanische, eine englische, eine italienische und eine polnische Politik, deren Linienführung nicht in allen wesentlichen Stücken mit dem Kurse der französi­schen Politik übereinstimmt. Will man dies in Paris den Waffenbrüdern vom Weltkriege etwa als Treu­losigkeit anrechnen? Der Nachdruck, mit dem Herr Barthou in seinen Prager Abschiedsworten die Treue als die edelste Eigenschaft der tschechischen Politik pries, scheint in der Tat eine solche Auslegung zu­­zulasseh; jedenfalls ist der Eindruck schwer von der Hand zu weisen, als habe der französische Außen­minister mit seinem Lobgesang auf die tschechische Treue an der Haltung Amerikas, Englands, Italiens und auch Polens Kritik üben wollen. Wir wollen uns übrigens hei diesem Punkte nicht länger aufhalten. Aber das hisher Gesagt? konnten wir nicht verschweigen wegen des bitteren Mundgeschmacks, den die Prager Rührszene in uns zurückgelassen hat. Wir lesen nämlich in einem französischen Regierungskommentar zum Prager Aufenthalt Barthous, daß der Ertrag der dortigen Besprechungen nicht ohne starken Einfluß auf die künftige Gestaltung der Schicksale Osteuropas und des Donauraumes bleiben wird. Haben Frankreich und die Tschecho-Slowakei wieder einmal über uns und ohne uns beratschlagt und beschlossen? Hat man sich wieder einmal darüber hinweggesetzt, daß auch Ungarn und nicht bloß Ungarn, sondern auch Österreich ein Stück Osteuropa und ein Stück Donauraum sind? In den Friedensdiktaten hat man über Ost- und Mitteleuropa, sowie über das Donau­tal ohne unser Befragen entscheiden können, weil wir zerschmettert im Staube lagen und der Sieger­­stjefel auf unserem Nacken lag. Aber die Zeiten haben sich seither geändert. Daß die Neuordnung, feier mit ihren Spielen, Opfern und Gelagen fiel. Es ist wahrscheinlich, daß man aus dieser Feier den Hexenspuk ableitete, der sich mit der Walpurgis­nacht verbindet, und es kann auch sein, daß das wirrköpfige Gemeinvolk das Geraune um eine wilde Hochzeitsnacht Freyas, der Göttin des Ackerbaues und des Hausstandes, der Liebe und der Ehe, auf die heilige Äbtissin übertrug, wie in der Überlieferung die Attribute Freyas — Spiegel und Spindel —; auch als Begleitmerkmale der Walpurga erscheinen. So wurden im Glauben des Volkes die alten Salz- und Walplätze, das sind die Opfer- und Ge­richtsstätten, zum Tummelort der am Tun und Lassen der Walpurgisnacht Beteiligten: Hexen, Höl­­lenbewohnem und rühmlosen Geistern; und Wal­purgis selbst, die Töchter des englischen Königs Richard und spätere Kirchenbeilige, wurde zur Trä­gerin eines unzuständigen Lasters. In dem Bestreben, die Ehre der Heiligen zu retten, widmete ihr die Kirche eine hübsche Le­egende. Nach dieser soll Walpurga in der Nacht zum 1. Mai im Kloster Hildeshehn vom Teufel überfal­len worden sein. Die fromme Frau konnte über ihn nicht obsiegen, weil in dieser Nacht der Böse unge­­bändigt herrscht; daher mußte sie die Flucht ergrei­fen. Sie floh in der Gestalt eines alten Weibes mit feurigen Schuhen, eine goldene Krone auf dem Kopf, einen Spiegel und eine Spindel, anderen Be­hauptungen nach ein Balsamfläschchen mit drei Kornähren in der Hand. Die Knechte des Bősén, imsichtbare Geister, verfolgten sie auf weißen Ros­sen. Wo sie ein Fenster offen fand, schwebte sie durch den Rahmen und verbarg sich hinter dem Fensterkreuz. Wer ihr Zuflucht gewährte, fand reichen Lohn ... Aus dem Wundbalsam im Fäsch­­chen der Walpurga wurde später die berüchtigte Salbe, mit der sich die Hexen auf ihrer Fahrt zum Blocksberg einrieben. Da man diese Fahrt in den Mai als gefahrvoll für jeden Zeugen des Vorfalls erkannte, erfand man auch die Mittel zum Bannen der Gefahr und nahm sie gelegentlich in Gebrauch. Früher wurden die ganze Walpurgisnacht lang die Kirchenglocken ge­läutet, weil ihr Schall die bösen Geister vertreiben sollte, ln 4en AVolmräumea und Ställen streute mau Feuilleton» Fahrt in den Mai. Von MATHES NITSCH. Mag der März als Frühjahrkünder noch so dick beglaubigt sein: der eigentliche Träger des Lenz­gedankens ist doch der knospensprengende Mai. Schon sein Name duftet und seine Tage berauschen durch den Blütenzauber der Gärten, Wiesen und Wälder und erfreuen durch das saftige Halmgewoge der weiten Flur. Im großen Wildpark, der jetzt keine Sehlingen und Fallgruben hat und durch keinen Flintendonner beunruhigt wird, ist wieder ein reicher Tisch gedeckt. Die Wasser springen zwi­schen blumenbesäten Borden munterer als irgend­wann 'dahin. Den Vögeln aber geht der Schnabel nimmer zu vor lauter Freude am wonnigen Leben. Und der Mensch? Der bedachte Wucherer mit dem Zinsgute der Gottesnatur, bleibt er etwa abseits von der großen Kundgebung, nur darauf sinnend, daß er alle Rechtstitel auf das Glück mit der Kupon - sohere von seinem Anteilschein schneide? Keineswegs. Auch er vertieft sich ins Weben des Alls mit handgreiflicher Tat, zugleich aber auch mit symbolischen Handlungen und einem Wunderglau­ben, der — mag er für den kritischen Geist auch schon längst erloschen sein — im Gemüt immer wieder leichte Anklänge an die Wirklichkeit einer versunkenen Welt weckt. Ein derartiger Wirklichkeitsdämmer ersteht bei ider beglückenden Fahrt in den Mai. Da läßt man seine Kraftwagen anspringen oder benützt die Voiture der Fußgänger, und dann — hussabe! — kann’s losgehen Der weite Bann ist still. Nur dann und wann wetzt irgendein Wichtigmacher von einem Hofhund die Kehle, oder schlägt die Nachtigall mit hohem Kunstverstand im Wald. Auf den Hängen flackern schon die ersten Maifeuer, und in rascher Folge kommen immer mehr zu, daß sie bald aus züngeln­den Flammen einen fortlaufenden Ring bilden, über dessen einzelne Glieder da und dort ein junges Paar Haw! in Hand den Feuersprung wagt« Aber wozu brennen eigentlich diese Feuer? Nun, ihr Geflacker ist kein sinnloses Gaukel­werk, sondern der Rest uralter Bräuche. Es hat in der nordischen Mythe zum Mai­beginn, da Wotan mit Freya seipe Hochzeit feierte, das Volk auf den höchstgelegenen Bergen den Göt­tern Brandopfer dargebracht. Derartige Berge waren zum Beispiel der Brocken- und der Hörselberg in Thüringen, der Staffelberg in Franken, andere hie­ßen Pimpinellenberg und Rückenberg und Walpur­gisberg- Auch in Ungarn fehlt die alte Opferhöhe nicht. Wir keimen sie unter dem Namen Blocks­berg in Ofen. Als die christliche Kirche das große Aufräumen mit den heidnischen Gepflogenheiten begann, wagte sie gleich kein direktes Verbot, sondern schreckte das Volk mit Geschichten aus der Ge­fahrenzone der Altgläubigkeit. Ihre Anhänger sagten auch, die Berggipfel seien von Hexen bevölkert, und besonders in der ersten Mainacht treiben diese in ihrer Freude über das Verschwinden des Winters und das Wiedererwachen der Triebhaftigkeit des Blutes ausgelassene Spiele auf den verrufenen Höhen, die sie in unerhörten Fahrten mit Ziegen­böcken, in Gewaltritten auf dem Besenstiel oder auf dem Rücken fataler Mähren und Schweine errei­chen. Oft jedoch verwandeln sie sich selbst zu flie­genden Rossen, um, von einer wilden Kläffmeute be­gleitet, den Bösen auf ihrem Rücken durch die Lüfte nach jenen Berggipfeln zum Hexensabbath oder Hexentanz zu tragen. Die Hexen zu dem Brocken ziehn: Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Dort sammelt sich der .große Häuf. Herr Urian sitzt obendrauf. Einer an diesem ganzen Treiben Unschuldigen ist es widerfahren, daß sie den Namen als Kenn­marke für die tolle erste Mainacht hergeben mußte. Es ist dies die heilige Walpurga, die zur Zeit des Friesenapostels Bonifazius (Winfried) lebte, eine in sich gekehrte Klosteräbtissin wäV und mit der Wal­purgisnacht nur so viel gemein hat, daß ihr der - 1. Mai als Namenstag eingeräumt wurde, jener U Mai, auf den vornehmlich die alte Frühlings-

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