Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. július (81. évfolyam, 146-171. szám)
1934-07-01 / 146. szám
PESTER LLOYD • 2 • G SShGPCi wo immer OHlIG GSSldtUHS Der patentierte P H O E B (I S - Benzingasherd ist schnell, rein, sparsam und verschafft die Bequemlichkeit des Gasrechauds der Großstadt im Dorfe Oder in der Sommerfrische. Prospekt oder Vorführung durch JOSEF ARDŐ, Budapest, VI., Vilmos császár-ut 43. Telephon 2-16-34. Schicksalstage im Sommer 1914. Vom G. d. K. WLADIMIR Baron GIESL, österreichisch-ungarischer Gesandter a. D III. 10. Juli 1914. An diesem Tage kaum in meiner Wohnung eingetroffen, rief mich der russische Gesandte Hartwig telephonisch auf, um mir seinen Besuch für halb 9 Uhr abends — behufs einer dringenden Aussprache — anzusagen. Meine Einladung, bei mir zu speisen, lehnte Hartwig mit Hinweis darauf ab, daß Kronprinz Alexander bei ihm seine Rückkunft erwarten werde. Hartwig erschien zur festgesetzten. Zeit und schnitt meine Frage nach seinem Befinden kurz mit der Bemerkung ab: „Wir haben Wichtigeres zu besprechen, als meine Gesundheit!“ , „Ich fahre übermorgen“ — fuhr er fort — „nach dem Hofdiner. (Namenstag König Peters), nach Wien, und dann sogleich nach Nauheim.“ (Hartwig war schwer herzleidend, die Wassersucht hatte bereits die unteren Extremitäten ergriffen. Knapp vor dem .Besuche bei mir hatte er einen Asthma-Anfall und mußten alle Fenster in der Gesandtschaft geöffnet werden.) Hartwig dementierte nun energisch das Gerücht, als habe er nach dem Tode des Erzherzog- Thronfolgers Franz Ferdinand die Flagge der Gesandtschaft nicht auf Halbmast gesetzt — welches Gespräch ich hier als ganz irrelevant übergehe —, dann fragte er mich in ernstem, vertrauenheischendem Tone: „Wollen Sie mir jetzt als Freund und aufrichtig sagen, was Sie mit Serbien Vorhaben?“ Ich war auf diese Frage gefaßt und erwiderte mit ausführlicher Begründung, daß alles vön dem Ergebnisse der Untersuchung in Sarajevo abhängen werde, die wohl einwandfrei erweisen würde, ob und inwiefern die serbische Regierung eine Verantwortung treffe; nur in letzterem Falle würden wir verlangen, daß die Regierung einschreite" und Garantien für die Zukunft fordern, in keinem Falle aber würde die Souveränität Serbiens ahgfetastet werden. In diesem Belange erinnerte ich Hartwig daran, daß wir, als Kaiserin Elisabeth in- Genf von Lücchoni ermordet wurde,! weder Italien noch ' dér -Schweiz irgendeine Verantwortlichkeit zuschrieben. Hartwig erhob sich schwerfällig) drückte mir die Hand und sagte mit Wärme': „Sie halben mir eine große. Sorge genommen, ich danke Ihnen!“ Jetzt noch . eine dritte Sache, aber auch iri aller Freundschaft!“ Nach diesen Worten glitt er, bewußtlos, langsam vom Sofa. In zwei Minuten war ein im nächsten Hause wohnender Arzt zur Stelle, der zwar noch eine Kampferinjektiön machte, aber schon im ^ ^ />/> haltbar, vollkommen 1jÚAJL6JEW&ÜU& bei MIESBA KORNÉL, w,',r*r ZF., Váci-ucca IO (im Hofe) nächsten Augenblick den eingetretenen Tod konstatierte. Der Arzt sprach seine Verwunderung aus, daß Hartwig bei seinem so vorgeschrittenen Leiden diese Stunde noch erleben konnte. Ich übergehe das merkwürdige Verhalten der mit Hartwigs Wagen herheigerufenen Tochter Hartwigs, sowie des nunmehrigen russischen Geschäftträgers Strandmann und das' versuchte Eindringen der serbischen Polizei in die österreichisch-ungarische Gesandtschaft. Mein Anerbieten, die Leiche provisorisch im Kaisersaal aufzubahren, wurde schroff abgelehnt und der Verstorbene noch um 11 Uhr nachts auf die russische Gesandtschaft gebracht. Die Aufregung, die der Tod Hartwigs in Belgrad verursachte, war ungeheuer und äußerte sich oft in grotesker, immer aber maßloser Weise. Die Blätter nannten mich: „Mörder“, auf der offiziellen Todesanzeige stand in unverhältnismäßig großen Lettern: „Gestorben auf der österreichischungarischen . Gesandtschaft.“ In einem Friseurladen, in den ich nächsten Tages eintrat, erzählte ein Offizier dem Friseur: „Der Österreicher hat von Wien einen Sessel mitgebracht, der den ihn Benützenden tötet; ohne eine Spur zu hinterlassen!“ Ein serbischer Arzt sagte mir später: „Wir hätten auch der Leiche noch Gift injizieren können, doch sind wir zu anständig dazu!“ Man warnte mich vor der Teilnahme am Leichenbegängnis, doch verlief dieses ohne Störung. Nach dem Tode Hartwigs steigerten sich die Angriffe der serbischen Presse ins Maßlose. Vorstellungen bei Pasics hatten keinen Erfolg. Wien schwieg noch immer, die Stimmung wechselte, aber die Furcht vor einem Strafgericht war doch im Schwinden. Man rechnete mit einer europäischen Konferenz, auf der man der Unterstützung wenigstens Rußlands und Frankreichs sicher war. Die serbische Presse, bisher in Verteidigung einer — schon verloren gegebenen ~ Sache, ging zum Angriff über, und der einzige Mann, der imstande gewesen wäre, den Chauvinismus zu zügeln und es auch mit Erfolg getan fiätte, Hartwig, war tot! Hätte Hartwig am 26. Juli gelebt, so wäre es, dies ist meine Ansicht, Zu diesem Zeitpunkte noch nicht zürn Kriege gekommen! . r In Belgrad wußte man bis zum 23. Juli nichts über die Absichten Ös^er^eich - Ungarns, doch, wirkte gerade das Schweigen äm Balihausplatze .unheimlich. Nach meinen Informationen waren Pasics und auch der Kronprinz der Ansicht, daß Serbien nicht imstande sei, Österreich-Ungarn mit Erfolg Widerstand zu leisten, weshalb Cs sich allen Forderungen der Nachbarmonarchie zu beugen hätte. Hartwig, der auch keine Hoffnung auf militärische Hilfe Rußlands gab, bestärkte die Regierung-in dieser Auffassung.. Gegen diese nachgiebige Stimmung kämpfte ein Teil des Offizierskorps, an der Spitze alle Mitglieder der Vereinigung ^Schwarze Hand“ und die übermächtige radikale Presse. Mit dem Tode Hartwigs verlor die Friedensidee eine mächtige Stütze, und die von Petersburg kommenden Strömungen (Großfürst Nikolaus, Sasonow, Spalajkovics) fanden in Belgrad keine Hemmung mehr. Dennoch scheint es dem Kronprinzen und Pasics, wenn auch nach schweren innerpolitischen Kämpfen, gelungen zu sein, die Armee, insoferne sie nicht bedingungslos den Befehleh der „Schwarzen Hand“ gehorchte, für den Entschluß der Nachgiebigkeit zu gewinnen. Am 23. Juli, 6 Uhr nachmittags, hatte ich die befristete Note dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Pacsu übergeben, genau zu dem Zeitpunkte, als die „France“ mit Poincaré Kronstadt verließ, um zu verhindern, daß eine Verständigung Rußlands und Frankreichs mit Serbien noch am 23. Juli erfolgé. Die Note kam unerwartet, man hatte das Schweigen Wiens als Eingeständnis der Schwäche gedeutet und gehofft, daß die Sache auf das tote Geleise internationaler Konferenzen geschoben würde. Pasics war auf einer Wahlreise in Nisch; Pacsu weigerte sich anfangs, die Note zu übernehmen, doch um Mitternacht war Pasics zur Stelle. Vom nächsten Tage ab war der Ministerrat in Permanenz; ich wurde von den Gesandten des Dreibundes und Erglands wegen des Inhaltes der Note bestürmt, — ich mußte sie auf direkte Information in Wien verweisen; die Ententestaaten und jene, die sich schon jetzt zu diesen bekannten, holten sich die Informationen bei der serbischen Regierung. Journalisten der verschiedensten Länder sammelten sich in Belgrad und informierten mich über die Vorgänge in der Regierung und in der Stadt. Ich selbst verließ die Gesandtschaft nicht, konsignierte auch meine Beamten, und ein paar Fiaker, — mein Auto hatte für alle Fälle nach Sémiin expediert —und traf die nötigen Vorbereitungen für eine — immerhin mögliche Abreise. Die offiziellen Nachrichten brachten mir die Gesandten Deutschlands und Italiens. Als Anzeichen der eingetretenen Beruhigung mag auch gelten, daß ich in der kritischen Zeit —- am 16. Juli — in die Schlußverhandlung über die Überlassung der durch Serbien führenden Strecke der „Orientbahnen“ mit der serbischen Regierung eintrat. Wir standen knapp vor der Unterzeichnung des für Serbien sehr günstigen Vertrages, als ich den Auftrag zur Übergabe der befristeten Note erhielt. Sie platzte wie eine Bombe und unverwartet in die dem Frieden nicht ganz ungünstige Stimmung. Tenor und Inhalt zeigten deutlich den Ernst der Lage, wirkte sich aber doch in dem Sinne aus, daß die Annahme der österreichisch-ungarischen Forderungen notwendig und ohne tatkräftige Hilfe Rußlands unvermeidlich sei! An Rußland wurde die dringende Bitte um Beistand gerichtet. Da der Erfolg unsicher-, -die Antwortnote, die die Annahme der österreichisch-ungarischen Forderungen aussprach, vorbereitet. Feuilleton» Herr Hauslehrer zum Jäger geschlagen. Von ERNST SZÉP. Nie noch bis dahin hatte der Herr Hauslehrer ein echtes, rechtes Schießgewehr in der Hand gehabt. Obwohl er schon verschiedentliche Schußwaffen besessen hatte. Nämlich: Ein.flintenähnliches Spielgewehr; dieses hatte er als Vierjähriger von seiner sanftgutmütigen Tante bekommen; es war das erste Gewehr seines Lebens. Schäbiges Tannenholz war dieses Kindergewehr, ziegelfarbig angestrichen, das Rohr aus Blech, der Hahn aus fahlgelötetem Stahl. Wenn der Herr Hauslehrer den Abzug dieses Hahnes abschnellte, dann sprang aus dem lächelnd frischen Blechlauf ein Korkzapfen, der darin versteckt war, und der hierauf eine Weile in der Luft baumelte, denn er war an einer dünnen, nationalfärbigen Schnur befestigt; die ließ nicht, zu, daß der Kork zu Boden falle und sich dort béschmutze. Wie gesagt, das war in seinem Leben das erste Gewehr gewesen. Das zweite? Das zweite war eine sogenannte Holunderbüchse, Selbsterzeugnis des Herrn Hauslehrers, wenn auch allerdings nicht seine eigene Erfindung. Als Schüler der zweiten Elementarklasse, hatte der Herr Hauslehrer dieses Gewalten angefertigt; mich drängt és zu sagen: es war ein Korporativprodukt; nun ja; denn sozusagen die ganze „zweite Elementar“ verfertigte gleichzeitig Holunderbüchsen, jeder Junge für sich, in den süß-lauen Tagen des Maimonats. Drückte der Herr Hauslehrer den Kolben dieser Holunderbüchse gegen die Brust und zog er ihren Lauf mit einer gewissen Kraftanstrengung brustwärts, dann stieß der ins Rohr eingeführte Ladestock die winzige, speichelbefeuchtete Stoffetzenkugel' aus der Mündung, diese Kugel stieß sodann wieder die zweite Speichelfetzenkugel hinaus, die der ersten vorangesetzt war. Die zweite Kugel, das Fetzenkügelchen, prallte hierauf hart gegen die Brust irgendeines anderen kleinen Jungen an, der sich schon im vorhinein freiwillig hiezu erboten hatte, und nun mit prahlerisch-lächelnd äufgetanem Munde und neugierklopfenden Herzens den Tód erwartete. Das war also das zweite Gewehr in Herrn Hauslehrers Leben. Das dritte? Das war eine Schleuder, eine sogenannte Gummibüchse, die hatte Herr Hauslehrer Anno erstes Gymnasium • konstruiert, und zwar deshalb so verspätet, weil er als Mittelloser sich es erst zu Beginn der Mittelschulära erlauben durfte, von den unter dem Titel der Beschaffung von Wörterbuchheften und Reißpapier erschwindelten Geldern so viel zu erübrigen, als zur Herstellung der bescheidenst dimensionierten eingriffigen Gummischleüder unbedingt notwendig war. E« gab minder Mittellose, die mit zweigriffigen Schleudern auftraten. Sodann Begüterte, ja Nabobs, die-sich mit drei-, sogar mit viergriffigen Schleudern produzieren konnten. Jawohl, sicherlich erinnern Sie sich, meine Herrschaften, jener hochfeudalen Gummibüchsen, deren Griff-gar nicht aus Holz bestand, sondern aus dunkelblauem Stahldraht; diese Schleudergriffe wurden in der großen Eisenwarenhandlung loko gleich, fertig verkauft, man brauchte nur Geld zum Ankauf zu haben. Hänflinge, Küken, sogar Fensterscheiben starben eines jähen Todes, wurden sie von entsprechend großen Kieseln getroffen. Auch fremde Hunde, auch Jungen aus dem feindlichen Lager mußten daran glauben, ereilte sie ein Geschoß aus der Hypothenuse der Gummischleuder; zumal der drei- und der viergriffigen. Das vierte Gewehr im Leben sollte von Rechts wegen die Vogelbüchse sein, die hierzulande auf Grund einer unbekannten Etymologie und Orthographie für gewöhnlich „Flaubert“ oder „Flobert“, manchmal sogar „Flober“ genannt und geschrieben wird. (Puristen gefallen sich gar in der Benennung „Flohbär“, was aber offenbar zoologisch ebenso unvereinbar ist, wie es grammatisch nicht standhält.) Also: die Vogelbüchse wäre Gewehr Nummer vier. Ich glaube aber schon angedeutet z» haben, daß der Herr Hauslehrer von Haus aus mittellos war, ihm demnach dieses Gewehr von der Mittellosigkeit aus der Hand, will sagen: aus der hierauf gerichteten Schwärmerei geschlagen wurde. Ach, ach ja: der Flau-, Flo- oder Flohbert ist nur für Herrensöhnchen bestimmt, und sicherlich halten die Tauben darauf, nur von Herrensöhnchen herabgeknallt zu werden. Was gilt die Wette: es würde sie wurmen, würden sie von mittellosen Mittelschülern vom Scheunendach herabgeholt werden ...? Laßt uns also die Vogelbüchse als legitimes viertes Lebensgewehr überspringen; und da wir gerade dabei sind, wollen wir auch die Matura überspringen. Von da bis zu der Ratzenpuszta ist’s bloß ein Katzensprung; da betätigt sich der Herr Erzieher als erstjähriger Lehramtskandidat in der Eigenschaft eines praeceptoris iuventutis im Kreise der Kinder des Herrn Gutsverwalters. Hier setzt das fünfte Gewehr in Herrn Hauslehrers Dasein ein. Das letzte. Dieses fünfte Gewehr wurde Herrn Hauslehrer von dem Gutsschreiber in die Hand gedrückt, an einem mäßig warmen Herbstnachtnittag, als Herr Verwalter, Herr Gutsschreiber und Herr Hauslehrer sich nach den Rübenfeldem aufmachten, um Hasen und Rebhühner vor den Lauf zu bekommen. Der Herr Verwalter ist ein gestiefelter, langer Laban, aus dem Munde hängt ihm eine Vevey, die als Zigarre ebenso lang ist, wie er als Verwalter lang ist. Um den Hals hängt dem Herrn Verwalter eine Lancasterbüchse, eigentlich über die Brust hinab bis ans Knie, nur der Büchsenriemen schmiegt sich Herrn Verwalter um den Hals. Die Unterschenkel des Herrn Gutsschreibers umschließen Ledergamaschen, permanent, mag er nun reiten, radfahren oder auf die Jagd gehen. Über der Schulter hängt ihm die Lefaucheuxbüchse; der Gewehrriemen spannt sich in rechtwinkeligem Dreieck, denn Herr Gutsschreiber lehnt den Ellbogen auf den Gewehrlauf; dieser Lauf blickt rückwärts, und der Gewehrkolben ist vom höher, als der Lauf hinten. Herrn Gutsschreibers Lippen versucht eine Zigarette zu entgleiten, — eigene Füllung: Kyr und brauner Pursitschan. Herr Gutsschreiber ist nicht so langmächtig hochaufgeschossen, wie Herr Gutsverwalter,! Sonntag, 1. Juli 1934 Pensionat de jennes füles la Ctiätelainie. St. ülaise, Neuctiafel, Solsse. Etude approfondie du fran§ais. Littérature. Cours commerciaux. Langues modernes. Tous les sports. Eau courante. Cours de yacances. Prix modérés. Dir. Prof. Dr. A. Jobin. S.adresser ä Mile S. Greiner, V., Kálmán-ucca 20. Tel. 119—49. 34g