Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. július (81. évfolyam, 147-172. szám)

1934-07-02 / 147. szám

SESTER LLOYD • 8® heute zehn weitere Hinrichtungen stattfinden sollen und daß die Verurteilten zu den bekanntesten natio­nalsozialistischen Führern gehören. Die Seele der Bewegung sei General Schleicher, gewesen, der die Wiederherstellung der Monarchie geplant habe. Nach dem Berliner Korrespondenten der Daily Mail soll ein Teil der Reichswehr mit den Verschwö­rern sympathisiert haben. An der Spitze des re­gierungsfeindlichen Militärs stand General v. Fritsch, der gestern verhaftet wurde und heute hingerichtet werden soll, i „ * Standrechtliche Erschießungen auf I s Hitlers Befehl. Berlin, 1. Juli. (Privatbericht der Wiener Amtlichen Nach­richtenstelle.) Das äußere Bild von Berlin bietet den normalen Eindruck eines heißen Sonntags; auffällig ist lediglich, daß einige Gasthäuser, die als SA-Lokale bekannt sind, geschlossen sind. Es stellt sich heraus, daß die Anzahl der Toten wesentlich höher ist, als ursprünglich angenommen wurde, wenn auch die Zahl von Hunderten, von der ein Teil der Auslandpresse sprach, bestimmt über­trieben ist. Zu den Opfern der gestrigen Regierungs­aktion müssen vor allem auch jene gerechnet wer­den, die durch Selbstmord endeten: so haben auch die beiden Adjutanten Papens, Bose und Tschirschky, Selbstmord begangen. Für die nächste Zeit wird noch eine amtlich veröffentlichte Liste von Persönlich­keiten erwartet, die heute in Lichterfelde justiiiziert wurden, darunter auch, wie verlautet, eine Reihe von Polizeioffizieren. Göring erließ heute an die SA­­Ortsgruppe Berlin-Brandenburg einen Befehl, der von standrechtlichen Erschießungen auf Hitlers Befehl spricht. In diesem Befehl heißt es unter an­derem: Hitler hat befohlen, daß jede Kritik an den von ihm befohlenen standrechtlichen Erschießungen, jeder Versuch einer Debatte über seine Befehle und Handlungen, oder über die Befehle und Handlungen der von ihm beauftragten Führer der Bewegung und staatlichen Organe unnachsichtig aufs strengste ge­ahndet werden. Papon unter Polizeiaufsicht. *. Paris, 1. Juli. (U. T.-K.-B.) Die Havas-Agentur bekräftigt die Nachricht, daß Vizekanzler Papén nicht verhaftet wurde, sondern er nur seine Wohnung nicht verlas­sen dürfe. Der Vizekanzler befindet sich jedoch unter Polizeiaufsicht/ und dies bedeutet, daß er als ver­dächtig behandelt wird. Nichtsdestoweniger hat es den Anschein, daß die Maßnahmen gegen Papén nicht mit den Verhaftungen und Hinrichtungen in Zusammenhang gebracht werden können, mit denen die Führer der SÄ Bestraft wurden. Klaußner, Leiter der Katholischen Aktion erschossen. Paris, 1. Juli. Wie die Radio-Agentur meldet, wurde der ehe­malige Ministerialrat Klaußner, Leiter der Katholi­schen Aktion erschossen. Er soll mit den SS­­Leuten, die bei ihm eine Hausdurchsuchung durch­führen wollten, in einen Wortwechsel geraten sein, wobei er erschossen wurde, August Wilhelm verhaftet? Paris, 2. Juli. (U. T.-K.-B.)’ Nach einer Havas-Meldung aus Ber­lin sind über verschiedene Persönlichkeiten der Um­gebung des Reichspräsidenten Hindenburg sensa­tionelle, aber unkontrollierbare Gerüchte in Umlauf. Nach gewissen Nachrichten wird Prinz August Wilhelm, der dem Berliner SA-Stab angehört hat und dessen Vorgesetzter der erschossene Karl Ernst war, im Hausgewahrsam gehalten. Gegen den ehemaligen Kronprinzen wurden keinerlei Maßnahmen ergriffen. Die Haussuchungen und Erhebungen dauern im ganzen Reihe weiter an. Aus allen Teilen des Reiches gehen dem Reichs­kanzler und der nationalsozialistischen Parteileitung Treuekundgebungen zu. In der Provinz herrscht Ruhe. Auch in Berlin ließ die fieberhafte Stimmung nach, doch wurden die Wachen vor den Ministerien und der Reichskanzlei verstärkt. Der preußische Ministerpräsident Göring hat den General Daluege beauftragt, die SA von Berlin- Brandenburg, Pommern, Ostpreußen, Schlesien und Mitteldeutschland zu reorganisieren-Wie die Blätter melden, sind gestern weitere zehn führende Nationalsozialisten erschossen worden. Der Kronprinz in Dänemark ■■ Paris, 2. Juli. (U. -T.-K.-B.) Nach einer Kopenhagener Mel­dung der Agence Havas haben vier Luxuskraftwagen aus Deutschland kommend, bei Flensburg-Krusaa die dänische Grenze passiert. Wie. verlautet, soll einer der Passagiere der ehemalige deutsche Kron­prinz gewesen sein. Diese Nachricht wurde noch nicht bestätigt. Die Hohenzoliern-Prinzen doch in Deutschland? Berlin, 2, Juli, (Bud. Korr.) Wie heute vormittag festgestellt werden kann, sind die Gerüchte über eine Flucht des Prinzen August Wilhelm und des Exkronprinzen unwahr; August Wilhelm befindet sich in Berlin, der Exkronprinz auf sei­nem Gut in Schlesiens Betreffs des Oberregierungsrates Bose, des. Adjutan­ten des Ajzekanzlers Papén, verlautet, daß er Selbstmord begangen hat. . .• , Exkaiser Wilhelm und die Ereignisse. Paris, 1. Juli. Nach einer Havas-Meldung aus Doom wurde Exkaiser Wilhelm durch die deutschen Ereignisse sehr überrascht. Auf eine .solche Wendung der Ereig­nisse war der Kaiser nicht gefaßt. Er erfuhr die er­sten Nachrichten über die, deutschen Ereignisse nicht direkt aus Deutschland, sondern von seinen hollän­dischen Freunden. In Doom verlautet, daß der Ex­kronprinz Deutschland Verlassen habe, in Doom jedoch nicht eingetroffen Sei. Set Die Rolle Schleichers und Röhms. — Abenteuerliche Pläne über Öster­reich ? Paris, 2. Juli. Wie Excelsior aus Berlin meldet, war der geistige Urheber der Aufstandsbewegung General Schleicher, der noch im Februar mit Gregor Straßer und seinem nach Prag geflüchteten Bruder Otto in Fühlung getreten war, Stabschef Röhm wurde erst später durch einen ehemaligen Obersten der Reichswehr, der wegen eines Disziplinarvergehens gemaßregelt worden war, in diese Pläne eingeweiht und für die Aktion gewonnen. Nach einer anderen Version jedoch soll Röhm selbst der Urheber ge­wesen sein; er habe dann Schleicher in seine Pläne eingeweiht. Röhm soll während seines Aufenthalts in Jugoslawien mit.König Alexander verhandelt und ihm für den Fall des Anschlusses Kärnthen als Gegenwert der Neutralität Jugoslawiens verspro­chen haben.. Er soll in Belgrad mitgeteilt haben, daß er mit der SA einen Handstreich auf Öster­reich ausführen und Hitler vor vollendete Tatsachen stellen wolle. Hat Schleicher mit Frankreich konspiriert? i Paris, 2. Juli. (U. T.-K.-B.) Der Berliner Korrespondent des Le Journal bestätigt das offizielle Kommunique, wonach General Schl^cfie^, y^D^in,<fung mit ejdtff. ausländischen Macht, foez'w. deren Berliner Vertretung, aufrechterhallcn hätte. Man dachte zunächst an Epglapd. dann an. Ruß­land und die Tschechoslowakei, seit gestern spricht man nur von Frankreich und von der französischen Bot­schaft in Berlin. Es sei überflüssig, zif he to ne h — heißt es weiter im Bericht —, daß die französische Regierung und die französische Botschaft nichts mit General Schleicher zu tun hatten, seitdem der General ziirückgetreten ist. Auflösung der österreichischen Legion? — Telegramm unseres Korrespondenten. — ' ‘ " Wien, 2, Juli. In Wien sind Nachrichten eingetroffen, die be­sagen, daß die Auflösung der österreichischen Le­gion, die sich in Bayern gebildet hatte, nahe bevor­steht. In Wiener nationalsozialistischen Kreisen spricht man davon, daß ein Umschwung in der bis­herigen Politik der Nationalsozialisten in Österreich bevorsteht. In welcher Richtung dieser Umschwung vor sich gehen soll, ist bis zur Stunde noch nicht bekannt. Hierüber soll in einer geheimen Sitzung der Nationalsozialisten ein Beschluß erbracht werden. Gerüchte nm Gregor Strasser. Paris, P. 'Juli. (U. T.-K.-B.) Die BISttfer veröffentlichen über das Schicksal des ehemaligen nationalsozialistischen Unter­führers Gregor Strasser, dessen Bruder Otto, wie bekannt, als Führer der revolutionärere Schwarzen Fönt, nach Prag geflüchtet war, widersprechende Nachrichten. Nach ge­wissen Gerüchten würde Strasser ermordet; nach einer anderen Version soll er Selbstmord verübt haben, und schließlich wird auch behauptet, daß er verhaftet wurde Keine Truppenkonzentration an der dänischen Grenze. Paris, 1. Jqli. (U. T.-K.-B.) Nach einer f/ooos-Meidung wird von amtlichen Kopenhagener Kreisen die Nachricht widerlegt, daß dänische Truppen an der schleswig-holsteinschen Grenze zusammengezogen worden seien. Auch, die Nach­richt treffe nicht zu, daß nationalsozialistische Gruppen von der Grenzgegend ins Innere des Reiches zurückgezogen worden, oder daß größere Massen von deutschem Gebiet nach Dänemark geflüchtet seien;"' Die Säuberungsaktion abgeschlossen. Berlin, 2. Juli. (Inf.) Amtlich wird mitgeteilt: Die Säuberungs­aktion fand gestern ihren Abschluß, Weitere: Aktio­nen in dieser Richtung finden nicht mehr statt. So­mit hat dér gesamte Eingriff zur Wiederherstellung und Sicherung der Ordnung 24 Stunden gedauert. Im ganzen Reich herrscht vollständige Ruhe und Ord­nung. Das gesamte Volk steht mit unerhörter Be­geisterung hinter dem Führer, - ; . - f : a.-,-. Schwabenberger Grandhotel Von der Elisabeth-Terrasse prachtvolle Aussicht. OSTENDE-JAZZ ?Sf: STM Trommel: FERENCZY Täglich Tanz. Pension: Pengő 10—12. Ärztliche Aufsicht. — Diäten. — Telephon 66-0-97. Montag, 2. Juli 193< Ovationen für Hitler. Berlin, 1. Juli. (Inf.) Auf dem »Wilhelmsplatz und vor der Reichs­kanzlei sammelte sich heute nachmittag eine größere 'Menschenmenge an, die immer wieder den Reichskanzler zu selten verlangte. Als dieser dann mit General Litzmann und Reichsinnenminister Dr. Frick am Fenster erschien, wurden ihm stürmische Ovationen dargebracht. Die Menge sang die Nationalhymne und das Horst lWessel-Lied. Schacht lebt. Berlin, 1. Juli. (DMB.) Die im Auslande verbreiteten Gerüchte, wo­nach Reichsbankpräsident Schacht und der sächsische Ministerpräsident v. Killinger erschossen seien, sind frei erfunden. Beide versehen wie bisher ihren Dienst.' Ein Erlaß des Rcichswehrministers. Berlin, i. Juli, , , (DNB.) Reichswehrminister Generaloberst v. Blom­berg richtete folgenden Erlaß an die Wehrmacht: Der Führer hat mit soldatischer Entschlossenheit und vorbildlichem Mut die Meuterer und Verräter nieder­geschmettert. Die Wehrmacht, als Waffenträger des gesam­ten Volkes, fern von innerpolitischem Kampf, wird durch Hingebung und Treue danken. Das vom Führer geforderte gute Verhältnis zur neuen SA wird die Wehrmacht mit Freude pflegen, im Bewußtsein gemeinsamer Ideale. Der Alarmzustand wird überall aufgehoben. Die Wirkung in Deutschland Ruhe im ganzen Reich, Berlin, J. Juli. (U. T.-K.-B.) Die deutsche Presse gibt die amt­lichen Meldungen wieder und fügt den gestrigen Eréig* nissen vorläufig keine »besonderen Kommentare hinzu, Es wird nur betont die absolute Zustimmung zu dem energischen Zugrff des Reichskanzlers. Äußerlich war von den tragischen Ereignissen kaum etwas zu merken. Die ganze Aktion wurde mit einer entschlossenen Schnel­ligkeit durchgeführt, so daß keinerlei Störungen ein­traten. Nur die neugierig 'herumstehenden Massen auf den Straßen zeigten die innere Aüfregung des Volkes, Heute herrscht im Lande vollständige Ruhe, Völkischer Beobachter und Lokal­­anzeiger zur Lage- I j Berlin, T, Juli, . (Inf.) Zu der gestrigen Aktion schreibt der Völkische Beobachter: Der Führer habe mit eisern ner Faust eine Säuberungsaktion durchgeführt, die Blut und Leben einzelner gekostet habe, »damit die Gesamtheit lebe. Wenn das deutsche Volk in diesen für Adolf Hitler selbst gewiß schweren Stunden die messerscharfen Befehle und Anordnungen seines Führers erfahre und den Geist der Geradlinigkeit Ehre und Sauberkeit fühle, der diese »Maßnahmen beherrsche, werde von neuem zur Gewißheit: das deutsche Volk finde sich selbst in der Führer* Persönlichkeit Adolf Hitlers wieder. Der Lokalanzeiger meint: Das Gerede von det zweiten Revolution sei abgeschlossen. Nicht jene Elemente, die, das Wort von der zweiten Revolution dauernd im Munde führten,, seien zum Zuge gekom­men, sondern die verantwortungsbewußten, staats­treuen, aber auch wahrhaft nationalen Kräfte hat* ten diese Revolution durchgeführt, und zwar gegen die in Wahrheit ja nur kleine Clique der Ver­schwörer, die in den schwersten Zeiten des Vater* iandes mit dem Feuer hätten spielen wollen. Reichspropagandaminister Göbbels über den Putschversuch, Berlin, 1. Juli. (Inf.)., Reichsminister Dr. Göbbels gab am Sonntag abend in einer Ansprache über alle deutschen Sender, so­wie einige ausländische Sender eine »kurze Darstellung der Ereignisse am Samstag und ihre politische Bedeu­tung. Er begann mit der Schilderung des Aufmarsches des westfälischen Arbeitsdienstes vor Adolf Hitler und seinem Gefolge am Freitag abend, wo nur wenige die Schwere der Situation kannten. Der Führer sei fest ent­schlossen gewesen, mit aller Erbarmungslosigkeit zu »handeln und die reaktionären Elemente, die unter dem Schlagwort einer zweiten Revolution das Land in Ver­wirrung »bringen wollten, zu Boden zu werfen. Der Minister schilderte die nächtliche Flugzeugreise nach München. Dort erfolgte die Degradierung der bei­den S.-A.-Führer, ferner die Ereignisse in Wiessee, wo der Führer persönlich die Verhaftung der Meuterer vor nahm, sowie die Verhaftung weiterer S.-A.-Führer auf der Rückfahrt nach München. Die Meldungen aus dem Reiche besagten inzwischen; däß die ganze Aktion über all reibungslos verlaufen war. Dr. Göbbeis schilderte weiter die Ansprache Hitlers in München vor den versammelten S, A.-Führern und politischen Leitern und ging darauf noch einmal auf die Vorgeschichte des • Komplotts ein. Man habe die vom Führer an den Tag geleigte Nachsicht mit Schwäche verwechselt und ge­glaubt, über die Warnungen hinweggehen zu d»ürfen. Da es nun mit Güte nicht ging, mußte es mit Härte ge­schehen. Die Kreise der Reaktion, die »hier mit im Bunde waren, sollten wissen, daß nun der Spaß zu Ende ist und der Ernst beginnt. Der Führer und die Nation konnten es nicht zulassen, *daß ihre VViederäufbäuanbeit durch das Intrigenspiel gewisser Dilettanten in Gefahr gebracht wird. Wer sich bewußt und planmäßig gegen'den Füh-

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