Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. augusztus (81. évfolyam, 172-196. szám)

1934-08-01 / 172. szám

Einzelnummer an Wochentagen 18, an Sonntagen 3S Heller, Abonnement t Für Budapest s mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgen blatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend- Wattes nach der Provinz ist viertel­jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldsohntld. Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen 20 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortetFESTER LLOYD MORGENBLATT B Inseratenanfnabme t ln Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Kureaus: Balogh Sándor,!. Blookner, J. Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Qyöri & Nagy, Harsány!, Haasensteio & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Hagy. hirdető­­iroda, Mosse Rudolf A.-G, Julius Tänzer, llray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Nachf. A.-6.. Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 3 0 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gz. Redaktion u. Adm.: V., MáriaValárla-nooa 1 a. Telephone : Redaktion: 848—20. Nach Rlttemaoht: 848—26. Administration: 849—09. 81» Jahrgang» Budapest, Mittwoch, 1* August 1934» Nr. 172 In der Luit gibt es keine Grenzen. Budapest, 31. Juli. (—ti.) Im englischen Parlament wurde die Frage erörtert, ob es richtige Regierungspolitik ist, die Luftstreitkräfte Großbritanniens zu vermehren. Die Debatte war theoretisch, aber sie kann für die Praxis sehr viel bedeuten. Die Regierung ließ durch den Mund Sir John Simons und Baldwins verkünden, England brauche einige hundert neue Flugzeuge, um seine Sicherheit verteidigen zu können; die Op­position antwortete, durch neue Kriegswerkzeuge lasse sich der Friede nicht erhalten. Die Streitfrage wurde für England gestellt, aber sie hat eine allge­meine Bedeutung. In allen Ländern der Welt muß die Frage geprüft werden, wie nach dem Zusammen­bruch der Bemühungen um die allgemeine Abrüstung der Krieg noch verhütet werden kann. Zwei Thesen stehen einander gegenüber. Nach der einen läßt sich der Friede nur erhalten, wenn man stark genug ist, um den Angreifer abzuschrek­­ken; nach der anderen ist dies ein aussichtsloses Beginnen; es führt nur dazu, daß beide Parteien, die ineinander gegenseitig den- Angreifer erblicken, im wahnsinnigen Wettlauf einander zu überbieten suchen, bis dann eines Tages die Kriegskatastrophe nicht mehr verhindert werden kann. Beide Thesen lassen sich begründen, aber beide lassen sich auch leicht ad absurdum führen. „Si vis pacem, para bel­lum“, das ist eine alte Weisheit. Wenn von zwei Nachbarländern das eine unbewaffnet, das andere aber bis an die Zähne bewaffnet ist, so hat das schwächere allen Grund, einen Angriff des stärker bewaffneten zu befürchten; folglich tut es besser daran, sich selbst zu rüsten. Führen aber nicht de­fensive Vorbereitungen, wenn sie in ein Wettrüsten ausarten, leicht von selbst einen Konflikt herbei? Die Weh hat so etwas schon erlebt'. Diese Erkenntnis hat zum Gedanken der „kontrollierten Rüstungen“ geführt, der von der fälschlich so benannten Ab­rüstungskonferenz hätte verwirklicht werden sollen. Es gibt nach dem Fehlschlag der Konferenz keine geregelte, keine kontrollierte Rüstungstätigkeit. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die beide zu inneren Widersprüchen führen. Die Idee der ..defensiven“ Rüstungsvermehrung schließt, wie wir sehen, die Möglichkeit des Wettrüstens und somit die Erhöhung der Kriegsgefahr in sich. Der Verzicht auf zusätz­liche Rüstungen wäre nur wirksam, wenn es in der Welt keine Rivalitäten und keine Konfliktmöglich-keiten gäbe. Das Dilemma läßt sich am Beispiel Englands klar erkennen. England war bis jetzt eine mäßig gerüstete Macht. Rüstet es jetzt stärker, so führt es die Möglichkeit eines Wettrüstens herbei; läßt es nur die andern rüsten, so läuft es Gefahr, bald nicht mehr Herr seiner eigenen politischen Entscheidungen zu sein. Es muß sich dann seine Haltung von der am stärksten gerüsteten Kontinen­talmacht diktieren lassen. Es ist begreiflich, daß England sich in diesem Dilemma für die Vermehrung seiner Rüstungen entschieden hat. Es ist schon schlimm genug, wenn die Welt einem Wettrüsten mit allen sich daran knüpfenden Möglichkeiten entgegengeht, aber wenigstens soll England in diesem Falle nicht hoffnungslos unbewaffnet dastehen. Der Beaver­brook-Flügel der Konservativen sagt: England hat mit den Streitigkeiten des Kontinents nichts zu schaffen; es soll sich auf die Empirepolitik be­schränken und den Kontinent sich selbst über­lassen. Befolgte England diesen Kurs, so wäre das Dilemma zweifellos aufgehoben; aber leider ist dieser Kurs nicht möglich. England kann keine isolierte Empirepolitik machen, denn es ist keine Insel mehr. Dies war der Sinn der Unterhausrede Baldwins, die den berühmt gewordenen Satz enthielt, Eng­lands Grenzen lägen nicht mehr am Kalkfelsen von Folkestone, man müsse mit der Verteidigung des Inselreichs am Rhein beginnen. Dies war schon eine klare Sprache, aber andere Redner präzisierten die These noch mehr. Sie sprachen von der Notwendig­keit einer Zusammenarbeit mit Frankreich, Holland und Belgien zwecks gemeinsamer Organisierung der Luftverteidigung; sie wiesen auf die unermeß- i liehe potentielle Macht Deutschlands in der Luft hin. Es wurde nicht einfach erörtert, was England zu unternehmen habe, um sich gegen den Luft­angriff einer Kontinentalmacht verteidigen zu können; der Angreifer wurde genannt; er rüstet hinter dem Rhein — er ist Deutschland. Diese Wendung der Debatte verrät einen be­denklichen Seelenzustand. Denn schließlich führt das umfangreichste Aufrüstungsprogramm an sich keinen Konflikt herbei; eine bestimmte Dynamik, ein konkreter Gegensatz muß da sein, damit das Wettrüsten ernst und gefährlich wird. Und wir sehen, daß das bis jetzt so ruhige England von der Kriegspsychose des Kontinents schon so weit erfaßt ist, daß einer seiner besonnensten Staatsmänner Töne anschlägt, die man in der -englischen Politik Bei der Bevölkerung, besonders abseits von Lissabon, hat man zwei starke Eindrücke: freund­liche Gutmütigkeit und unvorstellbaren Schmutz. Auch in Elendsvierteln gibt es fast nirgend Streit und Zank, und die Kriminalrubrik der Zeitungen meldet wenig Fälle. Die Arbeitslosigkeit ist geringer als in den meisten Staaten, aber ebenso auch der Arbeits­lohn. Fast alle haben etwas, doch nur wenige genug. Immerhin ist die riesige Arena zum Stiergefecht bei Preisen, die mit einigen Escudos beginnen und bis zu fünfzig gehen, in Lissabon übervoll; es müssen da im Laufe der endlosen Darbietungen mindestens 20.000 Menschen anwesend sein. Das ist ein seltenes und großes Ereignis, das alle Anwesenden begeistert, obwohl es viel glimpflicher verläuft als in Spanien, gar kein Blut vergossen wird und keine Pferde dabei zu Tode gemartert werden. Man freut sich dieser negativen Vorzüge, ohne positive entdecken zu können. Gewiß, es mag große Geschicklichkeit und Gegenwart des Geistes erfordern, den Stier auf sich aufmerksam zu machen, ihn durch Tücher, Bewe­gungen und Zurufe zu reizen und dann, während er wütig losfährt, im Beiseitespringen ihm einen Haken mit dem Fähnchen in den Rücken zu bohren. Doch ganz abgesehen davon, daß man sich für Ge­schicklichkeit und Gegenwart des Geistes würdigere Aufgaben ersinnen könnte, scheint es klar, daß das stumpfe und dumpfe Tier leicht zu überlisten ist, daß es dabei eine erlernbare Technik gibt. Das Schau­spiel ist stets das gleiche, eine Schar von Stieren, in die Arena getrieben, geneckt, herausgefordert, über­listet, dann der Sieger in seinem seidenen Kostüm stolz die Huldigungen empfangend. Die Zuschauer jedoch können sich nicht satt sehen, brüllen und toben bald ihre Unzufriedenheit, bald ihre Begeiste­rung heraus, und keine Diktatur wagt solche Volks­versammlungen, die einzigen, die das Portugal der Gegenwart noch kennt, zu verbieten. Der Fremde, der vorsichtig genug war, keinen Reiseführer mitzunehmen und alles einem freund­seit 1914 nie wieder gehört hat. Die Rheingrenze muß geschützt werden, damit England in Sicher­heit lebe! Dies bedeutet, die Psychose der Kriegs­furcht habe selbst in klaren britischen Gehirnen die Zwangsvorstellung entstehen lassen, auf dem Kon­tinent gebe es eine dunkle expansive Macht, die sich jeden Augenblick auf den Nachbar stürzen könne, zuerst auf Frankreich, dann aber auf Eng­land, um die Welthegemonie an sich zu reißen. Angstzustände lassen sich durch Argumente der Logik nicht ausreden; es würde wenig nützen, wenn man England klarmachen wollte, daß kein Deut­scher von gesundem Menschenverstand auch nur einen Augenblick lang an Pläne denken könnte, die eine Verteidigung Englands „am Rhein“ notwendig machen würden. Durch einen Krieg hätte Deutsch­land genau so viel, wenn nicht mehr zu verlieren, als seine Gegner. Die Annahme, daß Deutschland einen Vernichtungskrieg gegen Frankreich und dann auch gegen England vorbereite, ist absurd und läßt sich nur aus einer Gehässigkeit erklären, die nicht nur die politische Moral, sondern auch den gesun­den Menschenverstand der führenden Staatsmänner Deutschlands in Abrede stellen will. Solche Ge­hässigkeit war der englischen Regierung bis jetzt immer fremd. Auch jetzt können wir nicht an­nehmen, daß die Anspielung Baldwins auf die Rhein­grenze der englischen Sicherheit einer derartigen Angstpsychose entspringe. Baldwin hat nur gemeint, daß England immer auf alle Eventualitäten vorbe­reitet sein müsse, um Herr seiner Entscheidungen zu sein; es dürfe also in der Luft nicht schwächer sein als andere Mächte. Die Wendung aber, die er gebrauchte, ist leicht mißverständlich; in Paris scheint man sie bereits als eine Bündniserklärung für Frankreich mißdeutet zu haben. Ein nächstes Mal, weiin die englische Politik wieder im gewohn­ten, ihr eigenen Tone sprechen wird, wird Frank­reich wieder enttäuscht sein. Darun? war der Satz Baldwins vom Rhein eine bedenkliche Formel; eine Formel, die sich nur aus der Fieberatmosphäre dieses unheimlichen Sommers erklären läßt. Verfolgen wir die Spur dieses Satzes etwas weiter, so blicken wir bald in einen Abgrund unsagbaren Entsetzens, ln der Luft gibt es keine Grenzen: aber wer bestimmt dann, wo ein Staat mit der Verteidigung anfangen muß, um wirklich in Ruhe und Sicherheit leben zu können? England will seine Vorposten an den Rhein versetzen, Frankreich sogar an die Weichsel und Donau, und Rußland an die Ardennen und das Ägäische Meer... Reifen einst alle diese Pläne und Vorbereitungen heran, dann liehen Zufall zu überlassen, wird unschwer Lissabon als schön gelegene, sehr weltferne große Provinz­stadt eikennen, die manchmal von Paris träumt. Breite neue Straßenzüge erinnern an die elysäischen Felder, aber es fehlt die weltstädtische Umrahmung, der große Abschluß, der nie aus­setzende Tumult des Pariser Lebens. Allerlei Denk­mäler mahnen an alten Ruhm Portugals, den der geschichtsunkundige Fremde höflich als Tatsache hinnimmt; es gibt genug Leute, die stolz auf eher­nen Pferden sitzen, auf hohen Säulen stehen, zu denen wenig bekleidete Steindamen bewundernd aufblicken; die Namen muß man sich nicht merken. Eher nimmt man die Erinnerung an eine Art feuch­ten Tropengarten mit verschlungenen Wegen mit sich, an eine weite, einsame Kirche von Belem, wo in zwei Sarkophagen die Träger der beiden Welt­namen dieses einst so großen Eroberervolkes schla­fen: Camoens und Vasco da Gama. Hier war einst viel Macht, materielle wie geistige, und die neuen Herren des Landes bemühen sich, das Volk daran zu erinnern. Heute fällt es schwer, an eine solche Wiedergeburt zu glauben, so abgelegen scheint das Land, so abgefunden das Volk. Es ist gerade der Tag des heiligen Johannes, des Schutzpatrons; in Um­zügen laufen fröhliche, zerlumpte, kleine Kinder hinter den heiligen Symbolen her, Liedchen plär­rend durch die hügeligen Gäßchen der Altstadt, da­neben wird getanzt in der lauen Nacht, die nicht aufhört; in kleinen Gelassen wird getrunken, Gir­landen aus Papier und Blättern ziehen über die Gassen, die oft kaum breit genug sind, daß zwei Menschen nebeneinander sie durchschreiten können, und man sieht in uralte Gelasse, Zimmerchen, zer­schlagene steile Stufen führen in obere Stockwerke, alles ist fremdartig, märchenhaft und sehr arm, doch umglänzt von einem guten Himmel, vom Meer fächelt lau die Brise, und die Menschen sind fröh­lich. Außer dieser Fröhlichkeit haben sie wohl Femlieion» Am Westrand Europas. Von LUDWIG BAUER. Niemals werde ich begreifen können, warum es in Portugal Zollbeamte gibt und weshalb sie sich ihrer Pflicht mit einer so heftigen Gewissenhaftigkeit unterziehen. Denn Portugal dürfte wohl das wohl­feilste Land des Kontinents sein, und deshalb hat niemand Ursache, Dinge dorthin zu schmuggeln, die er doch dort billiger kaufen kann. Wer im noch so bescheidenen Besitz einer fremden Wahrung ist, kommt sich im Vergleich mit dem Escudo, der etwa vierzehn Goldcentiine notiert, vorübergehend wie ein Krösus vor. Es ist alles im Überfluß da, nur die Escudos fehlen den Portugiesen, um es zu kaufen. Jede Mahlzeit, sogar schon in einem mittleren Hotel, hat etwas Pantagruelisches, mindestens, was die Quantität anlangt: ein Paradies für Völler und Schlemmer. Es wird eine große Speisekarte gereicht, und da meist die portugiesischen Sprachkenntmsse des Fremden nicht genügen, zeigt er auf drei oder vier Namen, unter denen er Vorspeise, Braten und Gemüse vermutet. Aber diese einleitende Zeremonie ist doch ganz überflüssig; die Kellner kommen mit sämtlichen Gängen, die verzeichnet sind, vier oder sechs Fische, Braten, Geflügel, sie scheinen bestürzt, wenn man nicht zugreift, fast persönlich verletzt. Wenn man überall gekostet hat, weiß man, daß Brillat-Savarin kein Portugiese war, das Material ist vortrefflich, der Wille des Kochs wahrscheinlich auch, doch es fehlt an Maß und Einfällen' in der Zubereitung. Aber nach einem Tag versteht man ohneweiters, warum es hier so wohlgenährte Men­schen gibt und bei dem „Vollschlank“ der Frauen das „Schlank“ fehlt.

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