Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. augusztus (81. évfolyam, 173-197. szám)

1934-08-01 / 173. szám

AbofiLie:ueiiit: fflr Budapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6 40 F. IFür das Morgenblatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldschmld. Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreioh und Polen 20 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet PREIS 10 HELLER PESTER LLOYD ABENDBLATT Inseraten autii ahme: ln Budapest in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus.: Balogh Sándor, J. Blookner, J. Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Harsányi, Haasenstein & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető­­iroda, Moss8 Rudolf A.-G-, Julius Tenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Naohf. A.-Q., Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr Redaktion u. Adm.: V., MáriaValéria-ucca isö. Telephone: Redaktion: 848—20. Nach fflltternaohts «4-S—26. Administration: 849—09. 81. Jahrgang. Budapest, Mittwoch, 1. August 1934, Nr. 173 Auslandschau. — 1. August. — Österreichs innere und internationale Lage. Das Regime Schuschnigg in Österreich ist mit großer Energie an die Aufgabe herangetreten, die nationalsozialistische Revolte gründlich zu liquidie­ren. Das vom außerordentlichen Kriegsgericht gegen Panetta und Holzweber verhängte Todesurteil ist gestern nachmittag vollstreckt worden. Damit ist der Beweis erbracht, daß die neue Regierung in ihrer Entschlossenheit, die Urheber und Mittäter des nationalsozialistischen Anschlages ihr Verbrechen sühnen zu lassen, kein Wanken kennt. Heute ver­öffentlicht in Wien die amtliche Wiener Zeitung einen kurzen Epilog zu den gestrigen Hinrichtun­gen, worin dem Standpunkt entgegengetreten wii'd, als sei den Putschisten für den Fall ihrer Kapitula­tion bedingungslos freier Abzug und Überstellung an die deutsche Grenze zugesichert worden. Aus der heutigen amtlichen Veröffentlichung geht unzwei­felhaft hervor, daß diese Behauptung grundlos ist. Die Veröffentlichung hat folgenden Wortlaut: „Verschiedene Gerüchte beschäftigen sich mit dein Beschlüsse des Ministerrats vom 25. Juli. Bekanntlich hat der Ministerrat während das Bundeskanzleramt be­setzt war im Regierungsgebäude am Stubenring getagt. Dort hat er in den ersten Nachmittagsstunden, also zu einer Zeit, als der Ministerrat keinerlei Kunde von dem tragischen Schicksal des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß hatte — es sei denn, daß damals Gerüchte umliefen, der Bundeskanzler sei verwundet worden — folgende Ent­schließung gefaßt: „Über Befehl des Herrn Bundespräsi­denten werden die Aufrührer aufgefordert, innerhalb einer Viertelstunde das Ballhausgebäude zu räumen. Wenn kein Menschenleben auf seiten der widerrechtlich ihrer Freiheit beraubten Regierungsmitglieder zu beklagen ist, erklärt die Regierung, den Aufrührern freien Abzug und Vberstellung über die Grenze zuzusichern. Wenn die gestellte Frist fruchtlos verläuft, werden die Machtmittel des Staates eingesetzt werden. Unterschrieben: Schuschnigg.“ Es zeigt sich also, daß das freie Geleite und die Abtransportierung an die deutsche Grenze nicht be­dingungslos zugesagt, vielmehr ausdrücklich an die Bedingung geknüpft war, daß kein Menschenleben von seiten der im Bundeskanzleramt eingeschlos­senen Regierungsmitglieder zu beklagen sein würde. Da sich aber herausgestellt hat, daß Dollfuß ermor­det worden war, konnte die Regierung sich mit Recht als durch die Zusage nicht gebunden betrachten. Im übrigen scheint in Österreich die innere Ruhe in erfreulichem Maße wiederzukehren. Seit 24 Stunden haben sich nirgend neue Zwischenfälle ergeben, und auch in Kärnten haben die Kampf­handlungen völlig aufgehört. Nach einem Bericht aus Belgrad soll die Zahl der österreichischen Flüchtlinge auf jugoslawischem Gebiete sich auf 3000 erhöht haben. Das beweist, daß die dortige Lage ernstlich gefährdet war, und um so erfreulicher ist es, daß nunmehr auch an dieser Front die Ge­fahr überwunden erscheint. Überaus interessant und auch sehr bedeutsam sind die kritischen Ausfälle, die in der französischen Presse an die Haltung Jugoslawiens und der Tsche­choslowakei in der österreichischen Frage geknüpft werden. Es liegt hierüber der nachstehende telegra­phische Bericht des U. T.-K.-B. aus Paris vor: Ein Teil der französischen Presse heginnt sich wegen der Haltung Jugoslawiens und der Tschecho-Slowakei zu beunruhigen, die der Auffassung der französischen Regie­rung schnurstracks zuwiderlaufen. Viele Blätter äußern die Meinung, daß diese Haltung zu schweren Konflikten führen dürfte. Nach der Libcrté stehen die Völker Mittel- und Ost­europas wegen der österreichischen Angelegenheiten in bedenklicher Eifersucht einander gegenüber. Die Tschechen und die Serben betonen, daß sie eher den An­schluß wählen, als sich damit abzufinden, daß Italien die österreichische Unabhängigkeit verteidige. In die gleiche Kerbe haut auch die Action Franpaise. Sie erinnert in ihrem Artikel daran, daß Benes schon früher erklärt habe, eher den Anschluß zu wünschen, als die Wiederaufrichtung des Habsburger Thrones. Jetzt aber habé es den Anschein, daß er der durch Italien verteidig­ten österreichischen Selbständigkeit lieber den Anschluß vor ziehen würde. All das treibe das Wasser auf die Mühle Hitlers. Man müsse sich klar darüber sein, daß die Tschecho-Slowakei mit ihren drei Millionen deutschen Staatsangehörigen niemals mit Entschiedenheit Deutsch­land gegenübertreten würde; wenn man jedoch auf die tschechische Hilfe in der Verteidigung der österreichischen Unabhängigkeit nicht zählen dürfe, so möge Prag wenig­stens nicht dieser Verteidigung im Wege stehen, die einzig durch Italien erreicht werden könne. Das Blatt schließt seine Betrachtungen mit den folgenden Bemerkungen: „Wir haben uns in dem Glauben gewiegt, daß die Tschecho-Slowakei eine Freundin Frankreichs sei. Jede Freundschaft muß jedoch auf übereinstimmenden Willen beruhen, und Frankreich will die unbedingte Aufrecht­erhaltung der staatlichen Selbständigkeit Österreichs. Unsere natürlichen Freunde sind also diejenigen, die be­reit sind, an der Wahrung dieser Unabhängigkeit mitzu­­witken. Die Humanité schreibt: Jugoslawien hat mehrfach betont, daß, es den Einmarsch italienischer Truppen in Kärnten nicht dulden und jeden derartigen Versuch mit der sofortigen Mobilmachung beantworten würde. Zwar ist Jugoslawien ein Freund Frankreichs, doch befindet sich Frankreich in dieser Frage in Übereinstimmung mit Italien. Jugoslawien aspiriert auf Kärnten, und aus dieser verworrenen Lage heraus entsteht für Österreich und Mitteleuropa eine Kriegsgefahr, die ernster als alle bis­herigen ist. Nun sieht Frankreich, wie weit es sich auf seine östliche Verbündeten verlassen darf. Vergebens hat Herr Barthou in Prag und Belgrad Töne der wärmsten und vertrauensvollsten Freundschaft an­geschlagen; er hat dadurch die tschechische und jugoslawische Außenpolitik nicht zur Preisgabe ihrer nationalen Aspirationen und zu blinder Botmäßigkeit Frankreich gegenüber zu bestimmen vermocht. Frankreich muß mit allen Mitteln den Anschluß zu verhindern trachten und geht in dieser Sache im innigsten Einvernehmen ljfahd in Hand mit Italien. Die Staatsmänner der Klemm Entente hingegen wei­gern sich, die italienische Führung in der öster­reichischen; Frage anzuerkennen und lassen sich darin auch durch Rücksichten auf Frankreich nicht beeinträchtigen. Früher, als wir gedacht hätten, hat jetzt Herr Barthou alle Veranlassung, über den Grad der Verläßlichkeit seiner östlichen Verbündeten nach­zudenken. Wenn er geglaubt hat, die Kleine Entente in ein Hörigkeitsverhältnis zu Frankreich bringen zu können, und wenn er in diesem Glauben Ungarn als einen unbeachtlichen Faktor in der Entwicklung im Donauraume behadeln zu dürfen wähnte, so wird ihm jetzt in der tschechischen und in der jugoslawi­schen Stellungnahme zur Anschlußfrage ein sehr eiijdrücklicher Anschauungsunterricht zuteil. Wird der nunmehr Gewitzigte sich durch diesen An­schauungsunterricht belehren lassen? Ministerpräsident Georgiew Uber Probleme der bulgarischen Außen- und Innenpolitik. ln einem Interview, das er einem Mitarbeiter des Budapesti Hírlap gewährte, äußerte sich Minister­präsident Georgiew über die aktuellen Probleme der bulgarischen Politik. Von der Regierung Georgiew hatte man seinerzeit vorausgesagt, sie würde einen neuen außenpolitischen Kurs einschlagen und na­mentlich eine Annäherung an Jugoslawien anstre­ben. Gewisse Prophezeiungen gingen sogar so weit, von einem bevorstehenden Anschluß Bulgariens an den Balkanpakt zu sprechen. Im Innern bilden der Kampf gegen die mazedonischen Organisationen und die Begründung eines neuen autoritär-korporativen Systems die wichtigsten Zielsetzungen der neuen Re­gierung. Die ersle Frage des ungarischen Journalisten ibetraf den Balkanpakt. — Die europäische Lage ist augenblicklich äußerst gespannt, führte Ministerpräsident Georgiew aus, doch muß man daran glauben, daß die Völker den Weg der Friedenspolitik nicht verlassen werden, und daß es somit gelingen wird, die schwierigen Fragen der Gegenwart zu lösen. Was dem Balkampaikt anbelangf, so steht meine Re­gierung auf dem Standpunkt, der auch ihrer Vorgängerin eigen war und der von dieser auch klar festgelegt worden ist. Bulgarien wird sich dem Balkanpakte nicht itn­­schließen, weil dies einen freiwilligen Verzicht auf das Recht zum Friedensrevision bedeuten würde. Bulgarien hält treu am VölkePbumdpakte fest. Die Unterzeichner des Balkanpaktes sind der Ansicht, daß der Pakt mit der Völkerbundsatzung im Einklang steht. Bulgarien als be­siegtes Land hält für jeden Fall an der Völkerbundsatzung fest, derem Artikel 19 ihr ein Recht zusichert, das im Bal­­kanpakte nicht vorgesehen ist. Für uns ist demnach der Völkeibundpakt günstiger, als der Balkanpakt. — Was das bulgarisch-jugoslawische Verhältnis an­belangt, so ist es ein natürliches Bestreben, die zwischen beiden Staaten obwaltenden Gegensätze auszuschalten, um so mehr, als Bulgarien mit jedem Lande in Freund­schaft zu leben wünscht. Ungarn und Bulgarien haben miteinander stets freundschaftliche Beziehungen unter­halten, und diese Freundschaft wird auch weiterhin be­stehen. „Besteht sie im gleichen Maße fort, wie bisher, oder ist eine Weiterentwicklung möglich?“ fragte der Jour­nalist. — Ungarn und Bulgarien waren — erwiderte der Ministerpräsident — Waffengenossen, darüber hinaus könnte sich ihr gegenseitiges Verhältnis nicht entwickeln. Übrigens ist eine Festigung, bezw. Weiterentfaltung dec ungarisch-bulgarischen Freundschaft um so eher möglich, als beide Staaten vom gleichen Schicksal betroffen wor­den sind. — Ich lasse der ungarischen Nation sagen, daß wir Bulgaren uns nie von unseren nationalen Zielen abkeh­ren und daß wir keine Zugeständnisse machen, die unserer nationalen Würde Abbruch tun würden. Der Ministerpräsident ging sodann auf handelspoli­tische Fragen über. Mit Ungarn, Österreich, Deutschland und der Tschecho-Slowakei werden Verhandlungen ge­führt, wonach diese vier Staaten den Gegenwert des nach ihnen gerichteten bulgarischen Tabakexports in der Höhe von 905 Millionen Lewa (von diesem Betrag ent­fallen 45 Millionen auf Ungarn) mit Industrieartikeln, vornehmlich Maschinen zu begleichen hätten; in den Verhandlungen haben sich Schwierigkeiten ergeben, weil die vier Absatzstaaten neue Bedingungen aufgestellt haben. Bulgarien werde, führte der Ministerpräsident aus, auf den Zollschutz dp' Industrie keinesfalls verzichten, ln dieser Hinsicht wird keine Änderung eintreten. Zum Schluß äußerte sich Ministerpräsident Georgiew, über das von der Regierung geplante neue Korporations­system: — Die Regierung arbeitet an der Schaffung eines neuen Repräseatationssystems. In die neue Landesvertre­tung sollen die wirtschaftlichem Interessengruppen einbe­zogen werden, es soll jedoch dem neuen System auch ein politisches Organ eingebaut werden, dessen Aufgabe ea sein wird, die Gegensätze zwischen den divergierenden Wirtschaftsinteressen zu überbrücken. Dieses bulgarische Korporationssystem beruht auf einer eigenen Konzeption und will keine der korporativen Bewegungen des Aus­landes nachahmen. Das bulgarische Volk, das die früher herrschend gewesene Form des Parlamentarismus als un­­eerträglich empfand, ist hule überaus empfänglich für ein neues System. Die Regierung wird alle Mittel der Jugend­erziehung und der Massenbeeinflussung ergreifen, um die Durchdringung aller Volksschichten mit den neuen Ideen zu fördern. Die interessante Erklärung des bulgarischen Ministerpräsidenten zeig!, daß der außenpolitische Kurs der neuen Regierung von dem bis vor kurzem befolgten in wesentlichen Grundfragen nicht ab­­weicht. Von einem Frontwechsel Bulgariens ist keine Rede, und auch in den bulgarisch-ungarischen Be­ziehungen tritt keine Änderung ein. Die herzliche Freundschaft, die beide Länder in der Vergangenheit miteinander verband, bleibt auch in Zukunft unverx ändert bestehen. Über die wichtigste innerpolitische Frage Bul­gariens, den immer energischer geführten Kampf gegen die revolutionären Mazedomierorganisationen, äußerte sich Ministerpräsident Georgiew nicht. Die Energie und Entschlossenheit jedoch, die in seinen Worten zum Ausdruck gelangten, bezeugen seinen festen Glauben, seine schwere Aufgabe mit vollem Erfolg lösen zu können. Vor neuen Explosionen in Spanien. Schon in den letzten Jahren der Monarchie, aber besonders im republikanischen Spanien waren die Zeitperioden kurz, in denen keine starken politischen Spannungen den inneren Frieden störten. Man ist in Spanien schon an vieles gewöhnt, und nimmt manche Ereignisse mit einer gewissen Ruhe hin, die, wenn sie in einem anderen Lande passierten, eine Weltsensation wären. Aber jetzt scheint sich die Lage wieder zuzuspitzen, und mit neuer Besorgnis wendet sich die Aufmerksamkeit diesem unglücklichen Lande zu, wo politischer Mord und Totschlag, Bomben, Messer und Revolver wirklich an der Tages-i Ordnung sind. Diesmal sind es nicht massive polü tische Ereignisse, die neue Besorgnis erwecken, wie in den Tagen des Syndikalistenaufstandes, der Tag für Tag viele Todesopfer forderte, Fabriken zerstörte und das Wirtschaftsleben lahmlegte. Es ist nicht einmal eine Ministerkrise da, nicht einmal ein großer Streik, der in Spanien doch gewiß nichts absonder-t liches bedeutet, und selbst die Parteipolitiker haben keine beunruhigenden Reden gehalten. Vielleicht ist diese „Ruhe“ noch besorgniserregender als offene

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