Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. január (82. évfolyam, 1-26. szám)

1935-01-01 / 1. szám

PESTER LLOYD • 2• 1 Legelözékenyebben bemutatja és kiszolgálja hangszergyár, Rákóczi-ut 80 rinths geworden ist, lastet mit bleiernem Gewicht auf dem Weltbewußtsein. Radikale Umkehr, innere Wandlung zur Friedenspolitik tut not. Und gleich­zeitig eine Machtpolitik des Friedens. Eine Politik, die den Frieden nötigenfalls zu erzwingen entschlos­sen ist. Eine Friedenspolitik, die Mut hat, Sank­tionen gegen den Krieg einzusétzen und diese Sank­tionen systematisch . durch den gesamten , Apparat de»s internationalen Rechts, der Politik und dér Öko­nomie vorzubereiten. Im Vorjahre erreichte die Ohnmacht des Völkerbundes ihré scElhlmisté Ge-i stalt. Im Jahre 1934 hat die Kriegsgefahr die Wen­dung zum Besseren gebracht. Das Ansehen des Völ­kerbundes ist wieder im Steigen begriffen. Und die Hoffnung, daß der Völkerbund noch einmal univer­sell wird und mit Sanktionen ausgestattet werden kann, erscheint wieder als eine mögliche Zielsetzung der internationalen Friedenspolitik, Abrüstung —- Aufrüstung — Kollektivpaktc. Bis dahin ist freilich noch ein weiter Weg. Einstweilen scheiterten in diesem Jahre alle Ab­rüstungsverhandlungen, und selbst das Ziel der Rüstungsbeschränkung scheint durch den Gedanken • * ■ ________:_______________ & S he immer pünktlicho SZINKRON, elek“e?hr (yO ■ w Oragyar, Tomo-ucca viy der Aufrüstung, ja des Rüstupggwettkampfes zu , Lande, zur See und in der Luft verdrängt worden zu sein. Seit der Ankündigung des Austritts Deutsch­lands aus dem Völkerbund im Oktober 1933 und dem Rückzug Englands aus der englisch-französi­schen Einheitsfront in der Abrüstungskonferenz hat England zusammen mit Italien wieder eine Vermitt­lungsposition zwischen Deutschland und Frankreich eingenommen. Diese abwartende und vermittelnde Stellung Englands dauerte während der ersten Jah­reshälfte, bis Barthou in der Juriisitzung der Ab­rüstungskonferenz unmißverständlich erklärt hat, daß Frankreich von der Politik der Notenwechsel und der bilateralen Verhandlungen zur Methode der internationalen Konferenz zurückkehren will und die Politik der Abrüstung der Organisierung der kol­lektiven Sicherheit unterordnet. In diesem Noten­wechsel In der Ahrüstiingsfrage haben die vier euro­päischen Mächte nochmals ihre Standpunkte formu­liert, England sah hier eine allmähliche Nivellierung des Rüstungsstandes vor, durch stufenweise Herab­setzung der Rüstungen der Siegermächte und die Zulassung einer Erhöhung des kurzdienenden Reichswehrstandes und der deutschen Aufrüstung auf déri Stand* der Verteidigungswaffen, wobei die Kriegsflugzeuge ausgenommen worden wären, Ita­lien wollte dön- Rü:dungsstand der hochgerüstelen Mächte auf dem aktuellen Standard fixieren und eine Aufrüstung Deutschlands unter internationaler Kontrolle auf den Stand der Verteidigungswaffeui zulassen. Frankreich wollte dem englischen Piai), nur insofern zustimmen, als es in die stufenweise Herabsetzung seiner Kontinentalarmee auf de^ gleichzeitig erhöhten deutschen Stand einwilligt^ während es die Herabsetzung seines Kriegsmaterials und die öOprozentige Reduktion seiner Bombeh­­werfer, wie auch die Zulassung von Verteidigungs­waffen für Deutschland nur erst in einer zweiten Phase der Abrüstungskonvention zulassen wollte, in der bereits die internationale Kontrolle sich eingc- 1 spielt hätte. Deutschland forderte stets die primj­­: pielle Gleichberechtigung und bestand namentlich auf seinem Recht, seine eventuell in eine kui-z. dienende Miliz umzugestaltende Armee von 300.G()0 Mann sofort nach Inkraftsetzung der Abrüstungs­konvention mit allen Verteidigungswaffen ausrüsfen zu können, ferner auch auf seiner Gleichberechti­gung auf dem Gebiete der Luftrüstungen. Diesem langwierigen und unproduktiven Noten­wechsel setzte dann die tatsächliche Entwicklung der europäischen Politik ein Ende. Immer klarer würde es und ging schon' aus den Daten der deutsi jien Handelsbilaitz hewofy^h^ wählend man theoretisch übeF das Recht Deutschlands zur Aufrüstung disku­­tierte, Deutschland in der Tat in fieberhaftem Tempo aufgerüstet hat. Das Maß dieser Aufrüstung mochte noch umstritten sein, die Tatsache selbst, die in einer Spezialkonjunktur der deutschen Schwer­industrie, in der Zunahme sämtlicher Importe voll Kriegsrohstoffen und schließlich in der Bestellung großer Flugzeugmotoren im Ausland zum Ausdruck gelangte, wurde selbst von der deutschen Presse nicht ernstlich geleugnet. So konnte sich die Außen­politik Barthous, die die ganze theoretische Ab­rüstungsdiskussion zum alten Eisen warf, immer mehr durchsetzen, und sehr bald vollzog sich auch der Umschwung Englands an die Seite der franzö­sischen Politik. Das Weseri der Barthouschen Politik war, die deutsche Aufrüstung als eine Tatsache hinzunehmen und als Gegengewicht einen eisernen Ring von Sicherheitspakten um Deutschland zu errichten; Zweifelsohne bezweckte diese Politik die Einkrei­sung Deutschlands, um durch den feindlichen Ring Deutschland zum Rückzug zu zwingen oder zu­mindest einzuschüchtern. Die Politik Barthous konnte sehr bald große Erfolge aufweisen, seine Gesamtkonzeption blieb jedoch ein Torso, die überall Risse und Spalten auf­wies. Seine vier großen Erfolge waren die Vertie­fung und wahrscheinlich militärische Fundierung der französisch-russischen Beziehungen und der Ein­tritt Rußlands in den Völkerbund, die Engerknüp­fung der englisch-französischen diplomatischen Ko­operation, die wahrscheinlich gleichfalls mit militä­rischen Abmachungen Hand in Hand ging (Wey­gands Londoner Verhandlungen, Baldwin: „Unsere Grenze liegt am Rhein“}, der Abschluß des Balkan­pakts und der Anschluß der Türkei an das diploma­tische Lager Frankreichs, und schließlich die starke Verbesserung der französisch-italienischen Bezie­hungen. Unerfüllt blieb die Ostpaktpolitik Barthous, ungeklärt das Verhältnis Frankreichs zu Polen, ja sogar das Verhältnis Polens zur Kleinen Entente als einem Ma^htblock hat sich weiter verschlechtert und zu einem ausgesprochenen Konflikt zwischen der Tschecho-SIowakei und Polen geführt, und schließ­lich konnte er das französisch-jugoslawische Ver­hältnis durch noch so geharnischte Antirevisions­erklärungen nicht so weit verbessern, daß sich Jugo­slawien der österreichischen Politik Frankreichs und Italiens gefügt hätte, wie auch die Frage der italie­nisch-jugoslawischen Beziehungen gerade vor dem Besuch König Alexanders in Frankreich sich gefähr­lich verschärft hatte. Die ungerechten und unhisto­­rischen Antirevisionsreden Barthous haben die Atmosphäre zwischen Ungarn und der Kleinen Entente noch mehr vergiftet und so entstanden an wichtigen Punkten des Barthouschen Sicherheits­netzes Löcher, die er mit seinen schroffen Methoden kaum hätte stopfen können, Pfeiler des Friedens. Aber wenn sich auch Polen und Jugoslawien nicht einfach den Plänen Barthous fügen wollten, so erhielt er doch außer der englischen und der russi­schen Unterstützung in zwei wichtigen europäischen Fragen: nämlich der österreichischen und der Saar­frage eine Unterstützung, mit der die französische Politik vor einem Jahre niemals hätte rechnen kön­nen: nämlich die italienische. Seit der Entrevue Hit­ler-Mussolini in Venedig, die mit einem negativen Resultate endete, war es immer klarer, daß der Duce bine vorsichtige Annäherung an Frankreich durch­­zu'füiiren beabsichtigt. Das Tempo dieser Annähe­rung wurde beschleunigt durch die deutschen Er­eignisse vom 30. Juni, die das Prestige Deutschlands in der ganzen Welt, namentlich aber in England und Italien, erschüttert haben, und der Boden des Fasses wurde dann durch die Ermordung des Bundeskanz­lers Dolffuß ausgeschlagen, deren Folgen Mussolini zur Mobilisierung der „Wacht am Brenner“ bewogen haben. So wurde der Monat Juli zum Wendepunkt der europäischen Geschichte des Jahres, In diesem Monat bahnten sich die französisch-englische und die französisch-italienische Annäherung an, die die bei­den Pfeiler des europäischen Friedens sind. des kundigen Eßbehagens, bildet der. kurze Ge­­schichisabriß von der Herausbildung der neuzeili­gen Gaumenkunst in Budapest und in Ungarn das fesselndste Kapitel des an Rückblicken, wie Anregun­gen gleich reichen Wenkchens. Die Klassiker der Pester, nachher Budapesten Kochkunst, von der nun alle Welt, sofern sie in Ungarn iimherkonuut, be­geistert ist, wären, nebst Mar.schall seine Schüler, die Dynastien Gundel und Kominor, war Meister Dobos, der Erfinder der in zwei, wenn nicht noch mehr Weltteilen bekannten Dobostorte, der gleichsam als Brücke zu den nicht minder weltberühmten Ver­­pflanzern Graubündner Patisserie und Konfiserie an dem Donaustrand: Heinrich Rugier und Emil Gerbeaud hinführt. Gewiß das edelste vom Edlem, das keinem Pariser Restaurant, keinem Londoner Grillroom, keiner Hamburger oder Antwerpenéi- Beefsteakwirtschaft, keinem Stockholmer oder (ein­stigem) Petersburger Vorspeisetisch, keiner floren­­tinischen Konditorei nachsteht. Doch was, um auf sie zurüekzukebren, die Veredelung der ungarischen Volksgerichte anlangt, so mußte man zum ersten mit ihr nicht gerade auf das Adelskasino und die französischen Köche warten, denn es gab ja schon vor ihnen jahrhundertelang hochherrschaft­­liche und kirchen fürstliche Küchen, wo ganz nach heimischer Art und für sehr verwöhnte Gaumen gekocht wurde. Einen Abglanz dieser — seither freilich verschwundenen •— Herrlichkeit, bekamen wjr einmal, ein kleiner Rudel damals junger Schriftsteller, bei unserem alten Freund und all- i nächtlichen Tischgenossen, dem großen Schauspieler Ifcsef Szigeti zu kosten, der, selber aus uradeligem ^äbenbürgischen Haus, eine noch ältere Wirtschaf- Nn. eine schlichte Bauernfrau, mit sich nach der ^LJadt herauf gebracht und uns zu sich zum ^Bfcch eingeladen hatte. Etwas ganz Eih- Namen nach gar nicht Verlockendes Kernstück der Speisefolge abgeben: ^fcnachtes aus Lämmernem. Nun: es war etwas besonders Edles, an Leichtigkeit und würziger Milde (bei der auch der Lammigeschmack als Würze mithalf) nur jenem Traum von „choucroute gärnie“, einer Verwandten unseres bedeutend substantiose­­rem gefüllten Sauerkrauts vergleichbar, der mir ein­mal beim alten Ledoyen in Paris zum Gabelfrüh­stück verabreicht wurde und nach welchem ich schon um vier Uhr nachmittags ehrlichen Hunger verspürte. Ebenso war eine schlichte Slowakin die Köchin unseres verewigten Kardinals Csernooh, an dessen gastfreundlichem Tisch ich einmal in schwer­sten und knappsten Kriegszeiten zu Mittag saß. Er­satz nach Ersatz kam auf den Primatültisch, aber — vielleicht nur den schwarzen Kaffee aus gerösteten Weinbeerenkörnern ausgenommen — alles voiV •erle­senstem Wohlgeschmack. Das war eben in beidén Fäl­len Tradition, — an dem es aber auch beim Víziké selbst nicht fehlt. Einem Gutteil der ungarischen Nationalspeisen, so gerade den bezeichnendsten: dem Gulyás, dem Pörkölt und der Fischsuppe „Halászlé“, ist der hirtliche oder fischerliche^ Ur­sprung noch anzumerken, sie werden am besten in Kesseln über offenem Feuer gekocht, und da kommen Raffinements dér Zubereitung vo« Ge­schlecht auf Geschlecht über, die dem Geschmacks­grad der Volkskunst auf anderen Gebieten:} etwa dein der siebenbürgischen Balladen oder der Li.! las er Spitzen nicht nachstehen. Auch davon bekamen wir, Schriftstellertisch, im einstigen „Hotel Orient“ in Budapest eine Probe, als unsigr externes Mitglied, der Vizebürgermeister Lázár von Szeged, ySzegeder Fischer mit Tiszawasser u/rid Tiszafischeiy mit sich nach Budapest lieraufbradhte und sie W trachyt­­gepflasterten Hof des Hot/-Ls in Kesseln auf offenem Feuer Halászlé kochen li|eß. Andächtig schauten wir, ein Tischviereck von. /gut hundertfürffzig Leuten, dem zeremoniös-feierlv v.^an Tun der gesetzten und würdevollen Leute zu*, aus kleinen Fischen bereite­ten sie erst das „Betti“, den Grund der Gerichtes zu, dann kamen die großen Stücke Stirl* Wels und fet­ter Karpfeji, deren Fett das einzige war, dem es er­laubt gewesen, daß Theißwasser, wie das Blätter­fleisch der\übrigen Fische zu durchdringen. Die Kessel wurden nur etwas geschüttelt, ihr Inhalt aber beileibe nicljit umgerührt... nach ganz kurzer Zeit allgemeinen andächtigen Schweigens, währenddessen leiser Zwirfhelfisohduft anregend an die Nasen schlug, wuirde es fertiggekocht, mit großen Schöpf­löffeln in d|e dargereichten Teller verteilt und unter noch andächtigerem Schweigen verzehrt, nachge­schöpft, wieder vertilgt... und das in unzähligen Wiederholduigen, in unglaublicher Menge. Es war* eben des Schweigens, wie der Andacht wert, es war vergeistigte«- Heimatboden, einem altgekelterten Wein gleich. Das Elend, das seit dem Sinken der Weizenpreise durch die Dörfer und Wirtschaften zieht, hat wohl auch in die uralte Eßkultur des Vol­kes eingegrijffen, doch gewiß gibt es noch vereinzelt, wie einst diurchweg, gelehrte Schweinestedher, die zum weihnaifhtlichen Sautanz, zum Füllen der fünf­­und sechserlei Art Würste, der „Kolbász“ und „Hurka“, í^nd erprobte Köchinnen, die zum Schäf­ten der endlos reichen Speisefolge der Bauernhoch­zeiten von Weit her lierheigerufen werden. Und wie schon Kultiir un(] Kultursinn gleich einer Frei­maurerschal { (jjc Begabten und Aufgeweckten aller Völker und Länder in eine Gemeinschaft zieht, so erlebt die ungarische Hausfrau, die irgendwie aus der Heimat jn die Ferne verschlagen wird, ihre blauen W uwjer jn den Kochgewandten daselbst, welche, eben sje jn ihrer eigenen Kochart künst­lerisch Bescheid wissen, mit dem Genie des Fach­sinns auch da, Wesen der fremden Gerichte auf­­und begreift. vv;r zum Beispiel, meine Frau und ich, die nun seit Ja>!ren jn Wien leben, haben hier als Stütze eine hnge Niederösterreicherin, freilich auch sonst eine ^herzt aufstrebende und geistig ge­richtete Intelligeiz> die in den Formen eines gesit­teten, wenn auch s^arh eingeschränkten Haushalts, auch die eigenen Kulturbedürfnisse auslebt: mit Dienstag, Í . Januar 1935 ■ ■ ■ R JWh Hi n ■ für Ihre Wohnung, 1132 U l iÖ Sb ü für Ihren Arm, M ln! BL, für Ihre Tasche TM Rozgonyi és Révai, Kossuth Lajos-n.5

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