Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. február (82. évfolyam, 27-49. szám)

1935-02-01 / 27. szám

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Iqsef Erdős, Győri A Hagy, Harsányt, Haasenstein A Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Hagy. hirdető­­iroda, Mossa Rudolf A.-B., Julius Teuer. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 1« Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller. Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochen­tagen 30 Gr, an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gf. Redaktion u. Administration: V* MÁRIA VAJ.EKIA-DCCA 1H. Telephone: Redaktion: 848—20. Naoh Mitternacht! 848—26. Administration: 849—09. 82. Jahrgang. Budapest, Freitag, 1. Februar 1935. Nr. 27 Die englisch-französischen Minister­besprechungen in London. Budapest, 1. Februar, Seit gestern abend weilen der französische Ministerpräsident Flandin und sein Außenminister Laval bereits in der britischen Hauptstadt, aber ihre Unterhaltungen mit den Vertretern der britischen Regierung werden eigentlich erst heute ausgenom­men werden. Immerhin ist — eine Tatsache, die viel vermerkt wurde — auch gestern abend schon so viel geschehen, daß Ministerpräsident Flandin an einem Diner des englischen Luftfahrtministens Lord Londonderry teUgenommen hat. Das läßt darauf schließen, daß einer der wichtigsten Gegenstände dieser Londoner Ministerbespreehungen der Ab­schluß eines Luftabkommens zwischen Frankreich und England sein wird; und zwar hat es den An­schein, daß diesem Ziel von auf beiden Seiten ganz unabhängig von den übrigen, eher auf die gesamt­europäische Lage bezüglichen Problemen, zugestrebt wird, daß also eine Zusammenarbeit der beiden Großmächte im Bereiche der Kriegsaviatik auch dann beschlossen werden soll, wenn eine Einigung in betretf der sonstigen Fragen nicht, oder wenig­stens einstweilen nicht erzielt werden könnte. Ein englisches Blatt will wissen, daß es sich dabei um den Plan handelt, daß Frankreich im Falle eines Luftangriffs auf England dieser letzteren Macht seine ganze Luftstreitmacht zur Verfügung stellen soll. Das klingt aber durchaus nicht glaubhaft, viel­mehr wird es sich offenbar darum handeln, daß in dieser Hinsicht Frankreich und England einander die wechselseitige Hilfeleistung zugestehen würden. Im übrigen hat man sich hinsichtlich des gan­zen Fragenkomplexes der Londoner Unterhaltungen an die folgende Meldung der französischen halbamt­lichen Havas-Agentur zu halten. Danach wänden dlie englischen Minister Vorschlägen, daß England und Frankreich, sowie die Verbündeten der letzteren Macht in einer gemeinsamen Erklärung ans­­epjreclhen sollen, daß sie bereit sind: 1. die Abrüstungsklauseln des Versailler Vertrages außer Kraft zu setzen, mit Ausnahme der Bestimmung, die die Entmiliitarisierung des linken Rheimufers vorsieht, 2. den außer Kraft gesetzten Teil des Versailler Ver­trages im Rahmen des Völkerbundes und unter dessen Ägide durch ein Abkommen über die Beschränkung der Rüstungen zu ersetzen, als dessen Folge Deutschland nach Genf zurückkehren würde. Eis ist voranszwsehen, daß über diesen Vorschlag sich eine eingehende meritorisdhe Diskussion entspinnen wird. Die französischen Minister wünschen jedoch vorerst zu wissen, was für Wirksamkeit die geplante Konvention über die Rüstungsbeschränkungen haben und an was für Sanktionen deren Durchführung geknüpft sein wird. Sie beharren auch auf der Forderung, daß Deutschland den Donauvertrag zu unterschreiben hätte. London hinwieder verlangt den AnscNuß Deutschlands an den Ostpakt. In diesen Fragen müssen die Standpunkte der beiden Regierungen noch in Einklang miteinander gebracht wer­den, insbesondere wenn die Engländer darauf bestehen, daß die verschiedenen europäischen Regionalpakte in einen allgemeinen Nidhtangriffs- und Konsultativpakt ein­gebaut werden.“ So weit die Meldung der Agence Havas. Sehr merkwürdig ist eine Pertinax-Meldung, nach der der englische Botschafter in Paris Sir John Clerk und der Generalsekretär des französischen Außenministeriums Leger sich bereits am Mittwoch auf den Wortlaut des Kommuniques geeinigt hätten, das nach Abschluß der Londoner Verhandlungen ausgegeben werden soll. Danach würde in diesem Kommunique gesagt werden, 1. daß die Fünfmächteenklärung vom 12. Dezember 1932, nach der Deutschland die Gleichberechtigung im Rahmen eines allgemeinen Sicherheitssystems zugeshuiden wird, noch zu Recht besteht, 2. daß Deutschland bis zum Abschluß einer Rüslungs­­foeschränkungskonvention nicht das Recht habe, die Ab­­rüstungsbestimmiungen des Versailler Vertrages außer Kraft zu setzen, 3. daß Regionalpakte, die Bausteine eines allgemeinen Sicherheitssystems sind, die den Weg für einen Nordost­pakt ebnen helfen. Außerdem erklärt Pertinax: Sicher würden in den Verhandlungen folgende Fragen gelöst werden müssen: 1. Die Methoden der internationalen Kontrolle der Rüstungen im Rahmen einer Rüstungslbeschränkungs­­konvention 2. Das Maß, um welches die französischen Rüstun­gen den deutschen überlegen sein müßten, um Frank­reichs Sicherheit zu gewährleisten. 3. Die Haltung Englands und Frankreichs zum Aus­bau der deutschen Luftflotte. 4. Die Verpflichtung der Signatarmächte des Locarno­paktes auf dien Nordostpakt. 5. Die Garantie für die Durchführung einer Rüstnngs­­besch ränkm ngsikon vent ion. Es liegt wohl auf der Hand, daß diesen Voraus­sagen des Herrn Pertinax die größte. Skepsis ent­gegengehalten werden muß. Man kann doch unmög­lich annehmen, daß in Paris schon Mittwoch, also vor der Abreise der Herren Flandin und Laval, eine französisch-englische Festlegung der Schlußkom­­muniquós über die Londoner Besprechungen voran­gegangen wäre. Das. würde ja voraussetzen, daß der ganze Londoner Besuch der französischen Staats­männer und ihre Verhandlungen mit den englischen Regierungsvertrelern eine bloße Formsache wären uind die große Aufmachung dieser Ministerreise bloß dazu bestimmt wäre, der Weltmeinung vorzutäu­schen, als oh noch allerlei Schwierigkeiten bespro­chen werden müßten, wälu-end in Wirklichkeit be­reits alles schon im voraus abgekartet wäre. Das klingt in einem Maße unwahrscheinlich, daß es sich vorweg erübrigt, darüber ausdrücklich Vorbehalte zu formulieren. Mit ähnlichen Zweifeln ist auch der Situations­bericht der in London weilenden außenpolitischen Mitarbeiterin des Oeuvre aufzunehmen. Danach hätten die Engländer die Besprechungen sorgfältig vorbereitet, um Frankreich zu einer klaren Darstellung seiner Politik zu veranlassen. Den französi­schen Unterhändlern würden äußerst präzise Fragen ge­stellt werden, und über die Besprechungen würde gewis­senhaft Protokoll geführt werden. Die Verhandlungen würden sich zunächst auf die Abrüstung und die Sicher­­heitsgdrantien erst lecken. F ' französisch-englisches Luftabkommen sei zur Erörterung bereit. Äußerst wich­tige Besprechungen hätten ferner die Annahme der ver­schiedenen europäischen Sicherheitspakte durch England zum Gegenstände. Die englische Regierung verhalte sich gegenüber dem Ostpakt auch ohne Beteiligung Deutsch­lands und Polens günstig, werde aber voraussichtlich den Wunsch äußern, daß bei diesem Pakt nicht Sowjet­­rußland allein sämtliche Kommandohebel in der Hand behalte. Das etwaige Fernbleiben Deutschlands und Po­lens bereite der englischen Regierung immerhin einige Sorge, da Frankreich sich darauf berufen könne, um seine Sicherheitsforderungen gegenüber England höher zu schrauben. Während auif seilen des Foreign Office der sehr leibhafte - Wunsch zu erkennen sei, bei den Vor­besprechungen wenigstens zu einem gemeinsamen Arbeits­plan zu kommen, müsse man auf französischer Seite im Gegenteil eine sehr ausgesprochene Zurückhaltung fest­­steilen. Dabei werde in London allgemein betont, daß die französischen Unterhändler sich noch selten englischen Ministern gegenüber gesehen hätten, die soviel Verständ­nis für die europäische und die französische Lage auf­­brachten und in solchem Maße geneigt gewesen seien, die von Frankreich in Aussicht genommene Reorganisation seiner Streitkräfte hinzunehmen. Die Berichterstatterin des Oeuvre und ebenso der außenpolitische Berichterstat­ter des Echo de Paris verraten, daß der Wortlaut des Ab­­schtußkommuniques, das über die französisch-englischen Besprechungen am Samstag abend veröffentlicht werden soll, schon am Dienstag zwischen Laval und dem eng­lischen Botschafter in Paris, Sir John Clerk, vereinbart worden sei. Die offiziöse Agence Havas erklärt hiezu, daß diese Meldung des Ouevre über bereits zustandege­­k am mene Einigung der beiden Regierungen noch ver­früht sei, und daß keinerlei vorhergängige Verständi­gung erreicht worden sei. Nach dem Petit Párisién handelt es sich bei den Londoner Besprechungen darum, die Gedanken der beiden Regierungen miteinander zu vergleichen und im Rahmen eines umfangreichen Ideenaustausches sich um die Angleichung der voneinander abweichen­den Auffassungen zu bemühen. Excelsior schreibt: Das englische Außenmini­sterium berichtigt die verfrühte Behauptung einzelner Blätter, als ob auf diplomatischem Wege bereits eine vorhergängige Einigung erzielt worden wäre. Die leitenden Kreise in England wollen den Schein ver­meiden, als würden die beiden Regierungen sich zu einem gemeinsamen Auftreten vorbereiten, um einen Druck auf Berlin auszuüben und die deutsche Reichs­­regierung zum Abschluß an den Ostpaikt zu zwängen. Das ist jedoch, wie das Blatt meint, eine übertriebene Behutsamkeit, weil Frankreich nie daran gedacht hat, auf irgendwelche Macht einen Zwang zugunsten der Organisierung des Friedens auszuüben. Wenn die* jenigen, die zur Mitwirkung eingeladen werden, eine ablehnende Antwort erteilen, oder sich der Mitwirkung entziehen, so werde die französische Regierung sich nicht davon abhalten lassen, ihre Bemühungen um die europäische Befriedung und um den Abschluß der; dazu notwendigen Verträge auch weiterhin mit defi gleichen Kraft fortzusetzen. Der diplomatische Berichterstatter des Daily Tele-, graph schreibt, Laval sei zu den Londoner Verhand­lungen nicht mit leerer Hand gekommen. Wenn alles gut gehe, werde er den Abschluß eines Luftabkom­mens vorschlagen, das die Sicherheit gewähren wurde, daß die französische Luftmacht mit ganzer Kraft England gegen etwaige Luftangriffe verteidigen werde. England werde wahrscheinlich Amendements zum Ostpakt Vorschlägen, weil es der Ansicht sei, daß Deutschland nicht unter äußerstem Druck zur Unter­zeichnung aufgefordert zu werden brauchte. Di« Lösung werde wahrscheinlich in der Übernahme weitergehender Verpflichtungen bezüglich des Bei­tritts zu begrenzteren Regionalpakten bestehen. Die deutsche Regierung hebe bereits ihre Absicht ange­deutet, zur Einleitung der diesbezüglichen Besprechun­gen einige Minister nach London zu entsenden. Nach der Times handelt es sich in den Londoner Besprechungen um folgende Punkte: Die Auflistung Deutschlands und dessen Forderung nach Gleich­berechtigung; die Sicherheitsansprüche Frankreichs; die österreichische Unabhängigkeit und der Ostpakt Im Mittelpunkt der Verhandlungen aber stellen die Militärklauseln des Versailler Vertrages, die Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund und die von England für den europäischen Frieden zu bietenden Garantien. In dem heutigen Leitartikel der Daily Mail wird betont, daß Flandin und Laval leider nicht in der Lage seien, wirklich für Frankreich zu sprechen, sondern daß sie mehr dar Sprachrohr der Kleinen Entente seien. England habe kein In­teresse an dieser Kombination der kleinen Mächte, und die englische Politik werde sich gewiß nicht ihre Haltung uon Prag, Bukarest und Belgrad vor­schreiben lassen. Die französische Politik werde gegenwärtig nach den Vorschriften der Kleinen Entente gemacht. Dieser Verband mache - aber durch seine unnachgiebige Haltung gegenüber dem Vertrag von Trianon einen europäischen Konflikt früher oder später unvermeidlich. Unter diesen Umständen könne die englische Regierung auch nicht auf irgendeine Verpflichtung eingehen, denn es bestehe immer die Gefahr, daß Frankreich durch eine der kleinen Mächte in einen Konflikt ver­wickelt wird und England mit in diesen Konflikt hineingezogen werden könnte. Interessant und wichtig ist eine Anregung des englischen Politikers Lord Lothian, der kürzlich in, Berlin geweilt und dort sich mit führenden Persön­lichkeiten des Dritten Reiches über die schwebenden europäischen Fragen ausgesprochen hat. Als Nieder­schlag dieser Besprechungen tritt er jetzt in den Spal­ten der Times für einen zehnjährigen europäischen Burgfrieden ein und erklärt ausdrücklich, daß Aus­sicht darauf bestehe, Deutschland für ein solches Vorhaben zu gewinnen, wofern es „als Freund und als Mitglied der europäischen Gemeinschaft behan­delt werde“. ' Die Ausführungen Lord Lotihians verdienen die volle Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlich­keit, weil vermutet werden darf, daß er in seinen Besprechungen mit den Berliner Persönlichkeiten wohlwollendes Verständnis für seine Werbearbeit gefunden habe. In seinem heutigen >ziweiten Aufsatz in der Times bezeichnet Lord Lothian bei der Frage nach einem Ausweg aus der drohenden Kriegsgefahr es als zentrale Tatsache, daß Deutschland keinen Krieg wünsche und bereit sei, auf dem Krieg als Mittel der Regehing seiner Streitigkeiten mit seinen Nachbarn unbedingt ziu verzichten, falls es wirklich Gleichheit erhalte, La der Friedenswnnscih Deutschlands vollkommen aufrichtig sei, und da weder Rußland, noch Frankreich, noch Italien, noch eine andere Macht'in Europa Krieg wünsche, sei eine Grund­lage für eine politische und eine Rüstungsregelung gege­ben, diie den Frieden Europas für mindestens zehn Jahre sichere und die Gefahr eines Wettrüstens beseitigen würde. Es bestehe Aussicht darauf, Deutschland an dem Problem des Friedens und der Wiederherstellung Europas zu interessieren, wenn es als Freund und als Mitglied der europäischen Gemeinschaft behandelt werde. Eine wirkliche Vereinbarung unter Teilnahme Deutsc.hlandis, denziufplge es in Europa während einer bestimmten Periode keinen Krieg und keine Gewalt­anwendung geben sollte, würde, verbunden mit dem Er-

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