Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. március (82. évfolyam, 50-74. szám)

1935-03-01 / 50. szám

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Blau, Borat, Braun, loeer Erdős, Győri t Nagy, Harsány!, Heasenstein k Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Hagy. hirdető­iroda. Botos Rudolf A.-G., Julius Tomer. Einmeinammer tűr Budapest und tűr die Provinz: Morgenblfjtt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt to Heller. eilr Oesterreloh : Morgenblatt an Wochen­tagen 30 Cr., an Sonntagen 40 Ot. und Abendblatt 20 Or. Redaktion u. Administration : V., MÁRIA VALÄRIA-UCCA 12 Telephone: Redaktion: 848-30. Naoh Bitternaehtg 848—26. Administration: 840-09. 82. Jahrgang. Budapest, Freitag, 1. März 1935. Nr. 50 Der Jahrestag der Reichsverweserwahl. Budapest, 28. Februar. Morgen begeht die ungarische Nation in weihe­voller Stimmung die Jahreswende des Tages, an dem NikoJaus Horthy von Nagybánya von der National­versammlung zum Rfeichsverweser gewählt worden ist. Das war ein Tag von schicksalsbestinunender histori­scher Bedeutung, denn mit diesem Tag fand die durch den verlorenen Krieg, die Károlyi-Revolutiou und die Bolschewistenherrschalt hervorgerufene unheilvolle innere Zerrüttung ihren Abschluß ' und betrat das Land, geführt durch die starke Hand seines Staats­oberhauptes, den Weg, auf dem es seither Schritt um Schritt zum Wiedererwachen des nationalen Lebenswillens, zur Wiederkehr der Herrschaft von Ruhe und Ordnung im Innern und auch zur Konso­lidierung seiner internationalen Stellung zu gelangen vermochte. Unermeßlich schwer waren die Aufgaben, die der Reichsverweser zu lösen hatte, aber seine un­beugsame Energie, seine außerordentliche Führer­begabung waren den - Schwierigkeiten, die seinem Streben im Wege lagen, durchaus gewachsen. Nur mit Schaudern kann man heute zurückdenkcn auf den Zustand, in dem sich das Land im Augenblick der Rcichsverweserwahl befand. Durch die Kriegs­katastrophe und die beiden Revolutionen war Ungarn zu einer Triimmerstätte geworden; die Autorität der Gesetze war dahingeschwunden, die Bande der bür­gerlichen Disziplin waren gelockert, die Sicherheit des Lebens und des Vermögens war hinfällig gewor­den, und.auf allen Gebieten des nationalen Lebens hatte ein Geist der zügellosen Anarchie um sich ge­griffen. Das war der Zustand im Innern. Nach außen hin aber war Ungarn völlig vereinsamt, ein verfem­tes Land, eine freie Beute des Hasses seiner Wider­sacher, ein in Staub getretenes Volk, an dessen Wie­deraufstieg niemand glaubte, und das daher auch nirgend auf Erden Freunde und Gönner fand. So war das Erbe beschaffen, das der Reichsver­weser bei seinem Amtsantritt anzutreten hatte. Mit der unerschrockenen Seele des heldenmütigen Sol­daten und mit der Willenskraft des Mannes, der vor keinem Hindernis zurückschrak, ging der Reichs­verweser ans Werk. Zunächst zügelte er die Anar­chie im l ande, stellte er unter unsagbaren Schwie­i igkeiten die Ruhe und Ordnung, die Autorität der Gesetze wieder her, und dank dem Konsolidienings­­werk, dean er seinen edelsten Ehrgeiz und seine ganze Energie widmete, brachte er es zuwege, daß der Dämon der Destruktion sehr bald gebändigt wer­den konnte, in den inneren Verhältnissen sich eine kräftige Läuterung vollzog, und Ungarn aus dem Chaos wieder zu einem geordneten Staatswesen wurde,-würdig, in die ■ Gemeinschaft der zivilisierten Nationen wieder aufgenommen zu werden. Die Geschichtsschreibung wird dieses Verdienst des Reichsverwesers auf einem ihrer ruhmreichsten Blätter würdigen und verewigen. Die Mitwelt aber, der es gegeben war, Zeugin seines weisen und muti­gen Walten« sein zu dürfen, erhebt an diesem Jah­restage dankerfüllt und tief ergriffen ihren Blick zu dem Manne empor, den eine gütige Vorsehung dieser Nation gegeben hat, um sie aus tiefster Not und Schmach zu einem neuen Leiben der wiedererlangten Würde und des wiedergewonnenen Selbstvertrauens emporzuführen. Wenn heute unser Ungarn trotz der Weltkrise, der sich auch die mächtigsten Staaten nicht zu entziehen vermögen, in seinen inneren Ver­hältnissen gefestigt erscheint, wenn es sich inmitten der wirtschaftlichen Nöte im Vollbesitz seiner Lebens­energien zu behaupten weiß, wenn es sich einer poli­tischen Stabilität, erfreut, um die ihn mancher grö­ßere und mächtigere Staat beneiden mag, und wenn es in Europa mächtige Freunde und Gönner besitzt und in der Gemeinschaft der Kulturvölker wieder eine geachtete Position einnimmt, die ihm selbst seine verbissensten Gegner nicht absprechen können, so ist alldas als unvergängliches Verdienst unseres von der dankerfüllten Anhänglichkeit des ganzen Volkes umringten und auch im Ausande allgemein tief ver­ehrten Staatsoberhauptes zu betrachten. Erfüllt von innigstem Dankgefühl fleht die öffentliche Meinung unserer Nation den Segen der Vorsehung auf das Haupt des Reichs Verwesers Ni­kolaus Horthy v. Nagybánya herab, des Mannes, der durch seine, menschlichen Tugenden und sein staatsmännisches Wesen seinem hartgeprüftén Volke in schwerster Zeit ein gottgesandter Führer war und es — das ist unser Gebet und unsere Hoffnung — noch eine lange Reihe von Jahren hindurch bleiben wird. Feuilleton« Mit dem Prinzen von Wales an der Front. Von EDWIN T. WOODHALL, früheren! Leibdelektiv des. Prinzen und Inspektor von Scotland Yard. „Die Rolle, die ich im Weltkrieg spielte, war eine nur unbedeutende. Aber während dieser vier Jahre bewegte ich mich als Mann unter Männern. Während dieser vier Jahre wurde ich zum Manne.“ Diese Worte sprach der Prinz von Wales im Jahre 1919 im Londoner Rathaus, als ihm das Bürgerrecht der Stadt zuerkannt wurde. Es ist nicht allgemein bekannt, daß der Prinz, der, als der Weltkrieg begann, gerade in sein zwan­zigstes Lebensjahr eingetreten war, den Krieg an der Westfront in fast allen seinen Erscheinungsfor­men sah; und damit ist nicht gemeint, daß er in einem Auto vorfuhr, um den verschiedenen Haupt­quartieren flüchtige Besuche abzustatten, sondern daß er sich in die Schützengräben begab, um unmit­telbarster Zeuge kriegerischer Vorgänge zu werden. Er kroch mehr als zweihundert Meter zu einem Horchposten und wurde, als er zurück wollte, abge­­schnitten. Ein Mann wurde zu seinen Füßen er­schossen. Bei Laventie geriet er in furchtbares Gra­natenfeuer. Er suchte in einem Hause Unterschlupf, während dje ohrenzerreißenden Detonationen mehr als eine Stunde andauerten. Von seiner Verachtung jeglicher Gefahr, die alle für seine Sicherheit Verantwortlichen in steter Sorge hielt, und von seinem Pflichtgefühl, das er stets an den Tag legte, weiß ich aus eigener Erfah­rung zu erzählen, während der Zeit seiner , aktiven Dienstleistung war ich dem Prinzen auf Grund mei­nes vorangegangenen Dienstes in der Spezialabtei­lung von Scotland Yard (die insbesondere für die Überwachung regierender Persönlichkeiten zu sor­gen hat) als Leibdetektiv zugeteilt. Ich trug die Uniform eines Pionieroffiziers und als besonderes Erkennungszeichen eine blauweiße Armbinde. Ich mußte unauffällig bleiben, ohne den Prinzen je aus der Sicht zu verlieren. So manches­mal lief im Hauptquartier eine beunruhigende Nach­richt ein, — der Bericht, daß der Prinz vennißt sei. Einmal eilten in einem Verbindungsgraben mehrere Generalstabsoffiziere, offenbar äußerst besorgt, auf mich zu. Der eine von ihnen hatte mich erkannt. „Da ist ja der Mann vom Geheimdienst. Vielleicht kann er uns etwas sagen.“ Ich konnte und tat es. Stundenlang war ich dem Prinzen gefolgt, und ich wußte, daß zur Zeit, als im Hauptquartier Besorgnis wegen des Verbleibs des Prinzen herrschte, er sich in einem Maschinen­­gewehrnest befand, wo er mit einem jungen Leutnant, zwei Unteroffizieren und ein paar interessierten „Tommies“ angeregt plauderte. Es war nur zu natürlich, daß ein Mann wie der Prinz die ihm im Interesse seiner Sicherheit aufer­legten Beschränkungen verabscheute. Es zog ihn in die Schützengräben zti seinem Regiment. Ich erinnere mich lebhaft eines Vorfalls im Ypern-Abschnitt. Eine mehrwöchige heftige Kampftäigkeit war vorausge­gangen. Man hatte dem Prinzen, der ein Frontlaza­rett besuchte, aufgetragen, nicht weiter zu gehen. Aber anläßlich seines Besuches erfuhr er, daß ein Regiment, dessen Ehrenoberst er war, in den vor­dersten Linien eingesetzt sei, und als er das Spital verließ, schlug er nicht die Richtung zum Haupt­quartier, sondern die zu den vorderen Schützengrä­ben ein. Kürz vorher halte mir Major John Solano, stell­vertretender Generalprofoß, ins Gewissen geredet, weil ich zugelassen hatte, daß der Prinz sich in Ge­fahr begehe, und ich war in diesem Falle fest ent­schlossen, eine Wiederholung jpu verhindern. Man trug mir dringend auf, den Prinzen zu „beschatten“: Dabei sollte ich mit ihm nicht sprechen, ihm auf etwaige Fragen nicht antworten und mich nach Möglichkeit überhaupt nicht bemerkbar machen. Dennoch mar ich persönlich dem Hauptquartier für die Sicherheit des Prinzen verantwortlich! Bald war ich dem Bereich der Granaten, die in einer Entfernung von eineinhalb Kilometern regel­mäßig explodierten, ganz nahe gekommen, und zur Linken war das beständige Donnern der Artillerie vernehmbar. Da erblickte ich den Prinzen. Ein -J.I „ ..............................-----------------------------------------------1— . ------ . J______LJ Offizier trat gerade auf ihn zu. „Hoheit, ich habe eine Botschaft vom Armeekommandanten für Sie.“ Der Prinz lächelte, nickte dem Offizier zu, der anscheinend eine weitere Bemerkung machen wollte, und bestieg ein Pferd. Ich ließ mir rasch ebenfalls ein Pferd gehen und folgte ihm nach. Bald waren wir an unserer eigenen Artillerie vorbei gekommen. Kanonen donnerten in unserem Rücken, Granaten platzten in kurzer Entfernung von uns, und immer deutlicher wurde eine schwärze Linie von Rauch vor uns sichtbar — die vordersten Schützengräben. Der Prinz würde erkannt und die Jubelrufe der Soldaten überdröhnten fast den Geschützdonner. Der Prinz wandte sich, um seine Kameraden zu begrüßen, und in diesem Augenblick scheute sein Pferd und ging durch. Man kann sich mein Entsetzen vorstellen. Ich galoppierte dem Prinzen sofort nach. Sein Pferd lief über Granatenlöcher, Erdspalten und zer­brochene Zäune. Mein Tier war ausgezeichnet trainiert, aber dieses Gelände machte es einige Male störrisch. Bevor ich jedoch an den Prinzen heran; gekommen war. hatte er schon die Gewalt über sein vor Furcht halb wahnsinniges. Pferd wiedererlangt, — ein schöner Beweis für seine Reitkunst. Es ist nicht allgemein bekannt, daß der Prinz an der Schlacht bei Neuve-GhapeHe persönlich teil­nahm. Am 15. April 1915 sandte Sir John French folgenden Bericht an den Feldmarschall und Kriegs­­minister Earl Kitchener: „Seine königliche Hoheit der Prinz von Wales ist der Übeibringer dieser Meldung. Seine Fort­schritte sind weiterhin . äußerst befriedigend. Während der Schlacht bei Neuve-Chapelfe war er in meinem Stab als Verbindungsoffizier .tätig. Be­richte der Kommandanten, denen er zugeteilt war, würdigen übereinstimmend die Gründlichkeit, mit der er alle ihm aufgetragenen Dienstleistungen vollführt. ..“ Der Prinz besuchte häufig verschiedene Kom­­mandostellen, freundete sich mit den Tommies an, saß mit ihnen auf dem Fußboden oder auf der nackten Erde, ließ sein Zigarettenetui umhergehen, gab selbst Feuer und erzählte Witze und Geschich­ten. Dr. Archibald Henderson, ein amerikanischer Nur Zeit... (—-dor.) Priestley erzählt in seiner „Englischen Reise“ von den australischen Arbeitern, die den Ver­such ■ der Schokoladenfabrik Cadbury, mit großen Geldmitteln verschiedene kollektive Einrichtungen, Sladions, Klubs, Schwimmbassins für sie zu errich­ten, mit dem Beschluß beantwortet haben, diese Insti­tutionen nicht in Anspruch zu nehmen, „Cadbury soll unsere Löhne erhöhen, wenn es soviel Geld besitzt“, lautete ihre- Argumentation. Die australischen Arbei­ter lehnten sich gegen die kollektivistische Sozial­politik Cadburys auf und forderten Lohnerhöhung, das heißt Individualismus. Ihr Beschluß hatte unge­fähr den Sinn: „Cadbury soll sich nicht um unser Seelenheil und unseren Körperbau kümmern, wir können schon für uns selbst sorgen, wenn unsere Löhne hoch genug sind.“ In diesem Gegensatz kommt der krasse Konflikt von zwei Auffassungen zum Aus­druck, die immer entscheidendere Bedeutung für die zukünftige Gestaltung der Sozialpolitik besitzen: der kollektivistischen und der individualistischen. Die Frage, ob unsere Welt kollektivistischen Ge­sellschafts- und Kulturformen zustrebt, oder ihre Grundlage auch weiterhin der Individualismus blei­ben wird, kaim dabei ruhig dahingestellt bleiben. Denn nicht um die Grundrichtung unserer gesamten Gesellschaftsentwicklung, sondern um die Haupt­tendenz der Sozialpolitik handelt es sich, die sich unter Umständen auch zum Ziel setzen kann, ein Ge­gengewicht gegen die allzu eindeutige Tendenz der gesellschaftlichen Entwicklung und der Prodirktions­­hedingungen zu bieten. Beispielsweise ist es kaum zu leugnen, daß die Konzentration der Erzeugung einer der Grundzüge unserer industriellen Produktionsent­wicklung ist, und daß der Arbeitsverlauf im Groß­betriebe auf der kollektivistischen Arbeitsteilung be­ruht. Der Arbeiter ist im modernen Industrieprozeß zu einer hoffnungslos partikularen Existenz ver­urteilt. Die Sozialpolitik kann sich aber zum Ziele setzen, diese immer fortschreitende Entfernung des Arbeiters vom totalen Arbeitsprozeß, seine Verurtei­lung zum Drehen einer Schraube, zum Füttern einer automatischen Masohine usw. auszugleichen, ihn durch die Gewährung der Möglichkeit des geistigen Überblicks über den Gesamtbetrieb und die Gesamt­funktion zu einem bewußten Teil des Ganzen zu

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