Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. április (82. évfolyam, 75-97. szám)

1935-04-02 / 75. szám

PREIS 16 HELLER Abonnement t Inseratenauf nähme: Hr Budapest: mit täglich zweimalige* hi Budapest, in der Administration den Zustellung und tür das Inland Morgen» _________ __________ ___ ____________ _________ ___ ______ ____________________________Pester Lloyd und in den Annoncen­und Abendblatt BMMi 1HHUHIHffHUB —Ik W/M m aHBK HEH Bureaus; Balogh Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Eto TMToHL TEST feäT «11» «8» Ww Boros, Braun, Jósat Erdos, Dyorl k HaCy, Für das Morpenolatt allein vierteljährlich BH ff» pH H HL H M BH8 R 8KBI tg EB MSI Hl BW CM M B flüo R* Harsányt. Hatsensieln & Vogler, Cornel II P. monatlich 4 P. Für des Abendblatt. HUI BhI KB m IBaW 98 ** MH ■ HHH Hfl WjS jß|M KM USa NH M# Bef 8|fa| Leopold, Julius Leopold, Megy. hlrdetd­allein vierieliährlich 8 P monatlich 3 P. ifiS&jSCV pjL| «Rh. SJ® Rai telis SäSe SkS faß fgfa iroda. Moese Rudolf A.-Q., Julius Temer. KSStSSi JOjoI Jjfi LJütflll Wollzeile 11. Für das Ausland nüt dlrek- J&M bBHb «Mh JfllL Hl hÜ|h8 ÍHKHB9 oIIm ■PHP' qtr Oetterreiot ; Morgenblatt an Wochen­terKreuzbandsendungvierteljährlich:Für WM mm» tagen 30Gr., an Sonntagen «0Gr. und Oeeterrelch und Polen 80 Pengd, für all« Abendblatt zo Gr übrigen Staaten 30 Peng6. Abonnements , „ , f. ,' , , ■ ■■ werden auch bei simtllehen auillndleehea -jl«- Tb /"N T7I Tb X k m m D Redaktion u. Administration » Postämtern entgegengenommen. Ill I ft ft"? irr- ftf. IV 1? I . \ 1 I ftjp V„ M Alt IA VAT.ÉRIA-UCCA lt Nieht verlang« Manuskripte werde« T v MM *■" "*■“ "I"'| Telephone: weder aufbewahrt noch zurilckgestellt, V*"*' f J if'// f Redaktion: 848-90. Caoh Mitternacht» Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet \ U l / t ( / 848—26. Administration: 849-09. 82. Jahrgang, Budapest, Dienstag, 2« April 1935« Nr. 75 Großer Wahlsieg der Regierung. Budapest, 1. April. Die Hauptschlacht ist geschlagen, Julius Gömbös hat mit seiner Wahlstrategie einen überwältigenden Sieg davongetragen. Die von ihm ausgebaute Orga­nisation der Partei der Nationalen Einheit hat sich als Dampfwalze erwiesen und als solche gründliche Arbeit geleistet: nahezu alles, was ihr im Wege stand, hat sie zermalmt, oder wenigstens kurz und klein geschlagen. Bereits am gestrigen Sonntag sind der Regierungspartei 130 von 174 Abgeordnetenman­daten zugefallen, und heute schon läßt sich mit Be­stimmtheit voraussehen, daß im weiteren Verlauf der Wahlkampagne die parlamentarische Gefolgschaft der Regierung sich noch weitere dreißig bis vierzig Mandate holen und somit die Partei der Nationalen Einheit als Zweidrittelmehrheit in der neuen Volks­vertretung erscheinen wird. Der Wahlsieg der Regierung war voraus zuscheu; daß aber dieser Sieg sich so durchgreifend gestaltet, wirkt dennoch überraschend. Ein Teil des Erfolgs mag nun allerdings dem System der offenen Ab­stimmung und der Kandidatenempfehlungeu zuzu­schreiben sein. Aber wer die Dinge mit objektivem Blick betrachtet, muß zugeben, daß der Minister des Innern Nikolaus Kozma das bei seinem Amtsantritt gegebene Versprechen, behördliche Gewaltakte zur Verfälschung des Volkswillens nicht zu dulden, red­lich eingelöst hat. Atrozitäten, wie solche bei frühe­ren Anlässen allgemein gang und gäbe gewesen, haben sich diesmal nur in sporadischen Fällen er­eignet, und wo sie vorkamen, dort finden sie ihren Erklärungsgrund darin, daß sehr wichtige Teilhand­lungen des Wahlverfahrens durch das Gesetz der Zuständigkeit des Ministers entzogen und in die Kompetenz örtlicher Faktoren, wie des Wahlkom­missärs oder des Vorsitzenden der Wahlkommission, gewiesen sind. Nicht auf einen Druck von oben, oder doch nicht auf solchen allein ist also der wuchtige Wahlsieg der Partei der Nationalen Ein­heit zurückzuführen. Mitentscheidend war dabei nebst den Vorteilen des vorzüglich ausgebauten Organisationsnetzes gewiß der Umstand, daß die Regierungsgegner in ihren Wahlprogrammen nichts zu bieten wußten, was auf die Wählermassen eine stärkere Zugkraft auszuüben vermocht hätte. Die GhrisÜichsoziäle Wirtscha l'ispa r tei, im früheren Parlament stark genug, um eine Zeitlang gewisser­maßen als rechter Flügel des gouvernementalen Lagers zur Mitarbeit an den Regierungsaufgaben herangezogen zu werden, hat diesmal den Reform­­verheißungen des Kabinetts Gömbös lediglich das Verlangen nach einer konfessionellen Übertünchung dieses Programms entgegenzustellen gewußt, und für solche Ntüancen ging dem in religiösen Dingen auch sonst vorbildlich duldsamen ungarischen Volke das Verständnis ab. Was aber die Partei Tibor Eck­hardts, die Unabhängigen Kleinlandwirte betrifft, so fand die Wählerschaft, daß ihr politisches Pro­gramm in allen Hauptpunkten sich in völliger Übereinstimmung mit dem Regierungsprogramm be­fand, und es leuchtete dem Wähler nicht ein, warum er seine Zustimmung zu den Reformen Julius Gömbös’ erst auf dem Umwege über Tibor Eckhardt kundzutun hätte. Unter solchen Umstän­den zogen es die Wählermassen des flachen Landes vor, ihre Stimmen unmittelbar für die Regierungs­kandidaten abzugeben. Und so kam es, daß die Christlichsoziale Wirtschaftspartei gestern zu einer vorerst bloß dreiköpfigen Zwergpartei zusammen­schmolz und die Unabhängigen Landwirte poch nicht einmal ihren im früheren Abgeordnetenhause innegehabten Mandatsbesitz erreichen konnten- Nun ist ja allerdigs das allerletzte Wort noch nicht gesprochen,' denn noch haftet die Entscheidung über das Schicksal von 81 Mandaten aus. Da kann für diese beiden Oppositionsparteien und auch für die übrigen Parteisplitter da und dort noch ein Bro­samen vom reichgedeckten Tische der Regierungs­partei fallen, aber in der Hauptsache wird auch dies an dem überwältigenden Wahlerfolg des Mi­nisterpräsidenten Gömbös nichts ändern können. Im neuen Ahgeordnetenhaüse wird also der Mi­nisterpräsident an der .Spitze einer mächtig ange­schwollenen Partei der Nationalen Einheit erscheinen. Aber das ist nicht mehr die alte Einheitspartei, die einst Graf Stefan Bethlen ins Leben gerufen hat. Diese Regierungsmehrheit hat Julius Gömbös vielmehr nach seinem eigenen Ebenbild geformt. Schon auf den ersten Anblick zeigt es sich; daß viel neues Ele­ment, viel Sturm und Drang sich in ihren Reihen findet, zum großen Teil politische Neulinge, parla­mentarisch ungeschält und von ungezähmtem Be-Fangball spielt wie ein verwegener Rhapsode. Hat ' er nicht manchmal — so möchte man einem unge- i bärdigen Gedanken Raum geben — etwas von einem priesterlieh gewordenen Zigeuner? Er, dessen Ahnen ja eine Zeitlang in Ungarn wohnten! Ist ! nicht um ihn manchmal die Teufelei eines Dr. Mirakel? Auch darin ist er den Kathedralen der Vergangenheit ähnlich, daß der Heilige seinen Platz findet und das sei tarne Getier, daß immer noch dem forschenden Blick neue Enthüllungen geschenkt werden und neue Aspekte. Seltsam ist sein Verhältnis zu Händel, dem ebenbürtigen Geistesbruder, den er doch nie gesehen hat: beide Sachsen; beide starr und unbeirrbar im Talent wie im Charakter; bade von ihren Zeitgenos­sen nicht hoch genug gewertet; beide schließlich blind zum Schluß und erst an der Schwelle des j Greisenaltem sterbend. Trotzdem, es ist ein Kontrast j zwischen ihnen wie etwa zwischen Goethe und ; Schiller oder zwischen Wagner und Liszt. Händel ist ganz Dynamik; Bach ist seiner Haupteigenschaft nach statisch. Händel ist extrovert, um es in der Sprache von Freud zu sagen: Bach ist introvert. Die Musik Handels, sie ist eine Musik des Kolossalthea­­ters, aber doch eben des Theaters; die Bachsehe Musik ist noch belastet mit Einsamkeit, selbst wenn sie die Massen mobilisiert und mit Fanfaren dröh­nend zum Angriff leitet. Niemals hat Bach den Grandseigneur gespielt, den Direktor, den Hofmann; niemals hätte er etwa die Fehde mit der italienischen Partei aufgenommen wie Händel in London. Kaum daß er sich einmal entschließt, gegen den sächsischen Landesherrn aufzummken in seinem protestan­tischen Rechtsbewußtsein. Schon die Unzahl von Werken, die zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht wurden, ist Kennzeichen dieser ehernen Unabhängig­keit von allem „Erfolg“. Händel, so könnte man sa­gen, ist ein Bach ohne die Idee des Todes, Bach ist faustisch in der Empfindung, Händel faustisch im Willen. Handels Musik gehört in den Konzertsaal oder auf die Bühne. Nur hn gotischen Dom sind die Messen Bachs zu denken und das Mysterium, das wie eine ewige Lampe sein Innerstes durchleuchtet. tätigungsdrang für die Ideen erfüllt, die sie sich in iliren bisher bloß insgeheim gehegten, jetzt aber so unerwartet zur Wirklichkeit gewordenen Wunsch­träumen zurechtgelegt haben. Die bloße Tatsache, daß diesmal die Jugend in so starkem Maße ins Haus der Volksvertretung einströmt, braucht aber nicht unbedingt erschreckend zu wirken. Körperschaften, bei denen sich die Anzeichen der Vergreisung zeigen, sind bisweilen auf Blutauffrischung angewiesen. Der Innenminister des zweiten Kabinetts Gömbös hat aber ein kluges Wort gesprochen, als er in Szombat­hely erklärte, es sei ein Gebot der politischen Klug­heit, daß, wenn die Zeiten eine neue Generation auf den Plan rufen, sieh dieser Prozeß tunlichst ohne Erschütterungen vollziehe. Da erhebt sieh denn die Frage, in welchem Maße es dem Ministerpräsidenten gelingen wird, im neuen Abgeordnetenhause die Ent­wicklung in solche Bahnen zu leiten. Alles hängt von der Antwort ah, die das Walten des neuen parlamen­tarischen Regierungsapparats auf diese Frage erteilen wird. Julius Gömbös ist Soldat und versteht sich daher aufs Befehlen. Der richtige Soldat weiß aber nicht nur zu befehlen, sondern seinem Befehl auch den Gehorsam zu erzwingen. Der Ministerpräsident wird also den Betätigungsdrang des neuen Elements in sei­ner Partei zu meistern, ihn innerhalb der gebotenen Schranken zu halten haben; er wird das junge Blut an Mannszuoht zu gewöhnen, dem Ungestüm seiner jun­gen Anhänger die Zügel eines ernsten Verantwor­tungsgefühls aufzuerlegen haben. Das ist die Aufgabe, die sieh jetzt seiner Führerbegabung stellt Er hat sich jetzt ein Parlament geschaffen, in­nerhalb dessen er sozusagen die Alleinherrschaft besitzt. Aber um sein großzügiges Reformprogramm in einem Umfange, wie es dem Interesse des Landes frommt, durchführen zu können, wird er auch die Alleinherrschaft innerhalb seiner eigenen Partei an­streben und mit starker Hand zur Geltung bringen müssen. Das braucht ihm wohl nicht erst von der öffentlichen Meinung eingeschärft zu werden. Der Maim, der es zuwege gebracht hat, so wuchtige Hindernisse aus seinem Wege zu räumen, besitzt sicherlich auch das richtige Fingerspitzengefühl für das. was er zur Geltendmachung seines Führer­willens im eigenen Parteirahmen aufzubieten hat. Übrigens stellen auch die ernsten Gebote der inter­nationalen Lage unseres Landes gleiche Anfor-Seiine religiöse Musik ist nuir im Halbdunkel er­faßbar, brausend n den hohen Wölbungen, um go klet von Sonnenstrahlen, die der Purpur der Kirchen­­fenster verschaffet... Unglaublich, wie sich Bach dem Mittel anpaßt und dem Wesen seines Instruments. Verstand regelt den Paßgang der Fugen, kristallhaft geformt sind die Themen und die Durchführung. Aber dieser grü­belnde Methodiker, manchmal wird er ein eleganter Tänzer, der nach modernstem französischen und ita­lienischen Muster seine beschwingten Rhythmen zur Geltung bringt. Manchmal flüchtet er sich ganz ln seinen Traum und entlockt der Orgel, der Geige, Sphärenklänge, frei hinschwebend, wie die zarten Wolken eines Abendhimmels, ungestalt und doch vollendet, Und dieser Träumer, eben noch in sich verloren, plötzlich packt ihn prophetische Verzük­­kung, und im Stampflanz rast er dahin, vom Ge­witter der Ewigkeit umtobt. Eis gibt Kantaten von wunderbarer Süßigkeit, die den Frühling besingen, wie er auf dem Bild von Botticelli erscheint, als lieb­liche Primavera. Es gibt einen überschwänglichen Hochgesang, der „höchsten Liehe“ gewidmet, „allez Wollust Überfluß“, ein seltenes Juwel unter kost­barsten Edelsteinen. Niemand hat aber mit so voll­kommenem Ausdruck Abschied genommen von. allem, was uns hier bedrängte, in letzter Traurigkeit, wie der Meister in den Kantaten, darin es heißt: Gute Nacht, du Weltgetümmel, und: Schlummert ein, ihr müden Augen ... und: Mensch, du mußt ster­ben ... Nur Beethoven oder Brahms waren ähnlich begnadigt, wie Bach in der Arie, die voll seliger In­brunst betet: Ach, wie hungert mein Gemüte, Men­schenfreund nach deiner Güte ... Dieses letzte Wort entblößt auch den Kern dieser so undurchdringlichen Natur, es schafft auch die Brücke zur Gegenwart. Auch wir hungern wie er nach diesem verlorenen Paradies des Humanismus. So wie damals das Chaos über Deutschland unheil­bar schien, und doch schon in Weimar, gerade dort, wo Johann Sebastian wirkte, heünlich das Funda­ment gelegt wurdte zu neuen Entwicklungen, so kann es auch sein, daß gerade in der äußersten Bedrängnis sich allgemach neue Energien sammeln. Feuilleton. Bekenntnis zu Bach. Von I>r. ERNST BENEDIKT (Wien). Es ist bei Johann Sebastian Bach, wie bei allen Übermenschen die Vereinigung des Gegensätz­lichen, die das Gesamtbild nicht zersplittert, son­dern in seiner Erhabenheit noch steigert. 1st er protestantisch? Ist er katholisch? Beides vermag er; Dem Luther-Choral gibt er die Feierlichkeit des reinsten Sich-Bekennens, und den Reformations­gesang: Eine feste Burg ist unser Gott, läßt er von seinen Chören erdonnern, als spräche der Reiigions­­gründer aus seinem Munde. Aber auch die katho­lische Messe — nur Beethoven hat sie ebenso weit schöpferisch, mit solcher Gotlvatergebärde ange faßt — und das katholische Geheimnis, das Incar natus, klingt, als würde — um ein Wort Goethes zu wiederholen — der Weltgeist selber mit sich rau­nen und beraten, als wäre der Drang nach Erlö ung aller Kreatur in diese Schwermut eingegossen. Ein Christ war er, und die Kreuzigung, die Marterung die Grablegung — nicht zu beschreiben, welchen Gemütsinhalt der Dichter Bach hier verströmen läßt, und wenn Millionen Werke der Zeitlichkeit an­heimfallen, der Moment wird unsterblich bleiben, wo sie den Leichnam langsam in die Gruft versen­ken und die Töne wie gehauchte Tränen auf die Bahre fallen, immer leiser, immer dunkler ins Über­wirkliche, ins Unwirkliche ... Bis plötzlich die Erde birst, in dem Trompeten- und Paukenjubel der Auferstehung. Er ist mitteninne also zwischen Jenseitigkeit und strotzender Vitalität, zwischen Machtwillen und Demut, zwischen der Gottestrun kenheit eines Jakob Böhme, eines Meister Ekkehard und dem Rationalismus seines Zeitalters. Er ver­knüpft den Stil der polyphonen Gestaltung mit dem ( der keimenden, in sich geschlossenen Melodie. Sein j Einzigartiges, das ist auch die Freiheit zwischen dieseu Stilen, mit denen er in seinen Phantasien 1

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