Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. június (82. évfolyam, 124-145. szám)

1935-06-01 / 124. szám

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Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Qyőri & Hagy, Harsányi, Haasenstein & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Hagy. hirdető­­iroda, Rlosse Rudolf A-Q., Julius Tenzer. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller, für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochen­tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Administration: 3LÄRIA VAIzERIA-UCCA 15i. Telephone: Redaktion: 848—20. Nach Mitternacht: 848—26. Administration: 849-i09. 82. Jahrgang. Budapest, Samstag, 1. Juni 1935. Nr. 124 Auslandschau» — 1, Juni. — Das Kabinett der „breiten Koalition“ in Frankreich. Der neue Mann der französischen Politik, Fer­nand Bouisson, hat die erste Klippe seines neuen Amtes glücklich umschifft. Es ist ihm gelungen, in wenigem Stunden ein Kabinett zu bilden, das in der Kammer auf große Mehrheit rechnen und sogar hoffen kann, mit den Vollmachten ausgestattet zu werden, die dem früheren Ministerpräsidenten Flandin verweigert worden sind. Hiezu war es vor allem notwendig, die Basis der Regierungskoalition nach links zu erweitern, denn auif andere Weise war es unmöglich, die Befürchtungen der großen Mehr­heit der Radikalen wegen eines „antidemokratischen Handstreichs“ zu beseitigen, zu dem die Sonder­vollmachten der Regierung Anlaß geben könnten. Bouisson hat diese Aufgabe gelöst; er war vielleicht der einzige. Mann, der sie lösen konnte, ohne zum alten Kartellgedanken zurückzukehren und dadurch wieder die Rechte zu verstimmen. Bouissons erster Plan bestand darin, eine ganz breite Koalition von Tardieu bis zu den Sozialisen zustande zu bringen. Dieser Plan kennte nicht verwirklicht werden, denn einerseits lehnte Tardieu (dessen Parteigenosse Reynaud ein bekannter Vorkämpfer der Franc­­abwerlung ist) die Beteiligung ab, andererseits waren auch die Sozialisten nicht dafür zu haben, sich der Koalition als Partei anzuschließen. Sie de­legierten ihren Mann Frossard sozusagen nur als Privatperson br die Regierung, die jedoch auf diese Weise, wenigstens bis auf weiteres, gegen An­feindungen vor) links gefeit ist. (Die Zahl der Kom­munisten ist zu gering, um sie als einen ernsten Oppositionsfaktor erscheinen zu lassen.) Während aber der Linkscharakter der neuen Regierung durch die Heranziehung von Leuten wie Frossard, Lafont, Faganon usw stark herausgestrichen ist, hat es Bouisson andererseits nicht versäumt, sein Kabinett durch starke rechtsstehende Persönlichkeiten wie Marin und Marschall Pétain und durch die aner­kannte Finanzautorität Caillaux zu stärken. Um das Finanzportefeuille entstand übrigens die erste Schwierigkeit des neuen Kabinetts. Der radikale Ab­geordnete Palmade, der für diesen Posten ausersehen war, nahm diesen Auftrag nicht an. An seiner Stelle sprang dann Caillaux selbst ein, dessen Autorität an der Spitze des Finanzministeriums besonders guten Eindruck macht. An der bereits veröffentlichten Ministerliste wurde noch eine Änderung vorgenom­men: das Ackerbauportefeuille übernahm an Stelle des Senators Roy der bisherige Arbeitsminister Jacquier. Alles in allem hat die neue Regierung eine starke Papierform und dürfte, wenn sie gut ma­növriert, das Vertrauen der Kammer in so hohem Maße gewinnen, wie es angesichts der schwierigen Aufgabe der Finanz- und Währungssanierung not­wendig erscheint. Was das Programm Bouissons anbelangt, so scheint vor allem festzustehen, daß er an der Wert­­besländigkeit der Währung unter allen Umständen festzuhalten wünscht und auch den Kurs der fran­zösischen Außenpolitik unverändert erhalten wird. (Während der kurzen Krise 'ist Lavals Posten für keinen Augenblick in Frage gestellt worden.) Was die Herabsetzung der Gehälter und Pensionen an­­belangt, dürfte die neue Regierung weitgehende Pläne haben. Hierauf deutet das Fernbleiben des .Pensionsministers Rivollet aus der neuen Kombina­tion, der persönlich ein intransigenter Vertreter der Frontkämpfern! teressen war. Die' rasche Lösung der Krise und die eindeutige finanzpolitische Einstellung der neuen Regierung sind Faktoren, die geeignet erscheinen, das Vertrauen in die Stabilität des Franc wieder zu festigen und der Spekulation Bedenken einzuflößen. Die meisten französischen Blätter (mit Ausnahme der abwertungs­freundlichen) begrüßen auch in diesem Sinne den neuen Mann und sein Kabinett. Le Matin verzeichnet mit Befriedigung die Tatsache, daß alle Vorkämpfer der Abwertung von der Regierung ferngehalten worden seien, deren wesentliches Programm die Verteidigung des Franc und die Erlangung von Voll­machten zur besseren Verteidigung der Währung sei. Die gefundene Formel sei ausgezeichnet und beruhigend. Le Journal erklärt, der neue Ministerpräsident werde von der Kammer verlangen, daß sie ohne Reden und ohne irgendwelche Abänderung den Wortlaut des Vollmachten­antrages entnehme, über den das Kabinett Flandin gestürzt sei. Das neue Ministerium habe einen energischen Chef, die Vollmachten und. die kommenden Parlamentsferien würden eine bedeutende Handlungsfreiheit erschließen. L’Echo de Paris schreibt, man müsse der Regierung wegen ihrer ungeheuren Verantwortung und wegen der Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen halben werde, ein günstiges Vorurteil entgegenbringen. Keine Reden, son­dern Handlungen! Diese Formel werde dem französischen Volk gefallen. Le Petit Journal, das die Abwertungsthese vertritt, schreibt, Flandin habe durch seinen Mangel an Energie und an Entschlußkraft kein Anrecht auf die Vollmachten gehabt. Seitdem Flandin zurückgetreten sei, habe die Panik aufgehört und die Rentenkurse seieii wieder gestiegen. Wir werden, so erklärt das Blatt, die Versuche der Regierung Bouisson zur Wiederherstellung der finanziellen Ordnung und Wiederherstellung der Wirtschaft mit Sympathie ver­folgen. Journée Industrielle schreibt, die Aussichten der Spe­kulation gegen den Franc beruhten bisher auf zwei Mög­lichkeiten, der Haushaltskrise und der Regimekrise. Die Frage sei, ob Bouisson beide Krisen lösen werde. La Republique erklärt, die Deflation müsse jetzt auf alle Gebiete, also nicht nur auf den Staatshaushalt, son­dern auch auf die Privatwirtschaft ausgedehnt werden. Le Quotidien 'hält Bouisson nicht für den richtigen Mann am richtigen Platze. Das Blatt'bemerkt, es sei ein außerordentlich bedenkliches Zeichen, daß der bisherige Kammerpräsident selbst als Regierungschef Vollmachten gegen die Kammer beantragen werde. Wenn Herriot auf der Linken nicht mehr die Verteidigung des Parlaments übernehme, wer soll dann noch das Parlament vertei­digen? Bouisson steige von seinem Präsidentensessel herunter, um die Verfassung im Stich zu lassen. Herriot sei seinerzeit heruatergestiegen. urr> sie ?•; verteidigen. Diskussionen um den Lüftpakt. Die gestrige Debatte des englischen Unterhauses bedeutet vielleicht den Beginn einer neuen Phase der diplomatischen Friedensarbeit zwischen den Groß­mächten. Die Taktik scheint dabei noch nicht klare Form gewonnen zu haben, man befindet sich im Stadium der ersten Vorbereitungen und selbst der parlamentarische Auftakt im englischen Parlament scheint dem Foreign Office nicht sonderlich ange­nehm gewesen zu sein. Weniger wegen des Inhalts der Reden, die dort gehalten wurden — die Regie­rang fand im großen und ganzen .eine freundliche Stimmung —, sondern wegen der Tatsache der Debatte selbst. Sir John Simon bemühte sich offenbar, der Debatte einen „diskreten“ Charakter zu verleihen und suchte die Redner der Regierungspartei und der Opposition wiederholt auf, um sie zu bitten, ihren Ausführungen keinen allzu breiten Rahmen zu ge­ben. Die grundsätzliche Wendung, die die beginnen­den Verhandlungen über den Luftpakt bedeuten, ist trotzdem aus den Reden klar genug hervor getreten. Nach einigen Monaten, während deren die west­lichen Großmächte auf der Basis eines umfassenden Programms der Organisierung der europäischen Sicherheit mit Deutschland zu einer Einigung zu kommen suchten, will man offenbar ein Teilproblem herausgreifen, das die größten Chancen der Reali­sierung besitzt. Offensichtlich stellt diese Richtungs­änderung der diplomatischen Arbeit einen Erfolg Deutschlands dar, denn England scheint sich dazu entschieden zu haben, die von Deutschland bezeich­­nete Verhandlungsgrundlage anzunehmen. Bekannt­lich hat Deutschland aus dem gesamten Komplex des Londoner Programms der französischen und englischen Staatsmänner nur den Luftpakt als eine sofort zu beratende Idee aufgegriffen, und zu dieser Erklärung gesellte sich in der letzten großen Rede Hitlers noch der Vorschlag, ein internationales Ab­kommen über die Beschränkung des Bombenabwurfs zu schaffen. Das sind auch die beiden Themen, über die die englische Regierung jetzt mit den übrigen Westmächten und mit Deutschland selbst in Fühlung treten will, „auf diplomatischem Wege“, wie Sir John Simon gestern sagte. Diese letztere Bemerkung bedeutet wohl, daß man nach den vielen Enttäu­schungen der jüngsten Zeit keine Konferenzen riskieren wi,ll, ehe nicht die Einigung der Beteiligten durch Verhandlungen über die Botschaften vorher gesichert ist. In dar Unterhausdebatte ist auch klar zum Ausdruck gekommen, daß die Chancen eines Luft-Locarno im Augenblick größer sind als die einer Abrüstung zur Luft. Doch will die englische Regierung auch dieses Ziel nicht ganz aus den Augen verlieren. Obwohl die englischen Minister gestern mit­teilten, daß die englische Regierung auch bei den Luftpaktverhandlungen in enger Fühlung mit der französischen vorgehen, so zeigt sich in Frankreich doch eine gewisse Nervosität. Der Außenpolitiker des Echo de Paris schreibt, eine Sonderiverhandlung über den Luftpakt möge noch hin­gehen. Dieser Vertrag und der Donaupakt müßten jedoch gleichzeitig unterzeichnet werden. Wenn es den Deut­schen gelänge, mit England ein Flottenabkommen zu schließen, dann würde sich das Londoner Kabinett da­mit noch mehr von Frankreich und Italien entfernen. Es werde wohl nicht dazu kommen, daß man durch einen westlichen Luftpakt Frankreich von Osteuropa trenne. Aber die Stimmung sei einem aktiven und allgemeinen Schutz des europäischen Friedens sicher ungünstig. Eng­lands Entschlossenheit zur Aufrüstung verliere durch willkürliches Zögern und Schwanken des englischen Premierministers ihre vorbeugende Wirkung. L’Oeuure erklärt, das Foreign Office scheine sehr wohl zu begreifen, daß, die europäischen Länder eine Zeit diplomatischer Manöver eintreten. Deutschland suche Zeit zu gewinnen, England von Frankreich wegzulösen, und Italien wieder zu einer Deutschland günstigeren Haltung zu bestimmen. La Republique schlägt vor, Frankreich möge auf Luftpaktverhandlungen eingehen, deren Ergebnis aber in der Schwebe bleiben müsse, bis die französischen Forde­rungen erfüllt seien. Der augenblickliche Stand der diplomatischen Besprechungen wird unter Umständen durch eine andere Tatsache beeinflußt werden. , Nach einer Meldung des Daily Telegraph, der bekanntlich sehr gute Beziehungen zum englischen Auswärtigen Amt aufweist, habe Hitler seine wichtige Erklärung über die Friedenssicherungen in Osteuropa zurück­genommen. Bekanntlich hatte sich der deutsche Reichskanzler in seinen letzten Reden zwar gegen den Abschluß von gegenseitigen Hilfeleistungspakten ausgesprochen, sich jedoch bereit erklärt, Nicht­angriffspakte mit den Nachbarn Deutschlands ein-' zugehen. Nun soll der deutsche Botschafter in Lon­don Sir John Simon mitgeteilt haben, daß Deutsch­land auch solche Pakte nicht abschließen würde, falls die Nachbarstaaten mit dritten Ländern Ab-1 kommen von der Art des französisch-russischen oder tschechisch-russischen treffen. Sollte sich diese Nachricht bewahrheiten, so müßte sie zweifellos eine Verschlechterung der Stimmung mit sich brin­gen, denn sie würde eine weitere Verengung, der an sich schon recht schmalen Verhandlungsgrundlage darstellen, die Deutschland zu akzeptieren bereit ist. -• - Copyright by United Press. Die Zukunft der NM. Von K. W. Graf KEYSERLIN GK. I. | Washington, 28. Mai. Die Vereinigten Staaten, die noch vor 24 Stun­den eine staatlich geregelte Wirtschaft besaßen und sich mehr und mehr zu einem Lande mit mächtiger, zentraler Regierangsgewalt entwickelten, sind heute, wenigstens dem Namen nach, wieder ein freier Bun­desstaat. Die gestrige Entscheidung des Bundes­gerichts hat das gesamte Gebäude von 567 NRA­­Codes, die 3 Millionen Wirtschaftsunternehmungen mit 22 Millionen Arbeitern erfaßten, in seinen Grund­festen erschüttert. Die Unternehmer können auf Grund der Bundesgerichtsentscheidung alle Codebesitim­­mungen über Löhne und Arbeitszeiten straflos ver­letzen. Bezeichnenderweise hat diese plötzliche Wand­lung auf die Börse einen ausgesprochen günstigen Einfluß ausgeüfot, von dem vor allem die Aktien der­jenigen Unternehmungen, für deren Prosperität die Lohnfrage von entscheidender Bedeutung ist, profi­tiert haben- Es sind dies vor allem die 'Warenhäuser, die öffentlichen Versorgungsbetriebe usw. Die Bun­­desgerichtsentscheidunig gibt den Unternehmern aber auch volle Freiheit darüber, ob sie das Recht der Arbeiterschaft auf Kollektivverhandlungen über Arbeitsfragen anerkennen wollen oder nicht. Sie können wieder, wie früher, einseitig ihre Betriebs­gewerkschaften unterstützen und die Zusammen­arbeit mit den unabhängigen Gewerkschaften ab- Jehnen, wenn ihnen das als vorteilhaft erscheint. Auch dies hat sich an der heutigen Börse ausgewarkl in Kurssteigerungen der Werte solcher Unter­nehmungen, die in Kollektivverhandlunigen mit den unabhängigen Gewerkschaften einengende Bindun­gen auf sich nehmen hatten müssen. Auf der anderen Seite sind die Baumwollnotierungen zurückgegangen, da ja auf Grund der Bundesgerichtsentscheddung

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