Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. július (82. évfolyam, 147-172. szám)

1935-07-02 / 147. szám

PREIS 16 HELLER Abonnement t iRr Budapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und ihr das Inland Morgen* und Abendblatt; Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Borgenolott allein vierteljährlich >11 P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Morawa 4 Co., L, Wollzeile 11. Für das Ausland mit direk­ter Kreuzbandsendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen 20 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtllohen ausländischen Potiämtern entgegengenommen. Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurtickgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortetPESTER LLOYD MORGENBLATT rnj V v / V & Inseraten Aufnahme: In Budapest in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bnreaus: Balogh Sinder, I. Blooknor, J. Blau, Boros, Braun, loset Erdős, Győri 4 Nagy, Harsányt, Haasensteln 4 Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Megy. hirdető­­iroda, Bosse Rudolf A.-Q., Julius Tenzer. Einzelnummer tür Budapest nnd tflr die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt io Heller. Fhr Oeeterreloh : Morgenblatt an Wochen­tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Administration t Y„ MÁRIA VAI.ÉRIA-UCCA 1* Telephone: Boi aktion: 848-30. Booh Bltternaohtfc 848—26. Administration: 849-08- ' 82, Jahrgangs Budapest, Dienstag, 2. Juli 1935< Nr. 147 Um Arbeitsamt und Völkerbund. Von ALDO DAMI (Genf). In den Wandelgängen der Internationalen Är­­beitskonfernz begegnete ich neulich dem Arbeit­­nehmerdelegierten von ... Sein Land ist schließlich gleichgültig. Sagen wir, er vertritt die Arbeiterschaft von Afghanistan, Liberien oder auch Albanien, das Herrn Justin Godart besonders ans Herz gewachsen ist. — Sehen Sie, sagte mir dieser ausgezeichnete Mann, in der Arbeitsorganisation wie im Völkerbund oder im Institut für geistige Zusammenarbeit haben wir uns zu große Ziele gesteckt. Wir sind einem dreifachen Übel anheimgefallen. Zunächst die geo­graphische Universalität, die fixe Idee, daß wir an alles herantreten müssen, und ihre unvermeidliche Folge — das System der Ausschüsse, der Unteraus­schüsse, der Sachverständigenausschüsse, dann die Rettungsmethode der „Vertagung“, d. h., die ver­kappte Beerdigung der allzu zahlreichen Probleme, die wir alle umfässen möchten, aber die wir schließ­lich, und ist das dritte Übel, in einem Meer von Papier und Drucksachen ersticken. Ich habe mir die Mühe genommen, eine kleine Berechnung aufzustel­len. Nun, sollten Sie cs fertigbringen, die getippten Dokumente des Arbeitsamtes seit seinem Bestehen, U; h. seit 1919, aufeinanderzuhäufen, sie würden die Höhe des Himalaya zweimal überragen. Wohl­gemerkt, Sie dürften jedes Dokument nur in einem einzigen Exemplar dazu verwenden. Die 40-;Stunden-Woche interessiert Sie beson­ders? Mein Herr, ich hin ein Arbeitnehmerdelegicr­­ter, mich können Sie keinesfalls der Gleichgültigkeit beschuldigen. loh habe dafür gestimmt. Wollen wir aber Illusionen und Theorien beiseite lassen, dann stellt es sich gleich heraus, daß die Abstimmung eine rein platonische war. Wie soll die 40-Stunden-Woche verwirklicht werden, haben doch die meisten Län­der nicht einmal die 48- Stunden eingeführt, obschon sie das Übereinkommen von Washington ratifiziert hatten, während die anderen Staaten zwar seiner­zeit für die Konvention gestimmt, sie aber niemals ratifiziert haben. Gehen Sie mal, bitte, nach Indien, nach Japan, meinetwegen nach Deutschland, und schauen Sie selbst. — Wenn Sie die Meinung Ihres ergebenen Die­ners hören wollen, so bin ich fest überzeugt, man hätte über die 40-Stunden-Woohe entweder in einer Zeit der ungetrübten Prosperity verhandeln müssen, oder aber in der größten Krisennot, als über ein Mit­tel, das Abhilfe bringen sollte. Man hat aber die Dis­kussion solange hinausgedehnt, bis gewisse Zeichen einer wirtschaftlichen Besserung eingetreten sind. Oh, einer sehr schwachen, ich hin der erste, das zuzugeben, aber sie genügte doch, um den Ärger der Arbeitgeber heraufzubeschwören gegenüber einer Maßnahme, von der sie befürchten, sie könnte das gesamte Wirtschaftsleben wieder umstoßen und uns in den Zustand zurückwerfen, aus dem wir uns gerade erst mühsam einigermaßen herausgetumt haben. — Das ist nicht alles. Wie ich -soeben gesagt habe, verliert sich die Arbeitsorganisation in einer Unmasse von Konventionen und Empfehlungen, die meistens auf dem Papier bleiben. Es gibt Länder, die an der Konferenz zu allem Ja und Amen sagen, deren Parlamente aber, wenn sie überhaupt solche be­sitzen, noch nie etwas ratifiziert haben. Dann gibt es die andere Kategorie, wie Griechenland und die süd­amerikanischen Staaten, die alles blindlings ratifizie­ren, was ihnen vorgelegt wird, sie werden sich aber schön hüten, die Übereinkommen anzuwenden ... Und was.sollten sie auch tatsächlich anwenden? Alle Übereinkommen sind „universell“ — warum? vielleicht aus dem atavistischen Hang zur Symmet­rie, den die Enzyklopädisten uns hinterlassen haben — aber da sie einmal universell sein müssen, hängt ihre praktische Anwendung von einer gewissen Zahl von Ratifikationen ab. Es kann leicht Vorkom­men, daß beispielsweise das Schicksal eines Überein­kommens über die Arbeit in den Glashütten von einem entlegenen Staat abhängen wird, der über­haupt keine Glashütten besitzt. Oder er besitzt gerade eine einzige, kümmert lieh aber nicht um das neue Gesetz, da es ohnehin keine internationale Kontrolle gibt, oder — nehmen wir Brasilien als Beispiel — die Regierung erläßt zwar die entsprechenden De­krete, aber der Unternehmer, viele tausend Meilen von Rio entfernt, schlägt ihm ein Schnippchen und beutet die Neger und die Mestizen unentwegt weiter aus. — Glauben Sie, mein Herr, uvir wollten eben zu Großes schaffen. Der Inder, der chinesische Kuli, der japanische Arbeiter, die mit einer Handvoll Reis zufrieden sind, sie haben nicht dieselben Bedürf­nisse wie wir. Der englische Arbeiter trinkt Gin, der französische will seinen Rotwein und sein „Apéro* haben, der italienische beschränkt sich auf den Wein, der Belgier trinkt Bier, der deutsche Arbeiter Was­ser. Wie sollte man zum Beispiel die Arbeitsbedin­gungen der Industrie auf die Landwirtschaft anwen­den können, wo doch die Landarbeiter ihre Arbeits­stunden nach dem Gang der Sonne regeln müssen, nach dem Regen, und überhaupt nach den Jahres­zeiten, oder nach den Jahrmarktstagen? Würden Sie es für möglich halten, daß die Schweiz gezwungen war, das Übereinkommen über die Arbeit der See­mannschaft anzunehmen und auch die Konvention über das Einfangen der Walfische? Mit dem gleichen Recht könnte Holland in der Lohnfrage der Glet­scherführer ein Veto einlegen, oder es könnte auch gezwungen werden, die Zahl seiner Bergartillerie herabzusetzen. Wir werden bald erleben, daß jedes Land die Konvention über das Herstellen des Port­weines ratifizieren wird, mit Ausnahme von Portu­gal, während die Sandwich-Inseln die einzigen sein werden, die sich weigern, über die Arbeitszeit der Bäcker und der Metzger abzustimmen oder über die Arbeitsbedingungen in den Gänseleberpastetenfabri­ken zu verhandeln. Und nicht anders steht es mit dem Völkerbund, Was zum Teufel mußte man ihn mit allerhand Auf­gaben belasten, die ihn nichts angehen, wie der O p h u n v erb rauch oder de*' Frauenhandel, und wie die Dinge alle heißen. Irgendjemand mußte allerdings die Spesen bestreiten, damit die Herren Delegierten sich nach Buenos Aires einschifften, um dort höchst persönlich die Zustände in gewissen behördlich kon­trollierten Einrichtungen zu untersuchen. — Damit Sie nicht denken, ich bin irgendwie voreingenommen nehmen wir die Opiumfrage. In einem einzigen Jahr, 1925 war es^ hat man 25.000 Seiten vollgeschrieben, um die verschiedenen Kon­ventionen unter’s Dach zu bringen. Sie wurden ange­nommen, aber die Mohnplantagen blühen in Persien weiter, in China raucht jeder sein Pfeifchen wie früher, Japan hat seine Lieferungen keineswegs ein­gestellt — es kennt viel zu gut seine Interessen! —, in den schweizerischen und deutschen Fabriken wer­den Kokain und Heroin mit vervol:!kommten Me­ i Feuilleton. Zweckmäßig administrierte Wild­romantik bringt hohe Zinsen. Von MARGIT VÉSZI (New York). Mit freudiger Genugtuung las ich in den unga­rischen Zeitungen die erstaunlich-günstige Statistik des Fremdenverkehrs während der Pfmgstfeicrtage in Budapest: Gottlob, man weiß heute schon daheim, wie Touristen herbeigelockt werden können und wie ihr Aufenthalt so fesselnd und genußreich gestaltet werden kann, daß sie mit einem begeisterten „Auf­wiedersehen“ sich verabschieden! Das ist ein ausgezeichneter Anfang, mit der Zeit wird ja Ungarn zweifelsohne noch dazulemen, seine in der Welt einzig dastehenden ethnographischen Sehenswürdigkeiten auch dezentralisiert an Ort und Stelle den Besuchern zu präsentieren, und durch Schaffung von tadellosen Fahrstraßen, erstklassigen Hotels und besonders durch riehtig-ausgewählte und raffiniert-kombinierte Programme — die sich, zu Rundreisen organisiert, ineinander fügen — den Fremden auch zum Kennenlernen des ganzen Lan­des zu veranlassen. Was selbstverständlich noch mehr gutes ausländisches Geld in die Adern unseres rekonvaleszenten Wirtschaftsorganismus hinein­pumpen würde. . . Schaffung von Fremdenverbehrsmittelpunkten und ihre richtige Ausnützung in einer Art, daß der Besucher möglichst viel Geld dortläßt und dabei die Überzeugung behält, auf seine Rechnung gekommen zu sein, sind in den Vereinigten Staaten zu einer förmlichen Wissenschaft geworden. Wobei der Kon­kurrenz der privaten Initiative der breiteste Raum gewährt wird, die —- wenn es sich um Erfindungs­gabe und Beweglichkeit handelt — stets mehr leisten kann, als offizielle, staatliche Unternehmungen. Die Regierung liefert erstklassige Wege und erklärt die besonders großartigen Landschaften für „National Parks“, womit deren Eigenart geschützt bleibt und unverändert bewahrt werden muß. Alles andere wird aber zur richtigen Ausnützung geradezu genialen Fachleuten überlassen, die zuweilen auch dort, wo eigentlich nichts vorhanden war, was einzigartig und sehenswert gewesen wäre, Einzigartiges und Sehens­wertes erfinden, erschaffen und kunstvoll bis zum höchsten Grade ausheuten. Wie aus dem 'Nichtvorhandenen ein Schatz er­schaffen werden kann? Nehmen wir zum Beispiel die Santa Catalina- Insel in Kalifornien, zwanzig Meilen weit vom Hafen von Los Angeles im Stillen Ozean. Sie war im Urzu­stände eine fast kahle, siebzig Meilen lange, hohe Bergkette, die an Schönheit die übrigen Hunderte von Plätzen an der Westküste keineswegs übertraf. Sie gehörte bis vor achtzehn Jahren einer Gesell­schaft, die dort nach Gold grub. Gold ist ja auch vor­handen, aber nach den ersten günstigen Grabungen stellte es sich heraus, daß die Adern kurz sind und ihre Fortsetzung nur in solch enormer Tiefe aufzufinden wäre, daß ihre Ausbeutung sich viel zu kostspielig gestalten würde. (In dem gelobten Lande Kalifor­nien gibt es namentlich zu viel Gold, das leicht er­reicht werden kann, und so bemüht man sich gar nicht, kostspieligere Gruben auszunützen. Es gibt Stellen, wo in uralten Zeiten das Wasser Goldgeröll von irgendwo, aus großer Entfernung, auf die Ober­fläche der Erde hinschwemmte, das heute nur auf­geklaubt werden muß. Ist aber der Vorrat erschöpft, gräbt man vergebens weiter, kein Körnchen Gold wird je an derselben Stelle gefunden. Es gibt auch Tausende von kurzen und von unendlich dicken und harten Steinschichten unterbrochene Adern, — und diese beide Arten von trügerischen, weil im Anfang kolossale Goldmassen versprechenden Fundstellen kosteten schon so manchen Unternehmern ihr gan­zes Vermögen, die oft mit tragisch endendem seeli­schen Zusammenbruch der Enttäuschten verbunden waren... ^'■■■• Als auch auf Catalina sich die großen Hoffnun­gen der Goldgräber zerschlugen, kaufte sich gegen einen Pappenstiel die ganze Insel ein „outsider“, der „Kaugummikönig“ Mr. Wrigleg aus Chicago, der seine unzähligen Millionen einer großartigen Erfin­dung zu verdanken hatte: er fabrizierte nämlich jene dünnen Ginnmisoheihen, die mit verschiedenen Gerüchen parfümiert sind und stundenlang im Munde hin- und hergeschoben werden können. (Nach Gebrauch pflegen die Schlechterzogenen sie, zu mei­nem Entsetzen, unter die Tischplatte oder unter den Stuhkitz zu kleben!) Wo immer man sich befindet, im Theater, auf der Straße oder auf der Eisenbahn, bewegen sich die Unterkiefer der Mitmenschen ohne Unterlaß, so daß der Fremde das Gefühl bekommt, sich in einer Welt, bevölkert durch eine exotische Abart von Wiederkäuern zu befinden... Nun, ein jeder, der Gummi kaut, bereichert Herrn Wrigley, d. h., seit seinem vor zwei Jahren erfolgten Tod, seinen Sohn mit einem Gent! Und da seit undenkbaren Zeiten die meisten Amerikaner Gummi zu kauen pflegen, konnte sich der Kaugummikönig aus den vielen Millionen von Cents Paläste, Jachten, Kunstschätze und Villen in Hülle und Fülle kaufen; — als er aber schon alles hatte, empfand er das Bedürfnis nach einem eigenen Land. Und so kaufte er sich die öde Insel Catalina. Als geriebener Geschäftsmann war er sich voll­kommen bewußt, daß geschickte und ausdauernde Reklame der Menschheit einfach alles einzureden vermag und darum organisierte er in Zeitungen, im Radio, in den Eisenbahnen usw. eine so energische, ja aggressive Verherrlichung seiner Insel, daß heut­zutage gewissenhafte Reisende sich schämen würden, aus Kalifornien heimzuikehren, ohne Catalina be­sichtigt zu haben. Was bietet nun Mr. Wrigley seinen Kunden, und wie bringt er es fertig, ihren Taschen möglichst viel Geld zu entlocken und ihnen dabei die Illusion zu geben, daß sie auf ihre Kosten kamen? Die Ant­wort ist so lehrreich, daß ich es hier erzählen will, — wobei aber betont werden muß, daß die vielfach nur dem amerikanischen Geschmack zusagenden, naiven Übertreibungen in einem anderen Lande undenkbar sein würden ... Es soll hier nur gezeigt werden, wie aus einem Ort, wo eigentlich nichts Sehenswertes vorhanden war, durch richtige psychologische Kennt­nis der Klienten ein fabelhaft gutgehender Mittel­punkt des Fremdenverkehrs gemacht werden konnte.

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